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Lepus | eLexikon | Zoologie - Säugethiere - Nager

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LepusHase. / 2

Seite 10.710

Lepus

2 Wörter, 13 Zeichen

Zoologie — Säugethiere — Nager

Hasdrubal - Hase

Bild 8.197: Hasdrubal - Hase
* 2 Seite 8.197.

Hase

[* 2] (Lepus L.), Säugetiergattung aus der Ordnung der Nagetiere [* 4] und der Familie der Hasen (Leporina), gestreckt gebaute Tiere mit hohen Hinterbeinen, langem, gestrecktem Schädel mit großen Ohren, fünfzehigen Vorder-, vierzehigen Hinterfüßen und kurzem, aufgerichtetem Schwanz. Das Gebiß weicht insofern von dem aller übrigen Nager ab, als im Oberkiefer hinter den breiten, scharfen Nagezähnen zwei kleine, stumpfe Schneidezähne stehen. Hasen finden sich mit Ausnahme Australiens in allen Teilen der Erde in Ebenen und Gebirgen.

Ohr des Menschen

Bild 12.348a: Ohr des Menschen
* 5 Ohr des Menschen.

Der gemeine Hase (L. timidus L.), 67 cm lang, mit 8 cm langem Schwanz, 30 cm hoch, 6-9 kg schwer, ist auf der Oberseite braungelb, schwarz gesprenkelt, am Hals gelbbraun, weißlich überlaufen, an der Unterseite weiß, variiert aber sehr in der Färbung; die Häsin (Setzhase) ist röter als das Männchen (Rammler). Junge Hasen haben häufig einen sogen. Stern auf der Stirn. Das Ohr [* 5] des Hasen nennt man Löffel, den Schwanz Blume. Er bewohnt Mitteleuropa von Südfrankreich und Norditalien bis Schottland, Südschweden und Nordrußland, steigt in den Alpen [* 6] bis 1500 m, bevorzugt fruchtbare Ebenen mit Gehölzen und bewaldete Vorberge und hält gern an der Geburtsstätte fest. Er liegt gern in Rüben-, Saat- und Krautfeldern und läßt sich im Winter in seinem Lager, [* 7] welches im Winter tiefer als im Sommer ausgescharrt ist, verschneien.

Der Busch- und Waldhase geht im Winter in die dichtesten Gehölze. Der eigentümliche Bau des Hasen, zumal die langen Hinterläufe sichern ihm große Schnelligkeit und Gewandtheit; seine Bewegung ist eine eigentümliche, er schiebt immer von hinten nach, d. h. er schnellt und setzt die Hinterläufe immer vor die Spur der Vorderläufe (s. Figur). Die Hinterlaufsspur ist länger u. breiter als die der Vorderläufe, weil der Hase einen Teil der Hinterläufe, fast bis zur Ferse, aufsetzt. Bei ruhiger Gangart stehen diese fast



Hase (Tier etc.) - Has

Bild 8.198: Hase (Tier etc.) - Hase (Personenname)
* 8 Seite 8.198.

[* 2] ^[Abb.: Spur des Hasen. a b bei ruhiger Gangart (Hoppeln), c in der Flucht.]

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nebeneinander, in der Flucht steht der rechte Hinterlauf etwas vor dem linken. Der Hase nährt sich besonders von Kohl- und Rübenarten, Getreide [* 9] und Ölsaat, benagt bei Schnee [* 10] die Rinde der meisten jungen Bäume und äst sich besonders nachts. Der Hase ist sehr munter, spiellustig, schlau, läuft sehr schnell, schwimmt auch im Notfall, ist aber sehr scheu und furchtsam, wagt nie sich zu widersetzen und kämpft nur in der Rammelzeit mit andern Hasen. Oft zeigt er sich boshaft und unfriedlich. Er rammelt bei Eintritt milderer Witterung, oft schon Ende Januar, und bis zum September.

Die Häsin setzt nach 30 Tagen in einer einfachen Vertiefung 1 oder 2 Junge, das zweite Mal 3-5, das dritte Mal 3 und im August wieder 1 oder 2 Junge, verläßt diese schon nach 5-6 Tagen und kehrt nur von Zeit zu Zeit zu ihnen zurück, um sie zu säugen (etwa 3 Wochen). Sie verteidigt sie fast nie, und der Rammler peinigt sie oft zu Tode. Bei keinem wild lebenden Tier kommen so viele Mißgeburten vor wie beim Hasen. Junge Hasen von einem Viertel der normalen Größe heißen Quarthasen, zu drei Vierteln ausgewachsene Dreiläufer.

