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Laborde | eLexikon | Geschichte - Frankreich - Staatsmänner etc

  • ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
  • ️Fri Apr 18 1794
Titel
Elemente zu Delaborde:

1) Jean Joseph, franz. Finanzmann

2) Alexandre Louis Joseph, Marquis, jüngster Sohn des vorigen

3) Léon, Marquis, franz. Archäolog und Reisender, Sohn des vorigen

4) Henri, Graf, franz. Maler und Kunsthistoriker

Delaborde

Gold (Gewinnung aus ge

Bild 7.477: Gold (Gewinnung aus geschwefelten Erzen)
* 5 Gold.

(spr. -bórd), 1) Jean Joseph, franz. Finanzmann, geb. 1724 zu Jacca in Spanien, [* 3] gewann zu Bayonne im Handel mit Westindien [* 4] und Spanien ein außerordentliches Vermögen, ward hierauf von Ludwig XV. zum Hofbankier ernannt und erwarb sich besonders des Ministers Choiseul Vertrauen. Seine Besitzung Laborde wurde zum Marquisat erhoben, doch machte er nie Gebrauch von dem Titel. Nach dem Sturz Choiseuls zog auch Delaborde sich aus den meisten Geschäften zurück. Als aber beim Ausbruch des amerikanischen Freiheitskriegs die französische Regierung in Geldverlegenheit war, schaffte er durch persönlichen Kredit in kurzer Zeit 12 Mill. Livres in Gold [* 5] und machte dadurch das Auslaufen der Expedition unter Rochambeau möglich.

Später führte er eine Menge großer und prachtvoller Bauten aus; er gab jährlich 24,000 Frank zur Unterstützung der Armen und 1788 zur Errichtung von vier großen Hospitälern in Paris [* 6] 400,000 Fr. her. Während der Schreckenszeit lebte Delaborde in der Stille auf seinem Schloß Méreville, bis er seines Reichtums wegen vor das Revolutionsgericht gebracht wurde. Auf die Anschuldigung hin, mit Wucherern in Verbindung gestanden zu haben, wurde er 18. April 1794 zum Tod verurteilt und noch an demselben Tag hingerichtet. - Von seinen vier Söhnen hatten zwei, die in der Marine dienten und den unglücklichen Lapérouse begleiteten, noch ehe dessen Schiff [* 7] verloren ging, ihren Tod an der Küste von Kalifornien gefunden. Der älteste, François Louis Joseph, Graf Delaborde, diente ebenfalls in der Marine, wurde später königlicher Schatzmeister und Mitglied der Nationalversammlung und wanderte nach deren Schluß nach England aus, wo er 1801 in London [* 8] starb.

Wien

Bild 16.600a: Wien
* 9 Wien.

2) Alexandre Louis Joseph, Marquis, jüngster Sohn des vorigen, franz. Staatsmann und Kunstschriftsteller, geb. 15. Sept. 1774 zu Paris, ging beim Ausbruch der Revolution nach Wien [* 9] und machte in österreichischen Kriegsdiensten die ersten Feldzüge gegen die französische Republik mit. Nach dem Friedensschluß von Campo Formio 1797 kehrte er in sein Vaterland zurück, bereiste aber sodann England, Holland, Italien [* 10] und Spanien; die Früchte dieser Reise waren: »Itinéraire descriptif de l'Espagne« (Par. 1808, 5 Bde.; 3. Aufl., mit Zusätzen von Humboldt und Bory de Saint-Vincent, 1827-28, 6 Bde.) und »Voyage pittoresque et historique en Espagne« (das. 1807-15, 4 Bde.; 2. Aufl. 1823). Wegen seiner genauen Kenntnis Spaniens und Österreichs nahm ihn Napoleon I. auf seinem Zug nach Madrid [* 11] 1808 und 1809 nach Österreich [* 12] als Begleiter mit, und nach der Einnahme Wiens erhielt er für die Dauer der Okkupation die Verwaltung der kaiserlichen Domänen.

Hanc veniam etc. - Han

Bild 8.65: Hanc veniam etc. - Hand
* 13 Hand.

