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Nias | eLexikon | Geographie - Asien - Sundainseln, Kleine

  • ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz

Sumatra,

die westlichste und nächst Borneo die größte der Sundainseln (s. Karte »Hinterindien«), [* 4]

wird durch die Sundastraße von Java, durch die Straße von Malakka von der Halbinsel Malakka getrennt und vom Äquator mitten durchschnitten. Die von NW. nach SO. langgestreckte Insel hat ein Areal, das offiziell auf 406,705 qkm (7386,2 QM.) angegeben wird, nach Behm und Wagner aber 428,813 qkm (7787,7 QM.) beträgt, ohne die Inseln an der Westküste (Babi, Nias, die Batu-, Mantawi-, Poggiinseln, Engano) mit einem Areal von 14,421 qkm (261,9 QM.), welche, in derselben Richtung wie die Hauptinsel streichend, wie die Trümmer einer zweiten Insel erscheinen.

Die Westküste ist hoch, und unter ihren zahlreichen Buchten und Ankerplätzen ist die Bai von Tapanuli die geräumigste und sicherste; dagegen ist die Ostküste niedrig und mit Strandmorästen bedeckt; nach innen zu steigt das Land ganz allmählich auf, um sich endlich in Hügelreihen an die Gebirgskette Boukit-Barissan anzuschließen, welche S. in ihrer ganzen Länge durchzieht. Durch dieselbe wird S. in einen schmalen, gebirgigen westöstlichen und einen größern, von Tiefland erfüllten östlichen Teil geschieden.

Vulkane

Bild 16.294a: Vulkane
* 5 Vulkane.

Aus dem Gebirge erheben sich 19 Vulkane, [* 5] darunter 6 noch thätige: der Indrapura (3833 m), Dempo (3200 m), Ophir oder Pasaman (2927 m), Merapi (2660 m), Salasi und Ipo, zugleich die beträchtlichsten Bodenerhebungen auf der Insel. Verheerende Ausbrüche (wie der des Tambora, der über 12,000 Menschen das Leben kostete) haben wiederholt stattgefunden. Am Südostende bilden die Ausläufer der Parallelketten des Gebirges drei Landspitzen, zwischen denen die Lampong- und die Kaiserbucht ins Land hineintreten.

Infolge der orographischen Verhältnisse sind die Flüsse [* 6] der Westküste unbedeutend, doch kann der Singkel 20 km von seiner Mündung aufwärts durch einheimische Boote befahren werden. Dagegen wird die Ostseite von einer Anzahl wasserreicher Flüsse (Rokan, Siak, Indragiri, Jambi, Palembang oder Musi, Tulan-Bawan) durchzogen, die teilweise 150 km und weiter aufwärts selbst von größern Kriegsschiffen befahren werden können. Unter den Seen ist der Sinkara der bedeutendste.

Elefant

Bild 5.509: Elefant
* 8 Elefant.

Das Klima [* 7] ist heiß und in den sumpfigen Niederungen bei 27-32° C. Maximaltemperatur ungesund, in 1200 m hohen Lagen aber bei einem Maximum von 24° C. zuträglich. Der Wechsel des Monsuns ist auf den beiden Seiten des Äquators ein entgegengesetzter. Die Tierwelt zeigt mehr Verwandtschaft mit der von Borneo als der von Java. Affenarten sind zahlreich, sehr häufig ist der Königstiger; sonst sind noch zu erwähnen der Elefant, [* 8] zwei Rhinozerosarten, der Tapir, Nebelpanther; die Flüsse wimmeln von Kaimans (Crocodilus biporcatus).



Sumatrakampfer - Sumer

Bild 15.434: Sumatrakampfer - Sumerier
* 18 Seite 15.434.

Die Pflanzenwelt ist außerordentlich reichhaltig und üppig. Als Repräsentant derselben kann die dort heimische Rafflesia Arnolda gelten, ein Schmarotzergewächs mit der größten Blüte [* 9] der Welt (bis 1 m im Durchmesser und über 5 kg schwer). S. hat in seinen ungeheuern Wäldern eine Fülle von nutzbaren Holzarten und erzeugt zugleich durch Kultur eine Reihe von Massenprodukten zur Ausfuhr, wie Reis, Zucker, [* 10] Tabak, [* 11] Indigo, [* 12] Baumwolle, [* 13] Katechu, Kautschuk, Guttapercha, Benzoe, Rotang, Kampfer, Betel- und Kokosnüsse, eingeführt ist die Kultur von Kaffee, Muskatnüssen u. a. An Metallen finden sich, und zwar reichlich, Gold, [* 14] Kupfer, [* 15] Zinn, Eisen, [* 16] auch Steinkohlen. Die Bevölkerung, [* 17] deren Zahl man auf 3,8 Mill. berechnet, gehört zur malaiischen Rasse; im SO. wohnen die Lampong, in der Mitte die Passumah und Redschang, nach N. hin