Kaninchen

Bild 9.458a: Kaninchen
* 11 Kaninchen.

Nach 15 Monaten sind die Jungen erwachsen, aber schon im ersten Jahr zur Fortpflanzung fähig. Der Hase erreicht ein Alter von 7-8 Jahren, fällt aber meist viel früher seinen sehr zahlreichen Feinden zum Opfer. Auch geht mancher an Leberfäule zu Grunde. Bisweilen zeigen sich an den Geschlechtsteilen erbsen- und bohnengroße Tuberkeln (Venerie). Jung eingefangene Hasen werden leidlich zahm, sind aber immer zärtlich, sterben leicht und vertragen sich nur mit Meerschweinchen und Kaninchen. [* 11]

Mit letztern erzeugen sie fruchtbare Bastarde. Der Hase schädigt Baumpflanzungen, indem er die Rinde benagt. Die Jäger unterscheiden Wald- und Feldhasen, von denen erstere stärker (größer) sind und sich fast ausschließlich im Wald halten. Rammler und Häsin sind schwer und nicht sicher zu unterscheiden, ersterer schnalzt mit der Blume (Schwanz) und hält das Hinterteil beim Laufen schief, sitzt auch weniger fest im Lager. Die künstliche Vermehrung der Hasen in dicht umzäunten, mit Buschwerk bewachsenen und mit Futterständen versehenen Hasengärten, welche vom Revierförster Hartung in Braunschweig [* 12] empfohlen wurden, hat sich nicht bewährt, weil die jungen Hasen darin häufig erkranken und eingehen. Man jagt den Hasen des Fleisches und des Pelzes halber und benutzte früher sein Haar, [* 13] Fett, Blut, Gehirn, [* 14] selbst Knochen [* 15] und Kot medizinisch. - Die Jagd wird mittels des Anstandes, auch auf der Suche mit dem Vorstehhund (s. d.) betrieben; letztere, zeitig im Herbst ausgeübt, hat jedoch den Nachteil, daß vorzugsweise die festsitzenden und daher gut haltenden, oft noch tragenden Häsinnen geschossen werden.

Preußen

Bild 13.338a: Preußen
* 16 Preußen.

Bei der Treibjagd, welche als Vorsteh-, Kessel- und böhmisches Treiben eingerichtet werden kann, besonders bei der ersten, werden mehr die mobilern Rammler erlegt. Endlich wird der Hase mit Bracken gejagt und mit Windhunden gehetzt. Durch Wilddiebe werden viel Hasen in Schlingen gefangen, und es muß deshalb besonders bei Schnee, wenn dieselben aus Not die Dorfgärten aufsuchen, von Jagdberechtigten hierauf geachtet werden. Im Wald stellen die Wilddiebe die Schlingen auf die an der Spur kenntlichen Hasenwechsel und treiben wohl die Schonungen ab, um die Hasen in die vorgestellten Schlingen zu jagen. Die Schießzeit beginnt nach dem Wildschongesetz für Preußen [* 16] mit dem Anfang September und dauert bis Ende Januar, doch kann die Bezirksregierung den Beginn und Schluß der Jagd um 14 Tage verschieben. - Der Alpenhase (Schneehase) ist im Winter weiß, an der Spitze der Löffel schwarz, im Sommer graubraun; ein in Irland lebender, diesem sehr ähnlicher Hase (L. hibernicus) wird nie weiß, der Polarhase (L. glacialis) aber ist stets weiß.

Neuere Forscher rechnen alle diese Hasen zu L. variabilis Pall. Der Alpenhase ist lebhafter, dreister als unser Hase, hat kürzere Ohren, breitere Backen und dunkelbraune Augen. Seine Verfärbung richtet sich nach der Witterung. Er lebt in gleicher Höhe mit dem Schneehuhn und Murmeltier, streift aber oft weit über 2500 m. Die Häsin wirft im April oder Mai und im Juli oder August je 2-5 Junge. Der Alpenhase ist leichter zu zähmen als unser Hase, mit welchem er Bastarde erzeugt.

Fuchs (Tier)

Bild 6.767: Fuchs (Tier)
* 17 Fuchs.

