Kunstwissenschaft | eLexikon | Bildende Künste - Allgemeines
- ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
Kunstwissenschaft,
die Kenntnis und die aus derselben erwachsende schriftliche Darstellung des Wesens und der Entwickelung der bildenden Künste. Die wissenschaftliche Thätigkeit zerfällt hierbei in drei gesonderte Stadien; erstens: das vorliegende Material muß gesammelt und jedes einzelne Stück nach seinen Eigenschaften untersucht und nach verschiedenen Gesichtspunkten in eine systematische Übersicht gebracht werden. Diesen ersten Teil der Kunstwissenschaft wird man passend die Denkmälerkunde benennen.
Zweitens ist das chronologisch angeordnete Material auf die für gewisse Zeitalter bezeichnenden Eigenschaften hin, auf ihre Entstehung und Bedeutung, ihre Modifikationen und ihre Verbreitung, ihre Stellung im Zusammenhang mit der gleichzeitigen Kultur und ihre Wichtigkeit und Wirksamkeit im innern Entwickelungsgang der Kunst und der Menschheit einer Prüfung zu unterziehen. Diese zweite kunstwissenschaftliche Aufgabe fällt der Kunstgeschichte (s. d.) zu. In der Schule der historischen Kunstbetrachtung enthüllt sich dem Kunstforscher die Kunst als eine eigenartige Erscheinung, als eine von andern charakteristisch verschiedene Bethätigung des menschlichen Geistes, als ein in dem Wechsel der Erscheinungen noch nicht vollständig erkanntes, also noch immer problematisches Moment.
Mit den darauf gerichteten Forschungen beschäftigt sich die Philosophie der Kunst oder Ästhetik. Auf jeder dieser drei Stufen bedarf die Kunstwissenschaft außerdem verschiedener Hilfswissenschaften. Auf den beiden ersten geht die Beschäftigung mit der antiken Kunst und ihren Werken der mit dem Mittelalter und der Neuzeit voraus und eilt ihr also auch in ihren Ergebnissen voran; daher ist eine abgesonderte Betrachtung der antiken und der modernen Kunstwissenschaft nötig geworden. Über die erstere s. näheres bei Archäologie.
Paris
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* 3
Paris.Erst geraume Zeit, nachdem die Behandlung der antiken Kunstgeschichte in ein wissenschaftliches System gebracht worden war, fing man an, das Material der mittelalterlichen und modernen Kunstwissenschaft zu suchen und zu sichten. Die ersten wichtigen Publikationen traten anläßlich der Anhäufung von Kunstwerken zu Paris [* 3] durch Napoleon ans Licht: [* 4] in H. Laurents »Musée royal« (als Fortsetzung des »Musée français«) waren immer drei Gemälde mit einer Antike verbunden. Am frühsten und eifrigsten regte sich der Lokalpatriotismus der Italiener in dieser Richtung: »Etruria pittrice« (1791-95 ff.),
noch früher G. Hamilton, dessen Antikenkabinett d'Hancarville 1766-1767 und dessen griechische Vasen [* 5] W. Tischbein in seinem Prachtwerk »Schola italica picturae« von 1791 an herausgab. Aber auch die Franzosen thaten das Ihrige: nächst Crozats frühem Versuch in seinem »Recueil d'estampes« (1729 und 1742) sind C. P. Landons »Vies et œuvres des peintres les plus célèbres« (1803-24, 25 Bde.) und seine »Annales du musée« (2. Ausg. 1829) sowie des ältern Duchesne »Musée de peinture et de sculpture« (1829-34) zu erwähnen.
Indessen war für die moderne Malerei durch Massenpublikationen in flüchtigen Umrißstichen nichts gewonnen, und sie traten daher zurück. Wirkliche tüchtig durchgeführte einzelne Kupferstiche mußten den Mangel ersetzen, bis in neuester Zeit die Photographie, die bei allen Arten von kunstwissenschaftlichen Abbildungen ein unentbehrliches Hilfsmittel geworden ist, gute Reproduktionen von Gemälden geliefert hat, in denen man auch die eigentliche Qualität der Bilder, Pinselführung und Farbenstimmung bis zu einem gewissen, bisher unerreichten Grad erkennen kann.
