Kuppel | eLexikon | Bildende Künste - Bauwerke und deren Theile
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Kupferwasser - Kuppel
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3 Artikel | Textanfang / Anzahl Wörter |
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Kuppel | die über meist runden Gebäuden oder runden Gebäudeteilen errichtete, nach der Form einer / 841 |
Kuppel _2 | Die Ueberwölbung eines runden oder regelmäßig vier- oder vieleckigen Raumes. / 11 |
Kuppel _3 | Kuppelgewölbe, jede in Gestalt einer Halbkugel oder eines Rotationskörpers ausgeführte Überwölb / 873 |
Kuppel
2 Seiten, 1'725 Wörter, 12'271 Zeichen
Bildende Künste — Bauwerke und deren Theile
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Kuppel,
Parabase - Parabel
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* 4
Parabel.die über meist runden Gebäuden oder runden Gebäudeteilen errichtete, nach der Form einer Rotationsfläche gebildete Deckenkonstruktion aus Stein, Holz [* 2] oder Eisen, [* 3] in deren Scheitel sich gewöhnlich eine runde Lichtöffnung befindet, die entweder durch ein Glasfenster (Oberlicht) geschlossen, oder mit einem kleinen runden, an den Seiten mit Fenstern versehenen Türmchen (Laterne) überbaut wird. Als Erzeugungslinie der Rotationsfläche dient meist die Kreislinie (Kreissegment oder Halbkreis) zu steinernen und hölzernen, die gemeine oder kubische Parabel [* 4] zu eisernen Kuppeln (parabolische Kuppel). Wird eine Kuppel mit kreisförmigem Horizontalschnitt über einem quadratischen Raum angebracht, so entsteht die Hängekuppel.
Über diese sowie über das Kuppelgewölbe s. Gewölbe. [* 5] Die ersten kuppelartigen Decken finden wir bei den Griechen, wo dieselben aus allmählich enger werdenden, ringförmigen horizontalen Steinlagen bestanden. Die ersten wirklich gewölbten Kuppeln scheinen der Diadochenzeit anzugehören, von denen uns zwar kein Überrest geblieben ist, die aber, wie die Rundbauten von Alexandria u. a., überwölbte, mit Marmor bekleidete Backsteinbauten gewesen zu sein scheinen.
Baukunst V
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* 8
Baukunst V.Bei den Römern bildete sich der Bau gewölbter Kuppeln weiter aus, unter welchen die über dem Panthéon in Rom [* 6] (s. Tafel »Baukunst [* 7] V«, [* 8] Fig. 14-16) eine der ältesten ist. Dieser ursprünglich zu den Thermen des Agrippa gehörende, zugleich dem Jupiter Ultor geweihte Bau wurde unter Augustus von Valerius von Ostia aufgeführt und bildet einen Kuppelbau von 132 Fuß innerm Durchmesser und ebensoviel lichter Höhe. Die Umfangswand enthält im Innern acht abwechselnd rund und rechteckig ausgetiefte Nischen, wovon eine für den Eingang durchbrochen ist, während die übrigen sieben auf Postamenten stehende Götterbildnisse aufnahmen.
Baukunst VII
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* 12
Baukunst VII.Die über die Nischen sich hinziehende, mit Pilasterstellung kombinierte Attika ist nach Adler [* 9] wahrscheinlich unter Septimius Severus eingefügt, während die Nischen oben früher durch Halbkreisbogen abgeschlossen waren und je zwei korinthische Säulen [* 10] mit durchlaufendem Gebälk enthielten, worauf die von Plinius erwähnten zwei zur Unterstützung jener Halbkreisbogen dienenden Karyatiden [* 11] standen. Die durch reiche Kassetten gegliederte Kuppel enthält oben eine Öffnung von 27 Fuß Durchmesser, während sich vor dem Eingang ein dreischiffiger, mit Tonnengewölben überspannter, mit Giebeldach überdeckter und in der Fronte auf acht korinthischen Säulen ruhender Portikus befindet. Eine höhere Ausbildung erfuhren die Kuppeln in der altchristlichen Baukunst. Das berühmteste Denkmal dieser Zeit ist die Flachkuppel der Sophienkirche (s. Tafel »Baukunst VII«, [* 12] Fig. 9) in Konstantinopel, [* 13] welche zur Anwendung des Kuppelbaues auch in einzelnen Gegenden Italiens, [* 14] besonders in Ravenna und Venedig, [* 15] sowie in Deutschland, [* 16] besonders bei Überwölbung der Vierung romanischer Kirchen, Veranlassung gab.
