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Nordbrabant | eLexikon | Geographie - Niederlande - Provinzen

  • ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz

Brabant,

Landschaft in der Mitte des holländisch-belg. Tieflandes, war ehemals ein deutsches Herzogtum, bildete dann seit 1815 die erste Provinz des Königreichs der Niederlande [* 4] und wurde bei Errichtung des Königreichs Belgien [* 5] in zwei Teile getrennt. Die holländische Provinz Nordbrabant (s. Karte »Niederlande«),

zwischen Limburg, [* 6] Geldern, Holland, Zeeland und Belgien gelegen, enthält 5127,73 qkm (93,19 QM.). Das Land ist im W. und NW. eben, niedrig, abwechselnd mit fruchtbaren Gegenden, Heiden und Sumpf, wie z. B. der Peel im östlichen Teil, der 36 km lang und 4-10 km breit ist. Die Maas bildet hier den Biesbosch, die Hollandsdiep und Volkerak; im Innern fließen: Aa, Dommel (nach beider Vereinigung Diese genannt), Mark, in ihrem Unterlauf Dintel;

unter den vielen Kanälen verdienen der Kanal [* 7] von Breda und der Süd-Wilhelmskanal Erwähnung.

Jundt - Jupiter

Bild 18.481: Jundt - Jupiter
* 8 Klima.

Das Klima [* 8] ist gemäßigt, zwar feucht, doch gesund. Die Einwohner (1883: 480,996 Seelen), meist katholisch, zeichnen sich aus durch Mäßigkeit, Anhänglichkeit an alte Sitten und Gebräuche, Einfachheit in Tracht und Lebensart, sind aber in geistiger Bildung zurückgeblieben. In den kulturfähigen Landstrichen baut man Weizen, Roggen, Gerste, [* 9] Buchweizen, Flachs, Hanf, Hopfen [* 10] etc. Ausgedehnt ist die Zucht von Schafen, Schweinen und Gänsen, nicht minder die von Bienen und Seidenwürmern, für deren Erhaltung große Anpflanzungen von Maulbeerbäumen bestehen.

Trotz zahlreicher Laubwälder herrscht Holzmangel, wobei jedoch die reichen Torflager zu statten kommen. Die Industrie steht in hoher Blüte; [* 11] es gibt Fabriken für Tuch (Tilburg), Leinwand (Eindhoven und die Umgegend von Herzogenbusch), baumwollene Zeuge, Hüte, Leder, Kattundruckereien, Bierbrauereien, Branntweinbrennereien, Töpfereien etc. Die Provinz ist eingeteilt in 3 Bezirke und 21 Kantone, die Hauptstadt ist Herzogenbusch (Bois le Duc, 's Hertogenbosch).

Namslau - Nancy [unkor

Bild 62.165: Namslau - Nancy [unkorrigiert]
* 12 Namur.

Die belgische Provinz Brabant (s. Karte »Belgien«) grenzt im W. an Ostflandern, im S. an Hennegau und Namur, [* 12] im O. an Lüttich [* 13] und Limburg, im N. an Antwerpen [* 14] und enthält 3283 qkm (59,6 QM.). Nur im S. und O. sind unbedeutende Hügel; sonst ist das Land eben, äußerst fruchtbar und sehr dicht bevölkert. Es wird durch zahlreiche kleine Flüsse [* 15] bewässert, von denen nur Dyle und Senne kahnbar sind, und durch drei Hauptkanäle. Das Klima ist gemäßigt und gesund. Die Bevölkerung [* 16] zählte 1884: 1,031,319 Seelen.

Fayence (Ort) - Fazy [

Bild 56.613: Fayence (Ort) - Fazy [unkorrigiert]
* 20 Fayence.

Die Dichtigkeit betrug 314 Einw. auf 1 qkm, die jährliche Zunahme seit 1832: 1,6 Proz., seit 1872: 1,3 Proz. im Durchschnitt. Die Einwohner, meist katholisch, sprechen im nördlichen Teil vlämisch, im südlichen wallonisch. Sie sind sehr betriebsam; neben dem sorgfältig gepflegten Landbau und der Viehzucht [* 17] blühen Fabriken für Spitzen, Leinwand, baumwollene Zeuge, Leder, Hüte, Tuch, Tapeten, Tabak, [* 18] Stärke, [* 19] Papier, Fayence, [* 20] Seife, metallurgische und chemische Fabriken, Brauereien, Brennereien etc. Die Provinz ist mit einem dichten Netz von Eisenbahnen bedeckt, dessen Zentren Brüssel [* 21] und Löwen [* 22] sind. Eingeteilt ist sie in drei Arrondissements: Brüssel, Löwen, Nivelles. Der von Charleroi über Brüssel zur Rupel führende Kanal durchzieht in der Richtung von S. nach N. Hauptstadt ist Brüssel.