Später wurde er zum Requetenmeister beim kaiserlichen Staatsrat zu Paris ernannt; dann befand er sich bei der Gesandtschaft nach Wien, welche in Napoleons Namen um die Hand [* 13] Marie Luisens anhielt. Seit 1822 mehrmals zum Deputierten der Stadt Paris erwählt, zeichnete er sich in der Kammer durch freimütige und geistreiche Reden aus. An der Julirevolution nahm er lebhaften Anteil, wie er denn auch den Protest der Deputierten gegen die Unrechtmäßigkeit der Ordonnanzen Karls X. mit unterzeichnet hatte. Er war darauf eine Zeitlang Seinepräfekt, dann Adjutant bei Ludwig Philipp, seit 1834 wieder Deputierter für Paris, 1837 und 1839 für das Departement Seine-et-Oise, legte aber 1841 sein Mandat nieder. Er starb 19. Okt. 1842 in Paris. Von seinen Schriften sind noch zu erwähnen die »Description des nouveaux jardins de la France et de ses anciens châteaux« (Par. 1808, 2 Bde.),

der sich ein andres Prachtwerk: »Les monuments de la France, classés chronologiquement« (1815-36, 2 Bde.),

anschloß, und »Versailles [* 14] ancien et moderne« (1840).



Délabrement - Delacroi

Bild 4.633: Délabrement - Delacroix
* 19 Seite 4.633.

3) Léon, Marquis, franz. Archäolog und Reisender, Sohn des vorigen, geb. 12. Juni 1807 zu Paris, machte 1825 mit seinem Vater eine Reise nach dem Orient, über die er in der »Voyage dans l'Arabie pétrée« (Par. 1830-33) berichtete, kam 1828 als Sekretär [* 15] zur französischen Gesandtschaft nach Rom, [* 16] war während der Julirevolution Adjutant des Generals Lafayette, 1831 Talleyrands Sekretär in London, 1832 in gleicher Eigenschaft bei der Gesandtschaft im Haag [* 17] und 1834 zu Kassel [* 18] und wurde 1841 zum Deputierten und 1842 in die Akademie gewählt. Später ward er Konservator der modernen Skulptur im Louvre und 1856 Direktor der Reichsarchive und Senator. Er starb 25. März 1869. Von seinen Werken sind noch zu erwähnen: »Flore de l'Arabie

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pétrée« (Par. 1833);

»Recherches sur la découverte de l'imprimerie« (1836) und »Histoire de la gravure en manière noire« (1839);

»Voyage en Orient: Asie-Mineure et Syrie« (1837-1862, 2 Bde. mit 180 Tafeln);

»Commentaire géographique sur l'Exode et les Nombres« (1842, 2 Bde.);

»Le [* 20] palais Mazarin« (selten, 1847);

»Les anciens monuments de Paris« (1846, unvollendet);

»Les ducs de Bourgogne« (1849-51, 2 Bde.; unvollendet);

»Catalogue raisonné des émaux« (1853, 2 Bde.);

»Le Parthénon« (1854, 30 Tafeln; unvollendet);

»Athènes aux XV., XVI. et XVII. siècles« (1855, 2 Bde.);

»La Renaissance des arts à la cour de France« (1855, Bd. 1: die Malerei);

»De l'union des arts et de l'industrie« (1856, 2 Bde.);

»Les archives de la France« (1867);

»Glossaire français du moyen-âge« (1872).

Jerusalem (das alte)

Bild 9.200: Jerusalem (das alte)
* 22 Jerusalem.

4) Henri, Graf, franz. Maler und Kunsthistoriker, geb. 2. Mai 1811 zu Rennes, Sohn des Generals Henri Delaborde, bildete sich unter P. Delaroche und stellte in der Folge eine Reihe von Landschaften und Historienbildern aus, so: Hagar in der Wüste (im Museum zu Dijon, [* 21] 1836), die Bekehrung des heil. Augustinus (1837, vom Staat angekauft), die Einnahme von Damiette und die Johanniterritter von Jerusalem, [* 22] beide für die Galerie in Versailles (1841 und 1845), eine Passion (in der Kathedrale von Amiens, [* 23] 1848), Tod der Monika (1838). 1855-85 war er Konservator des kaiserlichen Kupferstichkabinetts, seit 1868 Mitglied der Akademie und seit 1874 Sekretär derselben.

Bekannter als durch seine Gemälde wurde Delaborde durch seine kunstgeschichtlichen Arbeiten: »Études sur les beaux-arts en France et en Italie« (1864, 2 Bde.);

»Mélanges sur l'art contemporain« (1866);

»Ingres, sa vie, ses travaux« (1870);

»Le cabinet des estampes de la Bibliothèque nationale« (1875);

»La gravure en Italie avant Marc-Antoine« (1883).

Er gab auch die »Lettres et pensées« von Hippolyte Flandrin heraus und war Mitarbeiter an Blancs »Histoire des peintres«.