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Kerner | eLexikon | Litteratur - Deutsche Literatur - Neuere Dichtung seit 1500

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Kern. - Kerner

Bild 9.692: Kern. - Kerner
Seite 9.692.
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4 ArtikelTextanfang / Anzahl Wörter
Kerner1) Georg, namhafter deutscher Parteigänger der französischen Revolution, geb. 9. April 1770 / 1467
Kerner _2# Anton, Ritter von Marilaun, Botaniker, geb. 12. Nov. 1831 zu Mautern in Niederösterreich, studierte / 127
Kerner _3# Justinus, Dichter und mediz. Schriftsteller, geb. 18. Sept. 1786 zu Ludwigsburg in Württemberg, / 545
Kerner _4# Theobald, Dichter, Sohn des vorigen, geb. 14. Juni 1817 zu Gaildorf, studierte seit 1835 in / 140

Seite 9.692

Kerner

3 Seiten, 2'279 Wörter, 16'254 Zeichen

Litteratur — Deutsche Literatur — Neuere Dichtung seit 1500

Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888

Titel
Elemente zu Kerner:

1) Georg, namhafter deutscher Parteigänger der französischen Revolution

2) Andreas Justinus, hervorragender Dichter und medizinischer Schriftsteller

3) Anton K., Ritter von Marilaun, Botaniker

Kerner,

Ludwig (Otto) - Ludwig

Bild 61.359: Ludwig (Otto) - Ludwigs-Donau-Main-Kanal
* 2 Ludwigsburg.

1) Georg, namhafter deutscher Parteigänger der französischen Revolution, geb. 9. April 1770 zu Ludwigsburg, [* 2] wo sein Vater Regierungsrat und Oberamtmann war, wurde in der Stuttgarter Karlsschule gebildet und verweilte mit einigen Unterbrechungen von Ende 1791 bis September 1795 in Paris [* 3] als Zeuge der wichtigsten Ereignisse dieses Zeitraums und mehrfach persönlich bei denselben beteiligt. 1795 bis 1801 waren seine Geschicke mit denen seines Landsmannes Kerner F. Reinhard (s. d.) verbunden, dem er während dessen diplomatischer und staatsmännischer Laufbahn in Hamburg, [* 4] Florenz, [* 5] Paris und Bern [* 6] als Sekretär [* 7] zur Seite stand. Der französischen Republik seine Kräfte widmend, wähnte er unter dem Einfluß der kosmopolitischen Anschauungen jenes Zeitalters mittelbar auch Deutschlands [* 8] Wohl zu fördern. Ein strenger Kritiker der Zustände, welche die revolutionären Politiker innerhalb und außerhalb Frankreichs hervorgerufen, hielt er dennoch stets an seinen Freiheitsidealen fest und entsagte den französischen Diensten erst, als er die monarchischen



Kerner

Bild 9.693: Kerner
* 9 Seite 9.693.
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Tendenzen Bonapartes durchschaut hatte (Ende 1801). Von 1803 bis 1812 wirkte er in Hamburg als Arzt. Gram über die Napoleonische Zwingherrschaft und übergroße Anstrengung in der opfermutigen Ausübung seines Berufs beschleunigten sein Lebensende. Er starb 7. April 1812.

Vgl.   Justinus Kerner (Georgs Bruder), Bilderbuch aus meiner Knabenzeit (neue Ausg. Stuttg. 1886);

Wohlwill, Georg ein deutsches Lebensbild (Hamb. 1886).

Württemberg und Hohenz

Bild 16.772a: Württemberg und Hohenzollern
* 13 Württemberg.

