peter-hug.ch

Muskelfasern | eLexikon

  • ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
Titel
Elemente zu Muskeln:

Muskeln des Menschen Muskeln des Menschen

Physiologie der Muskeln.

1) den der Ruhe, 2) den der Starre und 3) denjenigen der Thätigkeit.

2) den der Starre und 3) denjenigen der Thätigkeit.

1) Die von dem Zentralnervensystem ausgehenden und durch die Nerven vermittelten Reize. Durch sie kommen sowohl

2) Mechanische Reize: Quetschen

1) wenn die Enden des Multiplikatordrahts an zwei Stellen der Muskeloberfläche gelegt werden

2) wenn die Schließung des Drahts zwischen zwei Punkten des Querschnitts stattfindet

Muskeln

(lat. Musculi, »Mäuschen«; hierzu Tafel »Muskeln des Menschen«),

die Bewegungsorgane der mehrzelligen Tiere, bestehen aus einer, mehreren oder vielen Zellen, deren protoplasmatischer Inhalt sich auf einen Reiz hin zusammenziehen u. so die mit ihren Enden in Verbindung stehenden Gegenstände (Knochen [* 4] etc.) von der Stelle rücken kann. Man unterscheidet glatte und quergestreifte Muskeln; die erstern, einfachern sind nichts als kontraktile, sehr in die Länge gezogene Zellen [* 3] (Fig. 1), die letztern gehen meist aus der Verschmelzung einer Reihe Zellen zu einer Faser hervor und enthalten immer mehrere Kerne, sind also mehreren Zellen gleich zu setzen.

Haut (anatomisch)

Bild 8.231: Haut (anatomisch)
* 5 Haut.

Die Haut [* 5] einer solchen Faser (Muskelfaser oder Primitivbündel) heißt Sarkolemma [* 3] (Fig. 2 b); der Inhalt ist in eigentümlicher Weise quer gestreift und zerfällt bei Behandlung mit gewissen Reagenzien leicht in eine Anzahl noch feinerer Fasern (Primitiv- oder Muskelfibrille, [* 3] Fig. 2 a), was bei der glatten Muskelfaser nicht der Fall ist. Nur selten jedoch besteht der ganze Muskel aus einer einzigen Faser; gewöhnlich vereinigen sich viele nebeneinander gelegene zu einem Bündel und mehrere Bündel erst zu einem Muskel (im engern Sinn).

Letztere sind es, die bei den höhern Tieren das sogen. Fleisch ausmachen, aber auch sonst noch in den meisten Organen des Körpers vertreten sind. Im allgemeinen sind die quergestreiften als die kräftigern für alle Bewegungen vorhanden, welche schnell ausgeführt werden müssen, somit fast immer dem Willen unterworfen sind (willkürliche oder animale Muskeln), während die glatten Muskeln meist die unwillkürlichen Zusammenziehungen der vegetativen (Ernährungs-, Fortpflanzungs- etc.) Organe besorgen.

Nerven I

Bild 12.57a: Nerven I
* 6 Nerven.

Doch ist diese Scheidung nicht streng durchführbar, denn z. B. das Herz der höhern Tiere besteht aus quergestreiften Muskeln. Zu jedem Muskel gehören außer dem wesentlichen Bestandteil, nämlich der kontraktilen Substanz, und außer dem Sarkolemma Bindegewebe zur Trennung der einzelnen Bündel und Fasern, ferner Gefäße und Nerven. [* 6] Letztere, welche den Anstoß zur Zusammenziehung liefern müssen, verzweigen sich an ihm und endigen unter noch nicht völlig ermittelten Umständen mit einer sogen. Nervenendplatte [* 3] (Fig. 2 b). Die Anordnung der willkürlichen Muskeln, wie man sie bei den höhern Tieren in so komplizierter Weise antrifft, ist aus der sehr viel einfachern mancher niedern Tiere hervorgegangen.

