Mittermaier | eLexikon | Rechtswissenschaft - Rechtsgelehrte - Kriminalisten
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- ️Sun Aug 05 1787
Mittermaier,
Mitternacht - Mittnach
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Seite 11.694.Karl Joseph Anton, ausgezeichneter Rechtslehrer, geb. 5. Aug. 1787 zu München, [* 3] studierte in Landshut [* 4] und Heidelberg, [* 5] habilitierte sich 1809 als Privatdozent in Landshut, wurde 1811 daselbst außerordentlicher Professor, folgte 1819 einem Ruf nach Bonn [* 6] und 1821 nach Heidelberg. 1831 wurde er von Bruchsal in die badische Ständeversammlung gewählt und galt seitdem als einer der Hauptvertreter des gemäßigten Liberalismus. Zu seinen Motionen gehören die Anträge auf Trennung der Justiz und Verwaltung, auf einen von allen Staatsangehörigen zu leistenden Verfassungseid, auf Einführung einer neuen Zivilprozeßordnung mit Öffentlichkeit und Mündlichkeit des Verfahrens, auf Preßfreiheit, Geschwornengerichte, Reform des Gefängniswesens, humane Strafen, Abschaffung der Todesstrafe, die er zuerst verteidigte, auf ¶
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Selbständigkeit der Stadt- und Landgemeinden. Auf den Landtagen von 1833, 1835, 1837 und 1847 war er Präsident der Zweiten Kammer, 1848 Präsident des Vorparlaments. Dann trat er für die Stadt Baden [* 8] in die deutsche Nationalversammlung, war hier als Mitglied des Verfassungsausschusses thätig und wirkte für die Gründung eines Bundesstaats auf gesetzlichem Weg. Im April 1849 kehrte er jedoch nach Heidelberg zurück und nahm nur noch an einzelnen Verhandlungen des Parlaments teil. Er starb 28. Aug. 1867 in Heidelberg.
Von seinen zahlreichen Werken, die zum großen Teil in die neuern europäischen Sprachen übersetzt wurden, sind hervorzuheben: »Handbuch des peinlichen Prozesses« (Heidelb. 1810-12, 2 Bde.),
später umgearbeitet unter dem Titel: »Das deutsche Strafverfahren in der Fortbildung durch Gerichtsgebrauch und Partikulargesetzbücher« (das. 1827, 2 Abtlgn.; 4. Aufl. 1845-46);
»Der gemeine deutsche bürgerliche Prozeß« (1.-4. Beitrag, Bonn 1820-26 u. öfter);
»Theorie des Beweises im peinlichen Prozeß« (Darmst. 1821, 2 Bde.);
»Grundsätze des gemeinen deutschen Privatrechts« (Landsh. 1824; 7. Aufl., Regensb. 1846-47, 2 Bde.);
»Die Lehre [* 9] vom Beweis im deutschen Strafprozeß« (Darmst. 1834);
die Umarbeitung von Feuerbachs »Lehrbuch des gemeinen in Deutschland [* 10] gültigen peinlichen Rechts« (12.-14. Aufl., Gießen [* 11] 1836-47);
»Die Mündlichkeit, das Anklageprinzip, die Öffentlichkeit und das Geschwornengericht« (Stuttg. 1845);
»Das englische, schottische und nordamerikanische Strafverfahren« (Erlang. 1851);
»Die Gesetzgebung und Rechtsübung über Strafverfahren« (das. 1856);
»Die Gefängnisverbesserung« (das. 1858);
»Der gegenwärtige Zustand der Gefängnisfrage« (das. 1860);
»Die Todesstrafe« (Heidelb. 1862).
Außerdem begründete Mittermaier die »Kritische Zeitschrift für Rechtswissenschaft u. Gesetzgebung des Auslandes« (Heidelb. 1829-55, 28 Bde.) und war Mitherausgeber des »Neuen Archivs des Kriminalrechts« sowie des »Archivs für zivilistische Praxis«.
Vgl. Fr. und K. Mittermaier, Bilder aus dem Leben von K. J. A. Mittermaier (Heidelb. 1886).