Flor - Florentiner Fla
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* 6
Florentiner.Photographien der spanischen und Florentiner [* 6] Galerien, der Museen zu Berlin, [* 7] Dresden [* 8] und Petersburg [* 9] und der Nationalgalerie zu London [* 10] sowie zahlreiche Handzeichnungspublikationen, zum Teil in den sogen. Kohledrucken von Braun u. Komp. in Dornach, stehen unter den Sammelwerken in erster Linie. Von speziellen Sammelwerken für die Skulptur ist der Atlas [* 11] zu Cicognaras »Storia della scultura« (1823-24) eins der bedeutendsten, ferner des Grafen Clarac »Musée de sculpture« (1826-53), zum größten Teil Antiken enthaltend; andres findet sich in architektonischen Publikationen u. dgl. verstreut.
Köln
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Köln.Sehr groß ist die Zahl der Denkmälersammlungen für Architektur, die, in der Regel auf einen bestimmten Landstrich oder eine Stadt beschränkt, erschöpfende Darstellungen der Baumonumente einer solchen Region gewähren. Mustergültig sind die »Archives de la commission des monuments historiques de France« sowie die »Mitteilungen der k. k. österreichischen Zentralkommission zur Erforschung der Baudenkmale«. Eine große Anzahl trefflicher Spezialwerke rief die in der romantischen Periode erwachte Vorliebe für mittelalterliche Bauformen sowie die Reaktion dagegen hervor: Boisserées »Dom zu Köln«, [* 12] Puttrichs »Denkmale der Baukunst [* 13] des Mittelalters in Sachsen«, [* 14] Lübkes »Mittelalterliche Kunst in Westfalen«, [* 15] Hübsch' »Altchristliche Kirchen« und hundert andre Werke. Viele, wie z. B. Salzenbergs Prachtwerk über »Die altchristlichen Baudenkmale von Konstantinopel« [* 16] oder das englische Musterwerk über die Alhambra, berichten über die Studien bei bestimmten wissenschaftlichen Missionen; ein zusammenfassendes Hauptwerk sind Gailhabauds »Denkmäler der Baukunst aller Zeiten und Länder« (deutsch von Lohde). Systematische Sammlungen von Denkmälern aller Art zum Handgebrauch für das kunstwissenschaftliche Studium sind: Seroux d'Agincourts »Sammlung von Denkmälern der Architektur, Skulptur und Malerei vom 4.-17. Jahrhundert« (deutsch von Quast),
»Die Denkmäler der Kunst zur Darstellung ihres Entwickelungsganges« von Voit, Guhl und Caspar (4. Aufl. von Lübke und Kunstwissenschaft v. Lützow).
Rom
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* 17
Rom.Als Hilfswissenschaften und Hilfsmittel der Denkmälerkunde sind zu bezeichnen Kunstgeographie und Kunsttopographie, Reise- und andre periegetische Werke, welche die Kunstwerke eines Landes oder Ortes verzeichnen und beschreiben, wie z. B. Bunsens »Beschreibung der Stadt Rom« [* 17] (1829-42) und die seit 1862 erschienene »Statistik der deutschen Kunst des Mittelalters und des 16. Jahrhunderts« von Wilhelm Lotz. Auch Jakob Burckhardts meisterhafter »Cicerone« gehört nach Plan und Anlage hierher. Ein wichtiger Zweig der Kunsttopographie ist die Museenkunde, deren Haupthilfsmittel die Kataloge der Sammlungen bilden. Epochemachend waren die 1852 erschienene ganz neue Bearbeitung des »Katalogs der Louvregalerie«, der »Katalog des Antwerpener Museums« (1857) und der der Berliner [* 18] Gemäldegalerie (1883) sowie die Schriften von Waagen, Bürger (»Musées de la Hollande«, 1858 u. 1860) und Lermolieff (1880).
Zur Erklärung der Denkmäler dienen ferner noch einige andre Wissenschaften, wie: die Paläographie zur richtigen Würdigung der Inschriften;
die Numismatik zur genauern Bestimmung der von der Kunstwissenschaft nur auf ihren Kunstcharakter geprüften Münzen, [* 19] aber auch zur Aufhellung andrer historischer und kunstwissenschaftlicher Fragen;
Kunstwissenschaft (ges
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* 20
Seite 10.313.die Ikonographie zur Orientierung über die auf Kunstwerken vorkommenden Bildnisse, besonders auch die der Heiligen wegen ¶
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der Häufigkeit ihrer Darstellung (für die alte Kunst an Stelle der letztern die Kunstmythologie); die Heraldik zur Bestimmung der Wappen [* 21] und Embleme etc.
