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Kerner | eLexikon | Litteratur - Deutsche Literatur - Neuere Dichtung seit 1500

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Kern (Herm.) - Kerner

Bild 60.307: Kern (Herm.) - Kerner (Anton, Ritter von Marilaun)
Seite 60.307.
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4 ArtikelTextanfang / Anzahl Wörter
Kerner1) Georg, namhafter deutscher Parteigänger der französischen Revolution, geb. 9. April 1770 / 1467
Kerner _2# Anton, Ritter von Marilaun, Botaniker, geb. 12. Nov. 1831 zu Mautern in Niederösterreich, studierte / 127
Kerner _3# Justinus, Dichter und mediz. Schriftsteller, geb. 18. Sept. 1786 zu Ludwigsburg in Württemberg, / 545
Kerner _4# Theobald, Dichter, Sohn des vorigen, geb. 14. Juni 1817 zu Gaildorf, studierte seit 1835 in / 140

Seite 60.307

Kerner

3 Seiten, 2'279 Wörter, 16'254 Zeichen

Litteratur — Deutsche Literatur — Neuere Dichtung seit 1500

Kerner,

Anton, Ritter von Marilaun, Botaniker, geb. 12. Nov. 1831 zu Mautern in Niederösterreich, studierte Medizin und war zwei Jahre als praktischer Arzt am Wiener Allgemeinen Krankenhause thätig, wandte sich aber bald ganz der Botanik zu. 1858–60 war er Professor der Botanik am Polytechnikum zu Ofen, von da wurde er als Direktor des Botanischen Gartens nach Innsbruck [* 2] berufen, Seit 1878 ist er Professor der Botanik und Direktor des Botanischen Gartens in Wien; [* 3] 1876 wurde er in den Ritterstand erhoben. Kerner schrieb: «Das Pflanzenleben der Donauländer» (Innsbr. 1863),

«Die Abhängigkeit der Pflanzengestalt von Klima [* 4] und Boden» (ebd. 1869),



Kerner (Justinus) - Ke

Bild 60.308: Kerner (Justinus) - Kernschußweite
* 6 Seite 60.308.

«Vegetationsverhältnisse des mittlern Ungarn [* 5] und angrenzenden Siebenbürgen» (Lief. 1 u. 2, ebd. 1875),

mehr

«Die Schutzmittel der Blüten gegen unberufene Gäste» (ebd. 1879),

«Pflanzenleben» (2 Bde. der «Allgemeinen Naturkunde», Lpz. 1886‒91).

Kerner,

Justinus, Dichter und mediz. Schriftsteller, geb. 18. Sept. 1786 zu Ludwigsburg [* 7] in Württemberg, [* 8] erhielt dort und im Kloster Maulbronn seinen ersten Unterricht, kam nach dem Tode des Vaters gegen seine Neigung als Lehrling in eine Tuchfabrik zu Ludwigsburg, wurde aber bald durch den damals in Ludwigsburg als Prediger lebenden Dichter Conz aus dieser Stellung befreit und bezog 1804 die Universität zu Tübingen, [* 9] wo er Medizin studierte und sich bald mit Uhland und G. Schwab befreundete. 1809 begab er sich auf Reisen, wurde 1811 Badearzt in Wildbad, 1812 praktischer Arzt in Welzheim, 1815 Oberamtsarzt in Gaildorf und 1819 in Weinsberg. Die «Bestürmung der Stadt Weinsberg 1525» beschrieb er nach handschriftlichen Quellen (2. Aufl., Heilbr. 1848). Fast ganz erblindet, legte Kerner 1851 Amt und Praxis nieder und lebte seitdem zu Weinsberg, wo er 21. Febr. 1862 starb.

Als Dichter gehört Kerner zu den namhaftesten Vertretern der Schwäbischen Dichterschule. Allgemeine Aufmerksamkeit erregte er schon durch seine «Reiseschatten von dem Schattenspieler Luchs» (Karlsr. 1811),

die von einer traum- und spukhaften Phantasie und originellem Humor, zugleich aber auch von einer scharfen satir. Beobachtungsgabe zeugten. Um dieselbe Zeit besorgte er mit Uhland, Schwab u. a. den «Poet. Almanach» (Heidelb. 1812) und den «Deutschen Dichterwald» (Tüb. 1813),

in denen sich seine schönsten Gedichte finden. 1826 ließ er eine Sammlung seiner «Gedichte» erscheinen, die er in den spätern Auflagen (5. Aufl., Stuttg. 1854) sehr vermehrte und durch neuere Gedichte u. d. T. «Der letzte Blütenstrauß» (ebd. 1852) und «Winterblüten» (ebd. 1859) ergänzte. Zu seinen beliebtesten Dichtungen gehört die Ballade «Der reichste Fürst», das Trinklied «Wohlauf noch getrunken», der melancholische «Wanderer in der Sägemühle».

