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Nessos - Nestorianer

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5 ArtikelTextanfang / Anzahl Wörter
Nestor# im griech. Mythus Sohn des Neleus, war von allen seinen Geschwistern der einzige, welcher der / 130
Nestor _2# der älteste Chronist, welcher in slawischer Sprache schrieb, geb. 1066 zu Kiew, gestorben daselbst / 142
Nestor _3# Gattung der Nestorpapageien (s. d.). / 5
Nestor _4# Sohn des Neleus (s. d.) und der Chloris, aus dem messenischen Pylos, nach Homer der Gemahl der / 172
Nestor _5# russ. Mönch des Höhlenklosters zu Kiew, kam 17 J. alt (kurz vor 1074) in dieses und starb / 199

Seite 12.65

Nestor

648 Wörter, 4'574 Zeichen

Geschichte — Historik und Historiker — Slawen

Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888

Nestor,

Troja

Bild 15.859: Troja
* 3 Troja.

im griech. Mythus Sohn des Neleus, war von allen seinen Geschwistern der einzige, welcher der Vernichtung durch Herakles [* 2] entging (s. Neleus), weil er damals zu Gerenia in Messenien erzogen wurde. Er ward Fürst von Pylos, nahm teil am Kampf der Lapithen gegen die Kentauren, an der kalydonischen Jagd und am Argonautenzug, besiegte die Arkadier, unternahm einen beutereichen Rachezug gegen die Eleer und führte als Greis die Pylier und andre Stämme in 90 Schiffen nach Troja, [* 3] wo er sich nicht bloß als Held, sondern auch durch weisen Rat und Beredsamkeit auszeichnete. Nach Trojas Fall kehrte er glücklich nach Pylos heim, wo ihn später Telemach besuchte, um von ihm Kunde über seinen Vater zu erhalten. Nach ihm nennt man einen bejahrten erfahrenen Mann, auch das älteste Mitglied einer Körperschaft einen Nestor.

Nestor,

der älteste Chronist, welcher in slawischer Sprache [* 4] schrieb, geb. 1066 zu Kiew, [* 5] gestorben daselbst als Mönch um 1130, begann 1113 seine Chronik zu schreiben, welche einen historischen Rückblick auf die Weltgeschichte von ihrem Anfang bis zu dem genannten Jahr enthält und in ihren letzten Teilen eine der wertvollsten Quellen für slawische Geschichtsforschung bildet. Die erste Ausgabe wurde 1767 zu Petersburg [* 6] von der Archäologischen Gesellschaft veranstaltet, welcher zu diesem Zweck 53 verschiedene Abschriften zu Gebote standen.

Eine neue Ausgabe auf Grund der ältesten Handschrift, des Codex Laurentianus (in Faksimile hrsg. Petersb. 1872), lieferte Miklosich (Wien [* 7] 1860). Die Chronik ist in einem Übergangsdialekt von der altslawischen zur altrussischen Sprache geschrieben. Unter den zahlreichen neuern Arbeiten über dieselbe sind hervorzuheben: Schlözer, Russische [* 8] Annalen (Götting. 1802-1809, 5 Bde.; Übersetzung);

Müller, Altrussische Geschichte nach Nestor (Berl. 1812), und »Monumenta Poloniae historica«, herausgegeben von Bielowski (Lemb. 1864).

Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910

Nestor,

Gattung der Nestorpapageien (s. d.). ^[= August, poln. Gelehrter und Dichter, geb. 1806 zu Krechowiec, studierte in Lemberg und begann ...]

Nestor,

Sohn des Neleus (s. d.) und der Chloris, aus dem messenischen Pylos, nach Homer der Gemahl der Eurydike, der Tochter des Klymenos, nach andern der Anaxibia, der Tochter des Kratieus, wurde in Gerena erzogen und blieb deshalb am Leben, als Herakles seine Brüder tötete. So nahm er teil am Kampfe der Lapithen gegen die Kentauren (s. d.). Er wird unter den kalydonischen Jägern und unter den Argonauten aufgezählt. Obgleich er schon zwei Menschenalter durchlebt hatte, als der Zug gegen Troja unternommen wurde, führte er dennoch in 90 Schiffen seine Pylier und andere Stämme dorthin und war tapfer und kühn im Streit.

Besonders aber glänzte er als erfahrener Ratgeber und durch Beredsamkeit. Bei wichtigen Beratungen gab er durch sein Ansehen den Ausschlag; auch veranlaßte er Agamemnon, die Versöhnung mit Achilleus zu suchen. Nach Trojas Fall kehrte Nestor in seine Heimat zurück, wo ihn nach der Odyssee Telemachos aufsuchte. Nestor ist, wie neuere Homerkritiker bemerken, eine von den Personen, die in den ältern Bestandteilen des Epos nicht vorkamen und erst durch ion. Dichter hineingezogen wurden.

Nestor,

russ. Mönch des Höhlenklosters zu Kiew, kam 17 J. alt (kurz vor 1074) in dieses und starb um 1114. Er schrieb eine «Erzählung von den heil. Boris und Gljeb» und ein «Leben des heil. Theodosius», Gründers der russ. Mönchsgemeinschaften und Abts des Höhlenklosters. Ihm wurde lange die sog. «Nestorsche Chronik» zugeschrieben, auch «Grundchronik», «Urchronik» (Letopis pervonacalnaja") genannt, das älteste russ. annalistische Werk. Neuere Forschungen haben bewiesen, daß Nestor nicht der Verfasser ist.

Die ältesten Abschriften der später weiter geführten «Urchronik» sind: die sog. «Laurentiushandschrift» («Lavrentijevskij spisok»),

von einem Mönch Laurentius 1377 geschrieben, 1872 von der Archäographischen Kommission veröffentlicht, und die sog. «Hypatiushandschrift» («Ipatskij spisok»),

früher im Hypatiuskloster in Kostroma aufbewahrt, herausgegeben 1871. Die erste kritische Ausgabe der Annalen ist versucht in der «Vollständigen Sammlung russ. Annalen», Bd. 1 (1848),

von der Archäographischen Kommission. Die beste bisherige Ausgabe ist die von Miklosich («Chronica Nestoris», Wien 1860, auf dem Laurentianus beruhend). Eine vollständige deutsche Übersetzung fehlt; die Schlözersche in seiner Ausgabe («Nestors Russische Annalen», 5 Bde., Gött. 1802 - 9) mit vorzüglichem histor. Kommentar reicht nur bis 980. Eine vollständige dän. Übersetzung mit Anmerkung gab C. W. Smith («N.s russiske Kronike», Kopenh. 1869), eine böhmische Erben, eine französische Louis Léger.