Kaulbach | eLexikon | Bildende Künste - Malerei - Neuere deutsche Maler
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- ️Tue Oct 15 1805
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Kaukasus - Kaulbach
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6 Artikel | Textanfang / Anzahl Wörter |
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Kaulbach | 1) Wilhelm von, Maler, geb. 15. Okt. 1805 zu Arolsen, erhielt von seinem Vater, einem Goldschmied / 1627 |
Kaulbach _2 | 1) Friedrich, Porträtmaler, geb. 1822 zu Arolsen, bildete sich von 1839 an im Atelier seines / 352 |
Kaulbach _3 | # Friedr., Maler, geb. 8. Juli 1822 in Arolsen, studierte 1839–45 die Malerei bei seinem Vetter / 122 |
Kaulbach _4 | # Friedr. August von, Maler, Sohn des vorigen, geb. 2. Juni 1850 zu München, an der Kunstschule / 227 |
Kaulbach _5 | # Herm., Maler, Sohn Wilhelms von K., geb. 26. Juli 1846 zu München, war daselbst Schüler Karl / 155 |
Kaulbach _6 | # Wilh. von, Maler, geb. 15. Okt. 1805 zu Arolsen, besuchte seit 1821 die Akademie zu ^[Artikel, / 919 |
Kaulbach
3 Seiten, 3'402 Wörter, 24'278 Zeichen
Bildende Künste — Malerei — Neuere deutsche Maler
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Titel
Elemente zu Kaulbach:1) Wilhelm von, Maler, geb. 15. Okt. 1805 zu Arolsen
1) Isis, Venus, Italien und Deutschland; 2) Moses, Solon
2) Friedrich, Maler, Neffe des vorigen
3) Friedrich August von, Sohn des vorigen, Maler
4) Hermann, Maler, geb. 26. Juli 1846 zu München
Kaulbach,
Arnstein - Aromatische
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Arolsen.1) Wilhelm von, Maler, geb. 15. Okt. 1805 zu Arolsen, [* 2] erhielt von seinem Vater, einem Goldschmied und Kupferstecher, den ersten Unterricht im Zeichnen und besuchte seit 1821 die Kunstakademie zu Düsseldorf, [* 3] wo besonders Cornelius und Mosler sich seiner Ausbildung annahmen. Als Cornelius 1825 nach München [* 4] gegangen war, folgte ihm Kaulbach, nachdem er wegen Mißhandlung eines Mitschülers von der Akademie verwiesen worden war. Im nächsten Jahr malte er im Stil des Cornelius das Deckengemälde: Apollon [* 5] unter den Musen [* 6] im großen Saal des Odeons und in den Arkaden des königlichen Hofgartens die symbolischen Figuren der vier Hauptflüsse Bayerns: des Rheins und Mains, der Donau und der Isar, sowie die Gestalt der Bavaria.
Die bald darauf von ihm gemalten 16 Wandbilder zur Fabel von Amor und Psyche im Palast des Herzogs Max in München zeichnen sich durch einfachen, antikisierenden Stil aus. Eine Vermittelung zwischen der Grundrichtung seines Wesens und dem strengen Stil seiner Schule bahnte er an in einigen Entwürfen aus der deutschen Geschichte (1830 und 1831); weiter durchgeführt findet sich diese vermittelnde Richtung in den Wandbildern im Königsbau, wo im Thronsaal der Königin zwölf Darstellungen aus Klopstocks »Hermannsschlacht« und »Hermanns Tod« nebst vier solchen aus Klopstocks Oden, im anstoßenden Salon acht Wandgemälde aus Wielands »Musarion« und »Grazien« von Förster nach Kaulbachs Zeichnungen und im Schlafsaal der Königin 36 Wand- und Deckengemälde nach Goethes Dichtungen von Kaulbach selbst ausgeführt sind. Kaulbach hatte sich inzwischen auch mit Liebe dem Studium Hogarths zugewendet, und eine Reihe von Zeichnungen: Schillers »Verbrecher aus verlorner Ehre« und zu Goethes »Faust« waren die Frucht dieses Studiums.