Ursprünglich nämlich haben die Muskeln in der Haut selbst gelegen und dort eine mehr oder minder vollständige Schicht gebildet, die später von der Haut weg unmittelbar unter dieselbe gerückt ist und in dieser Form als Hautmuskelschlauch noch bei Würmern vorkommt. Bei diesen umschließt er die Leibeshöhle und besteht aus Ringmuskeln zur Verengerung und Längsmuskeln zur Verkürzung des Gesamtkörpers. Wo letzterer in Segmente zerfällt, werden diese, indem die Längsmuskulatur gleichfalls in Stücke zerlegt ist, gegeneinander beweglich; treten Gliedmaßen auf, so verlaufen zu ihnen vom Rumpf aus Muskeln, die sich alsdann an die Haut derselben ansetzen (Krebse, Insekten). [* 7]

Ausdehnung (der festen

Bild 2.109: Ausdehnung (der festen und flüssigen Körper)
* 8 Ausdehnung.

Erst wo es zur Bildung eines innern Skelettes kommt (Wirbeltiere), tritt der Hautmuskelschlauch mehr gegen die tiefer gelegene Muskulatur der Knochen zurück, hat sich jedoch auch bei den Säugetieren noch vielfach in großer Ausdehnung [* 8] erhalten (z. B. beim Igel, wo er die Zusammenkugelung besorgt, oder beim Pferde, [* 9] das sich mit seiner Hilfe der Insekten erwehrt; beim Menschen ist er nur noch am Hals als sogen. Platysma myoides vorhanden). Bei den Muskeln der Wirbeltiere geht nicht nur jede glatte, sondern auch jede quergestreifte Faser aus einer einzigen Zelle [* 10] hervor, welche bis zu 4 cm Länge erreichen kann und an Stelle des einen ursprünglichen Kerns deren mehrere besitzt. Die Farbe der Muskeln wechselt von Weiß bis zu intensivem Fleischrot; sie wird zum Teil vom Gehalt an Blut bedingt, ist aber sonst den Fasern eigen; der Farbstoff ist dem der roten Blutkörperchen [* 11] (Hämoglobin) gleich. Die lebhaft roten Muskeln scheinen energischer zu sein als die blassen. Die willkürlichen Muskeln stehen fast alle an ihrem Anfang und Ende mit dichten, fibrösen, seidenglänzenden Strängen (Sehnen, s. d., Flechsen) oder,

[* 3] ^[Abb.: Fig. 1. Glatte Muskelzellen.

[* 3] Fig. 2. a Primitiv-Fibrille. b Quergestreifte Muskelfaser der Eidechse (Lacerta).]


Muskeln des Menschen

Bild 11.936a: Muskeln des Menschen
* 2 Seite 11.936a.

[* 2] Fig. 1. Vorderansicht.

Auf der linken Körperhälfte sind am Halse, der Schulter, dem Unterarm und Oberschenkel die oberflächlichen Muskeln abgetragen worden.

Schließmuskel der Augenlider

Kleiner Jochbeinmuskel

Großer Jochbeinmuskel

Schläfenmuskel

Backenmuskel

Schläfenarterie u. Vene

Kopfnicker

Breiter Halsmuskel

Brust-Zungenbeinmuskel

Luftröhre

Kappenmuskel

Kleiner Bauchmuskel

Zwischenrippenmuskel

Deltamuskel

Großer Brustmuskel

Großer vorderer Sägemuskel

Zweiköpfiger Armmuskel

Schiefer äußerer Bauchmuskel

Dreiköpfiger Armmuskel

Sehnenscheide des geraden Bauchmuskels

Gerader Bauchmuskel

Runder Vorwärtsdreher des Vorderarms

Innerer Speichenmuskel

Oberflächl. Fingerbeuger

Innerer Ellbogenmuskel

Gemeinsam. vord. Handwurzelband

Kurzer Abzieher des Daumens

Kurzer Daumenbeuger

Art. des Hohlhandbogens

Kleiner Hohlhandmuskel

Sehnen des Fingerbeugers

Nabel

Hüftbeinkamm

Hüftbeinlendenmuskel

Kammmuskel

Langer Anzieher des Schenkels

Musc. vastus externus

Gerader Schenkelmuskel

Schneidermuskel

Gemeinschaftl. Unterschenkelstrecker

Musc. vastus internus

Strecksehne

Wadenbeinmuskel

Vord. Schienenbeinmuskel

Rosenvene

Schienbein

Langer Streckmuskel der Zehen

Streckmuskel der 1. Zehe

Fußwurzelband

Kurzer Streckmuskel der Zehen

Stirnmuskel

Hebemuskel der Oberlippe

Aufheber der Oberlippe und des Nasenflügels

Zusammenpresser der Nase [* 13]