2) Andreas Justinus, hervorragender Dichter und medizinischer Schriftsteller, Bruder des vorigen, geb. 18. Sept. 1786 zu Ludwigsburg, erhielt seine Erziehung im Kloster Maulbronn, sollte nach dem Tode des Vaters wider seine Neigung Kaufmann werden, bezog 1804 die Universität Tübingen, [* 10] um Medizin und Naturwissenschaften zu studieren, und schloß dort mit Uhland und G. Schwab eine auf die gemeinsame Neigung zur Poesie gegründete innige Freundschaft. Nach Beendigung seiner Studien begab sich Kerner 1809 auf Reisen und lebte längere Zeit in Hamburg, Berlin, [* 11] Wien [* 12] u. a. O. Die Briefe, welche er während dieser Zeit an die zurückgebliebenen Freunde schrieb, bilden die »Reiseschatten von dem Schattenspieler Lux« (Heidelb. 1811), das bedeutendste dichterische Erzeugnis Kerners, welchem herrliche Lieder und dramatische Szenen voll seltenen, phantastischen Humors eingewebt sind. Zurückgekehrt, kam als Badearzt in das Wildbad und schrieb hier: »Das Wildbad im Königreich Württemberg« [* 13] (Tübing. 1811, 4. Aufl. 1839). Auch gab er mit Uhland, Schwab u. a. den »Poetischen Almanach« (Heidelb. 1812) sowie den »Deutschen Dichterwald« (Tübing. 1813) heraus, welcher die schönsten, frischesten und sangbarsten Gedichte Kerners und Beiträge von Uhland, Schwab, Kerner Mayer, Eichendorff u. a. enthält. Es folgten: »Romantische Dichtungen« (Karlsr. 1817). Im J. 1818 nach Weinsberg als Oberamtsarzt versetzt, baute er sich an dem Fuß der alten Burg Weibertreue unter grünen Bäumen an. Hier beschrieb er in anmutiger und altertümlicher Sprache [* 14] »Die Einnahme von Weinsberg im Bauernkriege« (2. Aufl., Heidelb. 1848) und lieferte die medizinische Schrift »Das Fettgift, oder die Fettsäure und ihre Wirkungen auf den tierischen Organismus« (Stuttg. 1822). Von Einfluß auf seine geistige Richtung wurden die Erfahrungen, die er auf dem Gebiet des tierischen Magnetismus [* 15] machte. Von der Beobachtung einiger Fälle dieser Art, wie er sie in der »Geschichte zweier Somnambulen« (Karlsr. 1824) beschreibt, schritt er schnell weiter und gelangte in der »Seherin von Prevorst« (Stuttg. 1829, 2 Bde.; 5. Aufl. 1877),

in den mit Eschenmayer herausgegebenen »Blättern aus Prevorst« (1.-7. Samml., Karlsr. 1831-35; 8.-12. Samml., Stuttg. 1836-39; fortgesetztes »Magikon«, das. 1842-53, 5 Bde.),

den Schriften: »Geschichten Besessener neuerer Zeit« (Karlsr. 1834, 2. Aufl. 1835),

»Eine Erscheinung aus dem Nachtgebiet der Natur« (Stuttg. 1836) und »Nachricht von dem Vorkommen des Besessenseins« (das. 1836) zur ernsthaften Behauptung des Hereinragens der Geisterwelt in die irdische. Daß Kerner übrigens auch Momente hatte, wo er von dem ihn sonst beherrschenden Hang zum Dämonismus frei war und mit dem dämonistischen Spuk, unter dessen Einfluß seine Phantasie für gewöhnlich stand, selbst Spott treiben konnte, beweist sein wunderliches Drama »Der Bärenhäuter im Salzbade« (Stuttg. 1837), das nur als Persiflage des ganzen Geisterkrams, von dem seine Phantasie erfüllt war, verständlich wird.

Bayern

Bild 2.532a: Bayern
* 16 Bayern.

