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Laube | eLexikon | Litteratur - Deutsche Literatur - Neuere Dichtung seit 1500

  • ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
  • ️Thu Sep 18 1806
Titel
Elemente zu Laube:

1) Heinrich, Schriftsteller, Dichter und Dramaturg

2) Gustav Karl, Geolog und Paläontolog

[10.547] Laube in Gärten ein Gebäude

Laube,

Sprocke - Spruner

Bild 65.206: Sprocke - Spruner
* 6 Sprottau.

1) Heinrich, Schriftsteller, Dichter und Dramaturg, geb. 18. Sept. 1806 zu Sprottau [* 6] in Schlesien, [* 7] erhielt seine Schulbildung auf den Gymnasien zu Glogau [* 8] und Schweidnitz, [* 9] studierte darauf seit 1826 in Halle und Breslau [* 10] Theologie, war später einige Zeit Hauslehrer und begab sich 1832 nach Leipzig, [* 11] um als Litterat ein unabhängiges Leben führen zu können. Seine Sympathien für die Rückwirkung der französischen Julirevolution auf Deutschland [* 12] zogen ihm eine Untersuchung zu, infolge deren er, als er eben von einer Reise aus Oberitalien [* 13] zurückgekehrt war, 1834 aus Sachsen [* 14] verwiesen und in Berlin [* 15] neun Monate lang in der Hausvogtei festgehalten wurde.

Algerien, Marokko und

Bild 1.347a: Algerien, Marokko und Tunis
* 17 Algerien.

Auch seine Schriften verfielen dem vom Bundestag über das »junge Deutschland« verhängten Banne. Nach seiner Freilassung lebte er zunächst in Kösen bei Naumburg [* 16] und in Berlin und verheiratete sich 1837 mit der Witwe des Professors Hänel in Leipzig, die ihn, als ihn das Erkenntnis der preußischen Gerichte wegen seiner burschenschaftlichen Bestrebungen zur Gefängnisstrafe verurteilte, in seine im Amt- und Jagdhaus zu Muskau abzubüßende Haft begleitete. 1839 bereiste er Frankreich und Algerien [* 17] und ließ sich nach seiner Rückkehr erneut in Leipzig nieder.

Von dem böhmischen Wahlkreis Elbogen 1848 in die deutsche Nationalversammlung gewählt, hielt er sich zum Zentrum und zur erbkaiserlichen Partei, trat jedoch im März 1849 aus, da er sich wegen der Kaiserfrage mit seinen Wählern im Widerspruch befand (vgl. seine Schrift: »Das erste deutsche Parlament«, Leipz. 1849, 3 Bde.). Gegen Ende 1849 ward er als artistischer Direktor des k. k. Hofburgtheaters nach Wien [* 18] berufen. Seine Direktion dieser Anstalt, welche er bis zum September 1867 führte, wurde durch das Bestreben geleitet, ein bleibendes, in gewissem Sinn mustergültiges Repertoire zu schaffen, in dem neben den eigentlich klassischen Dramen die besten und bleibendsten Schöpfungen der modernen Poesie dauernd ihren Platz finden sollten.

Thb. - Theater

Bild 15.623: Thb. - Theater
* 19 Theater.

Mußten diese Bestrebungen sich einer allseitigen Anerkennung erfreuen, so stieß Laubes unverkennbare Vorliebe für das französische Drama auf harten Widerspruch. Eine Geschichte seiner Direktionsführung gab er in dem Buch: »Das Burgtheater« (Leipz. 1868). 1869 übernahm Laube die Direktion des Leipziger Stadttheaters, welchem er einen nicht geringen Aufschwung zu geben wußte. Mannigfache Differenzen mit Behörden, Kritik und Publikum bewogen ihn indessen, schon 1871 von der Leitung dieser Bühne wieder zurückzutreten, einer Leitung, deren Prinzipien und Erfolge er wiederum in einem eignen Buch: »Das norddeutsche Theater« [* 19] (Leipz. 1872), darlegte. 1872 nach Wien zurückgekehrt, trat er an die Spitze des neuen, auf Aktien gegründeten Stadttheaters, legte die Direktion aber infolge der durch die Wiener Börsenkatastrophe eingetretenen Mißverhältnisse nieder, die er in dem Buch: »Das Wiener Stadttheater« (Leipz. 1875) ausführlich schilderte, die ihn jedoch nicht hinderten, im Sommer 1875 von neuem das Steuer des Wiener Stadttheaters zu ergreifen und bis 1880 zu führen, worauf ein neuer Rücktritt erfolgte. Fortan noch in ergiebiger Weise als Schriftsteller wirkend, starb er 1. Aug. 1884 in Wien.

Pflanzenvariationen (S

Bild 18.724: Pflanzenvariationen (Sippenbildung bei Erophila)
* 22 Porträte.