Romanzement - Römer
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Römer.Eine andre, durch den Kupferstich von Merz bekannte Komposition von Kaulbach stellt Egmont und Klärchen nach Goethe dar. Sein Hauptwerk aus dieser Zeit ist das ebenfalls von Merz gestochene Narrenhaus, dessen erste Idee auf die Düsseldorfer Zeit zurückgeht, wo er in der Kapelle des Irrenhauses einige Engelsfiguren malte und dabei auch Studien nach den Irren machte. Noch während dieser letztere Arbeit beschäftigte den Künstler eine großartige Komposition, die 1834 vollendete Hunnenschlacht, welche die Sage von dem Kampf zwischen den Geistern der gefallenen Hunnen und Römer [* 7] vor den Thoren Roms darstellt.
Die Darstellung ist voll Charakter, Lebendigkeit, Feuer und Schönheit. Eine nach den ersten Entwürfen in Sepiaton ausgeführte Ölwiederholung größern Maßstabes kam in die Kunstsammlung des Grafen von Raczynski zu Berlin [* 8] (jetzt Nationalgalerie) und ist von Thäter und Jacoby gestochen worden. Im Winter 1837/38 schuf er eine zweite große heroische Komposition, die Zerstörung Jerusalems durch Titus. Auch in diesem Bild ist eine ungewöhnliche Gedankenfülle entwickelt, aber man fühlt auch, daß darin nicht jene Frische und Unmittelbarkeit herrscht, mit welcher Kaulbach den rein poetischen Stoff der Hunnenschlacht ergriffen hatte, die den Höhepunkt seines Schaffens bezeichnet.
Nachdem Kaulbach 1839 in Italien [* 9] Farbenstudien gemacht, begann er das Gemälde in einer Größe von 5,5:6 m in Öl auszuführen. Im J. 1846 vollendet, kam es in die Neue Pinakothek zu München (gestochen von Merz und Eichens). Von den sonstigen Gemälden und Entwürfen Kaulbachs aus jenen Jahren nennen wir: die Befreiung des Heiligen Grabes durch die Kreuzfahrer, Christus in der Vorhölle, Anakreon mit seiner Geliebten und ein Gemälde mit lebensgroßen Figuren nach einem Motiv aus Goethes römischen Elegien.
Kaulbach
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Seite 9.637.Das Hauptwerk dieser Epoche sind die Illustrationen zu Goethes »Reineke Fuchs«, die, von Rahl und Schleich gestochen, seit 1846 (Holzschnittausgabe 1863) erschienen. Unter der dem Franzosen Grandville nachgeahmten Maske von Tieren machte er darin die sozialen, politischen und kirchlichen Verkehrtheiten seiner Zeit zum Gegenstand ätzender Satire. Von da an datiert denn auch der Haß der Ultramontanen, der ihn noch über das Grab hinaus verfolgte. Hieran schlossen sich seine Kompositionen für die Außenseite der Neuen Pinakothek, welche die Entwickelung der ¶
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neuern Kunstgeschichte seit dem Wiederaufblühen der Kunst zu Anfang dieses Jahrhunderts darstellen. Kaulbach gab nach seiner reflektierenden Art diesen Darstellungen, in denen er selbst mitspielt, eine von seinen Schöpfungen fast unzertrennliche Beimischung von Satire, welche bei Cornelius, Schnorr u. a. große Mißstimmung erregte. Der Fehler Kaulbachs lag darin, daß er Stoffe, die für den Holzschnitt oder kleine Staffeleibilder geeignet waren, in monumentalem Maßstab [* 11] ausführte. 1847 ging Kaulbach nach Berlin, um die Ausmalung des Treppenhauses im Neuen Museum zu Berlin zu beginnen.
