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Monte Cassino | eLexikon | Geographie - Italien - Landschaften und Provinzen

  • ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz

Monte

Cassīno, berühmtes Kloster in der ital. Provinz Caserta, Kreis [* 2] Sora, festungsartig auf rauhem Gebirge in herrlichster Lage thronend, mit schöner, 1727 vollendeter Kirche, deren bronzenes Hauptportal im 11. Jahrh. zu Konstantinopel [* 3] gegossen wurde, im Innern mit Marmor, Mosaik, Wandmalereien, geschnitztem Stuhlwerk reich ausgestattet. Ringsherum schließen sich in weitem Viereck [* 4] die ehemaligen Klostergebäude an, in welchen sich ein Archiv von hohem historischen Wert (jetzt eine Sektion des großen Archivs von Neapel [* 5] bildend), eine Gemäldegalerie und eine Bibliothek von ca. 30,000 Bänden, vielen Atlanten und etwa 500 Inkunabeln befinden.

Von der sogen. Loggia del Paradiso über den Bogengängen des Klosterhofs herrliche Aussicht über das Liristhal und die umliegenden Bergketten. Monte Cassino wurde als das Mutterkloster des Benediktinerordens 529 von Benedikt von Nursia gegründet, 589 von den Langobarden zerstört und 720 von Papst Gregor II. neu erbaut. Ebenso erhob es sich von der Zerstörung durch die Sarazenen (884) 904 aufs neue, um 1030 abermals der Schauplatz der Zerstörung durch die Normannen zu werden.

Erdbeben

Bild 56.249: Erdbeben
* 6 Erdbeben.

Der Neubau der prachtvollen Kirche geschah 1066 durch den Abt Desiderius, den spätern Papst Viktor III. Die fortdauernden Unordnungen in dem Leben der Mönche veranlaßten den Papst Cölestin V. 1294, die Montecassiner in Cölestiner umzuwandeln; aber Bonifacius VIII. hob diese Neuerung wieder auf, und unter Johann XXII. (1313) wurde die Abtei zu einem Bistum erhoben. Nachdem 1349 ein Erdbeben [* 6] das Stift völlig zerstört hatte, stellte es Urban V. wieder her und ernannte 1367 sich selbst zum Abt. Seither sank das Kloster unaufhaltsam, bis Julius II. es 1504 mit der Kongregation der heil. Justina von Padua [* 7] vereinigte, wodurch nicht weniger als 95 Abteien und 100 Klöster zu einem Güterkomplex zusammengeworfen wurden.

Der Titel des Abtes war seitdem: »Haupt aller Äbte des Benediktinerordens, Kanzler und Großkaplan des römischen Reichs, Fürst des Friedens«. 1866 wurde das Kloster gleich den übrigen in Italien [* 8] aufgehoben, doch befinden sich daselbst noch eine Anzahl von Mönchen und ein Seminar.

Vgl.   Tosti, Storia della badia di Monte Cassino (Neap. 1841-43, 3 Bde.);

Derselbe, Archivo Cassinese (das. 1847);

Taeggi, Paleografía artistica di Monte Cassino (Monte Cassino 1876 ff.);

Guillaume, Description du Mont Cassin (das. 1874);

Caravita, I codici e le arti a M. (Neap. 1869-70, 3 Bde.);

Rickenbach, Monte Cassino von seiner Gründung bis zu seiner höchsten Blüte [* 9] unter Abt Desiderius (Einsiedeln 1884-85). -

Unterhalb des Klosters liegt in der Ebene die Stadt Cassino (s. d.).