Fast ganz erblindet, legte Kerner 1851 Amt und Praxis nieder. König Ludwig I. von Bayern [* 16] hatte dem Dichter einen kleinen Jahrgehalt ausgesetzt, dem König Wilhelm von Württemberg 1853 noch eine Summe zulegte; er wurde zum Ritter des Ordens der württembergischen Krone sowie zum Mitglied des bayrischen Maximiliansordens ernannt und erhielt, als er 1858 sein 50jähriges Doktorjubiläum feierte, von nah und fern zahllose Beweise von Hochschätzung und Verehrung. Die Schule des Dichters Kerner wie die Uhlands war das Studium der Volkslieder, und Kerner traf den volksmäßigen Liederton in einer Weise, daß selbst Kenner, wie Arnim und Brentano, ein Kernersches Lied für ein Volkslied nahmen.

Während aber Uhland klar und plastisch ist, waltet bei Kerner mehr das Phantastische und die Versenkung in dunklere Empfindungen vor. Seine Muse zeigt sich am eigentümlichsten da, wo sie das gegebene Menschliche verflüchtigt und im Dufte der Sehnsucht in das Unendliche aufsteigen läßt; daher ist der Grund seiner Poesie wehmütiger und ernster als im Volkslied. Übrigens tragen alle seine Lieder den wahrhaften Charakter des Liedes: sie sind schlagend, kurz, voll Seele und überraschender, zuweilen freilich seltsamer Bilder.

Die Romanzen suchen das Schaurige, Geisterhafte. Seine Dichtungen in ungebundener Rede und in dramatischer Form haben einen hier und da auch in den Gedichten vorklingenden kernigen Humor und mitunter scharfen Witz. Eine Sammlung seiner »Gedichte« erschien zuerst 1826 (5. verm. Aufl. u. d. T.: »Lyrische Gedichte«, Stuttg. 1854),

seine »Dichtungen«, welche auch die »Reiseschatten«, den »Bärenhäuter« u. a. in Prosa enthalten, 1834 (3. vermehrte Aufl., das. 1841, 2 Bde.). Eine anmutige Schilderung von Kerners Jugendjahren enthält sein »Bilderbuch aus meiner Knabenzeit« (Braunschw. 1849; 2. Abdruck, Stuttg. 1886). Auch gab Kerner »Gedichte von Johann Lämmerer, einem Weber in Gschwend« (Gmünd [* 17] 1820) heraus. 1853 veröffentlichte er noch eine Schrift: »Die somnambulen Tische«. Mit dem »Letzten Blütenstrauß« (Stuttg. 1852) nahm der Dichter von der Poesie Abschied, doch folgte noch 1859 eine neue Sammlung lyrischer Gedichte unter dem Titel: »Winterblüten«.

Seine »Ausgewählten poetischen Werke« erschienen in 2 Bänden (Stuttg. 1878). Er starb 21. Febr. 1862 in Weinsberg.

Vgl.   Marie Niethammer (Kerners Tochter),

J. Kerners Jugendliebe und mein Vaterhaus (Stuttg. 1877);

Reinhard, J. Kerner und das Kerner-Haus zu Weinsberg (2. Aufl., Tübing. 1886);

Rümelin, Justinus (in der »Allgemeinen Zeitung« 1862, Nr. 163-166 und 168-171);

Kerner Mayer, L. Uhland, seine Freunde etc. (Stuttg. 1867), mit vielen Briefen u. Gedichten Kerners; D. Strauß, [* 18] Gesammelte Schriften, Bd. 1 (Bonn [* 19] 1876);

du Prel, J. Kerner und die Seherin von Prevorst (Leipz. 1886).

Sein Sohn Theobald Kerner, geb. 14. Juni 1817 zu Gaildorf, praktischer Arzt in Weinsberg, hat sich ebenfalls als lyrischer (auch politischer) Dichter und talentvoller Erzähler sowie durch magnetische Kuren, in denen er eine Theorie seines Vaters praktisch anzuwenden versuchte, bekannt gemacht. Er veröffentlichte: »Gedichte« (Jena [* 20] 1845 u. Stuttg. 1852);

»Prinzessin Klatschrose« (das. 1851);

»Aus dem Kinderleben« (das. 1852);

»Natur und Frieden« (2. Ausg., Frankf. 1861);

»Galvanismus [* 21] und Magnetismus als Heilkraft« (4. Aufl., Kannst. 1858);

»Tragische Erlebnisse« (Hamb. 1864).