Südeuropa besitzt einen Hasen, der den Übergang bildet zu dem sehr langohrigen Erneb (L. aethiopicus Pall.) der Ägypter. Die Abessinier verachten das Wildbret des Hasen und jagen ihn nicht, daher er sich ganz eigentümlich dummdreist gegen Menschen zeigt, während er gegen Fuchs, [* 17] Schakal, Wolf ebenso auf der Hut [* 18] ist wie unser Hase gegen seine Feinde. In der christlichen Symbolik ist der Hase das Sinnbild des reuigen Sünders, der zu Gott zurückkehrt (z. B. aus einem Marmorepitaph in den Katakomben, wo er einer Taube entgegenläuft, die einen Ölzweig im Schnabel hält); erst später wird er zum Sinnbild der Furcht.

Vgl.   v. Thüngen, Der Hase, seine Naturgeschichte, Jagd und Hege (Berl. 1878);

Waldenburg, [* 19] Jagd und Hege von Reh, [* 20] Hase etc. (Königsb. 1886).

Titel
Elemente zu Hase:

1) Benedikt, namhafter Hellenist

2) Karl August von, protest. Kirchenhistoriker

3) Konrad Wilhelm, Architekt

Hase,

[* 2] 1) Benedikt, namhafter Hellenist, geb. 11. Mai 1780 zu Sulza bei Naumburg, [* 24] gebildet in Weimar, [* 25] studierte seit 1798 in Jena [* 26] und Helmstedt, ging 1801 nach Paris [* 27] und erhielt daselbst 1805 eine Anstellung an der Bibliothek, ward 1812 zugleich Miterzieher der beiden Söhne der Königin Hortense (Napoleon Ludwig und Ludwig Napoleon), 1816 Professor der griechischen Paläographie und des Neugriechischen an der Schule der orientalischen Sprachen, 1824 Mitglied der Akademie der Inschriften, 1830 Professor der deutschen Sprache [* 28] und Litteratur an der polytechnischen Schule, 1832 Konservator der Handschriften der Bibliothek, 1852 Professor der vergleichenden Grammatik an der Universität. Er starb 21. März 1864 in Paris. Ein hervorragender Kenner des Griechischen und der Paläographie, doch kein fruchtbarer Schriftsteller, hat sich Hase verdient gemacht durch die hauptsächlich mit den Gebrüdern Dindorf bearbeitete neue Ausgabe von Stephanus' »Thesaurus graecae linguae« (Par. 1832-65, 9 Bde.). Außerdem verdanken wir ihm eine Ausgabe des »Leo Diaconus« (Par. 1819; neu bearbeitet in der Ausgabe der Byzantiner, Bonn [* 29] 1828),

von Lydus' »De ostentis et de mensibus« (Par. 1823) und eine Anzahl von Monographien.

Vgl.   Guigniaut, Notice sur la vie et les travaux de Ch. B. Hase (Par. 1867).



Haseh - Haselhuhn

Bild 8.199: Haseh - Haselhuhn
* 34 Seite 8.199.

2) Karl August von, protest. Kirchenhistoriker, geb. 25. Aug. 1800 zu Steinbach in Sachsen, [* 30] studierte zu Leipzig, [* 31] von da wegen Teilnahme an der Burschenschaft verwiesen, in Erlangen [* 32] und hatte sich bereits 1823 als Privatdozent der Theologie zu Tübingen [* 33] habilitiert, als er in eine neue Untersuchung wegen

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seiner Teilnahme an der Erlanger Burschenschaft geriet und zehn Monate auf der Festung [* 35] Hohenasperg zubringen mußte. Er habilitierte sich 1829 zu Leipzig, folgte aber schon im folgenden Jahr einem Ruf als Professor der Theologie nach Jena. 1883 trat er in den Ruhestand. Gleichzeitig wurde er zum Wirklichen Geheimen Rat ernannt und in den Adelstand erhoben. Seine Theologie erstrebt die Ausgleichung des kirchlichen Christentums mit der modernen Bildung, wobei im Gegensatz zur Orthodoxie auf das religiöse Bewußtsein des Subjekts, im Gegensatz zum Rationalismus auf die historische Bedeutung der christlichen Kirche das Hauptgewicht gelegt wird.

