Kippregel | eLexikon | Technologie, Gewerbe und Industrie - Meßkunst
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Kinzelbach - Kippregel
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2 Artikel | Textanfang / Anzahl Wörter |
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Kippregel | im Verein mit dem Meßtisch der Hauptapparat für die topographische Aufnahme, dient als Projektions / 470 |
Kippregel _2 | geodätisches Meßinstrument, welches in Verbindung mit dem Meßtisch eine ausgedehnte Anwendung / 701 |
Kippregel
1'171 Wörter, 8'222 Zeichen
Technologie, Gewerbe und Industrie — Meßkunst
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Kippregel,
Kips - Kirberg
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* 2
Kippregel.[* 2] im Verein mit dem Meßtisch [* 3] der Hauptapparat für die topographische Aufnahme, dient als Projektionsinstrument, als Horizontal- und Vertikalwinkel- und als Entfernungsmesser. Die Kippregel (s. Figur, S. 746) besteht aus einem messingenen Lineal, über welchem auf einem Träger [* 4] (Säule) ein um eine Horizontalachse drehbares Fernrohr [* 5] derart steht, daß bei genau horizontaler Lage des Lineals eine Kante desselben, die Ziehkante, in die durch die Fernrohrachse gelegte Vertikalebene fällt. Wird daher das Fernrohr nach einem Ziel gerichtet, so ist die an der Ziehkante gezogene Linie die Projektion [* 6] der Visierlinie auf die Meßtischplatte. Zum Messen von Vertikalwinkeln ist am Fernrohr ein Gradbogen befestigt, der sich an einem am Träger (Säule) angeschraubten Nonius [* 7] vorbeischiebt. Zum Horizontalstellen des Fernrohrs ist unter oder über demselben eine Röhrenlibelle korrigierbar an ihm befestigt. Ist mit Hilfe dieses ¶
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Niveaus das Fernrohr horizontal gestellt, so muß für Höhenmessungen der Winkel [* 9] in Betracht gezogen werden, den nun der Index am Gradbogen zeigt (Korrektionswinkel). Zur Beseitigung dieses lästigen Korrektionswinkels ist bei neuern Kippregeln der Nonius fein verschiebbar hergestellt worden, und es kann dann jede Vertikalwinkelmessung direkt am Gradbogen und Nonius abgelesen werden. Um rückwärtige Alignements aufsuchen zu können, sind Kippregeln zum Durchschlagen eingerichtet, d. h. das Fernrohr kann um 360° gedreht werden.
Parallel - Parallele K
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* 10
Parallel.Zur Orientierung des Meßtisches ist auf dem Lineal eine schmale Bussole mit 13-18 cm langer Magnetnadel befestigt, welche an den schmalen Seinen einen Limbus von etwa 30° trägt, dessen Nord- (Null-) Linie genau parallel der Ziehkante liegt, woraus auch die selbständige Verwendbarkeit der Kippregel zum Messen von Horizontalwinkeln bis zu 15° hervorgeht. Außerdem ist auf dem Lineal noch ein Dosenniveau zum Horizontalstellen des Meßtisches befestigt. Die Vorrichtung zum Distanzmessen besteht in einem Fadenkreuz, dessen Kreuzungspunkt in der optischen Achse des Fernrohrs liegt.
Nuphar - Nürnberg
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* 13
Nürnberg.Parallel [* 10] zum horizontalen Faden [* 11] sind in gleichen Abständen von diesem noch zwei Fäden ausgespannt. Dieses Fadenkreuz aus Kokon- oder Spinnenfäden ist in einem Ring befestigt, der im Okularrohr durch vier Stellschrauben gehalten wird. Breithaupt hat statt dieser Fäden in ein Glasplättchen Striche eingeschnitten und dieses in dem Tragring befestigt. Die Entfernung wird an einer im Zielpunkt aufgestellten Distanzlatte abgelesen, welche auf ihrer der Kippregel zugekehrten Seite in Zentimeter eingeteilt ist, und beträgt so vielmal 1 m, als Zentimeter zwischen den beiden äußern Parallelstrichen, und so vielmal 2 m, als zwischen dem mittlern und einem der äußern Parallelstriche Zentimeter abgelesen werden; demnach wäre bei einer 3 m langen Latte die größte meßbare Länge 2 . 300 = 600 m. Über die Verwendung der Kippregel zur Höhenmessung [* 12] s. d. Die Kippregel hat sich aus dem von Prätorius, Professor in Altorf bei Nürnberg, [* 13] um 1590 erfundenen, von Lehmann verbesserten, jetzt nicht mehr gebräuchlichen Diopterlineal (s. d.) entwickelt. Besonders hat Reichenbach [* 14] (gest. 1826) in München [* 15] sich um Erfindung der Kippregel verdient gemacht. Zu den vorzüglichsten Konstruktionen gehört jetzt die von Breithaupt in Kassel; [* 16] vgl. Aufnahme, topographische.
[* 2] ^[Abb.: Meßtisch nebst Kippregel von Breithaupt in Kassel.]
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Titel
Elemente zu Kippregel:[9.745] Kippregel im Verein mit dem Meßtisch der Hauptapparat
Kippregel,
[* 2] geodätisches Meßinstrument, welches in Verbindung mit dem Meßtisch eine ausgedehnte Anwendung bei den topogr. Terrainaufnahmen findet. Die Kippregel stellt ein sehr verbessertes Diopterlineal dar (dieses wurde auch «Regel» genannt und daher stammt die Bezeichnung Kippregel); sie vereinigt in sich auch die andern zum Meßtisch gehörenden Hilfsinstrumente (Dosenniveau, Libelle, Maßstab, [* 17] Bussole) und dient in Verbindung mit der Distanzlatte (s. d.) zum Messen von Entfernungen.