Geschichtliche Entwickelung der Kunstwissenschaft.
Was speziell die deutsche Kunstwissenschaft betrifft, so läßt sich die Entwickelung derselben in drei Perioden gliedern. An der Spitze der ersten Periode steht Winckelmanns »Geschichte der Kunst des Altertums«, welcher die gleichzeitigen archäologischen Untersuchungen Lessings wegen ihrer kritischen Methode an die Seite zu setzen sind. Goethe und neben ihm J. H. Meyer, Kunstwissenschaft A. Böttiger und Karl Fernow machten sich durch ihre Gelegenheits- und periodischen Schriften um die Verbreitung des Kunstverständnisses verdient; indessen behandelten sie die kunstgeschichtlichen Stoffe noch vom Standpunkt eines schöngeistigen Dilettantismus.
Murr trug in seinem »Journal für Kunstgeschichte« nur Material zusammen, welches sich auf die deutsche Kunst, besonders diejenige Nürnbergs, bezog. Den ersten Versuch einer umfassenden Darstellung machte Fiorillo mit seiner »Geschichte der zeichnenden Künste« (1798), welche aber überwiegend aus litterarischen Quellen geschöpft war. Auch die Arbeiten Hirts tragen noch einen durchaus dilettantischen Charakter, ebenso wie das von Hans Rudolf Füßli begonnene und von seinem Sohn 1821 vollendete »Allgemeine Künstlerlexikon«, welches bald durch das Naglersche Werk (»Neues allgemeines Künstlerlexikon«, 1835-1852) verdrängt wurde.
Italien
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* 22
Italien.Inzwischen war in dem von Schorn seit 1817 geleiteten Stuttgarter »Kunstblatt« (anfangs Beilage zum Cottaschen »Morgenblatt«) ein eignes Organ für die Kunstwissenschaft entstanden, und in diesem veröffentlichte Baron Kunstwissenschaft F. v. Rumohr seit 1818 seine Studien über Kunstwerke in Italien, [* 22] welche als Buch unter dem Titel: »Italienische Forschungen« (1826-31) erschienen. Mit diesem Werk, welches zum erstenmal die Kunstdenkmäler selbst zum Gegenstand kritischer Betrachtung macht, hebt die zweite Periode der deutschen an. Dadurch erhielt der ästhetisierende Dilettantismus sowohl als die litterarische Kompilation, welche bis dahin die kunstgeschichtliche Litteratur beherrscht hatten, einen empfindlichen Stoß.
Der nächste, welcher den Fußstapfen Rumohrs folgte und die Autopsie der Kunstdenkmäler zum Ausgangspunkt seiner schriftstellerischen Thätigkeit nahm, war G. F. Waagen (s. d.). Mit seinem Buch »Über Johann und Hubert van Eyck« (1822) beginnt die lange Reihe seiner Schriften, welche in periegetische und in historische zerfallen. Durch zahlreiche Reisen erwarb er sich eine umfassende, von keinem Zeitgenossen erreichte Denkmälerkenntnis, auf welcher er eine Reihe von Künstlerbiographien, Essays und vor allem sein zweibändiges »Handbuch der deutschen und niederländischen Malerschulen« aufbaute. In gleicher Weise empirisch verfuhren Franz Kugler und Karl Schnaase, welche man mit Waagen als die Nestoren der modernen Kunstwissenschaft bezeichnet.
Während Schnaase 1834 in seinen »Niederländischen Briefen« ein noch heute gültiges Muster kritischer Analyse und philosophisch-historischer Kunstbetrachtung mit steter Berücksichtigung der kulturgeschichtlichen Verhältnisse aufstellte, veröffentlichte Kugler seine Reisestudien in Zeitschriften. Seit 1850 erhielt Berlin, nachdem das Stuttgarter »Kunstblatt« eingegangen war, in dem von Fr. Eggers ins Leben gerufenen »Deutschen Kunstblatt« (1850-58) ein Organ, in welchem sich die Koryphäen wie die Jünger der Kunstwissenschaft vereinigten.