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die Batta und Atschinesen. Als besonderer Stamm hausen, abgeschieden von der übrigen Bevölkerung, noch die Orang-Kubu ohne feste Wohnsitze. Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Völkerschaften sind hauptsächlich bedingt durch das Maß, in welchem arabisch-islamitische, indo-javanische und europäische Einflüsse nacheinander auf dieselben eingewirkt haben. Die Mehrzahl der Bewohner bekennt sich zum Islam, und zwar sind sie meist fanatische Mohammedaner; die Batta dagegen sind Heiden, die Passumah und Redschang zwar nicht dem Namen, aber der That nach. Ackerbau und Schiffahrt sind Hauptbeschäftigungen; Seeräuberei und Menschenraub waren früher eingebürgert. Die industrielle Thätigkeit beschränkt sich auf das Weben [* 19] baumwollener Kleiderstoffe und Arbeiten in Gold, mit Benutzung sehr einfacher Geräte. Ihr Gemeinwesen ist sehr zersplittert. Die wichtigsten Ausfuhrhäfen sind Padang und Palembang.

Die Insel wurde seit der Eroberung von Atschin und Siak fast ganz den Niederländern unterworfen. Sie teilen dieselbe administrativ ein wie folgt:

QKilom. QMei­len Bevölke­rung 1885
Gou­verne­ment Westküste 121.171 2200.6 1.192.661
Benku­len 25.087 455.6 149.923
Lampongsche Distrikte 26.155 475.0 118.889
Palembang 140.873 2558.4 627.914
Ostküste 42.321 768.6 171.399
Atschin 51.098 928.0 544.634

Unter dieser gezählten Bevölkerung von 2,805,420 Seelen, welche gegen die oben angeführte Berechnung um 1 Mill. zurücksteht, wurden 3944 Europäer, 62,053 Chinesen und 2549 Araber ermittelt. Überall, wohin die Macht der Holländer reicht, sind seit 1876 Sklaverei und Leibeigenschaft aufgehoben worden.

S. ward den Europäern durch den Portugiesen Lopez de Figueira 1508 zuerst bekannt. Die Portugiesen errichteten daselbst Handelsfaktoreien, wurden aber zu Ende des 16. Jahrh. von den Holländern verdrängt, die 1620 auf der Insel festen Fuß faßten. Neben dem Sultan von Bantam auf Java hatte damals der Herrscher von Atschin (Atjeh) die meiste Macht auf S. Zwischen 1659 und 1662 gelang es den Niederländern, die Südwestküste ihrer Schutzherrschaft zu unterwerfen, und 1664 bemächtigten sie sich Indrapuras, Salidas und mehrerer andrer Plätze, 1666 auch Padangs.

Weiter im Süden hatten sich seit 1685 die Engländer zu Benkulen festgesetzt, und zwischen beiden regte sich bald lebhafte Eifersucht. 1803 fiel der ganze südliche Teil der Ostküste mit Palembang ebenfalls unter niederländische Herrschaft. Die Niederländer und Engländer schlossen 1824 einen Vertrag, wonach diese gegen Einräumung der niederländischen Besitzungen auf der Halbinsel Malakka auf ihre Niederlassung auf S. zu gunsten der Niederländer verzichteten. 1835 unterwarfen sich letztere auch die Fürsten von Dschambi, und in einem Kriege gegen die Atschinesen erweiterten sie ihren Besitz an der Westküste, wie sie auch das malaiische Oberland des Reichs Menangkabu und zugleich einen Teil der Battaländer unter ihre Botmäßigkeit brachten. Es bestehen seitdem neben ihrem Reich nur noch die beiden Reiche Atschin und Siak; auch ist ein Teil der Korintjier und Batta im Innern noch unabhängig.

Nachdem sich die Niederländer durch die Abtretung Guineas an England dessen Zustimmung zur Unterwerfung Atschins gesichert, begannen sie 1873 einen Krieg gegen dies Reich (s. Atschin), der aber nur langsam und unter großen Verlusten fortschritt.

Vgl.   Miquel, S., seine Pflanzenwelt und deren Erzeugnisse (Leipz. 1862);

Mohnike, Bangka und Palembang, nebst Mitteilungen über S. (Münst. 1874);

Rosenberg, Der Malaiische Archipel (Leipz. 1878);

Bock, [* 20] Unter den Kannibalen auf Borneo etc. (Jena [* 21] 1882);

Marsden, History of S. (3. Ausg., Lond. 1811);

Marre, S. Histoire des rois de Pasey (Par. 1875);

Bastian, Indonesien, Teil 3 (Berl. 1886);

Verbeek, Topographische en georgische beschrijving van een gedeelte van Sumatra's westkust (1886).