Der umfangreiche, in stereochromischer Manier ausgeführte Bildercyklus besteht aus sechs großen kulturgeschichtlichen Darstellungen, einer vierfachen Reihe von Zwischen- und Nebenbildern und einem das Ganze krönenden Fries, einer arabeskenartig verschlungenen Zusammenstellung von Kinder- und Tierfiguren, worin der Künstler das Streben und Ringen des menschlichen Geistes, welches sich in jenen großen historischen Thatsachen manifestiert, in humoristisch-satirischer Weise abspiegelt.
Blutbewegung (chemisch
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Blüte.Die sechs großen Bilder stellen die Zerstörung des babylonischen Turms, die Blüte [* 12] Griechenlands, die Zerstörung Jerusalems, die Hunnenschlacht (diese beiden nur Wiederholungen früherer Kompositionen), das Zeitalter der Kreuzzüge und die Epoche der Reformation dar. Die Zwischen- und Nebenbilder stellen dar:
1) Isis, [* 13] Venus, Italien und Deutschland; [* 14]
2) Moses, Solon, Karl d. Gr. und Friedrich d. Gr.;
3) Sage, Geschichte, Poesie und Wissenschaft;
4) Architektur, Plastik, Malerei und graphische Kunst. Wie groß auch der Aufwand an Gedanken und Darstellungskraft ist, der sich in diesen Kompositionen offenbart, so fehlt es dem ganzen Cyklus doch einerseits an einem logischen Zusammenhang; anderseits eignet sich diese Art geschichtsphilosophischer Symbolik überhaupt wenig für malerische Darstellung. 1859 entstand sein Wandgemälde im Germanischen Museum zu Nürnberg, [* 15] Kaiser Otto III. in der Gruft Karls d. Gr. Außerdem schuf Kaulbach viele Porträte [* 16] in ganzer und halber [* 10] Figur in Öl sowie Kreide- und Kohlezeichnungen, ferner kleinere Illustrationen.
Desgleichen komponierte er eine Reihe von Illustrationen zu Shakespeare und Goethe, welche unter dem Titel: »Shakespeare-Galerie« und »Goethe-Galerie« als Kupferstichwerke erschienen;
Bayern
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Bayern.sie geben jedoch trotz mancher feinen Züge die Charaktere der beiden großen Dichter in sehr oberflächlicher Weise wieder und lassen ein tieferes Verständnis der Originale vermissen. An sie schlossen sich ähnliche Illustrationen zu Schillers Dramen und zu Rich. Wagners Tondichtungen für König Ludwig II. von Bayern. [* 17]
Aus dieser Zeit stammt auch eine große Kohlezeichnung, die Ermordung Cäsars, gleich ausgezeichnet durch Abrundung der Komposition wie Schärfe der Individualisierung. Dieser folgte das Gemälde für das Maximilianeum in München, die Schlacht bei Salamis, welches nach Inhalt und Form nur eine schwache, phrasenhafte Nachahmung früherer Kompositionen und auch nicht frei von Spekulation auf Sinnenreiz ist. Gleichwertig ist die Komposition des Nero mit seinem Hofstaat, in welcher Kaulbach den Gedanken des moralischen Siegs des Christentums, der neuen über die alte Welt, zum Ausdruck brachte.
Nebenbei zeichnete Kaulbach vier Blätter zu einem Totentanzcyklus und 1869 sein liebliches Tandaradei nach Walther von der Vogelweide. Damals machte Kaulbach seiner Erbitterung über die Heiligsprechung des Ketzerrichters Arbues in einer mit Kohle an die Wand seines Ateliers gezeichneten Komposition Luft, die er später in Öl auf die Leinwand übertragen ließ, wobei er jedoch nicht über die Karikatur hinauskam. Auch sein heiliger deutscher Michel erhob sich nicht über den Wert flüchtiger Tendenzmalerei: Er starb 7. April 1874 in München an der Cholera, nachdem er seit 1847 an der Spitze der dortigen Akademie gestanden. Ein im J. 1875 in München eröffnetes Kaulbach-Museum hat aus Mangel an Teilnahme des Publikums nur bis 1885 bestanden.
