Kuppel | eLexikon | Bildende Künste - Bauwerke und deren Theile
- ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
Kuppel,
Kuppelgewölbe, jede in Gestalt einer Halbkugel oder eines Rotationskörpers ausgeführte Überwölbung (s. Gewölbe) [* 2] eines quadratischen, rechteckigen, polygonalen oder kreisrunden Raumes. In frühester Zeit wurde die Kuppel durch Überkragen von Steinschichten in Spitzbogenform gebildet, wie diese Konstruktionsweise uns in den altgriech. Schatzhäusern (Thesauren), z. B. dem Schatzhaus des Atreus zu Mykenä, [* 3] überliefert worden ist. Später errichtete man die Kuppel mittels keilförmiger Steine über kreisrunden Räumen, deren Mauern ringsherum ihr Widerlager bildeten.
Ellipsenzirkel - Ellis
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Ellipsoid.Die Kuppel haben meist die Form einer Halbkugel, aber auch jeder beliebige Rotationskörper, z. B. das Ellipsoid, [* 4] Paraboloid und die Spitzbogenform kann ihr zu Grunde gelegt werden. In den meisten Fällen werden die Kuppel nicht geschlossen, sondern erhalten anstatt eines Schlußringes eine Lichtöffnung, das sog. Auge, [* 5] welches durch einen Hausteinkranz, den sog. Nabel, umschlossen ist. Beim Pantheon in Rom, [* 6] ursprünglich ein Teil einer großartigen Thermenanlage, von Agrippa 25 v. Chr. erbaut, jetzt dem Kultus der kath. Kirche dienend, ist der Durchmesser dieses Auges 9 m groß, während die Spannweite 43,5 m, die Stichhöhe 21,7 m und die Gesamthöhe 43,7 m beträgt.
Die Kuppel können über jedem beliebigen Grundriß errichtet werden; beim rechteckigen und polygonalen Raum sind aber zum Übergang in die Rundung der in den Ecken sog. Gewölbezwickel oder Pendentifs anzuordnen, welche meist durch Auskragen der Ziegelsteinschichten und einzelne Bögen übereinander gebildet werden. Die Kuppel setzen sich aber häufig nicht direkt auf diese Zwickel auf, sondern erst auf einen cylindrischen Zwischenkörper, den Tambour, welcher eine Reihe Fenster enthält und von außen oft mit einer Kolonnade versehen ist, während sie auf ihrem obern Abschlußring die sog. Laterne tragen, welche ihrerseits wieder durch eine kleine Kuppel oder einen Kegel bekrönt wird.
Bleigewinnung
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Blei.Zum Schutz gegen die Witterungseinflüsse wurden die Kuppel früher meist mit Blei [* 7] abgedeckt, während von der Renaissancezeit an dieselben durch eine äußere Schutzkuppel aus hölzernen Bohlenbögen nach der Konstruktion des Philibert de l’Orme oder aus Stein gedeckt wurden (St. Peter in Rom). In neuester Zeit kamen vielfach eiserne Schutzkuppeln zur Anwendung, welche nach dem Moniersystem [* 8] leicht feuersicher konstruiert werden können. Die Schutzkuppeln bilden das eigentliche Dach [* 9] und tragen meist die Laterne.
Italien
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Italien.Die eigentlichen Kuppel wurden von den Römern zuerst erfunden und zu hoher Ausbildung gebracht. Besonders im Oströmischen Reiche pflegte man den Kuppelbau und setzte an die Hauptkuppel mehrere Halbkuppeln an, wodurch sehr weite Räume überspannt werden konnten. Das berühmteste Denkmal dieser Art ist die unter Justinian 537 n. Chr. von Anthemios von Tralles unter Beihilfe von Isidorus von Milet errichtete Agia Sophia (Sophienkirche) in Konstantinopel, [* 10] deren Kuppel 34,5 m Spannweite, 14,5 m Stichhöhe und 53 m Gesamthöhe hat. Vom Oströmischen Reiche verpflanzte sich der Kuppelbau nach Italien, [* 11] wo besonders in Ravenna und Venedig [* 12] bemerkenswerte Beispiele erhalten sind, z. B. San Marco mit seinen fünf Kuppel, die 976 begonnen und erst 1007 n. Chr. vollendet wurde. Von Italien kam auch der Kuppelbau nach Deutschland, [* 13] wo Karl d. Gr. seine Palastkapelle zu Aachen, [* 14] 796–804 n. Chr., mit einer Kuppel überdeckte.
