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Natal | eLexikon | Geschichte - Afrika

  • ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz

Natal,

brit. Kolonie an der Ostküste von Südafrika [* 3] (s. Karte bei »Kapland«),

erstreckt sich an der Küste vom Umtamwuna im S. bis zur Mündung der Tugela (29° 10' südl. Br.) im Norden, [* 4] im W. bis an die Drakenberge reichend, und wird begrenzt im O. vom Indischen Ozean, im S. von Britisch-Kaffraria, im W. vom Basutoland und der Oranjerepublik, im Norden vom Zululand und der Transvaalrepublik. Das Hauptgebirge im W. sind die Kathlamba- oder Drakenberge (s. d.), durch welche der Van Reenen-Paß (1650 m) und der De Beer-Paß (1720 m) nach den Bauernrepubliken führen.

Flüsse

Bild 56.938: Flüsse
* 7 Flüsse.

Alle Ströme und Bäche, welche das fruchtbare, wasserreiche Land durchziehen, stammen von diesen Bergen [* 5] und fließen dem Indischen Ozean zu. Wo die Kathlamba einen nach W. vorspringenden Winkel [* 6] bilden, stürzt der Hauptfluß, die Tugela, in einem Fall von fast 700 m herunter, wie denn überhaupt prachtvolle Wasserfälle in Natal häufig sind. Andre Flüsse [* 7] sind: der Umzimkulu, Umkomanzi, Umgeni und Umwoti, die meisten goldhaltig, aber keiner schiffbar. Das Areal von Natal beträgt 48,560 qkm (882 QM.). Vom Gebirge zum Meer fällt das Land in drei Stufen ab und bildet dadurch vier unregelmäßige Terrassen, von denen die höchste eine Durchschnittshöhe von 1200 m, die zweite von 600 m, die dritte von 250 m hat.

Von letzterer aus übersieht man das subtropische Litorale mit seinen Kaffee-, Zucker- und Bananenpflanzungen. Aus dieser Bodenbildung erklärt sich die Verschiedenheit des Klimas; während in den Wintermonaten im Litorale noch sommerliche Temperatur herrscht, findet auf der obern Terrasse nachts Eisbildung statt. Der Winter dauert vom April bis September, und das Thermometer [* 8] fällt dann auf der mittlern Terrasse bis +7° C., während die höchste daselbst beobachtete Temperatur +34° C., der Durchschnitt der Sommermonate +20° C. beträgt.



Natal - Nathanael

Bild 11.1023: Natal - Nathanael
* 14 Seite 11.1023.

Der Mineralreichtum der Kolonie ist nicht unbedeutend, Gold [* 9] und Kohle werden ausgebeutet, außerdem findet man Eisen, [* 10] Kupfer, [* 11] Blei, [* 12] Marmor. Obgleich es keine eigentlichen Wälder in Natal gibt, so fehlt es doch nicht an kostbaren und nützlichen Hölzern. Die meisten Bäume zeichnen sich im Frühjahr durch grellen Blütenschmuck aus; Mimosen und Akazien fallen durch ihre schirmartigen Kronen [* 13] auf; der Kafirbaum, eine Erythrina, zeigt mitten im Winter seine scharlachroten Blumen. Nutzbare Hölzer sind: das Gelbholz (Taxus elongata),

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welches zum Bauen benutzt wird, das Stinkholz (Laurus bullata), Eisenholz und Ebenholz. Ende September, am Schluß der trocknen Jahreszeit, stecken Kaffern wie Ansiedler weite Landstrecken in Brand, und aus der Asche sprießen dann nach den ersten Regengüssen zahlreiche Zwiebelgewächse, Lilien- und Amaryllis-Arten (darunter die meterhohe Natallilie, Amaryllis Belladonna) empor. Hier werden Zuckerrohr, Baumwolle, [* 15] Kaffee, Bananen, höher hinauf alle europäischen Kulturgewächse gebaut.

Auch die europäischen Haustiere gedeihen in Natal, besonders aber in den nördlichen Distrikten die Schafe, [* 16] welche eine vortreffliche Wolle liefern. Der Viehstapel zählte 1886: 50,012 Pferde, [* 17] 629,725 Rinder, [* 18] 569,556 Schafe und 22,927 Schweine. [* 19] Von wilden Tieren sind der Löwe und Elefant [* 20] schon längst aus den Grenzen [* 21] von Natal verschwunden; zahlreich ist noch der Leopard, [* 22] an verschiedenen Antilopenarten ist kein Mangel. Sehr verbreitet sind giftige Schlangen, [* 23] eine wahre Landplage die Termiten [* 24] und die Blutwanze (Tick der Kolonisten).

Viehzucht (Futterverwe

Bild 16.193: Viehzucht (Futterverwertung, Vererbung)
* 25 Viehzucht.