Kuppelei - Kuppelungen
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* 19
Seite 10.335.Dieser unter Justinian von Anthemios von Tralles ausgeführte Bau bildet ein Rechteck von 228 Fuß Breite [* 17] und 252 Fuß Länge, dessen 110 Fuß breites Mittelschiff von einer ganzen in der Mitte und zwei halben Kuppeln zu beiden Seiten bedeckt wird, an welch letztere sich wieder je drei mit Halbkuppeln überwölbte Nischen anschließen. Die nach Osten und Westen gelegene Nische unter den letztern enthält bez. den Altar [* 18] und den nach der Vorhalle führenden Eingang. Die über dem quadratischen Mittelraum errichtete Hauptkuppel bildet eine auf vier mächtigen Bogenzwickeln ruhende sogen. Hängekuppel, welche im Scheitel geschlossen und durch eine umlaufende Fensterreihe seitlich erleuchtet wird. ¶
Baukunst XI
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* 21
Baukunst XI.mehr
Die Seitenwände sind unterhalb der Bogenzwickel durch zwei Säulenstellungen oben nach den für die Frauen bestimmten Emporen, unten nach den Nebenschiffen geöffnet. Der gotische Stil verdrängte den Kuppelturm in Deutschland, während er denselben in andern Ländern, freilich als widerstrebendes Element, in sich aufnahm. Die höchste technische und architektonische Ausbildung erhielt die in der modern-italienischen Baukunst. Brunellescos auf dem Dom zu Florenz [* 20] fand Nachahmung in dem berühmtern Kuppelbau der Peterskirche (s. Tafel »Baukunst XI«, [* 21] Fig. 2 u. 3) in Rom, dem gepriesenen Muster der katholischen Kirchenbaukunst, dem auch die Paulskirche in London [* 22] nachgebildet ist.
Die zuerst von Bramante geplante und nach verschiedenen Wandlungen von Michelangelo und Domenico Fontana ausgeführte Peterskirche besitzt die größte Kuppel der Welt, da sie sich bei einem Durchmesser von 140 Fuß 405 Fuß über den Fußboden erhebt und oben einen außen durch Säulenstellung, innen durch Pilasterstellung geschmückten Tambour mit Fenstern trägt. Vier kleinere Kuppeln in den vier Ecken und drei Halbkuppeln an den Enden der kürzern Kreuzarme in Verbindung mit zahlreichen Tonnengewölben bedecken die übrigen Räume.
Berlin
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* 24
Berlin.Eine der schönsten modernen Kuppeln hat der Dom der Invaliden in Paris. [* 23] Die moderne italienische Kirchenkuppel seit Michelangelo ruht meist auf einem sogen. Cylinder oder Tambour, einem runden oder eckigen Unterbau, der mit einer Reihe Fenster und von außen mit einer Kolonnade versehen ist. Das Innere der Kuppel ist in Felder oder Kassetten geteilt oder mit Fresken geschmückt. Gewöhnlich ist die innere Schale der Kuppel bedeutend niedriger als die äußere. Eine der schönsten neuern Kuppeln in einem Profanbau ist die Kuppel am Museum zu Berlin, [* 24] die jedoch an Kolossalität der Verhältnisse von der Kuppel der Befreiungshalle bei Kelheim übertroffen wird. Im 16. Jahrh. konstruierte Philibert de l'Orme mittels einzelner Tragrippen aus Bohlen die ersten hölzernen Kuppeln, welche jedoch wegen ihrer geringen Dauerhaftigkeit und Feuersicherheit nur vereinzelte Nachahmung fanden. Dagegen haben die eisernen Kuppeln zuerst bei Überdachung eines Vierungsturms am Dom zu Mainz [* 25] durch Moller um 1830 und später, insbesondere bei Überdachung von Gasometern, in Berlin durch Schwedler in den 70er Jahren Anwendung gefunden und seitdem eine hohe technische Ausbildung, namentlich bei Ausstellungsgebäuden, erfahren, welche zu den kühnsten Konstruktionen geführt hat.