Hannover und Umgebung
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Hannover.2) Friedrich, Maler, Neffe des vorigen, geb. 1822 zu Arolsen, kam mit 17 Jahren in dessen Atelier zu München, wo er sechs Jahre lang arbeitete. Sodann besuchte er Italien und kehrte von da nach München zurück, um selbständig seine Laufbahn zu beginnen. Mehrere Porträte und einige Historienbilder, darunter: Adam und Eva finden ihren Sohn Abel erschlagen, begründeten seinen Ruf. Er erhielt den Auftrag, für das Maximilianeum die Krönung Karls d. Gr. zu malen, vollendete dieses Bild jedoch erst in Hannover, [* 18] wohin er berufen worden war, um Porträte der Königsfamilie zu malen.
Zum Hofmaler ernannt, wurde er der bevorzugte Porträtist der dortigen Aristokratie. Seine zahlreichen Bildnisse, unter denen noch die der Kaiserin von Österreich, [* 19] des deutschen Kronprinzen, des Prinzen Albrecht, des Grafen und der Gräfin Stolberg [* 20] hervorzuheben sind, zeichnen sich durch vornehme Auffassung aus. Doch leiden sie an oberflächlicher Eleganz und flauer Farbe. Am besten gelingen ihm Damenporträte. Von der Berliner [* 21] Kunstakademie erhielt Kaulbach die kleine goldene Medaille und wurde zum ordentlichen Mitglied derselben ernannt; auf der Wiener Weltausstellung 1873 wurde er durch die Medaille ausgezeichnet.
3) Friedrich August von, Sohn des vorigen, Maler, geb. 2. Juni 1850 zu Hannover, widmete sich in München unter Diez der Genre- und Porträtmalerei und erzielte schon mit seinen ersten Genrebildern, welche, durch feine Empfindung ausgezeichnet, zugleich dem Geschmack des Publikums entgegenkamen, große Erfolge. Er benutzte die neuerwachte Freude des Publikums an der deutschen Renaissance und malte anfangs Genrebilder und Portrute in ihrer Art, unter denen: Mutterfreude, die Lautenspielerin, der Spaziergang, ein weibliches Bildnis in altdeutscher Tracht, Träumerei hervorzuheben sind.
Später schloß er sich in Porträten und Genrebildern mehr an die Niederländer, besonders an van Dyck, an, wofür der Maitag (1880, Dresdener Galerie) und die Bildnisse seiner Schwester (1884) und der Prinzessin Gisela (1886) Zeugnis ablegen. Seine reiche und vielseitige koloristische Begabung und sein Zeichentalent trugen dazu bei, daß er im September 1886 als Nachfolger Pilotys Direktor der Münchener Kunstakademie wurde. Er besitzt die große goldene Medaille der Berliner Ausstellung.
Kaulbars - Kaumagen
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Seite 9.638.4) Hermann, Maler, geb. 26. Juli 1846 zu München, Sohn von Kaulbach 1), widmete sich anfangs auf der Universität gelehrten Studien, ging dann aber zur Malerei über und wurde Schüler von Karl Piloty. Seine historischen Genrebilder behandeln interessante Stoffe mit malerischem Reiz, der namentlich in der raffinierten Behandlung des Nebensächlichen liegt, während der Hauptinhalt weniger bedeutungsvoll hervortritt. Seine Gemälde gehören meist dem Kostümgenre an. Unter seinen frühern sind hervorzuheben: Ludwig XI. und sein Barbier Olivier le Dain im Gefängnis zu Péronne (1869), Kinderbeichte (1871), eine Kirchenszene (1872), Hänsel und Gretel bei der Hexe, Mozarts letzte Tage (1873), zechende Johanniter (1874), Sebastian Bach bei Friedrich d. Gr. (1875), Voltaire als Paris [* 22] (1876), der ¶
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Turmfalke (1879) und mehrere Grisaillen zu einer Operngalerie. Ein figurenreiches Bild: Lucrezia Borgia tanzt vor ihrem Vater (1882), verletzte durch die lüsterne Auffassung, und auch ein Gemälde ernstern Inhalts: Krönung der heil. Elisabeth durch Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen (1886), erhob sich nicht über den Wert einer glänzenden Kostümmalerei ohne tiefe Empfindung.
