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Langensalza | eLexikon | Geographie - Deutschland - Provinz Sachsen

  • ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
  • ️Wed Jun 09 1075

Langensalza,

[* 1] Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Erfurt, [* 2] an der Salza und der Linie Gotha-Leinefelde der Preußischen Staatsbahn, 211 m ü. M., hat 4 evangelische und eine kath. Kirche, ein Schloß, (1885) mit Garnison (2 Eskadr. Ulanen Nr. 6) 10,924 meist evang. Einwohner, Kammgarnspinnerei, Baumwollweberei, Nessel-, Tuch-, Malz-, Sago-, Zigarren-, Wagen-, Spritzen- und Lederfabrikation, Eisengießerei, [* 3] Druckerei, Färberei, Ziegelbrennerei, Bierbrauerei, [* 4] 3 Fabriken landwirtschaftlicher Geräte, Öl- und Mahlmühlen, 2 große Buchhandlungen, Steinbrüche etc. ist Sitz eines Amtsgerichts, eines Hauptsteueramtes, eines Superintendenten und hat ein Realprogymnasium und ein Rettungshaus. In der Nähe ein Schwefelbad (1885: 610 Badegäste) mit neuem Kurhaus und hübschen Anlagen. - Langensalza erhielt 1211 Stadtrechte und wurde 1344 von den Herren von Salza an den Landgrafen von Thüringen verkauft.

Preußen

Bild 13.338a: Preußen
* 5 Preußen.

Bei der Teilung Sachsens (1485) fiel es der Albertinischen Linie zu und kam 1815 an Preußen. [* 5]

Vgl.   Marschall, Historisch-statistisch-topographische Beschreibung des Kreises Langensalza (Langens. 1863);

Göschel, Chronik der Stadt Langensalza (das. 1818-44, 4 Bde.);

Gutbier, Schwefelbad Langensalza (das. 1887).

Nördlich von Langensalza, unweit des rechten Ufers der Unstrut, die sehr spärlichen Überreste des 1541 aufgehobenen Benediktinerklosters Homburg [* 6] (Hohenburg), bei welchem Kaiser Heinrich IV. 9. Juni 1075 gegen die Sachsen [* 7] eine Schlacht gewann, die auch nach dem Dorf Nägelstedt benannt wird. Bei Langensalza 15. Febr. 1761 Sieg der Preußen und Engländer unter Sydow und Spörcken über die Reichsarmee unter Stainville; 17. April 1813 Gefecht zwischen den Preußen und Bayern, [* 8] in welchem erstere siegten.

Gotenburg - Gotha

Bild 7.541: Gotenburg - Gotha
* 9 Gotha.

Am 27. Juni 1866 fand bei Langensalza das blutige Gefecht zwischen den Preußen und der hannöverschen Armee statt, welches die Kapitulation der letztern zur Folge hatte. Die Hannoveraner, 19,000 Mann stark, unter dem Generalleutnant v. Arentschildt, waren nach dem Abbruch der Verhandlungen und nach der Vereitelung ihrer Versuche, bei Gotha [* 9] oder Eisenach [* 10] durchzudringen und sich mit den vergeblich erwarteten Bayern zu vereinigen (s. Preußisch-deutscher Krieg), nach Langensalza zurückgegangen und hatten nördlich der Unstrut, mit dem Zentrum in Merxleben, dem linken Flügel bei Nägelstedt, dem rechten bei Thamsbrück, eine Defensivstellung genommen.

Hier wurden sie am Morgen des 27. (des preußischen Bettags) von dem Detachement des Generals v. Flies angegriffen, der auf die irrtümliche Nachricht hin, daß die Hannoveraner nach Norden [* 11] ausweichen und in ihr Land zurückgehen wollten, den Befehl erhalten hatte, ihnen von Gotha aus zu folgen und »an der Klinge zu bleiben«. Obwohl Flies nur 7 Linienbataillone (darunter 2 Koburg-Gothaer), sonst nur Ersatztruppen und Landwehr, die mit Miniégewehren bewaffnet war, bloß 225 Reiter und 24 Geschütze, [* 12] davon 6 gezogene, im ganzen 8200 Mann, bei sich hatte, beschloß er doch, den Feind trotz seiner unerwartet festen Stellung nicht bloß zu beobachten, sondern anzugreifen.

Uhr (Taschen- und Pend

Bild 15.974: Uhr (Taschen- und Pendeluhren)
* 13 Uhr (Taschen- und Pendeluhren).

Das schwach besetzte und der Judenhügel wurden ohne Widerstand genommen und bis zur Unstrut vorgedrungen. Aber nach 1 Uhr [* 13] mittags gingen die Hannoveraner ihrerseits zur Offensive über, und nachdem der rechte Flügel über die Unstrut vorgegangen, machte Arentschildt unter dem überlegenen Feuer seiner Artillerie einen Vorstoß auf das feindliche Zentrum, während seine Reiterei den preußischen rechten Flügel umging. Dieser wurde gezwungen, sich zurückzuziehen; auch Langensalza wurde genommen, und gegen 4 Uhr trat Flies den Rückzug nach Warza an, der auf dem meist offenen Terrain nur unter großen Verlusten durch die hannöversche Reiterei und Artillerie bewerkstelligt werden konnte.

Die Preußen verloren 41 Offiziere und 800 Mann an Toten und Verwundeten, 907 Gefangene und 2 Geschütze, die Hannoveraner 102 Offiziere und 1327 Mann. Doch konnten diese den Sieg nicht benutzen, da inzwischen ihre enge Umzingelung vollendet war und sie 29. Juni die Kapitulation von Langensalza abschließen mußten. König Georg, der mit dem Kronprinzen der Schlacht beigewohnt hatte, rühmte sich auch nach der Kapitulation mit übermütigen Worten des Siegs und stiftete eine Langensalza-Medaille.

Vgl.   »Offizieller Bericht über die Kriegsereignisse zwischen Hannover [* 14] und Preußen im J. 1866 und Relation der Schlacht bei Langensalza 27. Juni 1866« (Wien [* 15] 1867, 2 Tle.);

v. d. Wengen, Geschichte der Kriegsereignisse zwischen Preußen und Hannover 1866 (Gotha 1885);

Derselbe, General Vogel v. Falckenstein und der hannöversche Feldzug (das. 1887).

[* 1] ^[Abb.: Wappen [* 16] von Langensalza]