Entwickelungsgeschicht
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* 23
Entwickelungsgeschichte.Kugler begann die Reihe seiner grundlegenden Werke 1830 mit den »Denkmälern der bildenden Kunst des Mittelalters in den preußischen Staaten«, denen mehrere Schriften vorzugsweise architektonischen Inhalts folgten, bis 1837 die erste umfassende Darstellung der Entwickelungsgeschichte [* 23] der modernen Malerei in dem »Handbuch der Geschichte der Malerei von Konstantin d. Gr. bis auf die neuere Zeit« erschien, welches 30 Jahre lang als der sicherste Führer in diesem Zweig der Kunstgeschichte galt. Es folgte dann das ebenfalls epochemachende, die gesamte Kunst in seinen Bereich ziehende »Handbuch der Kunstgeschichte« (1841-42),
welches noch heute in der neuen Bearbeitung von Lübke brauchbar ist. Um dieselbe Zeit (1843) begann Schnaase sein monumentales Werk, die »Geschichte der bildenden Künste« (1864 vollendet, 2. Aufl. 1865-77), welche alle Zweige der Kunst von den ältesten Zeiten bis auf das 16. Jahrh. umfaßt und ihre Entwickelung mit echt historischem Sinn auf breiter kulturgeschichtlicher Basis schildert. Kugler ließ auf seine Spezialgeschichte der Malerei noch eine solche der Baukunst folgen, von welcher er jedoch nur drei Bände vollendete, welche bis zum Ausgang des Mittelalters reichen.
Karten zur Geschichte
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* 24
Italiens.Die italienische Renaissance behandelte der Historiker Jakob Burckhardt, welcher 1855 mit seinem »Cicerone« eine mustergültige und den zuverlässigsten Wegweiser abgebende Kunsttopographie Italiens [* 24] in historischer Anordnung geschaffen hatte, in mehr systematischer Weise, die Geschichte der deutschen und französischen Renaissance Wilhelm Lübke, welcher 1853 mit einer Darstellung der »Mittelalterlichen Kunst Westfalens« in den Kreis [* 25] der Kunsthistoriker getreten war.
Von umfassenden, auf alle Zweige der Kunst gerichteten Spezialstudien ausgehend, strebte er vor allem danach, die Resultate seiner Forschungen in allgemein verständlicher Form dem gebildeten Publikum zugänglich zu machen. Seine »Geschichte der Architektur« (1855),
»Grundriß der Kunstgeschichte« (1860),
»Geschichte der Plastik« (1863),
»Abriß der Geschichte der Baustile« (1866),
»Vorschule zum Studium der kirchlichen Kunst des Mittelalters« (1866),
»Geschichte der italienischen Malerei« (1878) haben, in zahlreichen Auflagen verbreitet, den Sinn für die Schöpfungen der bildenden Künste in weiten Kreisen erweckt.
Während der 50er Jahre war Berlin der Hauptsitz der Kunstwissenschaft. Daneben kam noch München [* 26] in Betracht, wo der Maler und Schriftsteller Ernst Förster, welcher seit 1842 auch an der Redaktion des »Kunstblattes« beteiligt war, durch zahlreiche für das große Publikum berechnete Schriften für die Ausbreitung kunstgeschichtlicher Kenntnisse wirkte. Nachdem so durch Kugler, Schnaase und Lübke das Gebäude aufgezimmert war, konnten die nachstrebenden Jünger der an den innern Ausbau desselben gehen. Nach dem Eingehen des »Deutschen Kunstblattes« wurde 1862 in Wien [* 27] durch Kunstwissenschaft v. Lützow, der sich vorher durch eine Publikation der »Münchener Antiken« und eine Arbeit über »Meisterwerke der Kirchenbaukunst« bekannt gemacht hatte, ein neues periodisches Organ in den »Rezensionen und Mitteilungen über bildende Kunst« gegründet.
In diesem fanden sich zuerst diejenigen Männer zusammen, welche die dritte Periode der Kunstwissenschaft, die überwiegend kritische und spezialistische, begonnen haben, neben dem Herausgeber der ausgezeichnete Bilderkenner O. Mündler, Julius Meyer, der Verfasser der »Geschichte der französischen Malerei« (1867),
Kunstwissenschaft (ges
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* 28
Seite 10.314.der Biographie des Correggio (1871) und der Herausgeber des »Allgemeinen Künstlerlexikons« auf Grund des Naglerschen, Anton Springer, Alfred Woltmann, ¶
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R. v. Eitelberger, J. ^[Jakob] Falke, M. Carriere, welcher die Kunst im Gegensatz zu den jüngern als Gegenstand des philosophischen Erkennens behandelte (Hauptwerk: »Die Kunst im Zusammenhang mit der Kulturentwickelung«),
A. v. Zahn, R. Bergau, der Spezialforscher auf dem Gebiet der deutschen Kunst des Mittelalters und der Renaissance, Bruno Meyer, R. Marggraff, H. Hettner, H. Grimm, M. Thausing u. a. Die vorwiegend kritische Haltung dieses Organs ist für die neue Periode der Kunstwissenschaft charakteristisch. Durch die epochemachenden Untersuchungen von Crowe und Cavalcaselle auf dem Gebiet der niederländischen und italienischen Malerei wurde dieselbe nur noch mehr bestärkt, auf dem betretenen Weg weiterzuschreiten.