Schließmuskel des Mundes

Niederzieher der Unterlippe

Kopfnicker (abgeschnitten)

Arteria Carotis

Mm. scaleni (Rippenhalter)

Drosselvene

Schlüsselbeinmuskel

Hakenarmmuskel

Oberarmkopf

Lange Sehen [* 14] des zweiköpfigen Armmuskels

Deltamuskel

Sehne des großen Brustmuskels

Kurzer Kopf des zweiköpfigen Armmuskels

Langer Kopf des zweiköpfigen Armmuskels

Arm-Arterie

Dreiköpfiger Armmuskel

Zweiköpfiger Armmuskel

Vena basilica

Vena cephalica

Langer äußerer Speichenmuskel

Schiefer innerer Bauchmuskel

Poupartsches Band [* 15]

Musc. Glutaeus medius

Leistenkanal

Langer Abzieher des Daumens

Äuß. Hüftlochmuskel

Schenkelarterie und Vene

Strecksehne des Zeigefingers

Kamm-Muskel

Langer Anzieher des Schenkels

Schlanker Schenkelmuskel

Äußerer Kopf des gemeinschaftlichen Unterschenkelstreckers

Innerer Kopf des gemeinschaftlichen Unterschenkelstreckers

Strecksehne des geraden Unterschenkelstreckers

Kniescheibe

Zweiköpfiger Wadenmuskel

Vordere Schienbeinarterie

Lange Beugemuskeln der Zehen

Achillessehne

Strecksehne der Zehen

[* 2] Fig. 2. Rückenansicht.

Auf der rechten Körperhälfte sind die oberflächlichen Muskeln teilweise abgetragen worden, dadurch tritt die Schenkelarterie in ihrem ganzen Verlauf zum Vorschein.

Stirnmuskel

Schließmuskel der Augenlider

Kaumuskel (M masseter)

Kopfnicker

Kappenmuskel

Untergrätenmuskel

Deltamuskel

Dreiköpfiger Armmuskel

Breiter Rückenmuskel

Großer Gesäßmuskel

Schlanker Schenkelmuskel

Zweiköpfiger Schenkelmuskel

Halbsehniger Muskel

Zweiköpfiger Wadenmuskel

Kleinere Rosenvene (Saphena)

Schollenmuskel

Achillessehne

Hinterhauptmuskel

Hinterhauptsvenen

Bauschmuskel des Kopfes (Splenius capitis)

Bauschmuskel des Halses (Splenius colli)

Hebemuskel des Schulterblattwinkels

Obergrätenmuskel

Rautenmuskel

Kleiner runder Armmuskel

Untergrätenmuskel

Großer runder Armmuskel

Dreiköpfiger Armmuskel

Vena basilica

Unterer hinterer Sägemuskel

Hüftbeinkamm

Mittlerer Gesäßmuskel

Kleine Gesäßmuskel-Arterie und Vene

Birnförm. Musk.

Innerer Hüftbeinlochmuskel

Viereckiger Schenkelmuskel

Kreuzbein-Sitzbeinhöckerband

Musc. vastus externus

Großer Anzieher des Schenkels

Schenkelarterie

Halbhäutiger Muskel

Kniekehlenarterie

Hinterer Schienbeinmuskel

Wadenbeinmuskeln

Langer Zehenstreckmuskel

Langer Streckmuskel der großen Zehe

Wadenbeinarterie

Hintere Schienbeinarterie

Die roten Linien bezeichnen die Arterien, die blauen die Venen (vgl. Tafel 'Blutgefäße').



Muskeln (Physiologisch

Bild 11.937: Muskeln (Physiologisches)
* 16 Seite 11.937.

Zum Artikel »Muskeln«.

mehr

wenn sie eine glatte Gestalt haben, mit solchen Häuten (Sehnenhäuten) in Verbindung. Diese stellen gleichsam die Zugseile vor, durch welche die lebendige Kraft des Muskels auf den beweglichen Knochen übertragen wird. Bei der Kontraktion wird der Muskel kürzer und dem entsprechend dicker, indes die Sehne unverändert bleibt. Man unterscheidet an jedem Muskel eine Ursprungs- und Endsehne, während das eigentliche Fleisch des Muskels Muskelbauch heißt. Zerfällt letzterer durch eine eingeschobene Sehne in zwei Teile, so ist er ein zweibäuchiger Muskel.

