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Krasinski | eLexikon | Litteratur - Polnische Literatur

  • ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
  • ️Sat Dec 22 1855
Titel
Elemente zu Krasinski:

1) Valerian, Graf, poln. historischer und politischer Schriftsteller

2) Sigismund, Graf, neben Mickiewicz und Slowacki der bedeutendste Dichter der neuesten polnischen Litteraturepoche

Krasinski,

1) Valerian, Graf, poln. historischer und politischer Schriftsteller, geb. 1780 in der ehemals polnischen Provinz Weißrußland, trat in polnischen Staatsdienst und ward Sektionschef im Ministerium des öffentlichen Unterrichts, in welcher Stellung er sich namentlich um Verbreitung guter Volksbücher verdient machte. Beim Ausbruch der polnischen Revolution 1830 nach England gesandt, um dort im Interesse Polens zu wirken, blieb er daselbst und ließ sich 1850 in Edinburg [* 3] nieder, wo er 22. Dez. 1855 starb. Von seinen zahlreichen Schriften sind zu nennen: »Rise, progress and decline of the reformation in Poland« (Lond. 1839-40, 2 Bde.; deutsch von Lindau, [* 4] Leipz. 1841);

»Sketch of the religious history of the Slavonic nations« (2. Aufl., Lond. 1851).

Paris

Bild 12.719a: Paris
* 5 Paris.

2) Sigismund, Graf, neben Mickiewicz und Slowacki der bedeutendste Dichter der neuesten polnischen Litteraturepoche, geb. 19. Febr. 1812 zu Paris [* 5] als Sohn des Generals Grafen Vinzenz Krasinski (gest. 1858), erhielt im väterlichen Haus, welches der Sammelpunkt aller politischen und litterarischen Berühmtheiten Warschaus war, unter der Leitung des namhaften Schriftstellers Korzeniowski eine sorgfältige Erziehung und vielfache geistige Anregung. Schon in seinem 14. Lebensjahr schrieb er zwei historische Romane nach dem Muster Walter Scotts. 1828 trat er in das Lyceum zu Warschau, [* 6] welches sich damals unter der Leitung des gelehrten Linde einer großen Blüte [* 7] erfreute, studierte dann an der Universität Jurisprudenz, wurde jedoch durch die Anfeindungen, welchen sein Vater als Anhänger der russischen Regierung in dem Hochverratsprozeß von 1825 ausgesetzt war, bewogen, seine Studien zu unterbrechen und eine längere Reise nach Italien [* 8] und der Schweiz [* 9] zu unternehmen.

Leichlingen - Leidener

Bild 10.652: Leichlingen - Leidener Flasche
* 11 Leiden.

Durch die in Genf [* 10] angeknüpfte Bekanntschaft mit Mickiewicz wurde er zu dichterischem Schaffen angeregt; allein da er sich durch die unpatriotische Stellung, welche sein Vater während des Freiheitskriegs (1830-31) einnahm, vor einen schmerzlichen Zwiespalt zwischen seiner nationalen Gesinnung und seinen Sohnsgefühlen gestellt sah, vermochten sich seine bedeutenden lyrischen Anlagen nur in elegischer Richtung zu entwickeln. Von physischen Leiden [* 11] fortwährend an die verschiedenen Heilbäder gefesselt und sowohl von der russischen Regierung als auch von seinen Landsleuten, von denen nur einzelne seine patriotische Gesinnung kannten, mit Mißtrauen beobachtet, starb Krasinski 24. Febr. 1859 in Paris.

Alle seine Dichtungen erschienen anonym, zuerst die poetische Erzählung »Agaj Han« (Bresl. 1833; deutsch von Brachvogel, Leipz. 1840),

das Produkt einer fieberhaft erregten Phantasie; dann das 1833 in Rom [* 12] geschriebene dramatische Gedicht »Nieboska Komedya« (Par. 1835; deutsch von Batornicki: »Ungöttliche Komödie«, Leipz. 1841),

ein originelles und tiefsinniges Werk, worin der Dichter die höchsten Fragen auf politischem und sozialem Gebiet zu lösen versucht; endlich die ebenfalls in Rom verfaßte halb epische, halb dramatische Dichtung »Irydion« (Par. 1836; deutsch, Leipz. 1881), des Dichters Hauptwerk, worin der Gegensatz zwischen dem verderbten Rom der Cäsaren und den Racheplänen des unterjochten Hellas mit glühenden Farben dargestellt wird. Diesen Poesien symbolisierenden Charakters schließen sich noch andre Prosadichtungen an: »Drei Gedanken Ligenzas« (»Trzy myśli«, 1840);

»Die Sommernacht« (»Noc letnia«, Par. 1841; deutsch, Wien [* 13] 1881) und »Die Versuchung« (»Pokusa«; deutsch von Stroka, Leipz. 1881).

In »Przedswit« (»Dämmerung«, 1840),

einer Anzahl von Kanzonen, preist der Dichter die sittlichen Elemente der polnischen Geschichte und macht die politische Wiedergeburt seines Vaterlandes von der sittlichen abhängig. Auch die »Psalmy przyszlości« (»Die Psalmen der Zukunft«, 1845 und Leipz. 1874) verherrlichen den Heroismus des Martyriums, riefen daher heftige Entgegnungen hervor, wurden als »lyrische Feigheit« gebrandmarkt und kosteten Krasinski die Freundschaft Slowackis. Seine letzte Dichtung war die mystische »Glosse der heil. Therese« (1852). Seine Werke erschienen in Auswahl Leipzig [* 14] 1863, 3 Bde., vervollständigt Lemberg [* 15] 1875; seine Jugendschriften (»Utwory mlodziencze«) Posen [* 16] 1880, seine Briefe an Gaszyński Lemberg 1882.