Geschichtskarten von D
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Deutschland.Alfred Woltmann eröffnete mit seiner Monographie »Holbein [* 29] und seine Zeit« 1866 die Reihe der Spezialwerke, aus welchen sich bis jetzt schon eine äußerst umfangreiche Litteratur gebildet hat. Aus den »Rezensionen etc.« entwickelte sich 1866 wiederum unter der Leitung Kunstwissenschaft v. Lützows die »Zeitschrift für bildende Kunst«, seit 1884 mit der Beilage »Kunstgewerbeblatt«, welche in Deutschland [* 30] zuerst die Radierung als reproduzierende Kunst zu Ehren brachte, während die vorwiegend kritische Richtung der »Rezensionen« 1868-73 in den von A. v. Zahn herausgegebenen »Jahrbüchern für Kunstwissenschaft« fortgesetzt wurde, an deren Stelle seit 1875 das »Repertorium für Kunstwissenschaft«, anfangs unter der Leitung von Schestag, dann A. Woltmanns und H. Janitscheks, nach dem Tod Woltmanns von letzterm allein geleitet, getreten ist.
Wien blieb bis in die Mitte der 70er Jahre der Hauptort für die kunstwissenschaftlichen Studien. Hier entstand M. Thausings Biographie Dürers, hier wurden unter R. v. Eitelbergers Leitung die »Quellenschriften für Kunstgeschichte«, an welchen Thausing, Ilg, A. v. Wurzbach u. a. mitwirkten, herausgegeben, und in den »Mitteilungen der k. k. Zentralkommission zur Erhaltung und Erforschung der Kunstdenkmäler« hatte man ein Spezialorgan für den österreichischen Kaiserstaat.
Leipzig
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* 31
Leipzig.Auf seinen »Holbein« ließ Woltmann eine »Baugeschichte Berlins«, »Geschichte der deutschen Kunst im Elsaß« und eine »Geschichte der Malerei« folgen, welche nach seinem Tod von Kunstwissenschaft Woermann vollendet wurde. In Leipzig [* 31] waren vorzugsweise Anton Springer (»Handbuch der Kunstgeschichte«, »Geschichte der bildenden Künste im 19. Jahrhundert«, »Raffael und Michelangelo«) und eine Zeitlang Max Jordan (mit Übersetzungen der Werke Crowes und Cavalcaselles) thätig. In München haben Fr. Reber durch eine Anzahl von umfassenden Darstellungen (»Ruinen Roms«, »Geschichte der Baukunst im Altertum«, »Kunstgeschichte des Altertums«, »Geschichte der neuern Kunst«, »Kunstgeschichte des Mittelalters«) und W. Schmidt durch zahlreiche Abhandlungen die Kunstwissenschaft neu begründet, während die archäologische Wissenschaft, die früher in Fr. Thiersch ihren Hauptvertreter sah, in H. Brunn (»Geschichte der griechischen Künstler«) eine Säule gefunden hat.