Im Biographisches Künstler-Lexikon, 1882
Titel
Elemente zu Kaulbach:[9.636] Kaulbach 1) Wilhelm von
Kaulbach,
1) Friedrich, Porträtmaler, geb. 1822 zu Arolsen, bildete sich von 1839 an im Atelier seines Oheims Wilhelm v. K. in München, blieb dort bis 1845 und bereiste dann Italien. Nach München zurückgekehrt, war sein erstes größeres Bild der von seinen Eltern gefundene erschlagene Abel, worauf er die Krönung Karls d. Gr. für das dortige Maximilianeum malte. Später erhielt er einen Ruf als Hofmaler nach Hannover und begann dort eine Reihe von Porträten fürstlicher Personen, die durch ihre frappante Ähnlichkeit und ihre elegante Ausführung Aufsehen erregten, z. B.: Familie des Königs von Hannover, Kaiserin von Österreich, Großherzogin von Mecklenburg, Prinzessin Alexandrine, Graf und Gräfin Stolberg, der deutsche Kronprinz, die Bildhauerin Elisabeth Ney, die Prinzessin Wilhelmine von Hessen-Philippsthal-Barchfeld. Besonders meisterhaft sind seine Damenporträte. Ebensowenig wie jener Abel gelangen ihm einige andre historische Süjets. Er ist Mitglied der Akademie von Berlin und Inhaber des Guelfenordens.
2) Friedrich August, Genre- und Porträtmaler, Sohn des vorigen, geb. 2. Juni 1850 zu Hannover, malte, in München ausgebildet, nicht nur trefflich aufgefaßte Porträte, in welchen er Hans Holbein nachstrebt, z. B. das meisterhafte weibliche Porträt von tiefster seelischer Auffassung (1877 in Düsseldorf), ebenso Porträt einer Frau mit ihrem Knaben in altertümlicher Farbenstimmung (1879) und das der Berliner Ausstellung 1880, sondern auch Genrebilder von sehr gemütvoller Auffassung und tiefem Gefühl, z. B.: Mutterfreude, die Lautenspielerin, Träumerei, der Spaziergang, der reiz- und poesievolle Maitag (für das Museum in Dresden erworben).
3) Hermann, Maler des historischen Genres, geb. 26. Juli 1846 zu München, Sohn Wilhelms v. K., widmete sich anfangs gelehrten Studien und besuchte die dortige Universität, ergriff aber dann die Malerei und wurde Schüler von Karl v. Piloty. Später bereiste er Italien. Seine Bilder sind gewöhnlich von brillanter Technik und besonders in den Details trefflich behandelt, die aber manchmal den Inhalt der Darstellungen beeinträchtigen, z. B.: Ludwig XI. und sein Barbier Olivier le Dain in Péronne (1869), die in den Kostümen brillant gemalte Kinderbeichte (1871), Hänsel und Gretel bei der Hexe (nach Grimms Märchen), aus dem Gelobten Land (1874) und die sowohl durch die Innigkeit der Empfindung als durch die Technik hervorragenden letzten Augenblicke Mozarts (1874), ferner Sebastian Bach bei Friedrich d. Gr. und Turmfalken (1879).
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Kaulbach,
Preußen
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* 24
Preußen.Friedr., Maler, geb. 8. Juli 1822 in Arolsen, studierte 1839–45 die Malerei bei seinem Vetter Wilhelm von in München. Eine seiner ersten Kompositionen war: Adam und Eva bei dem erschlagenen Abel; sodann malte er: Othello vor der schlafenden Desdemona, und später die Krönung Karls d. Gr. (Maximilianeum in München). Doch neigte Kaulbach von vornherein dem Porträtfache zu, worin er Bedeutendes leistete. Er malte die Gräfin Tascher, die Kaiserin von Osterreich und den Kronprinzen von Preußen, [* 24] die Großfürstin Alexandrine von Rußland, die Bildhauerin Ney, vorzugsweise aber an den Höfen von Oldenburg [* 25] (1854), Schwerin [* 26] (Großherzogin Alexandrine) und Hannover (1856), wo er sich, zum Hofmaler ernannt, dauernd niederließ. Kaulbach ist Professor an der Technischen Hochschule in Hannover; außerdem Mitglied der Berliner Akademie der Künste.
