Mendelssohn | eLexikon | Theologie - Kirchenhistoriker - Deutsche
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- ️Tue Sep 06 1729
Mendelssohn,
Moses, Popularphilosoph, geb. 6. Sept. 1729 zu Dessau [* 2] von armen jüdischen Eltern, verriet schon als Knabe einen unstillbaren Wissensdurst und wurde außer vom Talmud und der Bibel [* 3] durch das Hauptwerk des Maimonides: »More Nebochim«, angezogen. Nach Berlin [* 4] ausgewandert und in großer Armut lebend, lernte er mühsam die deutsche Schriftsprache und Latein, letzteres, um Lockes Buch »De intellectu hominis« lesen zu können. Seine materielle Not hatte ein Ende, als ihn ein reicher jüdischer Seidenfabrikant in Berlin, Bernhard, 1750 zum Erzieher seiner Kinder, später zum Buchhalter und endlich testamentarisch zu seinem Geschäftsteilnehmer machte, was Mendelssohn bis zu seinem Tod (4. Jan. 1786) blieb.
Nachhaltige Wirkung auf sein geistiges Leben übte besonders das Studium Lockes, Shaftesburys, Wolfs, der ihn anzog, und Spinozas, der ihn abstieß. Folge seiner 1754 für das Leben geschlossenen Freundschaft mit Lessing, der ihm in der Person seines »Nathan« ein Denkmal setzte, war seine Einführung in die Litteratur, indem Lessing ein ihm zur Durchsicht übergebenes Manuskript, die 1755 erschienen »Philosophischen Gespräche«, in denen Mendelssohn sich zur Hauptaufgabe gemacht hatte, Leibniz' optimistische Weltanschauung gegen Voltaire zu verteidigen, heimlich zum Druck beförderte. Es folgten die mit Lessing gemeinschaftlich unternommene Schrift »Pope ein Metaphysiker!«, deren geschichtlich-philosophischer Teil von Mendelssohn herrührt, und 1755 seine Briefe »Über die Empfindungen«, in denen gegen die einseitige Auffassung der sinnlichen Anschauungen und Empfindungen, als nur den untern Seelenkräften angehörig, polemisiert wird.
Für Nicolais »Bibliothek der schönen Wissenschaften« und die »Allgemeine deutsche Bibliothek« schrieb Mendelssohn seine »Betrachtungen über die Quellen und die Verbindungen der schönen Künste und Wissenschaften« (1757),
Berlin-Dresdener Eisen
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Berliner.die »Betrachtungen über das Erhabene und Naive« (1758) und die »Rhapsodie über die Empfindungen«. Dieselben enthalten seine wesentlich von der Moral beeinflußten ästhetischen Ansichten. Als Religionsphilosoph trat er auf in der von der Berliner [* 5] Akademie 1763 gekrönten »Abhandlung über die Evidenz in den metaphysischen Wissenschaften«, im »Phädon, oder über die Unsterblichkeit der Seele, in drei Gesprächen« (Berl. 1767; neu hrsg. von Bodek, Leipz. 1869) und in den »Morgenstunden« (Berl. 1785), deren zweite (die berühmteste und gelesenste seiner Schriften) die Unsterblichkeit und deren dritte (aus dem Unterricht seiner Söhne entsprungen) im Anschluß an Wolfs Metaphysik das persönliche Dasein Gottes zu beweisen sucht.
Durch die Vereinigung seltener Wärme [* 6] persönlicher Überzeugung mit klarem Gedankengang hat Mendelssohn wie kein andrer deutscher Schriftsteller für die Verbreitung des Deismus gewirkt. Neben verschiedenen Übersetzungsarbeiten, durch welche (z. B. die Übersetzung des Pentateuchs und der Psalmen ins Deutsche) [* 7] er den Juden die deutsche Sprache und damit auch die deutsche Bildung nahebrachte, ist ferner der Abfassung der Schrift »Jerusalem, [* 8] oder über religiöse Macht und Judentum« (1783) zu gedenken, in welcher sich Mendelssohn auf der freiesten Höhe der Welt- und Religionsbetrachtung zeigt.