Verläuft die Sehne eines Muskels in seinem Fleisch eine Strecke weit aufwärts, und befestigen sich die Muskelbündel von zwei Seiten her unter spitzem Winkel [* 17] an sie, so hat man einen gefiederten Muskel. Liegt die Sehne an einem Rande des Fleisches, und ist die Richtung zu ihr dieselbe schiefe wie beim gefiederten Muskel, so wird er halbgefiederter Muskel genannt. Hat ein Muskel mehrere Ursprungssehnen, welche fleischig werden und dann in einen gemeinschaftlichen Muskelbauch übergehen, so ist er ein zwei-, drei- oder vierköpfiger Muskel. In der beschreibenden Anatomie geschieht die Benennung der einzelnen Muskeln teils nach ihrer Form, teils nach ihrem Ursprung und Ende, teils nach ihrer Wirkung etc. Über die chemische Beschaffenheit der s. Fleisch, S. 359 f.

Physiologie der Muskeln.

Die Physiologie unterscheidet am Muskel drei verschiedene Zustände, nämlich 1) den der Ruhe, 2) den der Starre und 3) denjenigen der Thätigkeit.

Kraft [unkorrigiert]

Bild 60.671: Kraft [unkorrigiert]
* 18 Kraft.

Der ruhende Muskel besitzt eine geringe, indessen höchst vollkommene Elastizität. Über den Stoffwechsel im ruhenden Muskel weiß man kaum mehr, als daß er durchgeleitetes arterielles Blut schnell in venöses verwandelt. Absolute Ruhe der Muskeln kommt in Wirklichkeit nur selten vor, der scheinbar ruhende Muskel des lebenden Körpers befindet sich vielmehr meistens in einem Zustand tonischer Kontraktion. Dieser Zustand wird regelmäßig beobachtet, sobald die Muskeln mäßig gespannt sind. Die Bedeutung dieser an sich nur sehr geringen Kontraktion für die Mechanik der Bewegung ist eine außerordentlich hohe, denn durch sie wird es ermöglicht, daß beim Übergang aus dem Zustand der Ruhe in den der Thätigkeit sofort eine Annäherung der Befestigungspunkte erfolgen kann, ohne daß erst Zeit und Kraft [* 18] zur Anspannung des schlaffen Muskels verloren ginge. Es wird also auf diese Weise der sogen. tote Gang [* 19] der Maschine [* 20] vermieden.

Unter Muskelstarre versteht man einen eigentümlichen Zustand, in welchem die Muskeln ihre Erregbarkeit vollständig eingebüßt und sich in ihrer Längsrichtung wesentlich verkürzt haben. Dabei hat sich ihre Elastizität bedeutend verringert, und ihre Reaktion ist sauer geworden. Die Starre wird durch die Gerinnung des Myosins hervorgerufen, und alle die zahlreichen Einflüsse, welche die Gerinnung dieses Körpers beschleunigen oder verzögern, fördern oder hindern auch den Eintritt der Starre.

Dem entsprechend wird sie beispielsweise gefördert durch Wärme. [* 21] Beim Erwärmen des Muskels auf 48-50° erfolgt sie fast augenblicklich (Wärmestarre), während sie sich durch Abkühlung des Muskels auf 0° um mehrere Tage hinausschieben läßt. Die Muskeln verfallen kurze Zeit nach dem Absterben stets in den Zustand der Starre. Hierdurch wird die eigentümliche steife Beschaffenheit der Leichen bedingt, die unter dem Namen der Totenstarre (rigor mortis) bekannt ist. Die Starre stellt keinen bleibenden Zustand dar; beim Eintritt der Fäulnis verschwindet sie, weil die saure Reaktion des starren Muskels durch Ammoniakbildung in eine alkalische verwandelt wird.