Kaulbach,
Friedr. August von, Maler, Sohn des vorigen, geb. 2. Juni 1850 zu München, an der Kunstschule zu Nürnberg bei Kreling und Raupp vorgebildet, erlangte in München unter Diez seine volle Ausbildung im Studium der ältern Niederländer. Die glänzenden koloristischen Eigenschaften seiner dem Porträtfache und dem intimen Genre im Stil der deutschen Renaissance angehörigen Bilder verschafften ihm bald einen angesehenen Namen, den auch Werke wie Kavalier und Zofe (1873), Die Träumerei (1877), Das Burgfräulein mit dem Pokal und andere altdeutsche Edelfräulein und Patriciertöchter ebenso verdienen wie der Spaziergang, Familienfest im Mai (1879; Dresdener Galerie), Das Quartett u. s. w. Von religiösen Bildern schuf er eine heil. Cäcilia und eine Grablegung Christi (München, Neue Pinakothek).
All das räumt jedoch mehr und mehr der Porträtarbeit das Feld, worin er schon 1876 mit dem Bildnis der Joh. Lahmeyer einen großen Erfolg erzielt hatte, den er mit der Dame im rosa Kleid (1880), Gemahlin des Künstlers und die Geschwister (1883), Schwester des Künstlers (1884), Prinzessin Gisela (1886), Baronin Cramer-Klett (1887), den Bildnissen des großherzoglich hess. Hauses (1892), wie auch im männlichen Bildnis: Vater des Künstlers (1889) und Prinz-Regent von Bayern (1889), im Ölbild wie in Pastell stetig steigerte. Kaulbach ist in improvisierten Werken von packender Frische (Schützenlisl), in graziösen Fächermalereien und in der Karikaturzeichnung (Kneipzeitung der Allotria) hervorragend. 1886–91 wirkte Kaulbach an Stelle des verstorbenen Karl von Piloty als Direktor der Münchener Kunstakademie.
Kaulbach,
Herm., Maler, Sohn Wilhelms von Kaulbach, geb. 26. Juli 1846 zu München, war daselbst Schüler Karl von Pilotys. Einige kleinere Werke, wie Ludwig IX. im Gefängnis zu Peronne (1869), Die Kinderbeichte (1871), lenkten die Aufmerksamkeit auf ihn, noch mehr die Komposition Der sterbende Mozart (1872). Ihr folgten: Hansl und Gretl bei der Hexe (1873), Aus dem Gelobten Lande (1874), Seb. Bach bei Friedrich dem Großen (1875), Voltaire als Paris (1876). Inzwischen entstanden die Kompositionen zu beliebten Opern und die Gustav Freytag-Galerie, die Narrenfreuden und Leiden [* 27] der Vorzeit.
Andere Gemälde aus den siebziger Jahren sind außer Porträts Heimweh, Die Turmfalken, Stille Andacht, und größere Werke der neuesten Zeit: Lucrezia Borgia tanzt vor Papst Alexander VI. (1882), Krönung der heil. Elisabeth (1885; Galerie zu Wiesbaden), [* 28] An der Grabstätte des Freundes (1888; Neue Pinakothek in München), Die Mondfee (1889), Das Ende vom Lied (1892; angekauft vom Großherzog von Oldenburg). Kaulbach, seit 1888 königl. Professor, lebt in München.
