Liszt | eLexikon | Musik - Virtuosen - Klaviervirtuosen
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Listenskrutinium - Lis
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3 Artikel | Textanfang / Anzahl Wörter |
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Liszt | Franz, epochemachender Klavierspieler und Komponist, geb. 22. Okt. 1811 zu Raiding bei Ödenburg / 1098 |
Liszt _2 | # Franz, Klaviervirtuos und Komponist, wurde 22. Okt. 1811 in Reiding (Doborján) bei Ödenburg / 754 |
Liszt _3 | # Franz von, Jurist, Vetter des vorigen, geb. 2. März 1851 zu Wien, studierte in Wien, Göttingen / 178 |
Liszt
2 Seiten, 2'030 Wörter, 14'516 Zeichen
Musik — Virtuosen — Klaviervirtuosen
Liszt,
Wien
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Wien.Franz, Klaviervirtuos und Komponist, wurde 22. Okt. 1811 in Reiding (Doborján) bei Ödenburg [* 2] in Ungarn [* 3] geboren. Sein Vater, ein Rechnungsoffiziant des Fürsten Esterházy, war musikalisch genug gebildet, um die ersten Studien des Sohnes leiten zu können. Im neunten Jahre spielte Liszt öffentlich und erregte allgemeines Staunen. Durch die Unterstützung der Grafen Amadé und Szapary wurde der Vater in den Stand gesetzt, nach Wien [* 4] zu gehen, wo Liszt von Czerny im Klavier, von Salieri in der Komposition unterrichtet wurde.
Später wandte sich der Vater mit ihm nach Paris, [* 5] um ihn im Konservatorium seine Bildung vollenden zu lassen, wo er indes von Cherubini als Ausländer abgewiesen wurde. Doch das Talent des jungen Künstlers brach sich selbst Bahn. Er spielte vor dem Herzog von Orléans [* 6] und war bald der Liebling der Pariser Welt. Nachdem er zweimal nach England gereist war, wo er ebenfalls viel Aufsehen erregte, wurde 1825 eine Oper von ihm, «Don Sanche», in der Académie Royale aufgeführt, hatte jedoch keinen nachhaltigen Erfolg.
Liszt (Franz von) - Li
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Seite 61.221.Nach einem Ausfluge in die Schweiz [* 7] 1827 unternahm Liszt eine dritte Reise nach England, doch seine wankend gewordene Gesundheit veranlaßte den Vater, ihn in die Bäder von Boulogne zurückzuführen. Hier starb der Vater, und Liszt kehrte nach Paris zurück. Offen allen Eindrücken der Außenwelt, schrieb er nach Ausbruch der Julirevolution eine «Symphonie révolutionnaire», die er aber nicht veröffentlichte. 1831 hörte er Paganini, und der durch diesen erregte Eindruck beeinflußte seine ganze spätere Richtung. Nachdem er 1833‒35 in Genf [* 8] in ziemlicher Zurückgezogenheit gelebt hatte, kehrte er nach Paris zurück, wo er mit Thalberg in Rivalität trat. 1837 bis gegen Ende 1839 verweilte er in Italien. [* 9] Von 1840 bis 1848 unternahm er jene großen Kunstreisen, die seinen Ruhm durch ganz Europa [* 10] trugen. 1848 verließ Liszt ¶
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die Laufbahn als reisender Virtuos, lebte in Weimar, [* 12] wirkte hier als Hofkapellmeister und wurde Mittelpunkt eines Kreises, der für die Ideen und Erzeugnisse Richard Wagners und Berlioz' Propaganda machte. Nachdem Liszt 1859 seine Kapellmeisterstelle aufgegeben hatte, wandte er sich nach Rom, [* 13] wo er 1865 in den geistlichen Stand trat und fortan als Abbé lebte. Später hielt er sich zeitweilig in Pest auf, wo er an der neu gegründeten königlich ungar. Musikakademie als deren Präsident wirkte. Er starb 31. Juli 1886 in Bayreuth. [* 14] Aus seiner Verbindung mit der Gräfin d'Agoult entsprossen drei Töchter. Ein Denkmal wurde ihm 1893 in Ödenburg errichtet.
Als Klavierspieler bewegte sich Liszt auf den höchsten Gipfeln der Technik mit Sicherheit, und alles, was er vortrug, hatte den Stempel vollendeter Genialität. An Gedächtniskraft und an Fertigkeit des Primavista-Spielens, selbst der kompliziertesten Partituren, hatte er kaum seinesgleichen. Bei den Leistungen L.s als Komponist hat man zu unterscheiden zwischen dem, was er während seiner Virtuosenlaufbahn, und dem, was er nach 1848 geschaffen hat. Die Erzeugnisse ans jener frühern Periode sind zum allergrößten Teil Klavierstücke, die als Widerspiegelung seiner großen Virtuosität und durch viele neu aufgeschlossene Klaviereffekte Interesse gewähren.