Auf dem Gebiet der künstlerischen Tageskritik ist Fr. Pecht thätig, der auch an der Spitze der 1885 gegründeten Zeitschrift »Die Kunst für Alle« steht. Die Archäologie hatte in den 30er, 40er, 50er und 60er Jahren in Berlin durch Tölken, Panofka, E. Gerhard, dann durch Curtius und Friederichs ihre Hauptpflege genossen. Als dann in der Mitte der 70er Jahre durch die Reorganisation der Berliner Museen, durch die ansehnlichen Erweiterungen derselben und durch die Besetzung der Direktorenstellen mit Gelehrten die Kunst in Berlin einen großen Aufschwung nahm, wurde Berlin auch wieder der vornehmste Sitz der Archäologie und Kunstwissenschaft. Die letztere hatte eine Zeitlang, nur durch Eggers (»Leben Rauchs«),
Guhl (»Künstlerbriefe«),
H. Grimm (»Leben Michelangelos«, »Leben Raffaels«) und einige jüngere gehalten, ein bescheidenes Dasein gefristet, bis auch sie durch Berufung von auswärtigen Gelehrten, wie Julius Meyer, W. Bode (»Frans Hals und seine Schule«, »Italienische Porträtskulpturen des Berliner Museums«, »A. Brouwer«, »Studien zur Geschichte der holländischen Malerei«),
Blutbewegung (chemisch
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Blüte.Fr. Lippmann (Spezialist auf dem Gebiet des Kupferstichs und Holzschnitts, welches seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts durch A. Bartsch, Passavant, Heller, Sotzmann, Naumann, Anderssen, Nagler, Wessely u. v. a., stark kultiviert worden ist), A. Conze (Archäolog) u. a., zu neuer Blüte [* 32] gebracht wurde. R. Dohme versammelte in seinem großen Werke »Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit« fast alle Fachgenossen um sich. Außerdem fanden die Museumsbeamten seit 1879 ein Zentralorgan in dem »Jahrbuch der königlich preußischen Kunstsammlungen«.
Ferner sind in Berlin thätig: L. Pietsch auf dem Gebiet der Kritik über moderne Kunst, A. Rosenberg (»Geschichte der modernen Kunst«, »Die Berliner Malerschule«, »Rubensbriefe«, »Sebald und Barthel Beham«, »Die Münchener Malerschule«) und J. ^[Julius] Lessing, letzterer vorwiegend auf dem Gebiet der kunstgewerblichen Litteratur, welche, als Zweig der Kunstwissenschaft, vorzugsweise durch Bucher (»Geschichte der technischen Künste«),
Ilg in Wien, Stockbauer in Nürnberg [* 33] und Brinckmann in Hamburg [* 34] bereichert worden ist. Von Wien ist auch die Publikation der Wiener Belvederegalerie durch Kunstwissenschaft v. Lützow ausgegangen, welche für andre Publikationen ähnlicher Art mustergültig geworden ist. In Wien erscheinen auch noch drei Zeitschriften: »Die graphischen Künste«, das Organ der »Gesellschaft für vervielfältigende Kunst« (Herausgeber O. Berggruen),
das »Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des allerhöchsten Kaiserhauses« und die »Allgemeine Kunstchronik«. Die Kostümkunde, welche ebenfalls als Zweig der Kunstwissenschaft betrachtet wird, wurde durch H. Weiß (»Kostümkunde«, 1860-72) begründet und hat später in A. v. Heyden (»Blätter für Kostümkunde«) und J. ^[Jakob] Falke (»Kostümgeschichte der Kulturvölker«) verständnisvolle Bearbeiter gefunden.
An der Spitze der Geschichte der italienischen Kunstwissenschaft steht das umfangreiche Biographienwerk des Malers Giorgio Vasari: »Le [* 35] vite dei piú eccellenti pittori, scultori ed architetti«, welches häufig aufgelegt, übersetzt und kommentiert wurde (beste Ausgaben von Lemonnier und Milanesi). Von da ab entwickelte sich eine sehr reiche Kunstlitteratur, welche sich teils mit biographischen Zusammenstellungen, teils mit lokalgeschichtlichen, später urkundlichen Forschungen beschäftigte.
Aus dem 16. Jahrh. sind noch der sogen. Anonymus des Morelli, Fr. Sansovino, Condivi, aus dem 17. Baglione, Passeri, Bellori, Graf Malvasia, aus dem 18. Baldinucci zu nennen. Im 19. Jahrh. haben sich besonders der Däne Gaye, Ticozzi, Pungileoni, Bottari, Gualandi, Gotti, Milanesi, Bertolozzi, Cavalcaselle und der deutsch schreibende Morelli (Lermolieff) um die italienische Kunstwissenschaft verdient gemacht. Für die Geschichte der niederländischen und deutschen Künstler sind die Sammelwerke von Karel van Mander, Joachim von Sandrart, Houbraken, Descamps die ersten Quellen gewesen, bis die urkundlichen Forschungen von Rombouts und van Lerius, van der Willigen, Vosmaer, Rooses, van den Branden, Génard, Bredius u. a. ¶
Fortsetzung Kunstwissenschaft:
→ Seite 10.315 || den Boden für eine wissenschaftliche Behandlung der niederländischen Kunstgeschichte bereiteten,