Lewald | eLexikon | Litteratur - Deutsche Literatur - Neuere Dichtung seit 1500
- ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
- ️Sun Oct 14 1792
Titel
Elemente zu Lewald:1) Johann Karl August, Schriftsteller
2) Fanny, Schriftstellerin, Verwandte des vorigen
Lewald,
München
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München.1) Johann Karl August, Schriftsteller, geb. 14. Okt. 1792 zu Königsberg [* 2] i. Pr., ward gegen seinen Willen zum Handelsstand bestimmt, machte hierauf als Sekretär [* 3] im russischen Hauptquartier den Befreiungskrieg mit, ging 1818 in Brünn [* 4] zur Bühne über und ließ sich nach öfters gewechseltem Aufenthalt 1834 in Stuttgart [* 5] nieder, wo er die Zeitschrift »Europa« [* 6] gründete, die auf dem Gebiet der Kunst und Litteratur lange Zeit eine tonangebende Stimme führte. Nachdem er die Redaktion derselben 1846 an F. G. Kühne (s. d.) abgetreten, warf er sich auf die Politik, war dann 1849-62 Regisseur des Hoftheaters zu Stuttgart und zuletzt in München, [* 7] wo er, seit 1851 zum Katholizismus übergetreten, 10. März 1871 in ziemlicher Vergessenheit starb.
Von seinen zahlreichen Schriften sind die bemerkenswertesten: »Aquarelle aus dem Leben« (Mannh. 1836-37, 4 Bde.);
»Der Divan«, Novellen (Stuttg. 1839, 6 Bde.);
»Neue Aquarelle aus dem Leben« (das. 1840, 2 Bde.);
der autobiographische »Theaterroman« (das. 1841, 5 Bde.);
die ultramontan angehauchten Romane: »Klarinette« (Schaffh. 1863, 3 Bde.) und »Der Insurgent« (das. 1865, 2 Bde.) u. a. Kurz vor seinem Tod erschienen: »Letzte Fahrten. Zwölf Reisebriefe aus dem Jahr 1870« (Mainz [* 8] 1871).
Seine »Gesammelten Schriften« gab er in einer Auswahl (auch u. d. T.: »Ein Menschenleben«) heraus (Leipz. 1844-45, 12 Bde.). Vielfach anregend auf dramaturgischem Gebiet wirkte seine »Allgemeine Theaterrevue« (Stuttg. 1835-1837, 3 Bde.).
Lewat - Lewinsky
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Seite 10.752.2) Fanny, Schriftstellerin, Verwandte des vorigen, geb. 24. März 1811 zu Königsberg i. Pr. von israelitischen Eltern, trat in ihrem 17. Jahr zur evangelischen Kirche über, begleitete 1831 ihren Vater auf einer Reise durch Deutschland [* 9] und Frankreich ¶
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und lebte sodann längere Zeit in Breslau [* 11] und Berlin. [* 12] Nachdem sie schon 1834 zur Unterhaltung einer kranken Schwester Märchen geschrieben hatte, betrat sie 1841 die schriftstellerische Laufbahn mit der Novelle »Der Stellvertreter« (in der »Europa«). Es folgten ohne ihren Namen: »Klementine« (Leipz. 1842);
»Jenny« (das. 1843);
»Eine Lebensfrage« (das. 1845);
»Das arme Mädchen« (in der »Urania«).
Im Frühjahr 1845 bereiste sie Italien [* 13] und nahm sodann ihren Aufenthalt in Berlin, wo sie sich 1854 mit Adolf Stahr verheiratete, mit dem sie in der Folge eine Reihe von Reisen unternahm, und wo sie noch jetzt lebt. Ihre litterarische Produktivität steigerte sich, ohne in flüchtige Vielschreiberei umzuschlagen. Nacheinander erschienen: »Italienisches Bilderbuch« (Berl. 1847);
»Diogena, Roman von Iduna Gräfin H.-H.«, eine anonym erschienene Persiflage der Gräfin Hahn-Hahn (2. Aufl., Leipz. 1847);
»Prinz Louis Ferdinand« (Bresl. 1849, 3 Bde.; 2. Aufl., Berl. 1859);
»Erinnerungen aus dem Jahr 1848« (Braunschw. 1850, 2 Bde.);
»Liebesbriefe« (das. 1850, schon 1845 entstanden);
»Dünen- und Berggeschichten« (das. 1851, 2 Bde.);
»Reisetagebuch durch England und Schottland« (das. 1852, 2 Bde.);
»Wandlungen«, ein Roman (das. 1853, 3 Bde.);
»Deutsche [* 14] Lebensbilder« (das. 1856);
»Die Reisegefährten« (Berl. 1858);
»Das Mädchen von Hela« (das. 1860);
»Meine Lebensgeschichte« (das. 1861-63, 6 Bde.);
»Bunte Bilder« (das. 1862, 2 Bde.);
»Von Geschlecht zu Geschlecht«, Roman (das. 1863-1865, 8 Bde.);
»Osterbriefe für die Frauen« (das. 1863);
»Erzählungen« (das. 1866-68, 3 Bde.);
»Villa Riunione« (das. 1868, 2 Bde.);
»Sommer und Winter am Genfer See«, ein Tagebuch (das. 1869);
»Für und wider die Frauen«, Briefe (das. 1870, 2. Aufl. 1875);
»Nella«, eine Weihnachtsgeschichte (das. 1870);
»Die Erlöserin«, Roman (das. 1873, 3 Bde.);
»Benedikt« (das. 1874, 2 Bde.);
»Benvenuto«, Roman aus der Künstlerwelt (das. 1875, 2 Bde.);
»Reisebriefe aus Italien, Deutschland und Frankreich« (das. 1880);
»Helmar«, Roman (das. 1880);
»Zu Weihnachten«, drei Erzählungen (das. 1881);
»Vater und Sohn«, Novelle (das. 1881);
»Vom Sund zum Posilipp«, Reisebriefe (das. 1883);
»Stella«, Roman (das. 1884, 3 Bde.);
»Die Familie Darner«, Roman (das. 1887) u. a. Von ihren Schriften erschien eine Auswahl unter dem Titel: »Gesammelte Werke« (Berl. 1871-74, 12 Bde.).
F. Lewalds Romane sind durch eine außerordentlich scharfe Beobachtung, durch energische Plastik der Gestaltung und klare Durchbildung des Stils ausgezeichnet. Die Grundlage ihrer Anschauung aber ist ein herber und harter Realismus, der im rechnenden Verstand und in der leidenschaftslosen Nüchternheit eine Art Ideal erblickt, von ihr die Lösung aller Rätsel des Daseins erwartet und begreiflicherweise nur in einzelnen Fällen eine poetische Wirkung hervorzurufen vermag.