Kernfäule - Kerpely

Bild 9.694: Kernfäule - Kerpely
* 22 Seite 9.694.

3) Anton Kerner, Ritter von Marilaun, Botaniker, geb. 12. Nov. 1831 im Schloß zu Mautern in Niederösterreich, studierte Medizin in Wien, wurde 1855 zum Professor an der Oberrealschule und 1858 zum Professor an der technischen Hochschule in Ofen

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ernannt. Von hier aus bereiste er das botanisch bis dahin fast ganz unbekannte Hochgebirge an der Grenze von Ungarn [* 23] und Siebenbürgen, den Bakonyer Wald und sehr oft die Theißniederung. Die Ergebnisse dieser Exkursionen sind teils in seinem »Pflanzenleben der Donauländer« (Innsbr. 1863),

Garten

Bild 6.918: Garten
* 25 Garten.

teils in dem Werk »Vegetationsverhältnisse des mittlern und östlichen Ungarn und Siebenbürgen« (das. 1875, Lief. 1 u. 2) niedergelegt. 1860 erhielt Kerner die Professur der Naturgeschichte an der Universität Innsbruck. [* 24] Hier gestaltete er die Alpenpflanzenanlage zu einer Sehenswürdigkeit, legte kleine Versuchsgärten in der alpinen Region an und bestimmte weit über 1000 Baumgrenzen durch barometrische Messungen. Auch bemühte er sich um die Verbesserung der Alpenwirtschaft und gründete auf dem Blaser eine kleine Versuchsstation für diesen Zweck. Seine Schrift über die Kultur der Alpenpflanzen (Innsbr. 1864) trug viel zur Verbreitung dieser Liebhaberei bei. 1877 in den Ritterstand erhoben, folgte er 1878 einem Ruf als Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens und Museums an der Wiener Universität. Hier gestaltete er den botanischen Garten [* 25] dem Plan entsprechend um, welchen er in seiner Schrift »Die botanischen Gärten, ihre Aufgabe in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft« (Innsbr. 1874) entwickelt hatte. Er schrieb noch unter anderm: »Flora der Bauerngärten in Deutschland« [* 26] (»Verhandlungen der Zoologisch-botanischen Gesellschaft« 1855);

»Die niederösterreichischen Weiden« (Wien 1860);

»Studien über die obern Grenzen [* 27] der Holzpflanzen in den Österreichischen Alpen« [* 28] (7 Abhandlungen in der »Österreichischen Revue« 1863-67);

»Herbarium österreichischer Weiden« (Innsbr. 1863-70, 9 Dekaden);

»Die Alpenwirtschaft in Tirol« [* 29] (Wien 1868);

»Der botanische Garten in Innsbruck« (2. Aufl., Innsbr. 1869);

»Die Abhängigkeit der Pflanzengestalt von Klima [* 30] und Boden« (das. 1869);

»Die natürlichen Floren im Gelände der Deutschen Alpen« (in Schaubachs »Deutschen Alpen«, Jena 1870);

»Die Schutzmittel des Pollens gegen die Nachteile vorzeitiger Befruchtung« [* 31] (Innsbr. 1873);

»Über die Bedeutung der Asyngamie für die Entstehung der Arten« (das. 1874);

»Geschichte der Aurikel« (München [* 32] 1875);

»Schutzmittel der Blüten gegen unberufene Gäste« (Wien 1876, 2. Aufl. 1879).

Sein neuestes Werk ist das »Pflanzenleben« (in dem Sammelwerk »Allgemeine Naturkunde«, Leipz. 1887, 2 Bde. mit vielen Abbild.).

Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910

Kerner,

Anton, Ritter von Marilaun, Botaniker, geb. 12. Nov. 1831 zu Mautern in Niederösterreich, studierte Medizin und war zwei Jahre als praktischer Arzt am Wiener Allgemeinen Krankenhause thätig, wandte sich aber bald ganz der Botanik zu. 1858–60 war er Professor der Botanik am Polytechnikum zu Ofen, von da wurde er als Direktor des Botanischen Gartens nach Innsbruck berufen, Seit 1878 ist er Professor der Botanik und Direktor des Botanischen Gartens in Wien; 1876 wurde er in den Ritterstand erhoben. Kerner schrieb: «Das Pflanzenleben der Donauländer» (Innsbr. 1863),

«Die Abhängigkeit der Pflanzengestalt von Klima und Boden» (ebd. 1869),



Kerner (Justinus) - Ke

Bild 60.308: Kerner (Justinus) - Kernschußweite
* 33 Seite 60.308.

«Vegetationsverhältnisse des mittlern Ungarn und angrenzenden Siebenbürgen» (Lief. 1 u. 2, ebd. 1875),

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«Die Schutzmittel der Blüten gegen unberufene Gäste» (ebd. 1879),

«Pflanzenleben» (2 Bde. der «Allgemeinen Naturkunde», Lpz. 1886‒91).

Kerner,

Justinus, Dichter und mediz. Schriftsteller, geb. 18. Sept. 1786 zu Ludwigsburg in Württemberg, erhielt dort und im Kloster Maulbronn seinen ersten Unterricht, kam nach dem Tode des Vaters gegen seine Neigung als Lehrling in eine Tuchfabrik zu Ludwigsburg, wurde aber bald durch den damals in Ludwigsburg als Prediger lebenden Dichter Conz aus dieser Stellung befreit und bezog 1804 die Universität zu Tübingen, wo er Medizin studierte und sich bald mit Uhland und G. Schwab befreundete. 1809 begab er sich auf Reisen, wurde 1811 Badearzt in Wildbad, 1812 praktischer Arzt in Welzheim, 1815 Oberamtsarzt in Gaildorf und 1819 in Weinsberg. Die «Bestürmung der Stadt Weinsberg 1525» beschrieb er nach handschriftlichen Quellen (2. Aufl., Heilbr. 1848). Fast ganz erblindet, legte Kerner 1851 Amt und Praxis nieder und lebte seitdem zu Weinsberg, wo er 21. Febr. 1862 starb.

Als Dichter gehört Kerner zu den namhaftesten Vertretern der Schwäbischen Dichterschule. Allgemeine Aufmerksamkeit erregte er schon durch seine «Reiseschatten von dem Schattenspieler Luchs» (Karlsr. 1811),

die von einer traum- und spukhaften Phantasie und originellem Humor, zugleich aber auch von einer scharfen satir. Beobachtungsgabe zeugten. Um dieselbe Zeit besorgte er mit Uhland, Schwab u. a. den «Poet. Almanach» (Heidelb. 1812) und den «Deutschen Dichterwald» (Tüb. 1813),

in denen sich seine schönsten Gedichte finden. 1826 ließ er eine Sammlung seiner «Gedichte» erscheinen, die er in den spätern Auflagen (5. Aufl., Stuttg. 1854) sehr vermehrte und durch neuere Gedichte u. d. T. «Der letzte Blütenstrauß» (ebd. 1852) und «Winterblüten» (ebd. 1859) ergänzte. Zu seinen beliebtesten Dichtungen gehört die Ballade «Der reichste Fürst», das Trinklied «Wohlauf noch getrunken», der melancholische «Wanderer in der Sägemühle».

Stuttgart

Bild 15.408a: Stuttgart
* 34 Stuttgart.