Kaulbach,
Wilh. von, Maler, geb. 15. Okt. 1805 zu Arolsen, besuchte seit 1821 die Akademie zu
Kaulbars (Alexander, B

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Seite 60.261.^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.] ¶
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Düsseldorf, wo er unter der Leitung von Cornelius seine Studien begann. In diese Zeit fallen vorzugsweise gezeichnete Kompositionen, deren bedeutendste, das Irrenhaus und die Blätter zum «Verbrecher aus verlorener Ehre», erst in München zur Vollendung kamen. 1826 folgte er, in den ärmlichsten Verhältnissen lebend, seinem schon 1825 nach München übergesiedelten Meister nach und sah sich in der Hoffnung nicht getäuscht, dort leichter als in Düsseldorf Aufträge Zu erhalten. Er bewies auch sofort seine unter den Mitschülern hervorragende Stellung durch die allegorischen [* 29] Figuren der Bavaria, der Donau und Isar, des Rhein und Main in den Arkaden des Hofgartens und durch eins der drei Deckengemälde im Odeon, Apollo unter den Musen darstellend.
Wie diese, so zeigten auch die bald darauf gemalten 16 Wandbilder zur Fabel von Amor und Psyche im Palast des Herzogs Max in München wie die Scenen aus Klopstocks, Goethes und Wielands Gedichten im neuen Königsbau der Residenz einen Schönheitssinn, der sich zu der herben Weise seines Meisters in Gegensatz stellte. Inzwischen entwarf er eine Hunnenschlacht, die Graf Raczynski 1837 bestellte und, nachdem das Bild erst braun in braun untermalt war, unter Verzicht auf die farbige Ausführung seiner Berliner Galerie einverleibte.
Kostüme I (Altertum un

* 32
Kostüm.Die allgemeine Anerkennung des schwungvollen Werkes veranlaßte den Künstler zur sofortigen Inangriffnahme eines zweiten, ähnlichen Umfanges, der Zerstörung Jerusalems. Die Ausführung desselben zog sich jedoch von 1837 an fast ein Jahrzehnt hin. Denn inzwischen (1839) war der Künstler nach Italien gegangen, hauptsächlich um koloristische Studien zu machen, und hatte nach seiner Rückkehr die Arbeit durch eine Anzahl kleinerer Werke unterbrochen. Von diesen ragen hervor: Anakreon mit der Geliebten (Villa Rosenstein bei Stuttgart), [* 30] Goethes fünfte röm. Elegie (Museum zu Budapest), [* 31] Bildnisse des Königs Ludwig I. und der im Kostüm [* 32] eines Münchener Künstlermaskenfestes dargestellten Maler Monten und Heinlein (Neue Pinakothek in München). Seine höchste Leistung dieser Zeit aber sind die Zeichnungen zu «Reineke Fuchs» [* 33] nach Goethe, in welcher er seinem satir. Humor in der reizendsten Form die Zügel schießen ließ.
Die Zerstörung Jerusalems, für die Fürstin Radziwill begonnen, aber für König Ludwig I. vollendet (1846; Neue Pinakothek; gestochen von Merz), hatte zu einem Cyklus von sechs großen Wandgemälden für das Treppenhaus des Neuen Museums zu Berlin die Anregung gegeben, deren Gegenstand die wichtigsten Ereignisse der Weltgeschichte sein sollten. So entstand 1847–63 die berühmte Folge, welche unter Einfügung der beiden schon bestehenden Kompositionen den Turmbau von Babel, die Blüte Griechenlands, die Zerstörung Jerusalems (Detail s. Tafel: Deutsche [* 34] Kunst VIII, [* 29] Fig. 1), die Hunnenschlacht, den Einzug der Kreuzfahrer in Jerusalem [* 35] und das Zeitalter der Reformation zum Gegenstande haben.
