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Lublin | eLexikon | Geographie - Russisches Reich - Polen

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Lübke - Lublin

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Lublin(Ljublin), russisch-poln. Gouvernement, wird im W. durch die Weichsel vom Gouvernement Radom, / 595

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Lublin

595 Wörter, 4'279 Zeichen

Geographie — Russisches Reich — Polen

Lublin

(Ljublin), russisch-poln. Gouvernement, wird im W. durch die Weichsel vom Gouvernement Radom, im O. durch den Bug von Wolhynien getrennt, grenzt im N. an Sjedletz, im S. an Österreich [* 2] (Galizien) und umfaßt 16,832 qkm (305,8 QM.). Das Land ist fast durchgängig eine Hochebene, die nach S. zu steigt und von der Weichsel, dem Bug, Wieprz, San und vielen kleinern Flüssen bewässert wird. In geognostischer Hinsicht gehört der südliche und südwestliche Teil zum Miocänsystem, während der östliche und nördliche aus Kreideformationen besteht. An Mineralien [* 3] werden nur vereinzelt etwas Kreide, [* 4] Sandstein und Eisenerz gegraben.

Jundt - Jupiter

Bild 18.481: Jundt - Jupiter
* 5 Klima.

Das Klima [* 5] ist mild, doch kommen in harten Wintern Frosttage von -30° C. vor, welche den Anbau von Gewächsen, wie Wein, Aprikosen u. dgl., nicht erlauben. Die Bevölkerung [* 6] betrug 1884: 882,616 Einw., d. h. 52 pro QKilometer, und besteht hauptsächlich aus Polen, im südwestlichen Teil aus Kleinrussen, dann Juden und ca. 14,000 Deutschen (meist Kolonisten). Der Konfession nach überwiegen Römisch-Katholische, dann folgen Unierte (Uniaten), welche seit 1875 der griechisch-katholischen Kirche zugezählt sind, Juden, Protestanten und Griechisch-Katholische.

Der Boden ist im allgemeinen fruchtbar, meist lehmig, nur der südöstliche Kreis [* 7] (Grubeschow) hat Humusboden; Kalkboden findet sich namentlich an der Weichsel. Alle Getreidearten gedeihen gut und werden im Überfluß gebaut; an Kartoffeln ist Mangel. Der Ackerbau wird rationell betrieben; günstigen Einfluß darauf hat namentlich die Forst- und landwirtschaftliche Anstalt in Nowo-Alexandria (Pulawy) gehabt. Das Areal zerfällt in 40 Proz. Ackerland, 8,7 Proz. Weiden, 8 Proz. Wiesen, 33,2 Proz. Wälder, 3 Proz. Gemüsegärten; den Rest nehmen Gebäude, Wasser und Unland ein.



Lubliner - Lubricating

Bild 10.950: Lubliner - Lubricating oil
* 13 Seite 10.950.

Der Viehstand betrug 1871: 263,000 Stück Hornvieh, 498,000 Schafe [* 8] (über ⅔ veredelte Rassen), 135,000 Schweine, [* 9] 920 Ziegen und 111,250 Pferde. [* 10] Die Pferdezucht [* 11] ist sehr gesunken, gegenwärtig sind nur zwei Stutereien mit kaum 100 Zuchtpferden vorhanden. Der Handel befindet sich ganz in den Händen der Juden. Die Industrie ist im Aufblühen begriffen und wird auch durch die 1877 eröffnete Weichselbahn (Kowel-Mlawa) gefördert. Der Produktionswert der Industrie wird (1883) auf 8 Mill. Rubel angegeben. Hervorragende Zweige sind: Destillerie (2,4 Mill. Rubel), Getreidemüllerei (2,3 Mill. Rub.), Zuckerfabrikation (1,1 Mill. Rub.), Tabaksfabrikation (218,000 Rub.), Ziegelei (221,000 Rub.), Eisengießerei [* 12] (209,000 Rub.), Maschinenindustrie (163,000 Rub.), Gerberei (151,000 Rub.). Lehranstalten waren 1883: 438 mit 20,000 Schülern

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vorhanden, darunter 8 Mittelschulen mit 1885 Schülern und Schülerinnen. Das Gouvernement wird in zehn Kreise [* 14] geteilt: Bjelgorai, Chelm, Grubeschow, Janow, Krasnostaw, Ljubartow, Lublin, Nowo-Alexandria, Samost und Tamaschow. - Die gleichnamige Hauptstadt des Gouvernements, an der Bistrzyca und der Weichselbahn, nach Warschau [* 15] die schönste Stadt Polens, hat eine Kathedrale (aus dem 13. Jahrh.), 11 andre Kirchen (darunter eine evangelische und 2 griechische), ein geistliches Seminar, verschiedene alte Klöster, ein Gymnasium, ein katholisches und ein evang. Alumnat, mehrere andre Schulen, ein Theater, [* 16] 2 Buchhandlungen, Dampfmühlen, Bierbrauereien, Tabaks-, Lichte- und Seifenfabriken, Handel mit Getreide [* 17] und Wolle und zählte 1884: 38,816 Einw. Die Unterstadt ist ganz von Juden bewohnt. ist Sitz des Generalkommandos des 14. Armeekorps und eines Zivilgouverneurs. Von den alten Festungswerken sind nur noch die vier Thore (darunter das 1342 erbaute Krakauer Thor) und eine Schanze außerhalb der Stadt übrig. - Zu den Zeiten der Jagellonen zählte Lublin 40,000 Einw. und beherrschte den ganzen podolischen, wolhynischen und rotrussischen Handel.

Nachdem es schon 1240 von den Tataren verwüstet worden, eroberte 1244 der russische Fürst Daniel die Burg, und seitdem blieb die Stadt 57 Jahre hindurch in den Händen russischer Fürsten, bis sie Wenzeslaus wiedereroberte. Darauf wurde sie 1344 von den Tataren abermals belagert und 1477 verbrannt. 1569 wurde hier unter Siegmund August der ein ganzes Jahr dauernde Reichstag gehalten, auf welchem die Vereinigung Polens und Litauens zu stande kam. Am 11. Nov. 1831 wurde Lublin von den Russen erobert.