peter-hug.ch

Kirchenbau | eLexikon

  • ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz

Kirchenbau.

Größere Kirchen nennt man Dom (s. d.), Münster [* 2] oder Kathedrale (s. d.), doch läßt sich ein Gesetz darüber, ob einer Kirche einer dieser Namen beizulegen sei oder nicht, keineswegs aufstellen. Man unterscheidet in der kath. Kirche die Bauten danach, welchen Rang der oberste Geistliche einnimmt (Bischofs-, Pfarr- und Dechaneikirchen), ferner unterscheidet man Mutter- und Tochterkirche, von denen letztere in einem von ersterer abgetrennten Sprengel errichtet ist. Kleine Kirchen nennt man Kapellen (s. d.) oder Oratorien. Die Anordnung der Kirche richtet sich in erster Linie nach der Konfession.

Altaische Sprachen - A

Bild 1.412: Altaische Sprachen - Altar
* 3 Altar.

I. Römisch-katholische Kirchen sind derart zu stellen, daß der Hauptaltar gegen Osten gerichtet ist. Diesen umgiebt der hohe Chor, in welchem sich das Chorgestühl für die Geistlichkeit befindet. Im Westen vom Chor ist eine Schranke aufzustellen, an die sich unmittelbar das Langhaus mit den Betstühlen für die Laien oder vorher ein Querschiff anschließt. Die Kanzel, durch welche die Hörer auf den Altar [* 3] als das Heiligtum der Kirche hingewiesen werden, steht seitlich, am Ostende [* 4] des Langhauses, die Orgel meist am Westende, verbunden mit einer Sängerempore, den Responsorien als Wechselgesängen zwischen Altar und Gemeinde entsprechend. Hiermit ist das Wesentliche der Kirche gegeben. Hinzu kommen noch Anbauten an Chor, Lang- und Querhaus für Nebenkapellen, entsprechende Nebenschiffe, Taufkapellen, Weihwasserbecken [* 5] an den Thüren, Sakristeien, Vorhallen, Türme u. s. w. Als Stil der Kirche wird die Gotik bevorzugt, doch kein Stil der christl. Zeit ist ausgeschlossen. -

Vgl.   von Klenze, Anweisung zur Architektur des christl. Kultus (Münch. 1835);

de Baudot, Églises de bourgs et de villages (2 Bde., Par. 1861-69);

Ungewitter, Land- und Stadtkirchen (Glog. 1806);

Giefers, Praktische Erfahrungen, die Erbauung neuer Kirchen betreffend (5. Aufl., Paderb. 1873);

Jakob, Die Kunst im Dienste [* 6] der Kirche (3. Aufl., Landshut [* 7] 1880);

Otte, Handbuch der kirchlichen Kunstarchäologie des deutschen Mittelalters (5. Aufl., 2 Bde., Lpz. 1883-84).

Schiff I

Bild 14.454c: Schiff I
* 8 Schiff.

II. Griechisch-katholische Kirchen sind meist auch mit dem Chor nach Osten gerichtet; dieser ist durch einen festen Lettner (s. d.) oder durch Vorhänge abgeschlossen und darf von Laien nicht betreten werden. Die Frontseite des Lettners ist reich mit Bildwerken (Ikones) verziert. Kanzeln sind nicht regelmäßig angelegt, die Verkündung des Evangeliums erfolgt von der Bema (s. d.). Die Betstühle der Frauen und Männer sind getrennt, indem eine Scheidemauer von 2,4 m Höhe das Schiff [* 8] (Naos) trennt, oder die Frauen auf Emporen (Katechumena) ihren Platz haben. In einer Vorhalle (Dromikon) finden sich die getrennten Eingänge. Die Sakristeien sind ausgedehnt. -

Vgl.   de Montferrand, Église cathédrale de S. Isaac (Petersb. 1845);

Viollet le Duc, L’art russe (Par. 1878).

III. Evangelische Kirchen. Der Schwerpunkt [* 9] des Gottesdienstes liegt hier in der Predigt und dem Abendmahl. Daher ist die Stellung der Kanzel von größter Wichtigkeit. Die Kirche muß so gebaut sein, daß alle Mitglieder der Gemeinde den Prediger sehen und hören und an den Altar herantreten können. Daher ist die saalartige Anlage mit Emporen zu bevorzugen (Predigtkirche). Schwierigkeit bereitet die Verbindung von Altar und Kanzel. Ersterer als Abendmahltisch soll nicht von der Gemeinde abgeschlossen, sondern in deren Mitte stehen. Ebenso der Taufstein, wenn dieser nicht einen besondern Raum einnimmt. Die Orgel soll im Antlitz der Gemeinde, nicht in deren Rücken stehen. Als Stil wird die Gotik bevorzugt, doch entspricht diese ihrem ganzen struktiven System der Meß- und Prozessionskirche mehr als der Predigtkirche. Die



Kirchenbücher - Kirche

Bild 60.359: Kirchenbücher - Kirchenbuße
* 10 Seite 60.359.

Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.

mehr

Grundsätze der evang. Kirche entwickelten zuerst die erzgebirgischen Kirchen um 1500 (Annaberg, [* 11] Schneeberg, Joachimsthal u. a.), später die Schloßkapellen der Renaissance, ferner im 18. Jahrh. der Theoretiker Leonhard Sturm (geb. um 1669 zu Altdorf, gest. 1729 zu Blankenburg) in seinen Werken: «Architektonische Bedenken von prot. kleiner Kirchen [* 10] Figur und Einrichtung» (Hamb. 1712) und «Vollständige Anweisung alle Arten von Kirchenbau wohl anzulegen» (Augsb. 1718), und die Praktiker George Bähr (Erbauer der Frauenkirche in Dresden) [* 12] und Ernst Georg Sonnin (Erbauer der Michaeliskirche in Hamburg), [* 13] endlich in neuerer Zeit L. Catel, Grundzüge einer Theorie der Bauart prot. Kirchen (Berl. 1815);

Chr. Kirchenbau J. ^[Christian Karl Josias] Bunsen, Die Basiliken des christl. Rom [* 14] (Münch. 1842);

G. Semper, Über den Bau evang. Kirchen (Lpz. 1845);

Lechler, Das Gotteshaus im Lichte der deutschen Reformation (Heilbr. 1883);

Der Kirchenbau des Protestantismus, hg. von der Vereinigung Berliner [* 15] Architekten (Berl. 1893);

Archiv für kirchliche Baukunst [* 16] und Kirchenschmuck (hg. von Prüfer, Berlin). [* 17]

IV. Reformierte Kirchen sind den evangelischen ähnlich, doch einfacher und nüchterner, aber konsequenter durchgebildet. Die Stelle des Altars vertritt ein Tisch, die Kanzel steht hinter ihm; für die Kirchenvorstände ist ein Raum im Schiff abgegrenzt.

Über die Geschichte des Kirchenbau vergleiche die Kunst der einzelnen Länder und die einzelnen Baustile.