NIESENKETTE | eLexikon | Bern
- ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
Niesenkette
(Kt. Bern). Kette zwischen dem Engstligen- und Kanderthal einerseits und dem Simmen- und Diemtigthal andererseits. Zweigt vom Wildstrubel nach NW. ab, zieht über Ammertengrat und Regenbolshorn zum Hahnenmoos, geht von da bis zum Albristhorn nach N. und biegt nun gegen NO. ab, um mit dem Niesen s. über dem Thunersee zu endigen. Trägt vom Passübergang des Hahnenmooses an gezählt folgende Gipfel: Laveygra (2213 m), Thierberg (2375 m), Seewlenhorn (2530 m), Albristhorn (2764 m), Hempliger (2484 m), Gsür (2711 m), Wannenspitz (2438 m), Otterngrat, Erbethorn (2509 m), Männlifluh (2654 m), Winterhorn (2609 m), Ladholzhorn (2497 m), Linterhorn (2329 m), Weissenfluh (2357 m), Subegghorn (2383 m), Hohniesen oder Riedbündistock (2456 m), Ochsenstock (2275 m), Meggiserhorn (2357 m), Tschipparellenhorn (2399 m), Steinschlaghorn (2322 m), Standhorn (2340 m), Triesthorn (2371 m), Drunengalm (2410 m), Fromberghorn oder Bettfluh (2397 m) und Niesen (2366 m). Verzweigungen sind: 1. der vom Albristhorn nach NW. abgehende Kamm Lüeglen (2235 m) - Wannengrat (2146 m) - Albristegg (2125 m);
2. der vom Gsür nach NNW. ziehende Kamm, der über Rauflihorn (2424 m) und Rothorn (2411 m) zum Stock der Spilgerten streicht;
3. die von der Männlifluh zwischen dem obersten Diemtigthal (Schwendenthal) und dem Kirelthal nach NW. verlaufende Kette mit Keibihorn (2463 m), Kirelgrat (2187 m), Gurbsgrat (2240 m), Ripprechtlifluh (2244 m), Thierlaufhorn (2154 m), Twirienhorn (2303 m), Hohmad (1882 m) und Schwarzberg (1707 m).
Ferner sind als w. Ausläufer der Männlifluh noch die Kileischeibe (2426 m) und Kirgelischeibe (2288 m) zu nennen.
Die Kette kann an zahlreichen Stellen ohne Schwierigkeiten überschritten werden. Als eigentliche Pässe fallen aber neben dem Hahnenmoos blos in Betracht die Fermelkrinde oder Furggikrinde (etwa 2350 m), der Otterngrat (2282 m), Subegggrat (2340 m) und der Eggschatthüttepass (1934 m; zwischen dem Fromberghorn und dem Niesen). Die Kette ist nicht vergletschert und trägt auch keine das ganze Jahr über liegen bleibende Schneefelder. Die beidseitigen Gehänge sind mit Alpweiden bestanden und ihrer Steilheit wegen für das Vieh oft schwer zugänglich.
Niffel - Niouc
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Seite 43.608.Viele schöne Aussichtspunkte, die aber mit wenigen Ausnahmen nur selten besucht werden: Albristhorn, Männlifluh, Gsür (schwierig zu besteigen), Tschipparellenhorn, Drunengalm, Hohniesen und ganz besonders der Niesen selbst. An der SO.-Flanke entspringen zahlreiche Wildbäche (Allenbach, Tschentenbach, Otternbach, Sackbach, Rohrbach, Zwischenbach, Gantenbach, Bräschgenbach, Leimbach, Gungbach, Heitibach, Schlundbach, Lauibach), die alle von links zur Kander gehen. Die Wildbäche der NW.-Flanke gehören dem Einzugsgebiet der Simme an; von ihnen sind zu ¶
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nennen der Gattafelbach, Staldenbach Höllenbach, Goldbach, Kratzmattebach, Klossbach, Kirelbach, Filderichbach und Fermelbach (mit dem Albristbach).
![vergrössern: Bergstock des Niesen. ^[Karte: 4° 18’ O; 46° 39’ N; 1:75000]. vergrössern: Bergstock des Niesen. ^[Karte: 4° 18’ O; 46° 39’ N; 1:75000].](http://peter-hug.ch/meyers/teile/43/43_0608-1.jpg)
Die Niesenkette besteht fast ausschliesslich aus Flysch; blos Twirienhorn, Hohmad und Schwarzberg sind triasische Kalkdolomitblöcke, die aber ebenfalls auf einer Flyschunterlage stehen. Der an andern Orten so leicht verwitternde und abgerundete Kuppen mit sanften Gehängen bildende Flysch besteht hier aus einem harten und grobkörnigen Sandstein mit sedimentären und granitischen Geröllen (Niesensandstein), der in mächtigen Bänken auftritt und mit Kalktonschiefern (mit fossilen Einschlüssen wie Fukoiden und Helminthoiden) wechsellagert.
Diese Schiefer werden an einigen Stellen (z. B. bei Frutigen) abgebaut. Dem harten und der Verwitterung lange trotzenden Sandstein verdankt die Niesenkette ihre bedeutende Höhe, die diejenige der Voralpen über dem Simmen- und Saanethal beträchtlich übertrifft. Der tektonische Bau ist ziemlich verwickelt, da die Flyschschichten mannigfach gefaltet und zerknittert erscheinen. Unter der Bezeichnung der Niesenzone versteht man das ganze Gebiet vom Thunersee bis zu den Ormonts, das vorwiegend aus dem charakteristischen Niesensandstein aufgebaut ist, daneben auch noch bunte Konglomerate aufweist und überall die benachbarten Kalkketten der Voralpen an Höhe überragt.
Die beste Uebersicht über die gesamte Niesenkette geben im S. das Elsighorn oder der Bonderspitz und im N. die Stockhorngruppe. Prachtvoll ist auch die Ansicht des Niesen selbst vom Thunersee aus. Die Gegend um die Kette ist schon frühzeitig besiedelt worden, wie z. B. die bemerkenswerten Funde von Gegenständen aus der Bronzezeit an der Zinsmadegg (über Frutigen) gezeigt haben. Die meisten Alpweiden sind schon im Mittelalter befahren worden, so im 14. Jahrhundert die Bruschgeren-, Gurbs-, Kilei-, Hohmad-, Mächlistall-, Lavey- und Niesenalp.