MINSCHUN | eLexikon | Graubünden - Inn
- ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
Bewährtes Wissen in aktueller Form
Main
Minor (Piz) - Minschun

1 Artikel | Textanfang / Anzahl Wörter |
---|---|
MINSCHUN | (PIZ) (Kt. Graubünden, Bez. Inn). 3072 m. Schieferberg, zwischen Val Urschai-Val Tasna und / 416 |
MINSCHUN
416 Wörter, 2'916 Zeichen
Geographie Schweiz: Graubünden — Inn
Minschun
(Piz) (Kt. Graubünden, Bez. Inn). 3072 m. Schieferberg, zwischen Val Urschai-Val Tasna und Val Clozza im Unter Engadin, etwas über 4 km n. Fetan. Zwischen ihm und dem s. Vorgipfel Clünas (2796 m) liegt in einer Mulde am W.-Hang der Lai Minschun (2662 m), der hauptsächlich durch Moränenschutt aufgedämmt worden ist, seine Entstehung teilweise aber auch der Glazialerosion verdanken mag (geglättete und polierte Felsen in der Umgebung). Die kleinen Becken von Davò Jarvò und Muot da Lais nw. unter dem Gipfel scheinen teils durch Glazialerosion, teils infolge Aufdämmung durch Gehängeschutt und abgerutschte Gehängeteile sich gebildet zu haben.
Nach NO. steht der Gipfel über die Punkte 2875, 2955 und 2808 m mit dem Piz Nair und Piz Tasna in Verbindung, und ö. unter ihm liegt der weite und quellenreiche Felsenkessel der Schulser Alp Chiampatsch. Die Gratbildung des Minschunstockes ist einem Gestell in Form eines X oder liegenden Kreuzes zu vergleichen. Sein Bau erscheint von allen Seiten her gesehen schwer und massig, von Val Urschai aus ganz sargartig, von der Alp Chiampatsch her als hochragende Mauer mit geborstener Mittelpartie und tiefen Einschartungen.
Der Piz Minschun, d. h. «Faulhorn», wird am besten über die Fetaner Alp Laret in 4½ Stunden bestiegen und bietet nach langer Wanderung an einem schmalen und steilen Grat eine ausgezeichnete Fernsicht. Der geologische Aufbau ist trotz der vorherrschenden Schieferbildungen ein höchst komplizierter. Der Gehängefuss der O.- und S.-Seite besteht aus Gneis und Serpentin (dieser mit 2 Riffen von Spilit und Variolit in der Alp Chiampatsch), sowie aus versteinerungsleeren sog. Engadinerschiefern, mit denen vielfach glänzende, schieferige Serizitquarzite als bandartige Streifen bis zu den Enden aller 4 Gratarme hinausreichen.
Die zonale Verbreitung dieser Gesteine hat mehrfach Aehnlichkeit mit dem Ineinandergreifen der nämlichen Schichten auf dem Plateau von Tarasp. Die obern Teile des Bergstockes bestehen dagegen aus jüngern Schiefergebilden, die mikroskopische Versteinerungen einschliessen und mesozoischen, wahrscheinlich liasischen Alters sind. Dieser ganze jüngere Schieferkomplex (der Reihe nach: graue Kalk- und Tonschiefer; helle kompakte Kalksteine; dunkle und rostig anwitternde Kalksandsteine, die mächtige Stufen und Gesimse bilden; graue und dunkle Ton- und Kalkschiefer) ist 300-400 m mächtig. Am NO.-Grat liegen bei den Punkten 2875 und 2955 m diese mesozoischen Schieferbänke direkt auf Serpentin, in dessen dunkelgrüne Massen sie keilförmig eingreifen. Beide Gesteinsserien werden s. vom Clünas über dem Lai Minschun und an der vom Piz Minschun nw. gegen das Val Urschai herabreichenden Hohlkehle Clavigliadas von grünem Tasnagranit durchbrochen. Dieser bildet im Val Tasna einen mächtigen Stock und dringt im O. über der Alp Laret apophysenartig in die Sedimente unseres Gebietes hinein.