Als hervorragende, geniale Klavierkompositionen erfreuen sich die «Ungar. Rhapsodien» allgemeiner Beliebtheit; auch sein Es-dur-Konzert und seine H-moll-Sonate für Klavier sind bedeutende Werke. In den spätern Arbeiten gestaltet Liszt die bestehenden Kunstformen nach seiner individuellen Empfindung und sucht die Tonkunst in neue Bahnen einzulenken. Das in diesem Sinne von ihm Geschaffene besteht hauptsächlich in Orchesterstücken mit einem zu Grunde gelegten poet.
Programm, die er «sinfonische Dichtungen» benannt hat («Tasso», «Die Hunnenschlacht», «Die Ideale», «Orpheus», [* 15] «Prometheus» u. s. w.). Die «Faust-» und die «Dante-Sinfonie» sind die Höhepunkte seines reformatorischen Schaffens. Diesen genial angelegten Kompositionen schließen sich kirchliche Werke an (zwei große Messen, die Oratorien: «Die heil. Elisabeth», «Christus» u. s. w.). Auch als geistvoller Schriftsteller bewährte sich Liszt sowohl in Journalen wie in den Schriften «De la Fondation – Goethe à Weimar» (Lpz. 1851),
«Lohengrin et Tannhaüser ^[richtig: Tannhäuser] de Richard Wagner» (ebd. 1851),
Leipzig
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Leipzig.«Fr. Chopin» (Par. 1852; deutsch von La Mara, 2. Aufl., Lpz. 1896) und «Des Bohémiens et de leur musique en Hongrie» (ebd. 1859). Eine eingehende Charakteristik veröffentlichte er über den Liederkomponisten Robert Franz (Lpz. 1872). Seine Schriften erschienen in 6 Bänden (Lpz. 1880‒83). Der «Briefwechsel zwischen Wagner und Liszt» erschien 1888 (2 Bde., Leipzig): [* 16] «Franz L.s Briefe» (3 Bde., ebd. 1893‒94; Bd. 1 u. 2 in 2. Aufl. 1894) und «Briefe hervorragender Zeitgenossen an Franz Liszt» (2 Bde., ebd. 1895) gab La Mara heraus. Ein Liszt-Verein besteht seit 1885 in Leipzig; eine Liszt-Stiftung für junge Musiker wurde 1888 von der Fürstin Hohenlohe in Weimar begründet. –
Vgl. Nohl, Beethoven, Liszt, Wagner (Wien 1874);
Lina Ramann, Franz Liszt (2 Bde., Lpz. 1880‒93);
Janka Wohl, Franz Liszt Erinnerungen einer Landsmännin (deutsch, Jena [* 17] 1888);
Nohl und Göllerich, Franz Liszt (2 Bde., Lpz. 1882‒88, in Reclams «Universalbibliothek»).
Liszt,
Marburg
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Marburg.Franz von, Jurist, Vetter des vorigen, geb. 2. März 1851 zu Wien, studierte in Wien, Göttingen [* 18] und Heidelberg, [* 19] habilitierte sich 1875 in Graz, [* 20] wurde 1879 ord. Professor in Gießen, [* 21] 1882 in Marburg, [* 22] 1889 in Halle. [* 23] Auch ist er Leiter des 1887 in Marburg gegründeten, 1889 nach Halle verlegten kriminalistischen Seminars und Schriftführer der Internationalen kriminalistischen Vereinigung. Liszt ist ein entschiedener Vertreter der auf Umgestaltung der Strafgesetzgebung gerichteten kriminalpolit.
Richtung und Gegner der formallogischen Jurisprudenz. Er schrieb: «Meineid und falsches Zeugnis» (Wien 1876),
«Die falsche Aussage vor Gericht oder öffentlicher Behörde» (Graz 1877),
«Lehrbuch des österr. Preßrechts» (Lpz. 1878),
«Das deutsche Reichspreßrecht» (Berl. 1880),
«Lehrbuch des deutschen Strafrechts» (ebd. 1881; 7. Aufl. 1896),
«Die Reform des jurist. Studiums in Preußen» [* 24] (Rektoratsrede, Berl. 1886),
«Der ital. Strafgesetzentwurf» (Freib. i. Br. 1888),
«Die Grenzgebiete zwischen Privat- und Strafrecht» (Berl. 1889) und giebt die «Abhandlungen des kriminalistischen Seminars» (1889 fg.) heraus. Mit Dochow begründete er die «Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft» (1881 fg.). Im Auftrage der Internationalen kriminalistischen Vereinigung leitet er die Herausgabe der «Strafgesetzgebung der Gegenwart in rechtsvergleichender Darstellung» (1894 fg.). ^[]