Diopsid - Diorit
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* 18
Diopter.Als Diopterlineal besteht die Kippregel zunächst aus einem meist messingenen Lineal, an dem an Stelle der beiden Diopter [* 18] ein astron. Fernrohr mit Fadenkreuz so befestigt ist, daß seine optische Achse senkrecht über der Visierkante des Lineals oder doch parallel zu derselben liegt, und daß es um eine Querachse in der senkrechten Ebene aufwärts und abwärts bewegt werden kann. An einem oder zwei sich gegenüberstehenden Gradbogen (Limbus) kann mit Hilfe von Nonien die Größe dieser Bewegungen des Fernrohrs in Gradmaß bis auf einzelne Minuten genau abgelesen werden.
Die Kippregel ermöglicht so das Messen von Vertikalwinkeln, während sie die Horizontalwinkel graphisch auf dem Meßtisch aufzutragen gestattet. Durch Anwendung eines Fernrohrs kann man auf viel größere Entfernungen und mit weit größerer Schärfe und Genauigkeit visieren, als mit dem einfachen Diopter. Um das Lineal der Kippregel bez. die Meßtischplatte horizontal stellen zu können, ist meist auf dem Lineal selbst ein Dosenniveau oder eine Röhrenlibelle angeschraubt, auch ist bei den meisten Kippregel am Fernrohr, parallel zur optischen Achse desselben, eine Röhrenlibelle angebracht, um die Horizontalstellung des Fernrohrs unabhängig von derjenigen der Tischplatte bewirken und die Kippregel auch als Nivellierinstrument [* 19] benutzen zu können. Ferner trägt das Lineal eine Orientierbussole in Gestalt eines länglichen Kästchens, sowie einen eingravierten Transversal-Verjüngungsmaßstab (1:25000).
Um mit der Kippregel Entfernungen messen zu können, ist das Fadenkreuz im Fernrohr aus drei in gleichen Abständen voneinander stehenden Horizontal- und einem Vertikalfaden angefertigt und so im Fernrohr befestigt, daß sich der Abstand der beiden äußern Horizontalfäden voneinander zu der Entfernung des Fadenkreuzes vom Objektiv des Fernrohrs verhält wie 1:100 oder wie 1:200. Liest man nun an einer Distanzlatte, die auf eine beliebige Entfernung aufgestellt ist, die Anzahl der von den Horizontalfäden eingeschlossenen Centimeter ab, so ergiebt dieselbe unmittelbar die Entfernung der Latte vom Fernrohr in Metern bez. in Doppelmetern.
Die Kippregel kommt in verschiedenen Konstruktionen zur Anwendung; bei der preuß. Landesaufnahme werden vornehmlich folgende Arten benutzt:
Kipling - Kippregel
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* 20
Seite 60.353.1) Die Breithauptsche Kippregel (siehe vorstehende [* 20] Fig. 1). Bei derselben ist das Fernrohr F in seinem Schwerpunkt [* 21] an einem Bügelständer B so angebracht, daß die optische Achse senkrecht über der Visierkante des Lineals G liegt. An dem Bügelständer befindet sich
[* 20] ^[Abb. Breithauptsche Kippregel,
Fig. 1.]
Kippsäge - Kiptschak
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* 22
Seite 60.354.^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.] ¶
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unterhalb des Fernrohrs der Limbus L, an dem eine senkrecht zur Fernrohrachse stehende Alhidade A mit Nonius N die Winkel abzulesen gestattet. Mit dem Fernrohr ist eine Röhrenlibelle R verbunden; Dosenniveau D, Orientierbussole O und Maßstab M sind auf dem Lineal angebracht.
2) Die dänische (s. Fig. 2). Die Bewegungsachse des Fernrohrs F ist an das Objektivende des Rohrs verlegt und ruht auf einem mitten auf dem Lineal stehenden kurzen Ständer S, sodaß die Fernrohrachse über der Mitte des Lineals, parallel zu dessen Kanten liegt. Gegen das Okularende zu ist das Fernrohr zwischen zwei coulissenartigen Bogenstücken B auf- und abwärts beweglich und kann daran auch mittels einer Klemmvorrichtung festgestellt werden; das eine der Bogenstücke trägt die Gradeinteilung. Auf dem Lineal G ist eine Röhrenlibelle R angebracht, um es mit Hilfe zweier Stellschrauben unabhängig von der Stellung des Tisches genau horizontal stellen zu können. Mit dem Fernrohr ist eine Libelle nicht verbunden.
Bocholt - Bock
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* 23
Bock.3) Die Kippregel, Modell 1875 (s. Fig. 3). Das Fernrohr F ist im Schwerpunkt an einem auf dem Lineal befestigten dreibeinigen Bock [* 23] B (bei Modell 1874 an einer Säule) so aufgehangen, daß es herumgeschlagen werden kann und demnach Visierungen vorwärts und rückwärt gestattet. Zum Ablesen der Vertikalwinkel ist an der Objektiv- und Okularseite je ein Limbus L und Nonius N vorhanden, und das Fernrohr ist mit einer Röhrenlibelle R verbunden. Zum Horizontalstellen des Tisches bez. des Lineals G dient ein Dosenniveau D oder eine zweite Röhrenlibelle, die (wie bei Modell 1874) an den Limbusträgern befestigt ist; die Orientierbussole O befindet sich auf dem Lineal. Die optische Achse des Fernrohrs liegt senkrecht über der Visierkante des Lineals.