Im Illustrierte Kunstgeschichte
Erklärung der technisc
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* 26
Seite 35.788.Kuppel:
Die Ueberwölbung eines runden oder regelmäßig vier- oder vieleckigen Raumes.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Kuppel,
Kuppelgewölbe, jede in Gestalt einer Halbkugel oder eines Rotationskörpers ausgeführte Überwölbung (s. Gewölbe) eines quadratischen, rechteckigen, polygonalen oder kreisrunden Raumes. In frühester Zeit wurde die Kuppel durch Überkragen von Steinschichten in Spitzbogenform gebildet, wie diese Konstruktionsweise uns in den altgriech. Schatzhäusern (Thesauren), z. B. dem Schatzhaus des Atreus zu Mykenä, [* 27] überliefert worden ist. Später errichtete man die Kuppel mittels keilförmiger Steine über kreisrunden Räumen, deren Mauern ringsherum ihr Widerlager bildeten.
Ellipsenzirkel - Ellis
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* 28
Ellipsoid.Die Kuppel haben meist die Form einer Halbkugel, aber auch jeder beliebige Rotationskörper, z. B. das Ellipsoid, [* 28] Paraboloid und die Spitzbogenform kann ihr zu Grunde gelegt werden. In den meisten Fällen werden die Kuppel nicht geschlossen, sondern erhalten anstatt eines Schlußringes eine Lichtöffnung, das sog. Auge, [* 29] welches durch einen Hausteinkranz, den sog. Nabel, umschlossen ist. Beim Pantheon in Rom, ursprünglich ein Teil einer großartigen Thermenanlage, von Agrippa 25 v. Chr. erbaut, jetzt dem Kultus der kath. Kirche dienend, ist der Durchmesser dieses Auges 9 m groß, während die Spannweite 43,5 m, die Stichhöhe 21,7 m und die Gesamthöhe 43,7 m beträgt.
Die Kuppel können über jedem beliebigen Grundriß errichtet werden; beim rechteckigen und polygonalen Raum sind aber zum Übergang in die Rundung der in den Ecken sog. Gewölbezwickel oder Pendentifs anzuordnen, welche meist durch Auskragen der Ziegelsteinschichten und einzelne Bögen übereinander gebildet werden. Die Kuppel setzen sich aber häufig nicht direkt auf diese Zwickel auf, sondern erst auf einen cylindrischen Zwischenkörper, den Tambour, welcher eine Reihe Fenster enthält und von außen oft mit einer Kolonnade versehen ist, während sie auf ihrem obern Abschlußring die sog. Laterne tragen, welche ihrerseits wieder durch eine kleine Kuppel oder einen Kegel bekrönt wird.
Bleigewinnung
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* 30
Blei.Zum Schutz gegen die Witterungseinflüsse wurden die Kuppel früher meist mit Blei [* 30] abgedeckt, während von der Renaissancezeit an dieselben durch eine äußere Schutzkuppel aus hölzernen Bohlenbögen nach der Konstruktion des Philibert de l’Orme oder aus Stein gedeckt wurden (St. Peter in Rom). In neuester Zeit kamen vielfach eiserne Schutzkuppeln zur Anwendung, welche nach dem Moniersystem [* 31] leicht feuersicher konstruiert werden können. Die Schutzkuppeln bilden das eigentliche Dach [* 32] und tragen meist die Laterne.
Italien
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* 33
Italien.Die eigentlichen Kuppel wurden von den Römern zuerst erfunden und zu hoher Ausbildung gebracht. Besonders im Oströmischen Reiche pflegte man den Kuppelbau und setzte an die Hauptkuppel mehrere Halbkuppeln an, wodurch sehr weite Räume überspannt werden konnten. Das berühmteste Denkmal dieser Art ist die unter Justinian 537 n. Chr. von Anthemios von Tralles unter Beihilfe von Isidorus von Milet errichtete Agia Sophia (Sophienkirche) in Konstantinopel, deren Kuppel 34,5 m Spannweite, 14,5 m Stichhöhe und 53 m Gesamthöhe hat. Vom Oströmischen Reiche verpflanzte sich der Kuppelbau nach Italien, [* 33] wo besonders in Ravenna und Venedig bemerkenswerte Beispiele erhalten sind, z. B. San Marco mit seinen fünf Kuppel, die 976 begonnen und erst 1007 n. Chr. vollendet wurde. Von Italien kam auch der Kuppelbau nach Deutschland, wo Karl d. Gr. seine Palastkapelle zu Aachen, [* 34] 796–804 n. Chr., mit einer Kuppel überdeckte.