Die Thätigkeit des Muskels offenbart sich nach außen als eine Formveränderung, bei der seine Länge ab-, seine Dicke zunimmt. Da man bei dem mechanischen Effekt dieser Formveränderung, also bei der Leistung des Muskels, fast ausschließlich die Verringerung des Längsdurchmessers berücksichtigt, so bezeichnet man die Thätigkeit des Muskels auch einfach als Zusammenziehung oder Kontraktion des Muskels, und weil diese Kontraktion außerordentlich schnell verläuft und einen zuckenden Charakter hat, so spricht man auch von einer Muskelzuckung.

Die Fähigkeit des Muskels, sich zu verkürzen, nennt man seine Erregbarkeit oder Irritabilität. Sie wohnt der Muskelsubstanz als solcher inne und ist völlig unabhängig von der Nervenirritabilität. Denn auch nervenlose Muskelfasern sind erregbar, und es gibt eine ganze Anzahl von Muskelreizen, welche keine Nervenreize sind. Eine Kontraktion findet nur infolge gewisser Einwirkungen, die man als Reize bezeichnet, statt. Als solche kennen wir:

1) Die von dem Zentralnervensystem ausgehenden und durch die Nerven vermittelten Reize. Durch sie kommen sowohl willkürliche als reflektorische Kontraktionen zu stande.

2) Mechanische Reize: Quetschen, Stechen und andre mechanische Einwirkungen auf die Muskeln veranlassen deren Kontraktion.

Chemische Meßkunde - C

Bild 54.144: Chemische Meßkunde - Chemische Orte
* 22 Chemische.

3) Chemische [* 22] Reize: verdünnte Säuren und Alkalien, Ammoniak, Glycerin, Galle, destilliertes Wasser und andre Substanzen.

4) Thermische Reize. Berührt man einen ausgeschnittenen Muskel eines frisch getöteten Tiers mit Körpern, die wärmer oder kälter als der Muskel sind, so gerät dieser in Thätigkeit.

5) Elektrische [* 23] Reize. Sie haben für die Experimentalphysiologie eine außerordentliche Bedeutung erlangt, weil man sie so genau beherrschen und abstufen kann, daß sie weniger als die übrigen Reize die Muskeln erschöpfen und für fernere Reizungen untauglich machen. Da Stromesschwankungen weit wirksamer sind als der konstante Strom, so bedient man sich allgemein des Induktionsstroms. Jeder einzelne Induktionsstrom bedingt eine Zuckung, deren Umfang von der Dichtigkeit des Stroms und der Erregbarkeit des Muskels abhängig ist. Die Experimentalphysiologie bedient sich bei ihren Untersuchungen der Muskelpräparate von frisch getöteten Kaltblütern (besonders Fröschen), weil diese weit länger ihre Erregbarkeit bewahren als diejenigen der Warmblüter.

Ablauf - Ableitung

Bild 1.46: Ablauf - Ableitung
* 24 Ablauf.

Zum Ablauf [* 24] jeder einzelnen Muskelkontraktion ist ein nicht unbedeutender Zeitabschnitt erforderlich. Wird ein Muskel von so schnell aufeinander folgenden Reizen betroffen, daß er während der nur kurzen Pausen keine Zeit findet, wieder in den Zustand der Ruhe zu gelangen, so gerät er in einen eigentümlichen Zustand, den man als Starrkrampf oder Tetanus bezeichnet. Nimmt auch unser Auge [* 25] an dem tetanischen Muskel keine Bewegung wahr, so verweilt dieser doch keineswegs im Zustand der Ruhe, sondern es folgt hier Kontraktion auf Kontraktion. Dieses wird besonders durch die Erscheinung des Muskelgeräusches oder Muskeltons bewiesen. Man versteht darunter einen schwachen Ton, den das Ohr [* 26] beim Auflegen auf einen in Tetanus versetzten Muskel empfindet. Er wird nur dann vernommen, wenn der tetanische Muskel mindestens 19 Kontraktionen in der Sekunde ausführt, und wird um so höher, je größer die Zahl der Kontraktionen sich gestaltet.



Muskeln (Muskelelektri

Bild 11.938: Muskeln (Muskelelektrizität)
* 27 Seite 11.938.