Kuppeldach - Kuppelung
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Seite 60.827.Die höchste Ausbildung erhielt die in der modernen ital. Baukunst. [* 15] Filippo Brunelleschis auf dem Dom zu Florenz, [* 16] 1420 begonnen und 1432 vollendet (die Laterne aber erst 1462 vollendet), gab die Anregung. Sie hat 41,5 m Spannweite, 20 m Stichhöhe, 91 m Höhe bis zur Laterne, 107 m Gesamthöhe. Ihr folgte die von Michelangelo 1546–-64 geplante Kuppel der St. Peterstirche zu Rom, mit einer Spannweite von 50 m, 192 m unterer Umfang, 29 m Stichhöhe, 94 m Höhe vom Dach aus gerechnet, 132 in Gesamthöhe, welche das Vorbild für eine lange Reihe kirchlicher Prachtbauten der ganzen kath. Welt geworden ist. Die wichtigsten neuern Kuppelbauten sind: St. Paulskirche zu London, [* 17] von Christopher Wren 1675–1710 erbaut, mit 31 m Spannweite und nach innen geneigten innern ¶
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Tambour, 35 m Stichhöhe und 110 m Gesamthöhe;
der Invalidendom zu Paris, [* 19] von Jules Hardouin Mansart (1645–1708), mit 24 m Spannweite, etwa 10 m Stichhöhe, wobei wie bei allen genannten Kirchen nur die innere Kuppelwölbung in Betracht gezogen wurde, und 105 m Gesamthöhe der äußern Holzkuppel;
die Frauenkirche zu Dresden, [* 20] von G. Bahr 1726 begonnen, mit 22 m Spannweite, 10,7 m Stichhöhe, 83 m Gesamthöhe;
die Karlskirche zu Wien, [* 21] von J. B. Fischer von Erlach 1716–37, oval, mit 16,5–23 m Stichweite;
die Kuppel der Befreiungshalle zu Kelheim in Bayern, [* 22] von Klenze (1842–63), mit 30 m Spannweite und 41,5 m Scheitelhöhe;
die aus Eisen [* 23] und Glas [* 24] konstruierte Kuppel des Reichstagsgebäudes in Berlin, [* 25] von Wallot, und des Reichsgerichtsgebäudes in Leipzig, [* 26] des Verwaltungsgebäudes in Chicago u. s. w. Die innere Fläche der Kuppel wurde im Altertum durch vertiefte Kassetten (s. d.), im Zeitalter der byzant.
Baukunst mit Mosaikgemälden auf Goldgrund und im Zeitalter der Renaissance mit figürlichen Gemälden in reichster Weise geschmückt. Eine besondere Art von Kuppel, welchen auch die Kugel zu Grunde gelegt ist, bilden die Chor- und Nischengewölbe, welche aus der Hälfte oder dem kleinern Teil einer Kuppel oder halben Hohlkugel bestehen. Während bei dem Kuppelgewölbe der größte Kugelkreis innerlich tangential an die Umfassungsmauern des Raums sich anschließt, treten noch andere Kuppelgewölbe auf, bei welchen der größte Kugelkreis durch die Ecken des Raums geht, wodurch die Pendentifs wegfallen. Ein solches Gewölbe nennt man Hängekuppel oder Kugelgewölbe; es kann über jedem beliebigen Grundriß angeordnet werden. Legt man zwischen die Pendentifs einer und einer flachen Hängekuppel ein trennendes Gesims, [* 27] so entsteht die Flachkuppel, wobei das eigentliche Gewölbe nur ein Kugelabschnitt ist. –
Vgl. Schwedler, die Konstruktion der Kuppeldächer (2. Aufl., Berl. 1877).