Wir nennen von seinen Schriften: »Des alten Pfarrers Testament« (Tübing. 1824);

»Lehrbuch der evangelischen Dogmatik« (Stuttg. 1826; 6. Aufl., Leipz. 1870);

»Gnosis« (das. 1826-28, 3 Bde.; 2. Aufl. 1870);

»Hutterus redivivus, oder Dogmatik der evangelisch-lutherischen Kirche« (das. 1828, 12. Aufl. 1883),

worüber er in eine lang dauernde litterarische Fehde mit Röhr verwickelt wurde, worauf sich die »Theologischen Streitschriften« (das. 1834-37) beziehen;

»Das Leben Jesu« (das. 1829, 5. Aufl. 1865);

»Kirchengeschichte« (das. 1834, 11. Aufl. 1886);

»Die beiden Erzbischöfe« (das. 1839);

»Neue Propheten« (das. 1851, 2. Aufl. 1860);

»Jenaisches Fichte-Büchlein« (das. 1856);

»Franz von Assisi« (das. 1856);

»Das geistliche Schauspiel« (das. 1858);

»Handbuch der protestantischen Polemik gegen die römisch-katholische Kirche« (das. 1863, 4. Aufl. 1878);

»Caterina von Siena« (das. 1864);

»Geschichte Jesu« (das. 1876);

»Des Kulturkampfes Ende« (das. 1879);

»Rosenvorlesungen kirchengeschichtlichen Inhalts« (das. 1880).

Königsberg

Bild 9.1020a: Königsberg
* 36 Königsberg.

Neuerdings begann er die Herausgabe seiner »Kirchengeschichte auf der Grundlage akademischer Vorlesungen« (Leipz. 1885, Bd. 1). Eine Selbstbiographie bis zur Übersiedelung nach Jena gab er in »Ideale und Irrtümer, Jugenderinnerungen« (Leipz. 1872, 2. Aufl. 1873). - Sein Sohn Karl Alfred, geb. 12. Juli 1842 zu Jena, Militäroberpfarrer und Konsistorialrat in Königsberg [* 36] i. Pr., veröffentlichte: »Lutherbriefe« (Leipz. 1867);

»Wormser Lutherbuch« (Mainz [* 37] 1868);

»Sebastian Franck von Wörd, der Schwarmgeist« (Leipz. 1869);

»Die Bedeutung des Geschichtlichen in der Religion« (das. 1874);

»Herzog Albrecht von Preußen und sein Hofprediger« (das. 1879) u. a. -

Hases jüngster Sohn, Oskar, Teilhaber des Verlagsgeschäfts von Breitkopf u. Härtel in Leipzig, schrieb eine wertvolle Monographie zur Geschichte des Buchhandels: »Die Koberger« (2. Aufl., Leipz. 1885).

Hildesheim (Stadt)

Bild 8.531: Hildesheim (Stadt)
* 45 Hildesheim.

3) Konrad Wilhelm, Architekt, geb. 2. Okt. 1818 zu Einbeck, [* 38] studierte auf der polytechnischen Schule zu Hannover, [* 39] dann in München [* 40] unter Gärtner und bildete sich auf Reisen durch Italien, [* 41] Frankreich, Deutschland [* 42] und die Niederlande [* 43] weiter. 1849 wurde er Lehrer der Baukunst [* 44] am Polytechnikum in Hannover und später königlicher Baurat. Hase ist einer der begabtesten und energievollsten Vorkämpfer für die Wiederbelebung des gotischen Stils. Anfangs versuchte er sich besonders in Restaurationen, so der Godehardi- und der Michaeliskirche in Hildesheim, [* 45] der Nikolaikirche in Lüneburg [* 46] etc. Hierauf erbaute er das Museum in Hannover, die Christuskirche daselbst, die Fassade des Gymnasiums Andreanum in Hildesheim und das Schloß Marienburg [* 47] bei Nordstemmen, welch letzteres wegen seiner großartigen Anlage und malerischen Wirkung für den schönsten modernen gotischen Profanbau gilt. Auch restaurierte er das gotische Rathaus in Hannover. Er gab heraus: »Sammlung von Zeichnungen ausgeführter Kirchen, Schulgebäude und Privatbauten« (Hannov. 1873-76, 10 Lfgn.);

»Die Gräber in der Schloßkirche zu Quedlinburg« [* 48] (mit F. v. Quast, Quedlinb. 1877).