Geschichte. Brabant war zur Zeit der Römer [* 23] von Menapiern bewohnt, nach deren Unterwerfung durch die Römer es zur Provinz Gallia Belgica gehörte. Im 5. Jahrh. bemächtigten sich die Franken Brabants; 870 kam es als Teil Lothringens zu Deutschland [* 24] und bildete seit 959 einen Gau des Herzogtums Niederlothringen, der von den Grafen von Löwen beherrscht wurde. Graf Gottfried V. erhielt 1106 das Herzogtum Niederlothringen; sein Urenkel Heinrich I. nahm 1190 den Titel eines Herzogs von an. Die Herzöge gelangten bald zu Macht und Selbständigkeit, wurden aber mit den Nachbarn in vielfache Fehden verwickelt und schwankten zwischen der Hinneigung zu Deutschland und Frankreich.

Von ihnen sind besonders merkwürdig: Johann I., der durch den Sieg bei Worringen (1288) Limburg mit Brabant vereinigte und auch als Minnesänger bekannt ist;

sein Sohn Johann II., welcher 1312 den Grund zu einer ständischen Verfassung legte, die später in der Joyeuse entrée geregelt wurde, und Johann III., welcher die Bestimmungen erweiterte durch die sogen. Brabanter Goldene Bulle 1349, wonach die Brabanter nur von einheimischen Gerichten nach Brabanter Recht gerichtet werden durften, was Kaiser Karl IV. bestätigte.

Nach Johanns III. Tod 1355 vereinigte der Gemahl seiner Tochter Johanna, Wenzel von Luxemburg, Bruder Kaiser Karls IV., Brabant mit seinem Erbland; unter ihm aber kam das Land in große Verwirrung. Nach Wenzels Tod 1383 setzte seine Witwe Johanna ihre Nichte Margarete von Flandern und deren Gemahl, Herzog Philipp den Kühnen von Burgund, als Erben ein; die Regierung übernahm zunächst Philipps zweiter Sohn, Anton, 1404, welcher auch Luxemburg mit Brabant vereinigte. Anton fiel 1415 bei Azincourt, seine zwei Söhne und Nachfolger starben kinderlos, und so fielen Brabant, Limburg und Luxemburg 1430 völlig an Philipp den Guten von Burgund, dann durch die Vermählung Marias von Burgund mit dem Erzherzog Maximilian 1477 mit den übrigen niederländischen Provinzen an das Haus Österreich. [* 25] Brabant war das Hauptland des niederländischen Staats, Brüssel dessen Hauptstadt.



Brabanter Goldene Bull

Bild 3.296: Brabanter Goldene Bulle - Brache
* 26 Seite 3.296.

Durch den Aufstand der Niederlande ward der nördliche Teil (Herzogenbusch) losgerissen und 1648 unter dem Namen der Generalitätslande der niederländischen Union einverleibt, während Südbrabant bis 1714 der spanisch-österreichischen Linie verblieb. Nach dem österreichischen Erbfolgekrieg fiel Brabant mit den übrigen südlichen Provinzen der Niederlande an das

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deutsch-österreichische Kaiserhaus zurück. Als unter Joseph II. sich ein heftiger Streit über die provinziellen Rechte Brabants, welche es in der Joyeuse entrée besaß, entspann, sagten sich die Stände Brabants 1790 von dem Haus Österreich los, fügten sich aber wieder, als Leopold II. ihnen die verlangten Rechte zurückgab. 1794 ward Brabant von den Franzosen erobert und im Frieden zu Campo Formio 1797 mit Frankreich vereinigt. Das nördliche Brabant wurde das Departement der beiden Nethes, mit der Hauptstadt Antwerpen, das südliche das Departement Dyle, mit der Hauptstadt Brüssel, genannt.

Als Napoleon I. 1810 auch das holländische Brabant mit dem französischen Reich vereinigte, ward aus demselben nebst einem Teil von Geldern das Departement Rheinmündungen gebildet. Infolge des Pariser Friedens von 1814 und der Beschlüsse des Wiener Kongresses wurde ein Hauptteil des Königreichs der Niederlande und bildete die drei Provinzen Nordbrabant, Antwerpen und Südbrabant. Letztere mit der Hauptstadt Brabants, Brüssel, ward 1830 der Herd des belgischen Aufstandes und die Hauptprovinz des neuen Königreichs Belgien, während Nordbrabant Holland verblieb.