Laotse | eLexikon | Theologie - Kirchenhistoriker - Chinesen
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Laos - Laotse
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Laotse | (auch Laokiün), gewöhnlicher Name des chines. Weisen Lipeyang, eines ältern Zeitgenossen / 437 |
Laotse
437 Wörter, 3'091 Zeichen
Theologie — Kirchenhistoriker — Chinesen
Laotse
(auch Laokiün), gewöhnlicher Name des chines. Weisen Lipeyang, eines ältern Zeitgenossen des Konfutse, soll im 6. Jahrh. v. Chr. in einem Dorf der jetzigen Provinz Honan geboren, später als Reichsgeschichtschreiber am kaiserlichen Hof [* 2] angestellt gewesen sein, sich aber in höherm Alter in die Einsamkeit zurückgezogen und fortan ganz seinen philosophischen Spekulationen gelebt haben. Das Ergebnis derselben hat er in seinem tiefsinnigen und schwierigen Werk »Taoteh-king« (etwa s. v. w. »Kanon vom Logos und der Tugend«, hrsg. mit franz. Übersetzung von Stan. Julien, Par. 1842; engl. von Chalmers, Lond. 1868; deutsch von Viktor v. Strauß, [* 3] Leipz. 1870, und von R. v. Plänckner, das. 1870) niedergelegt.
Lehrbegriff - Lehrerin
![Bild 61.37: Lehrbegriff - Lehrerinnen [unkorrigiert] Bild 61.37: Lehrbegriff - Lehrerinnen [unkorrigiert]](http://peter-hug.ch/meyers/thumb/61/61_0037.jpeg)
* 4
Lehre.Seine Lehre [* 4] setzt ihren Ausgangspunkt und ihr Ziel in das Tao (Weg, Vernunft, Logos). Mit diesem Namen bezeichnet er das höchste Wesen, welches Urgrund der physischen wie der moralischen Welt ist. Der Mensch soll mit Hilfe des Tao streben, sich ins Tao zu versenken, es begreifen, um in ihm zu wandeln und am Ende zu ihm zurückzukehren; alle wahre Tugend beruht nur in jenem Einssein mit dem Tao, im Sein, nicht im Thun des Menschen, und das Thun ist nur dann wahrhaft tugendhaft, wenn es der durch das Tao geläuterten sittlichen Natur selbst entspringt, nicht, wenn es durch äußere Ordnungen anerzogen wurde.
Daß Laotse den Tao-Begriff von Frühern überkommen und nur selbständig weiter entwickelt habe, ist wahrscheinlich; daß er aber dabei von vorderasiatischen Religionsanschauungen beeinflußt gewesen sei, ist kaum denkbar. Sicher ist, daß die übrigens noch nicht hinreichend bekannte Sekte der Taosse mit ihren magisch-alchimistischen Phantastereien nicht als Nachfolgerin des Weisen, wie sie sich zu nennen liebt, gelten kann; sie verehrt ihn, ohne ihn zu verstehen. Im scharfen Gegensatz zu dem staatsmännischen, konservativen, überall die altvererbte äußere Ordnung und die Grundsätze der Autorität und Pietät verfechtenden Konfutse setzt Laotse den einzelnen Menschen als Selbstzweck und will die Vervollkommnung der Menschheit nicht durch äußere staatliche oder gesellschaftliche Satzungen, sondern durch läuternde Selbstverinnerlichung des Individuums erzielen.
Mehr als die Achtung vor den besondern Pflichtverhältnissen, in welchen Staat, Gesellschaft und Familie ihren Grund und Halt finden, gilt ihm eine allgemeine Menschenliebe, die selbst Kränkungen mit Wohlthaten erwidert. Die Taosse, jetzt, soviel bekannt, arg herabgekommen und von der Mehrzahl ihrer Landsleute gering geschätzt, haben aus ihrer frühern Zeit mehrere sehr bedeutende und auch von Andersgläubigen hochgeachtete Schriftsteller aufzuweisen und mehr als einmal an den kaiserlichen Höfen in Gunst gestanden. Was sie von Laotse angenommen haben, eine reine, nur von ihnen vielfach ins Kleinliche gezogene Sittenlehre, Neigung zur Beschaulichkeit und Askese, das mag sie indischen Einflüssen zugänglich gemacht haben, deren Nachwirkung in dem heutigen Leben der Sekte, in ihrem Mönchs- und Klosterwesen wie in einzelnen ihrer religiösen Anschauungen unverkennbar ist. ¶