Großen Schaden verursachen periodische Dürre, der ganze Herden zum Opfer fallen, und Nachtfröste, welche die Ernten der tropischen Produkte gefährden. Die Zahl der Bewohner betrug 1886: 442,697 Seelen, wovon nur 35,453 Europäer, dagegen 361,766 Kaffern (Amakosa und Amazulu) und 27,276 indische und chinesische Kulis waren. Hauptbeschäftigungen sind Ackerbau und Viehzucht. [* 25] Ausgeführt werden namentlich Wolle, Rohzucker, Häute und Felle, außerdem noch Mais, Angoraziegenhaar, Straußfedern, Elfenbein, Arrowroot, im ganzen 1886 für 960,290 Pfd. Sterl. Die Einfuhr (1,331,115 Pfd. Sterl.) besteht in Kleidern, Baumwollmanufakten, Weizenmehl, Eisen und Eisenwaren, Reis, Wollwaren, Maschinen, Kaffee, Bier u. a. Der Schiffsverkehr betrug 1886: 392,834 Ton. Eine Eisenbahn führt von Durban über Pietermaritzburg nach Ladysmith und sendet von Durban Zweigbahnen nach Norden und Süden aus, insgesamt 347 km. Dampferlinien verbinden Durban mit den Häfen der Kapstadt, [* 26] Ostafrikas und Mauritius', ein Kabel mit Aden. [* 27]

An der Spitze der Verwaltung steht ein von England ernannter Gouverneur mit einem aus zwei Häusern bestehenden Parlament. Die Einkünfte (1886: 600,178 Pfd. Sterl.) blieben seit Jahren hinter den Ausgaben (717,415 Pfd. Sterl.) zurück. Die Kolonialschuld beträgt 3,972,930 Pfd. Sterl. Administrativ zerfällt Natal in zwölf Distrikte (Grafschaften; seit 1887 steht das angrenzende Zululand unter der Verwaltung des Gouverneurs von Natal); Hauptstadt ist Pietermaritzburg mit dem Sitz des Gouverneurs, Haupthafen und Handelsort Durban mit deutschem Konsulat.

Die Küste von Natal wurde zuerst Weihnachten 1497 von Vasco da Gama erreicht und, weil er am Weihnachtstag (dies natalis Domini) hierher kam, Natal genannt. Um 1575 besuchte der Portugiese Perastrello das Land, doch ward dasselbe trotz seiner günstigen Lage nicht kolonisiert. Erst 1719 gründeten die Holländer daselbst eine Kolonie, welche jedoch bald wieder einging. Keinen längern Bestand hatte die vom englischen Leutnant Farewell 1824 gegründete Niederlassung.

Victoria regia - Victo

Bild 66.326: Victoria regia - Victor-Perrin [unkorrigiert]
* 28 Victoria.

Erst 1834 siedelten sich wieder einige Engländer daselbst an. Kapitän Gardiner bereiste das Land 1835 in verschiedenen Richtungen, trat in freundschaftliche Verbindung mit dem Zulukaffernkönig Dingaan und erhielt von ihm über 28,000 qkm Landes abgetreten. Er gründete Port Durban und konstituierte die Kolonie als Republik Victoria, [* 28] bat aber die englische Regierung vergebens, dieselbe als britische Kolonie in Besitz und Schutz zu nehmen. Gardiner verließ deshalb Natal, und die Kolonie ging wieder ein.

Inzwischen kamen 1837 nach und nach verschiedene Züge unzufriedener Buren, welche aus der Kapkolonie auswanderten, nach Natal, bestanden unter Peter Retief, Gert Maritz und Andreas Pretorius mehrere siegreiche Kämpfe gegen die Zulukaffern und gründeten im eroberten Gebiet das zum Andenken Peter Retiefs und Gert Maritz' sogen. Pietermaritzburg. Die Kolonie, die »batavisch-afrikanische Maatschappij«, wie die Buren ihre Niederlassung in Natal nannten, blühte rasch auf und konstituierte sich im November 1839 als unabhängige Republik Port Natal. Aber der Gouverneur der Kapkolonie, Sir George Napier, bestritt 1840 den Buren das Recht, in Natal einen unabhängigen Staat zu gründen, und begann 1842 die Feindseligkeiten, infolge deren das Gebiet von Natal der britischen Hoheit unterworfen wurde, die Buren aber meist in das Gebiet des Vaal und Oranje auswanderten.

Die 1848 vom Gouverneur Sir Harry Smith gemachten Versöhnungsversuche kamen allerdings zu spät, indem die Auswanderung nicht rückgängig gemacht werden konnte; indes wurden die zurückgebliebenen Buren zufriedengestellt und ordneten sich willig der britischen Herrschaft unter. Natal wurde 1856 zu einer besondern, von der Kapkolonie unabhängigen Kolonie erhoben und durch verschiedene neue Erwerbungen (zuletzt 1865 Alfredia) vergrößert.

Vgl.   Brooks, History and description of the colony of Natal (Lond. 1876);

Kermode, Natal, its early history, rise etc. (das. 1882);

Peace, Our colony of Natal (das. 1885);

E. v. Weber, Vier Jahre in Afrika [* 29] (Leipz. 1879);

»Natal official handbook« (Lond. 1886).