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Lasurblau | eLexikon | Technologie, Gewerbe und Industrie - Farben

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Ultramarin

(Lasurblau, Azurblau), blauer Farbstoff, der ursprünglich durch ein rein mechanisches Verfahren aus dem Lasurstein gewonnen wurde und sehr hohen Wert besaß, jetzt aber in gleicher Schönheit aus eisenfreiem Thon, Schwefel und Soda (Sodaultramarin) oder Glaubersalz (Sulfatultramarin) und Kohle künstlich dargestellt wird und sehr billig geworden ist. Man unterscheidet kieselarmes Ultramarin von hellem, rein blauem Farbenton, leicht zersetzbar durch Alaun, [* 4] und kieselreiches Ultramarin mit eigentümlich rötlichem Ton und widerstandsfähiger gegen Alaun. Zur Darstellung des Ultramarins werden die Materialien, der Thon nach dem Schlämmen und Glühen, sehr fein gepulvert und innig gemischt. Für Sulfatultramarin benutzt man ein Gemisch aus

Porzellanthon 100 100
kalci­niertem schwefelsauren Natron 83-100 41
kalci­nierter Soda - 41
Kohle 17 17
Schwefel - 13

Dieser Satz wird im Schamottetiegel eingestampft und in einer Art Muffelofen bei möglichst gehindertem Luftzutritt anhaltend stark erhitzt. Hierbei entsteht eine gesinterte, poröse, graue, oft gelbgrüne Masse, welche gewaschen, gemahlen, abermals gewaschen, getrocknet und gesiebt wird. Das Produkt, das grüne Ultramarin, wird zum Teil als solches verwertet, zum bei weitem größten Teil aber durch Erhitzen mit Schwefel bei Luftzutritt in blaues Ultramarin verwandelt. Dies geschieht in liegenden Cylindern, in welchen das Ultramarin während des Verbrennens des nach und nach zugesetzten Schwefels durch eine Flügelwelle umgerührt wird, um die Einwirkung der Luft zu befördern.

Giovinazzo - Gips

Bild 58.13: Giovinazzo - Gips
* 5 Gips.

Die gebildete schweflige Säure entweicht durch die Esse. Das Eintragen von Schwefel wird fortgesetzt, bis das Ultramarin rein blau erscheint, dann wird dasselbe ausgewaschen, gemahlen, geschlämmt, eventuell mit Kaolin oder Gips [* 5] vermischt, getrocknet und gesiebt. Die Waschwasser vom grünen und blauen Ultramarin werden verdampft, um in ihnen enthaltene Natronsalze wiederzugewinnen. Sodaultramarin wird in ähnlicher Weise aus 100 Thon, 100 Soda, 12 Kohle und 60 Schwefel erhalten und zeichnet sich durch dunklere Färbung und größern Farbenreichtum aus.

Das kieselreiche ist ein Sodaultramarin mit 5-10 Proz. vom Gewicht des Kaolins fein zerteilter Kieselsäure. Man erhält es in einer einzigen Operation, doch macht die Neigung, zu sintern, Schwierigkeiten. Dies Präparat wird mit steigendem Kieselsäuregehalt rötlicher und alaunfester. Auch violette, rote und gelbe Präparate hat man dargestellt, doch sind deren Beziehungen zu dem blauen Ultramarin noch wenig aufgeklärt. Selbst die chemische Konstitution des blauen Ultramarins ist bis jetzt nicht sicher erkannt. Es enthält

kiesel­säurearmes U. kiesel­säure­reiches U.
Durch­schnitt reinstes Durch­schnitt reinstes
Thon 2.36 1.87 7.64 3.61
Kiesel­säureanhydrid 37.90 38.55 34.86 40.77
Tho­nerde 29.30 29.89 24.06 23.74
Kali - 1.21 1.01 19.58
Natron 22.60 21.89 0.83 18.54
Schwefel 7.86 8.27 13.25 13.58

Licht

Bild 10.764: Licht
* 6 Licht.

ist prächtig tiefblau, geruch- und geschmacklos, sehr hygroskopisch (lufttrocken 5 Proz. Feuchtigkeit), unlöslich in den gewöhnlichen Lösungsmitteln, widersteht der Luft, dem Licht [* 6] und dem Wasser, auch Alkalien und dem Ammoniak, wird durch Säuren und sauer reagierende Salze unter Entwickelung von Schwefelwasserstoff zersetzt, erträgt bei Ausschluß der Luft Rotglut, wird aber in höherer Temperatur und beim Glühen an der Luft farblos. Ultramarin dient als Wasser-, Kalk- und Ölfarbe, im Buntpapier-, Tapeten- und Zeugdruck, zum Blauen von Wäsche, Papier, Zucker, [* 7] Stärke, [* 8] Barytweiß, Stearin, Paraffin. [* 9]

Grünes Ultramarin kann nur als ordinäre Tüncher- und Tapetenfarbe benutzt werden. Die gelegentliche Bildung von Ultramarin im Sodaofen [* 10] beobachtete Tessaert 1814, und Vauquelin zeigte, daß die blaue Verbindung mit Lasurstein identisch sei. Gmelin stellte 1828 künstliches Ultramarin dar, doch hatte es schon 1826 Guimet in Lyon [* 11] als Geheimnis fabriziert. Die ersten deutschen Ultramarinfabriken wurden 1836 in Wermelskirchen von Leverkus und 1837 in Nürnberg [* 12] von Leykauf gegründet. Gegenwärtig beträgt die europäische (zum bei weitem größten Teil deutsche) Produktion jährlich 600,000 Ztr.

Vgl.   Lichtenberger, Ultramarinfabrikation (Weim. 1865);

Vogelsang, Natürliche Ultramarinverbindungen (Bonn [* 13] 1873);

Heinze, Beitrag zur Ultramarinfabrikation (Dresd. 1879);

Fürstenau, Das Ultramarin und seine Bereitung (Wien [* 14] 1880).