Persönlich hielt Mendelssohn für sich und die Seinen am konfessionellen Judentum fest und wies den taktlosen Bekehrungsversuch Lavaters in entschiedener Weise zurück. Der in der jüdischen Religion ausgeprägte Monotheismus war ihm Herzenssache und sein Widerwille gegen Pantheismus und (wahren oder vermeintlichen) Atheismus so stark, daß er ihm das Leben kostete. Als die an ihn gerichtete Schrift F. H. Jacobis: »Über die Lehre [* 9] des Spinoza« Lessing des Spinozismus beschuldigte, ward er durch dieselbe so tief erregt, daß er eine Schrift abfaßte, um die nach seiner Meinung verletzte Ehre des Freundes zu retten: »Moses an die Freunde Lessings«.
Die Aufregung zog ihm den Tod zu; den Druck dieser Schrift erlebte er nicht mehr. Als Mensch und Schriftsteller achtungswürdig, ist als Philosoph von seinen Zeit- und Glaubensgenossen überschätzt worden. Eine vollständige Sammlung seiner Schriften (Leipz. 1843-45, 7 Bde., mit einer Biographie Mendelssohns von dessen Sohn Joseph und einer Einleitung in die philosophischen Schriften von Brandis) besorgte sein Enkel G. B. (s. unten); seine »Schriften zur Philosophie, Ästhetik und Apologetik« gab Brasch heraus (das. 1880, 2 Bde.),
der auch »Lichtstrahlen« aus Mendelssohns Schriften (das. 1875) veröffentlicht hat.
Vgl. Kayserling, Mendelssohn Mendelssohns Leben und Wirken (2. Aufl., Leipz. 1887);
Derselbe, Moses. Mendelssohn Ungedrucktes und Unbekanntes von und über ihn (das. 1882);
Goldhammer, Die Psychologie Mendelssohns (Wien [* 10] 1886);
Ritter, und Lessing (2. Aufl., Berl. 1886).
Mendelssohns ältester Sohn, Joseph, geb. 11. Aug. 1770, gest. 24. Nov. 1848, trat durch die beiden Schriften: »Bericht über Rosettis Ideen zu einer neuen Erläuterung des Dante« (Berl. 1846) und »Über Zettelbanken« (das. 1846) litterarisch auf und gründete mit seinem Bruder Abraham (geb. 10. Dez. 1776, gest. 19. Nov. 1835),
Mendelssohn-Bartholdy
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Seite 11.462.dem Vater von Felix Mendelssohn-Bartholdy, das noch gegenwärtig von den Enkeln der Begründer geleitete Berliner Bankierhaus »Mendelssohn u. Komp.« Der dritte und jüngste Sohn Mendelssohns, Karl Theodor Nathan, geb. 8. Dez. 1782, gest. 8. Jan. 1852, bildete sich in England und Frankreich zu einem vorzüglichen Mechaniker und war seit 1835 Revisor der Hauptstempel- und Formularverwaltung in Berlin. Von den Töchtern war die älteste, die geistreiche Dorothea, zuerst an den Kaufmann Veit, ¶
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welchem sie zwei Söhne, die Maler Johann und Philipp Veit (s. d.), gebar: dann an Friedrich Schlegel (s. d.) verheiratet, mit dem sie zum Katholizismus übertrat;
eine jüngere, Henriette, blieb unvermählt und ward die Erzieherin der Tochter des Generals Sébastiani, der nachmaligen Herzogin von Praslin.
Der Herausgeber von Moses Mendelssohns Schriften, Georg Benjamin Mendelssohn, Sohn von Joseph Mendelssohn, geb. 16. Nov. 1794, Professor an der Universität Bonn, [* 12] gest. 24. Aug. 1874 in Horchheim bei Koblenz, [* 13] schrieb außerdem: »Das germanische Europa« [* 14] (Berl. 1836) und »Die ständische Institution im monarchischen Staat« (Bonn 1846).
Vgl. S. Hensel, Die Familie Mendelssohn 1729-1847 (5. Aufl., Berl. 1886).