Bei der Thätigkeit des Muskels nimmt, wie schon

mehr

gesagt, die Längsachse ab, der Querschnitt zu, und zwar gilt dies nicht nur für den ganzen Muskel, sondern auch für jede einzelne Muskelfaser. Diese Formveränderung geht Hand [* 28] in Hand mit einer geringen Verdichtung (ca. 1/1000 des Volumens) des Muskels, und sie erfolgt mit solcher Energie, daß der Muskel befähigt wird, bedeutende Widerstände, die sich ihm bei der Kontraktion entgegenstellen, zu überwinden. So vermag der Muskel bei seiner Thätigkeit ein ihn belastendes Gewicht auf eine gewisse Höhe zu heben, er leistet also Arbeit im Sinn der Mechanik.

Hebel (Werkzeug)

Bild 8.254: Hebel (Werkzeug)
* 29 Hebel.

Der Muskel erreicht nun nicht bei jeder Kontraktion eine bestimmte Verkürzung, er kann vielmehr in jedem möglichen Grade der Verkürzung verharren, und nur bei den intensivsten Reizungen wird ein Maximum von Verkürzung von etwa drei Vierteln der ganzen Muskellänge beobachtet. Bei der natürlichen Beseitigung der Muskeln erreicht keiner dieses Maximum der Verkürzung, denn die Enden der Muskeln befinden sich so nahe am Stützpunkt der durch sie zu bewegenden Hebel, [* 29] daß bereits eine höchst unbedeutende Muskelverkürzung genügt, das Maximum der Drehung, deren die Gelenke überhaupt fähig sind, zu bewirken.

Bei demselben Muskel hängen die Verkürzungsgrade ab von der Stärke [* 30] des Reizes und vom Ermüdungszustand; je ermatteter der Muskel, desto geringer sind seine Verkürzungen. Die Kraft, welche der Muskel, während er sich verkürzt, ausübt, ist am größten im Beginn der Verkürzung, nimmt mit der Zunahme der Verkürzung ab und wird im höchsten Grade derselben Null. Die Größe der Kraft, welche ein Muskel auszuüben im stande ist, hängt ausschließlich von der Größe seines Querschnitts, also von der Zahl der nebeneinander vereinigten Fasern, nicht von der Länge der Fasern ab. Das gleiche Gewicht aber wird der zehnmal längere Muskel auf die zehnfache Höhe heben als der kürzere von gleichem Querschnitt.

Für die Mechanik der Leistungen unsrer Muskeln am Körper ist es von größter Wichtigkeit, nicht allein die Kraft derselben kennen zu lernen, sondern auch die Nutzwirkung der sich verkürzenden Muskeln zu bestimmen. Das vom Muskel erhobene Gewicht erlangt einen mit der Erhebungshöhe zunehmenden Nutzeffekt, insofern dasselbe, von dieser Höhe herabfallend, eine zu beliebigen Zwecken verwendbare lebendige Kraft gewinnt; die Größe dieser Kraft hängt von der Schwere des Gewichts und von der Höhe ab, bis zu welcher es gehoben war.

Der Nutzeffekt ist daher gleich dem Produkt des Gewichts und der Erhebungshöhe. Man hat nun gefunden, daß der größte Nutzeffekt nicht mit dem größten Grade der Verkürzung zusammenfällt; es tritt derselbe aber auch dann nicht ein, wenn der Muskel seine größte Kraft entwickelt, sondern bei mittlern Graden der Verkürzung und Belastung. Mit der Ermüdung vermindert sich natürlich der Nutzeffekt, die Kraft nimmt dabei weit schneller ab als die Verkürzungsgröße. Da die Leistung eines Bewegungsmechanismus nicht vollständig bestimmt ist durch die Angabe des Nutzeffekts einer einmaligen Bewegung, so muß noch beigefügt werden, innerhalb welcher Zeit die Bewegung ausgeführt wird, und wie oft sie wiederholt werden kann.

Man reduziert daher die Nutzeffekte, um sie untereinander vergleichbar zu machen, auf eine Sekunde als Zeiteinheit. Nach zahlreichen praktischen Erfahrungen nimmt man für die Sekundenleistung eines mittlern Arbeiters während seiner Arbeitszeit 7 Kilogrammometer an. Die Muskeln können aber nicht beständig arbeiten, daher muß auch die Ruhezeit eingerechnet werden. Wird die Arbeitsdauer zu 8 Stunden angenommen, so beträgt der tägliche Nutzeffekt des mittlern Arbeiters 201,600 Kilogrammometer, die durchschnittliche Sekundenleistung (die Ruhezeit eingerechnet) also 2,3 Kilogrammometer.