Als Schriftsteller trat Laube zuerst mit der durch Paganinis Anwesenheit in Breslau veranlaßten Farce »Zaganini« und einem Drama: »Gustav Adolf«, auf, denen die historisch-politischen Skizzen »Das neue Jahrhundert« (Fürth [* 20] u. Leipz. 1832-33, 2 Bde.) und der Roman »Das junge Europa« [* 21] (Mannh. 1833 bis 1837, 3 Tle.) folgten. Seine »Liebesbriefe« und die Novellen: »Die Schauspielerin« (Mannh. 1836) und »Das Glück« (das. 1837) waren nur Variationen, keine Vertiefungen seiner frühern Schilderungen. In den »Reisenovellen« (Mannh. 1834-37, 6 Bde.; 2. Aufl. 1846-47, 10 Bde.) setzte er Heines »Reisebilder« fort, doch insofern auf eigentümliche Weise, als sie ein Totalbild von Deutschland zu geben versuchten. Politische, soziale und litterarische Porträte [* 22] sammelte er in seinen »Modernen Charakteristiken« (Mannh. 1835, 2 Bde.). An der Kölner [* 23] Streitsache zwischen Deutschland und Rom [* 24] beteiligte er sich anonym mit der Broschüre »Görres und Athanasius« (Leipz. 1838). Nächstdem gab er Wilhelm Heinses sämtliche Schriften (Leipz. 1838, 10 Bde.; 2. Aufl. 1857-58, 5 Bde.),

mit einer Vorrede begleitet, heraus. Eine Frucht seines Aufenthalts in Muskau war seine »Geschichte der deutschen Litteratur« (Stuttg. 1840, 4 Bde.). Laube hatte sich indes mit diesem Werk an eine Aufgabe gewagt, der er in keiner Richtung gewachsen war, und lenkte deshalb mit seiner litterarischen Thätigkeit wieder in die frühere Laufbahn ein. In rascher Folge erschienen demnächst: »Französische Lustschlösser« (Mannh. 1840, 3 Bde.);

»Jagdbrevier« (Leipz. 1841, 2. Aufl. 1858),

worin ihm die Sitten der Tiere Gelegenheit zu allerlei scherzhaften, satirischen u. ernsten Reflexionen gaben;

»Die Bandomire, eine kurische Erzählung« (Mitau [* 25] 1842, 2 Bde.);

die historische Novelle »Der Prätendent« (Leipz. 1842),

die den bekannten Naundorf, angeblichen Ludwig XVII., zum Gegenstand hat;

der Roman »Die Gräfin Chateaubriant« (das. 1843, 3 Bde.; 2. Aufl. 1846);

»George Sands Frauenbilder« (Brüssel [* 26] 1844);

Norddeutscher Lloyd -

Bild 62.415: Norddeutscher Lloyd - Nordenberg [unkorrigiert]
* 27 Norden.

»Drei Königsstädte im Norden« [* 27] (Leipz. 1845, 2 Bde.),

Reiseschilderungen mit Novellistik und geschichtlicher Charakteristik;

»Der belgische Graf« (Mannh. 1845);

»Paris [* 28] 1847« (das. 1848), eine Wiederaufnahme seiner Reiseschilderungen mit einer trefflichen Darlegung der parlamentarischen Kämpfe zwischen Thiers und Guizot.

Zugleich hatte sich Laube mit wachsendem Erfolg dramatischen Arbeiten zugewendet. Zwar waren seine ersten Versuche, die Tragödie »Monaldeschi« (1839),

deren Held der Liebhaber der Königin Christine von Schweden [* 29] ist, die kulturhistorische Komödie »Rokoko« (1842) und das Schauspiel »Die Bernsteinhexe« (1843),

im ganzen verfehlt; dagegen erreichte er gute Erfolge mit der Tragödie »Struensee« (1847),

welche eine meisterhafte dramatische Technik in der Verknüpfung der Intrige zeigt, mit der Litteraturkomödie »Gottsched und Gellert« (1847),

namentlich aber mit dem Schauspiel »Die Karlsschüler« (1847, 8. Aufl. 1877), das Schillers Flucht aus Stuttgart [* 30] zum Gegenstand hat und wegen des tendenziösen Pathos, zu dem es sich erhebt, und wegen der lebensvollen Gruppierung der dramatischen Tableaus großen und verdienten Beifall fand. Weniger gilt dies von dem Schauspiel »Prinz Friedrich«, welches Friedrichs d. Gr. Konflikt mit Friedrich Wilhelm I. vorführt. Die beste Tragödie Laubes ist unstreitig »Graf Essex« (1856, 4. Aufl. 1876),



Laubeinkleidung - Laub

Bild 10.549: Laubeinkleidung - Laubfall
* 31 Seite 10.549.

reich an lebendigen Szenen und

mehr

epigrammatischen Wendungen von schlagender Kraft, [* 32] wenn auch wirkliche psychische Tiefe und echter poetischer Schwung dem »Essex« wie allen Tragödien des Autors mangeln. Bedeutend zurück dagegen steht seine letzte Tragödie: »Montrose« (1859),

obschon sie in Rücksicht auf großartige Anlage der Handlung und Bedeutung des darin vorgeführten Prinzipienkampfes unter Laubes Dramen in erster Linie steht;

ebenso das Schauspiel »Der Statthalter von Bengalen« (1866).