Kuppeldach - Kuppelung
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* 35
Seite 60.827.Die höchste Ausbildung erhielt die in der modernen ital. Baukunst. Filippo Brunelleschis auf dem Dom zu Florenz, 1420 begonnen und 1432 vollendet (die Laterne aber erst 1462 vollendet), gab die Anregung. Sie hat 41,5 m Spannweite, 20 m Stichhöhe, 91 m Höhe bis zur Laterne, 107 m Gesamthöhe. Ihr folgte die von Michelangelo 1546–-64 geplante Kuppel der St. Peterstirche zu Rom, mit einer Spannweite von 50 m, 192 m unterer Umfang, 29 m Stichhöhe, 94 m Höhe vom Dach aus gerechnet, 132 in Gesamthöhe, welche das Vorbild für eine lange Reihe kirchlicher Prachtbauten der ganzen kath. Welt geworden ist. Die wichtigsten neuern Kuppelbauten sind: St. Paulskirche zu London, von Christopher Wren 1675–1710 erbaut, mit 31 m Spannweite und nach innen geneigten innern ¶
mehr
Tambour, 35 m Stichhöhe und 110 m Gesamthöhe;
der Invalidendom zu Paris, von Jules Hardouin Mansart (1645–1708), mit 24 m Spannweite, etwa 10 m Stichhöhe, wobei wie bei allen genannten Kirchen nur die innere Kuppelwölbung in Betracht gezogen wurde, und 105 m Gesamthöhe der äußern Holzkuppel;
die Frauenkirche zu Dresden, [* 36] von G. Bahr 1726 begonnen, mit 22 m Spannweite, 10,7 m Stichhöhe, 83 m Gesamthöhe;
die Karlskirche zu Wien, [* 37] von J. B. Fischer von Erlach 1716–37, oval, mit 16,5–23 m Stichweite;
die Kuppel der Befreiungshalle zu Kelheim in Bayern, [* 38] von Klenze (1842–63), mit 30 m Spannweite und 41,5 m Scheitelhöhe;
die aus Eisen und Glas [* 39] konstruierte Kuppel des Reichstagsgebäudes in Berlin, von Wallot, und des Reichsgerichtsgebäudes in Leipzig, [* 40] des Verwaltungsgebäudes in Chicago u. s. w. Die innere Fläche der Kuppel wurde im Altertum durch vertiefte Kassetten (s. d.), im Zeitalter der byzant.
Baukunst mit Mosaikgemälden auf Goldgrund und im Zeitalter der Renaissance mit figürlichen Gemälden in reichster Weise geschmückt. Eine besondere Art von Kuppel, welchen auch die Kugel zu Grunde gelegt ist, bilden die Chor- und Nischengewölbe, welche aus der Hälfte oder dem kleinern Teil einer Kuppel oder halben Hohlkugel bestehen. Während bei dem Kuppelgewölbe der größte Kugelkreis innerlich tangential an die Umfassungsmauern des Raums sich anschließt, treten noch andere Kuppelgewölbe auf, bei welchen der größte Kugelkreis durch die Ecken des Raums geht, wodurch die Pendentifs wegfallen. Ein solches Gewölbe nennt man Hängekuppel oder Kugelgewölbe; es kann über jedem beliebigen Grundriß angeordnet werden. Legt man zwischen die Pendentifs einer und einer flachen Hängekuppel ein trennendes Gesims, [* 41] so entsteht die Flachkuppel, wobei das eigentliche Gewölbe nur ein Kugelabschnitt ist. –
Vgl. Schwedler, die Konstruktion der Kuppeldächer (2. Aufl., Berl. 1877).