Stuttgart

Bild 15.408a: Stuttgart
* 10 Stuttgart.

Die Sehnsucht nach dem Jenseits, der Gedanke an den Tod, der Hang zum Überirdischen beherrscht fast seine ganze Lyrik. Seine «Dichtungen» (in Versen und Prosa) erschienen Stuttgart [* 10] 1834 (3. Aufl., 2 Bde., 1841),

«Ausgewählte poet. Werke» in 2 Bänden (ebd. 1878‒79). Seine überhaupt dem unvermittelten Gefühlsleben zugekehrte Richtung bekundete Kerner durch eine Reihe von Schriften, in denen er sich mit den Erscheinungen des tierischen Magnetismus [* 11] und den zweifelhaften Thatsachen des Dämonismus beschäftigt. Dahin gehören: die «Geschichte zweier Somnambulen» (Karlsr. 1824),

«Die Seherin von Prevorst» (2 Bde., Stuttg. 1829; 5. Aufl. 1877),

die mit Eschenmayer, G. H. von Schubert, G. Görres, F. von Baader u. a. gemeinschaftlich herausgegebenen «Blätter aus Prevorst» (1. bis 7. Sammlung, Karlsr. 1831‒35; 8. bis 12. Sammlung, Stuttg. 1837‒39),

«Geschichten Besessener neuerer Zeit» (Karlsr. 1834; 2. Aufl. 1835),

«Eine Erscheinung aus dem Nachtgebiete der Natur» (Stuttg. 1836),

«Nachricht von dem Vorkommen des Besessenseins» (ebd. 1836),

«Magikon, Archiv für Beobachtungen aus dem Gebiete der Geisterkunde» (als Fortsetzung der «Blätter aus Prevorst», 5 Bde., ebd. 1840‒53),

«Erinnerungen an Franz Anton Mesmer» (Frankf. 1856). Rein wissenschaftliche Schriften sind «Das Fettgift oder die Fettsäure und ihre Wirkungen auf den tierischen Organismus» ^[] (Stuttg. 1822) und «Das Wildbad im Königreich Württemberg» (Tüb. 1813; 4. Aufl. 1839). Eine anmutige Schilderung seiner Jugendjahre gab Kerner selbst im «Bilderbuch aus meiner Knabenzeit» (Braunschw. 1849; 2. Abdruck, Stuttg. 1886) heraus; die fast zu harmlosen «Kleksographien» veröffentlichte sein Sohn Theobald (Stuttg. 1890).

Vgl.   D. F. Strauß, [* 12] Kleine Schriften (Neue Folge, Berl. 1866);

Marie Niethammer, Justinus K.s Jugendliebe (Stuttg. 1877);

Ann. Watts, Life and works of Kerner (Lond. 1884);

A. Reinhard, Justinus und das Kernerhaus zu Weinsberg (2. Aufl., Tüb. 1886);

Theobald Kerner, Das Kernerhaus und seine Gäste (Stuttg. 1893).

Kerner,

München

Bild 11.873a: München
* 13 München.

Theobald, Dichter, Sohn des vorigen, geb. 14. Juni 1817 zu Gaildorf, studierte seit 1835 in Tübingen Medizin, lebte dann zeitweise in München, [* 13] Wien und Würzburg. [* 14] Wegen seiner Teilnahme an der Bewegung von 1848 mußte er nach Straßburg [* 15] fliehen und wurde, als er 1850 zurückkehrte, zu 10 Monaten Festungshaft verurteilt. 1852 gründete in Stuttgart eine galvano-magnetische Heilanstalt, die er 1856 nach Cannstatt verlegte. Seit 1863 lebt er als Arzt im väterlichen Hause zu Weinsberg.

Von ihm erschienen: «Gedichte» (Stuttg. 1851),

«Prinzessin Klatschrose» (ebd. 1851; 2. Aufl. 1894),

«Aus dem Kinderleben» (ebd. 1852),

«Galvanismus [* 16] und Magnetismus als Heilkraft» (4. Aufl., Cannstatt 1858),

«Natur und Frieden» (2. Aufl., Frankf. 1861; engl. Ausgabe, Heidelb. 1861),

das Singspiel «Der fliegende Schneider» (1862),

«Tragische Erlebnisse» (Hamb. 1864),

das Lustspiel «Pastor Staber oder der neue Ahasver» (1888) und «Das Kernerhaus und seine Gäste» (Stuttg. 1893).