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Korallenriffe | eLexikon

  • ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
Titel
Elemente zu Korallenriffe:

1) Saum-, Küsten-, Fransen- oder Strandriffe unmittelbar an den Küsten

Korallenriffe,

Korallenriffe und Kora

Bild 10.78: Korallenriffe und Koralleninseln
* 2 Korallenriffe.

[* 2] Koralleninseln und Korallenbänke, Bauwerke verschiedener ein Gerüst von kohlensaurem Kalk (Korallenkalk) abscheidender Korallengeschlechter (polypi), die sich gegenwärtig auf die wärmern Meere der Erde beschränken und nur in vereinzelten Fällen sich außerhalb der Tropenzone bis zu 25° südl. und 30° nördl. Br. ausdehnen. Es scheint, daß die riffbildenden Polypen zu ihrem Fortkommen einer Wassertemperatur von etwa 20° C. bedürfen. Es finden sich in dem Korallenkalke des Weißen Jura in Deutschland [* 3] und England, im Ural, in Jütland, im Obern Silur Schwedens, in den Alpen [* 4] und an andern Stellen die fossilen Überreste von verwandten Geschlechtern.



Korallenrollschlange -

Bild 60.628: Korallenrollschlange - Koran
* 6 Seite 60.628.

Die Erklärung der Entstehung der Korallenriffe hat im Laufe dieses Jahrhunderts die Geophysiker sehr beschäftigt und die verschiedenartigsten Anschauungen zu Tage gebracht. Forster nahm an, daß die Korallen [* 5] vom Meeresgrund beginnend sich aufbauten; Chamisso und Beechay sahen in den Korallenriffe die Krönungen submariner Berge. Darwin und andere wiesen dann nach, daß die Polypen nur in geringen Meerestiefen, etwa bis 30 m, lebensfähig seien. Darwin stellte hierauf die Theorie auf, daß die Korallen sich zunächst an seichten Stellen ansiedeln; während dann der Boden unter ihnen sich senkt, werden die neuen Generationen gezwungen, um im warmen und klaren Wasser zu bleiben, auf den obern Rändern des Korallenriffs weiter zu bauen. So soll dann durch weitere Senkung der Insel, an deren Strand das Saumriff entstanden war, ein sich von der Küste (weil diese zurücktritt) entfernendes Barrièrenriff erscheinen, bis schließlich, falls die Insel bei fortgesetzter Senkung ganz verschwindet, das Korallenriff als Atoll übrigbleibt. Neuere Forscher, wie Murray, Dana, Semper und J. J. Rein, haben auf

Mollusken und Tunikate

Bild 11.726a: Mollusken und Tunikaten
* 8 Mollusken.
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Grund der Untersuchungen durch die Challenger- und Gazelle-Expeditionen an Stelle der Darwinschen Senkungstheorie weit ungezwungenere Entstehungserklärungen aufgestellt, von denen die freieste die von Professor Rein aufgestellte These ist: «Korallenriffe können sich überall da bilden, wo die Grundbedingungen für die Ansiedelung der sie erzeugenden Polypen in Bezug auf Temperatur, Klarheit des Wassers und Nahrungszufuhr durch Wellenschlag sowie eine feste Unterlage gegeben sind, mag nun diese Unterlage eine untergetauchte Küste oder eine submarine Bodenerhebung, mag letztere vulkanischen, organischen oder andern Kräften zugeschrieben sein.» Doch wird dadurch keineswegs die neuerdings durch Bohrungen mehrfach nachgewiesene bedeutende Dicke der Korallenbauten erklärt, übrigens bestehen diese nicht allein aus dem unmittelbar mit dem Körper der Korallen emporwachsenden Kalkgerüsten, sondern in fast gleicher Menge auch aus verkittetem Korallensand, d. h. aus den durch die Wellen [* 7] abgerissenen und zerstückelten Ästen der Korallenstöcke und aus den gleichfalls meist zerriebenen Hartgebilden anderer in reicher Anzahl an den Korallenriffe lebenden Tiere, wie der Mollusken, [* 8] Echinodermen u. s. w. Der Korallensand füllt alle Lücken zwischen den Korallenstöcken aus und häuft sich oft auch in mächtigen Bänken auf der Oberfläche der Riffe an. Man unterscheidet:

1) Saum-, Küsten-, Fransen- oder Strandriffe unmittelbar an den Küsten, dann 2) Barriere-, Damm- oder Wallriffe (Kanalriffe), welche die Küsten in größerm Abstand parallel umgürten, doch so, daß noch ein mehr oder weniger breites Fahrwasser (Tiefwasserrinne) zwischen Festland und Riff bleibt; endlich 3) Koralleninseln, Atolle (s. d.) oder Lagunenriffe und 4) Korallenbänke. Auffallend arm an Korallenriffe ist der Atlantische Ocean (nur die Bermudasinseln); häufiger sind sie im Indischen Ocean (Lakkadiven, Malediven, Tschagosarchipel); ihre größte Verbreitung aber haben sie im Großen Ocean.

Korinth (Stadt)

Bild 60.635: Korinth (Stadt)
* 10 Kanal.

Die Korallenriffe des Roten Meers, der Küste von Florida und Ceylon [* 9] sind Beispiele der Saumriffe; das großartigste Wallriff ist das große Barrièreriff (Great Barrière-Reefs) längs der Nordostseite Australiens an der Küste von Queensland, von Kap Sandy in 24° 40’ südl. Br. bis an die Südküste von Neuguinea sich erstreckend, in gerader Linie 1725 km. Von der Küste Australiens trennt es ein 25–160 km breiter Kanal, [* 10] der den nach der Torresstraße segelnden Schiffen eine sichere, gefahrlose Fahrt bietet.

Querschnitte zerteilen das Riff, so daß sehr gefährliche Durchfahrten entstehen; die hauptsächlichste derselben, durch einen Leuchtturm bezeichnet, ist das in 11° 35’ südl. Br. gelegene sog. Raines Inlet. Die meisten hohen Inseln der Südsee sind mit Wallriffen umgeben. Unter den Korallenbänken sind die ausgedehntesten im Indischen Ocean, wie die Saya de Malha- oder Panzerbank im NO. von Madagaskar, [* 11] unter 60° 20’ bis 62° 10’ östl. L. von Greenwich und 8° 18’ bis 11° 30’ südl. Br., dann weiter südlich die ungefähr 400 km lange Nazarethbank, deren Südende durch die Eilandsgruppe von A Corda dos Garajos von 13° 30’ bis 16° 47’ südl. Br. und von 60° 20’ bis 60° 50’ östl. L. von Greenwich bezeichnet wird. –

Vgl.   Semper, Die Palau-Inseln (Lpz. 1873);

Darwin, The structure and distribution of coral-reefs (deutsch von Carus, 2. Aufl., Stuttg. 1876);

Dana, Corals and coral-islands (2. Aufl., Lond. 1879);

Semper, Die natürlichen Existenzbedingungen der Tiere (2 Tle., Lpz. 1880);

Rein, Die Bermudasinseln und ihre Korallenriffe (Berl. 1881);

Guppy, Salomon-Islands (Lond. 1887);

Langenbeck, Die Theorien über die Entstehung der Koralleninseln (Lpz. 1890).