Merw | eLexikon | Geographie - Asien - Oasen
- ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
- ️Wed Jan 31 1883
Merw
(Merv), eine Oase am Südrand der Sandwüste Karakum in Zentralasien, [* 2] eine nach N. gerichtete Einbuchtung in dieselbe, welche durch vielfache Verzweigungen des Murghab, der sich hier im Sand verliert, gebildet wird. Die Oase umfaßt ein Areal von 4900 qkm (89 QM.), von denen etwa 900 qkm Sumpf und Sand sind, der Rest aber, durch ein mit vielem Fleiß angelegtes System von Kanälen bewässert, reiche Ernten von Weizen und Zuckerhirse liefert. Auch Baumwoll- und Seidenkultur werden getrieben.
Bevölkerungsstatistisc
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Bevölkerung.Das Klima [* 3] ist heiß und trocken; im Dezember und Januar fällt nachts Schnee [* 4] in etwa 20 Tagen. Die Bevölkerung, [* 5] deren Zahl O'Donovan auf ½ Mill., Alichanow und Grodekow aber auf nur 200,000 angeben, besteht meist aus jetzt verarmten Tekke-Turkmenen, die allein Recht am Grund und Boden, ebenso wie am Wasser haben. Hauptbeschäftigung ist Ackerbau; die geringe Hausindustrie beschäftigt sich mit der Herstellung von Silberarbeiten, die Frauen weben Teppiche und grobe Seidenzeuge.
Von europäischen Fabrikaten sind billige rote Baumwollenzeuge am meisten gesucht; der Handelsumsatz beträgt nur 1½ Mill. Rubel. Am rechten Ufer des Hauptarms des Murghab, über den hier eine Brücke [* 6] führt, liegt die große Festung [* 7] Kouschûtchankala mit breiten und hohen Wällen, durch welche acht Thore führen, im Innern Gemüsegärten, Felder und einige Kibitken. Im übrigen sind die Ansiedelungen nach allen Richtungen verstreut. Ehemals war diese Gegend viel dichter bevölkert.
Überreste von Türmen, Bädern, Palästen und Grabmälern in der Umgebung zeugen von der ehemaligen Pracht dieser Residenz früherer Herrscher.
Persien
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Persien.Von Merw gehen Wege gegen N. nach Chiwa, gegen NO. nach Bochara, Tschardschui und Narasim am Amu Darja, gegen W. nach Achal Teke und gegen S. nach Persien [* 8] und Herat. Der letztere ist von besonderer politischer Wichtigkeit. Bereits Alexander d. Gr. soll in der Oase eine prächtige Stadt erbaut haben; die Turkmenen nennen daher ein verfallenes Erdwerk noch heute Fort Iskanders, d. h. Alexanders, doch ist der große Mazedonier nie in dieser Gegend gewesen. Antiochos Nikator machte die Oase durch eine Umwallung zu einem Bollwerk gegen nördliche Barbaren und nannte sie Antiochia Margiana.
Merwan - Mesa
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Seite 11.504.Zur Zeit der Ausbreitung des Islam fiel Merw in die Hände der Araber, bei denen es blieb, bis es im 11. Jahrh. den anstürmenden Seldschukken unterlag. Dann wurde eine Beute der Mongolen, der Uzbeken und Perser, aus deren Händen es 1834 wieder in die der heutigen Tekke-Turkmenen überging. Ein Feldzug, den Persien unternahm, um den wiederholten räuberischen Einfällen in sein Gebiet ein Ende zu machen, endete für dieses mit einer vollkommenen Niederlage. Seitdem waren die Tekke-Turkmenen der Schrecken aller angrenzenden Landschaften insonderheit Persiens. Nachdem aber Gök-Tepe von den Russen genommen war, beschlossen die Chane von Merw, sich Rußland zu unterwerfen, und diese Unterwerfung wurde 31. Jan. 1883 angenommen. Im Juli 1886 wurde die Transkaspische Eisenbahn bis hierher eröffnet und ihre Weiterführung nach Tschardschui am Amu Darja in Angriff ¶
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genommen. ist per Bahn von Azun-Ada am Kaspischen Meer 825 km, von Tschardschui 163 km entfernt. Dadurch hat Merw in politischer wie in handelspolitischer Hinsicht eine ganz hervorragende Bedeutung gewonnen, indem hier leicht große Truppenmassen konzentriert werden können und die Konkurrenz mit Indien in den zentralasiatischen Staaten erfolgreich zu bekämpfen ist. Seit der russischen Okkupation hat sich die Physiognomie von Merw gänzlich verändert. An die Südmauer der alten Befestigung lehnt sich eine russische Festung mit 2000 Mann und 700 Pferden, und gegenüber am linken Ufer des Murghab entsteht eine russische Stadt, in welcher sich viele Armenier niedergelassen haben, in deren Händen sich jetzt der ganze Handel befindet.
Vgl. O'Donovan, The Merw Oasis (Lond. 1882);
Marvin, Die russische Annexion von Merw (deutsch, Odessa [* 10] 1885).