Diese großen Gemälde werden durch breite, pilasterartige Flächen voneinander getrennt, welche in ihrer obern Hälfte allegorische [* 29] Figuren der Hauptkulturländer, in ihrer untern aber vier Gesetzgeber (Moses, Solon, Karl d. Gr. und Friedrich d. Gr.) darstellen und deren Inhalt sich in dem beiderseitigen Grisaillenrahmen entsprechend ergänzt. Besonders geschätzt nach Form und Inhalt ist sodann der Fries oberhalb der Wandflächen, welcher in laufendem Arabeskenzuge Kindergestalten zeigt, in deren Spiel sich die ganze Weltgeschichte heiter-parodistisch abspiegelt. Zum Abschluß des Ganzen gehören außerdem acht allegorische [* 29] Figuren der Wissenschaften und Künste. Bei der Riesenarbeit wurde der Meister von M. Echter und J. Muhr unterstützt.
Ausdehnung (der festen
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Ausdehnung.Für München hatte Kaulbach während dieser Zeit ebenfalls eine bedeutende monumentale Arbeit übernommen: einen Cyklus von Freskogemälden an den Außenwänden der Neuen Pinakothek, darstellend die Entwicklung der neuern Kunst seit dem Wiederaufblühen zu Anfang des 19. Jahrh. Kaulbach hat hier nicht unterlassen können, in diesen Darstellungen, in denen er selbst mitspielt, den ihm fast zur andern Natur gewordenen Sarkasmus walten zu lassen. Für das Maximilianeum malte in kolossaler Ausdehnung [* 36] in Öl die Seeschlacht bei Salamis nach einem 1890 für die Nationalgalerie zu Berlin angekauften Kartongemälde und einer jetzt in der Stuttgarter Galerie befindlichen Farbenskizze. Aus dem J. 1859 stammt dann das Wandgemälde Kaiser Otto III. in der Gruft Karls d. Gr. zu Aachen, [* 37] in der Kartäuserkirche des Germanischen Museums zu Nürnberg.
Das letzte Jahrzehnt seines unermüdlichen Lebens ließ nur einige Gemälde entstehen. So die schöne Caritas (bei Mr. Probasco in Boston), [* 38] das Tandaradei nach Walter von der Vogelweide, die Grisaille Peter Arbues, mit welcher er die Heiligsprechung des blinden Inquisitors beantwortete, und endlich das große Kartongemälde Nero. Mit entschiedener Vorliebe arbeitete er damals an Kohlezeichnungen, von welchen er die Illustrationen zu Shakespeare (gestochen von C. Eichens, A. Hoffmann, L. Jacoby, E. E. Schäfer und K. von Gonzenbach) schon 1850 begonnen hatte und welchen er die von einem seltenen Erfolg gekrönten Frauengestalten Goethes und die Schiller-Galerie folgen ließ.
Aus seinen letzten Jahren stammen die Kohlezeichnungen des heil. deutschen Michael und des Totentanzes, bei welchem letztern einmal Napoleon I., dann Alex. von Humboldt, der Papst die Hauptfigur bilden. – Von Haus aus mit starkem Sinn für das Charakteristische und zugleich für das gefällig Schöne ausgestattet, schwankt K.s Stil zwischen beiden Elementen. Er verliert sich dabei in das Extrem des einen, die Karikatur, und zugleich in das entgegengesetzte, die leere Grazie; selten nur hat er eine Einheit beider Richtungen erzielt. In seinen großen histor.
Kompositionen verfällt er zu sehr ins Symbolisieren; andererseits beobachtet man bei ihm eine allmähliche Erschlaffung des Formgefühls, welche den spätern Werken im Vergleich zu den bedeutend charakteristischern der frühern Zeit etwas Konventionelles giebt. Kaulbach, seit 1837 königlich bayr. Hofmaler, seit 1849 Direktor der Münchener Akademie, war Mitglied aller bedeutenden Kunstanstalten, wurde geadelt und mit Anerkennung und Ehren überhäuft. Er starb 7. April 1874 in München an der Cholera. –
Vgl. seine Biographie von H. Müller (Bd. 1, Berl. 1893);
über sein Verhältnis zur modernen Kunst: Muther, Geschichte der Malerei im 19. Jahrh. (Münch. 1893).