Naturarzt | eLexikon
- ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
- ️Fri Nov 28 1851
Naturheilkunde,
Naturheilung - Naturph
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Seite 12.13.die Lehre [* 3] von der Heilung der Krankheiten ohne ärztliches Zuthun. Die Naturheilkunde ist in ihren Theorien wie in ihrem Handeln außerhalb der Fortschritte der Naturwissenschaften entstanden, sie basiert also zum Teil auf den Erfahrungen, die ein offener Blick und ein gesundes Auge [* 4] täglich machen kann, daß nämlich viele Krankheiten von selbst, d. h. ohne Medizin, heilen, zum Teil auf den populär gewordenen Anschauungen, welche die Medizin in jahrtausendalter Entwickelung erworben hat. Die Krankheitsursachen sind danach: »Unreinigkeiten und ¶
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Gifte, welche von außen in die Säftemasse und die Organe gelangen oder im Körper selbst durch gehemmte Hautthätigkeit oder mangelhafte Verdauung, die gewöhnlichen Folgen von unzweckmäßiger Lebensweise und den Arzneikuren, entstehen und daselbst zurückgehalten werden. Außerdem können höchstens noch geistige Eindrücke und Verletzungen Krankheit erzeugen.« Die Naturheilkunde kümmert sich zugleich wenig um einzelne Krankheiten; sie spricht gewöhnlich nur von einem »Kranksein«, einer »Ungesundheit«, entstanden durch die obigen Ursachen, oder unterscheidet nur eine akute oder hitzige und eine chronische oder langwierige Krankheitsform.
Die Krankheitsvorgänge betrachtet sie als Heilsvorgänge, durch welche die den Lebensakt störenden Stoffe unter den Zeichen des Fiebers, der Entzündung, der Gärung und Fäulnis, d. h. durch Zersetzungsprozesse, unschädlich gemacht werden. Auf diesem Weg ist die Naturheilkunde so weit gekommen, beispielsweise Masern, Pocken, Scharlach für »von der Natur für ein bestimmtes Lebensalter eingesetzte Reinigungsprozesse zu erklären, deren Lebensgefährlichkeit erst durch das hinfällige Menschengeschlecht sowie durch die Arzneiheilkunde selbst geschaffen worden sei«.
Wärmeeffekt - Wärmelei
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Wärme.Die Behandlung richtet sich nur auf Vorschriften über die Lebensweise, die Nahrung, Bäder, gute Luft, Bewegung, dagegen nicht auf örtliche Leiden. [* 6] Alle diese Vorschriften werden nun auch von den Ärzten, d. h. den Vertretern der Medizin, gutgeheißen, abgesehen etwa von den Ausartungen der Wasserheilanstalten, und die Gefahr für den Laien, der sich der Naturheilkunde anvertraut, liegt nur darin, daß weder der Kranke noch der Naturheilkünstler, der Naturarzt, entscheiden kann, ob für den vorliegenden Fall eine gute Allgemeinpflege ausreicht, oder ob dem Leidenden durch Vernachlässigung einer örtlichen Behandlung ein bleibender Nachteil zugefügt wird. So ist es zu erklären, daß der Erfolg, dieser von den Laien aller Stände anerkannte Prüfstein, bei ähnlich erscheinenden Leiden bald für, bald wider die Naturheilkunde spricht, und daß die Diskussion über den Wert oder Unwert der Heilmethode niemals im allgemeinen, sondern nur an den jedesmal vorliegenden einzelnen Fällen entschieden werden kann. Die eigentlichen Begründer dieser Verfahren sind die beiden Landleute Vinzenz Prießnitz in Gräfenberg (gest. 28. Nov. 1851) und Johann Schroth (gest. 26. März 1856 zu Lindewiese in Österreichisch-Schlesien), von denen ersterer vornehmlich die Kaltwasserkuren (Hydropathie), letzterer die Anwendung der feuchten Wärme [* 7] und der diätetische Methode eingeführt hat.
Die Naturheilkunde hat ihre Anhänger seither vorzugsweise unter den Laien, zum weit geringern Teil unter naturwissenschaftlich gebildeten Ärzten gefunden. Sie hat es an Agitation durch Wort und Schrift nicht fehlen lassen und sucht ihre Lehre durch Zeitschriften und Vereine zu verbreiten. Dabei ist sie in ein engeres Verhältnis zum Vegetarismus getreten und verwirft auch die Impfung. [* 8]
Vgl. die Schriften von M. Hahn, [* 9] Franke, Fröhlich, Kypke u. a.; Richter, Lehrbuch der Naturheilkunde (Heidelb. 1866);
Steinbacher, Handbuch des gesamten Naturheilverfahrens (2. Aufl., Augsb. 1869), und mehrere Zeitschriften (»Zeitschrift des deutschen Vereins für volksverständliche Gesundheitspflege«, »Der Naturarzt« u. a.).