Laubes neuere dramatische Dichtungen, die Lustspiele: »Cato von Eisen« [* 33] und »Böse Zungen« (1868),

zeigten zugleich den wachsenden Einfluß seiner französischen Vorbilder und die Einwirkung der Wiener politischen und sozialen Welt auf den Autor. Die Vollendung des Schillerschen »Demetrius« ließ, wie alle ähnlichen Versuche, den Abstand zwischen Schillers gewaltiger Subjektivität und der des nachfolgenden ausführenden Dichters allzu stark hervortreten. Dagegen erwies der auf eingehenden Studien beruhende und sorgfältig durchgearbeitete Roman »Der deutsche Krieg« (Leipz. 1865-66, 9 Bde.; 3. Aufl. 1867-68) alle Vorzüge des Laubeschen Talents in ausgiebigster Weise und darf wohl als die beste litterarische Leistung des vielseitigen Autors betrachtet werden.

Demselben folgten in letzter Zeit der aus Jugendeindrücken erwachsene Roman »Die Böhminger« (Stuttg. 1880, 3 Bde.),

die Novellen: »Louison« (Braunschw. 1881),

»Entweder-oder« (das. 1882),

»Die kleine Prinzessin« und »Blond muß sie sein« (Bresl. 1883),

»Der Schatten [* 34] Wilhelm« (Leipz. 1883);

ferner: »Ruben«, ein moderner Roman (das. 1885),

und »Franz Grillparzers Lebensgeschichte« (Stuttg. 1884).

Mit seinen »Erinnerungen, 1810-40« (Wien 1875) hatte eine Folge seiner »Gesammelten Schriften« (in 16 Bdn.) eröffnet, die mit den »Erinnerungen 1841-81« (das. 1882) schloß, während seine »Dramatischen Werke« schon früher (Leipz. 1845-75, 13 Bde.) gesammelt erschienen waren.

Böhmen, Mähren und Öst

Bild 3.134a: Böhmen, Mähren und Österreich.-Schlesien
* 35 Böhmen.

2) Gustav Karl, Geolog und Paläontolog, geb. 9. Jan. 1839 zu Teplitz in Böhmen, [* 35] studierte zu Prag [* 36] und München [* 37] und habilitierte sich 1866 an der technischen Hochschule und 1867 an der Universität zu Wien für Paläontologie. Als Geolog begleitete er 1869-70 die zweite deutsche Nordpolexpedition auf der Hansa und war einer der Theilnehmer der grausigen Fahrt auf dem schwimmenden Eis. [* 38] Nach seiner Rückkunft wurde er 1871 Professor der Mineralogie und Geologie [* 39] an der deutschen technischen Hochschule zu Prag und 1876 Professor für Geologie und Paläontologie an der dortigen Universität sowie Vorstand des geologischen Instituts. Er schrieb unter anderm: »Die Fauna der Schichten von St. Cassian« (Wien 1865-70, 5 Tle.);

»Die Gastropoden, Bivalven und Echinodermen des braunen Jura von Balin« (das. 1867);

»Beitrag zur Kenntnis der Echinodermen des vicentinischen Tertiärgebiets« (das. 1868);

»Über einige fossile Echiniden von den Murray Cliffs in Südaustralien« (das. 1869);

»Reise der Hansa ins Nördliche Eismeer« (Prag 1871);

Mineralien und Gestein

Bild 11.646a: Mineralien und Gesteine
* 40 Mineralien.

»Hilfstafeln zur Bestimmung der Mineralien« [* 40] (2. Aufl., das. 1879);

»Die Echinoiden der österreichisch-ungarischen obern Tertiärablagerungen« (das. 1872);

»Geologische Beobachtungen, gesammelt während der Reise auf der Hansa und gelegentlich des Aufenthalts in Südgrönland« (Wien 1873);

»Geologie des böhmischen Erzgebirges« (Prag 1876, Bd. 1);

»Die Katastrophe von Dux und ihr Zusammenhang mit dem Ausbleiben der Stadtbadquelle zu Teplitz« (das. 1879);

»Geologische Exkursionen im Thermalgebiet des nordwestlichen Böhmen« (Leipz. 1884).