Die Sehnsucht nach dem Jenseits, der Gedanke an den Tod, der Hang zum Überirdischen beherrscht fast seine ganze Lyrik. Seine «Dichtungen» (in Versen und Prosa) erschienen Stuttgart [* 34] 1834 (3. Aufl., 2 Bde., 1841),

«Ausgewählte poet. Werke» in 2 Bänden (ebd. 1878‒79). Seine überhaupt dem unvermittelten Gefühlsleben zugekehrte Richtung bekundete Kerner durch eine Reihe von Schriften, in denen er sich mit den Erscheinungen des tierischen Magnetismus und den zweifelhaften Thatsachen des Dämonismus beschäftigt. Dahin gehören: die «Geschichte zweier Somnambulen» (Karlsr. 1824),

«Die Seherin von Prevorst» (2 Bde., Stuttg. 1829; 5. Aufl. 1877),

die mit Eschenmayer, G. H. von Schubert, G. Görres, F. von Baader u. a. gemeinschaftlich herausgegebenen «Blätter aus Prevorst» (1. bis 7. Sammlung, Karlsr. 1831‒35; 8. bis 12. Sammlung, Stuttg. 1837‒39),

«Geschichten Besessener neuerer Zeit» (Karlsr. 1834; 2. Aufl. 1835),

«Eine Erscheinung aus dem Nachtgebiete der Natur» (Stuttg. 1836),

«Nachricht von dem Vorkommen des Besessenseins» (ebd. 1836),

«Magikon, Archiv für Beobachtungen aus dem Gebiete der Geisterkunde» (als Fortsetzung der «Blätter aus Prevorst», 5 Bde., ebd. 1840‒53),

«Erinnerungen an Franz Anton Mesmer» (Frankf. 1856). Rein wissenschaftliche Schriften sind «Das Fettgift oder die Fettsäure und ihre Wirkungen auf den tierischen Organismus» ^[] (Stuttg. 1822) und «Das Wildbad im Königreich Württemberg» (Tüb. 1813; 4. Aufl. 1839). Eine anmutige Schilderung seiner Jugendjahre gab Kerner selbst im «Bilderbuch aus meiner Knabenzeit» (Braunschw. 1849; 2. Abdruck, Stuttg. 1886) heraus; die fast zu harmlosen «Kleksographien» veröffentlichte sein Sohn Theobald (Stuttg. 1890).

Vgl.   D. F. Strauß, Kleine Schriften (Neue Folge, Berl. 1866);

Marie Niethammer, Justinus K.s Jugendliebe (Stuttg. 1877);

Ann. Watts, Life and works of Kerner (Lond. 1884);

A. Reinhard, Justinus und das Kernerhaus zu Weinsberg (2. Aufl., Tüb. 1886);

Theobald Kerner, Das Kernerhaus und seine Gäste (Stuttg. 1893).

Kerner,

Würzburg (Stadt)

Bild 16.785: Würzburg (Stadt)
* 35 Würzburg.

Theobald, Dichter, Sohn des vorigen, geb. 14. Juni 1817 zu Gaildorf, studierte seit 1835 in Tübingen Medizin, lebte dann zeitweise in München, Wien und Würzburg. [* 35] Wegen seiner Teilnahme an der Bewegung von 1848 mußte er nach Straßburg [* 36] fliehen und wurde, als er 1850 zurückkehrte, zu 10 Monaten Festungshaft verurteilt. 1852 gründete in Stuttgart eine galvano-magnetische Heilanstalt, die er 1856 nach Cannstatt verlegte. Seit 1863 lebt er als Arzt im väterlichen Hause zu Weinsberg.

Von ihm erschienen: «Gedichte» (Stuttg. 1851),

«Prinzessin Klatschrose» (ebd. 1851; 2. Aufl. 1894),

«Aus dem Kinderleben» (ebd. 1852),

«Galvanismus und Magnetismus als Heilkraft» (4. Aufl., Cannstatt 1858),

«Natur und Frieden» (2. Aufl., Frankf. 1861; engl. Ausgabe, Heidelb. 1861),

das Singspiel «Der fliegende Schneider» (1862),

«Tragische Erlebnisse» (Hamb. 1864),

das Lustspiel «Pastor Staber oder der neue Ahasver» (1888) und «Das Kernerhaus und seine Gäste» (Stuttg. 1893).