Jeder Motor, der leblose wie der lebende, ist nur zu einem bestimmten durchschnittlichen Nutzeffekt befähigt, die Beschäftigung selbst mag sein, welche sie wolle. Bei lebenden Motoren kann dieselbe zwar vorübergehend nicht unbedeutend gesteigert werden, aber stets nur auf Kosten späterer Arbeitsfähigkeit, ja selbst der Gesundheit. Der Arbeiter gehorcht der angegebenen Norm instinktmäßig. Soll er Tag für Tag den möglichsten Nutzeffekt erreichen, so beschwert er sich bei jeder Einzelbewegung nur mit einer bestimmten Last, läßt die Bewegungen in bestimmten Zwischenräumen aufeinander folgen und sorgt für eine gehörige Verteilung der Ruhezeiten.

Sowohl am lebenden Organismus als am ausgeschnittenen Muskelpräparat kann man nachweisen, daß die Muskelthätigkeit mit einer nicht unerheblichen Wärmebildung verknüpft ist. Durch anhaltende Muskelthätigkeit wird die Temperatur des ganzen Organismus nicht selten um ca. 1° erhöht. Am ausgeschnittenen Muskel beträgt die Temperatursteigerung für jede einzelne Kontraktion 0,001-0,005° C. Die gleichzeitig mit einer Arbeitsleistung entwickelte Wärme nimmt relativ ab, wenn die Arbeit zunimmt. Im Tetanus leistet der Muskel nach außen hin keine mechanische Arbeit; es wird nur innere Arbeit geleistet, die sich durch lebhafte Wärmeproduktion geltend macht.

Jeder Muskel und jedes beliebige Stück desselben zeigt, solange er sich im leistungsfähigen Zustand befindet, elektromotorische Wirksamkeit; er ist aus einer Anzahl mit elektrischen Ungleichheiten behafteter kleinster Teilchen zusammengesetzt, welche, in eine unwirksame leitende Flüssigkeit eingebettet, konstante Einzelströmchen erzeugen. Für alle diese Einzelströmchen bildet die ganze Muskelmasse und jede mit dem Muskel in Berührung gebrachte leitende Masse Schließung.

Der abgeleitete Stromarm, welcher einen an den Muskel angelegten Drahtbogen durchkreuzt, gibt uns durch seine Wirkungen auf die Magnetnadel eines Multiplikators Aufschluß über die Muskeln, d. h. über die Strömungsvorgänge im Innern der Muskelmasse. Je nach dem Ort, wo die Enden des Multiplikatordrahts den Muskel berühren, ist die Abweichung der Magnetnadel stärker oder schwächer. Starke Ablenkungen treten ein, wenn man das eine Drahtende mit einem Punkte der äußern Oberfläche des Muskels, das andre Ende mit einem Punkte des Muskelquerschnitts verbindet: es findet dann ein starker Strom vom Querschnitt zur äußern Oberfläche des Muskels statt.

Jede Stelle der Oberfläche ist positiv, jede Stelle des Querschnitts negativ elektrisch. Schwächere Ablenkungen treten ein:

1) wenn die Enden des Multiplikatordrahts an zwei Stellen der Muskeloberfläche gelegt werden, welche vom Mittelpunkt des Muskels ungleich weit entfernt sind, wobei die dem Mittelpunkt nähere Stelle positiv, die entferntere Stelle negativ elektrisch ist;

2) wenn die Schließung des Drahts zwischen zwei Punkten des Querschnitts stattfindet, wobei die mehr peripherische Stelle positiv elektrisch gegen die mehr zentrale Stelle ist. Gar keine Ablenkung der Nadel tritt ein, wenn zwei Stellen der Oberfläche des Muskels, welche gleich weit vom Mittelpunkt, oder zwei Stellen des Querschnitts, welche gleich weit vom Zentrum des letztern entfernt liegen, durch den Draht [* 31] verbunden werden. Zwar schicken auch in diesem Fall die beiden Muskelstellen Ströme durch das Galvanometer; [* 32] dieselben

Fortsetzung Muskeln: → Seite 11.939 || sind aber gleich stark und entgegengesetzt gerichtet, heben sich also gegenseitig auf, so daß