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Nürnberg | eLexikon | Geographie - Deutschland - Bayern

  • ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
  • ️Tue Nov 25 1355
Titel
Elemente zu Nürnberg:

[Geschichte.]

Nürnberg

[* 1] (hierzu der Stadtplan), zweite Haupt- u. bedeutendste Handelsstadt des Königreichs Bayern, [* 2] ehemalige deutsche Reichsstadt, liegt im Regierungsbezirk Mittelfranken, in flacher, gut angebauter Gegend und wird durch die Pegnitz in zwei ziemlich gleiche Hälften, die Sebalder und die Lorenzer Seite, geteilt. Die Pegnitz bildet 4 Inseln (die größte »Schütt« genannt) und hat 7 steinerne Brücken, [* 3] darunter die aus einem einzigen Bogen [* 4] von 32 m Spannung bestehende Fleischbrücke und die 1824 erbaute Kettenbrücke.

Wohnhaus II (Gegenwart

Bild 16.718a: Wohnhaus II (Gegenwart; Doppelseitige Monochromtafel)
* 5 Wohnhäuser.

Die Stadt ist ringsum mit einem 30 m breiten Graben, starken Doppelmauern mit zahlreichen Türmen und Basteien umgeben. In neuester Zeit wurde diese Umwallung an mehreren Stellen durchbrochen. Der Umfang der innern Stadt beträgt etwa 4 km. Sie hat 4 große und 3 kleinere Thore (neuerdings sind 5 niedergelegt worden), erstere mit großen, runden Türmen versehen, die 1552-57 errichtet wurden. Vorstädte sind: Wöhrd, Gostenhof, St. Johannis, St. Peter mit Tafelhof und Galgenhof, Marienvorstadt, Maxvorstadt, Steinbühl, Rennweg. Die Wohnhäuser [* 5] sind meist altertümlichen Ansehens und nach altdeutscher Weise mit nach der Straße zugekehrten Giebeln und Erkern versehen. Mit Trinkwasser wird die Stadt durch 6 Wasserwerke versorgt, in neuester Zeit durch die große Ursprungswasserleitung.

Geschichtskarten von D

Bild 4.772a: Geschichtskarten von Deutschland V
* 8 Deutschland.

Unter den merkwürdigen Gebäuden Nürnbergs nehmen die Kirchen die erste Stelle ein. Die St. Lorenzkirche, ein Prachtbau im gotischen Stil, 1274-1477 errichtet und in neuerer Zeit gründlich renoviert, mit zwei 71 m hohen Türmen, schönem figurenreichen Portal und prachtvoller Fensterrose [* 6] von 9 m Durchmesser, ist 101 m lang, 34 m breit, hat drei Schiffe, [* 7] von denen das gewaltige Mittelschiff 25 m hoch ist, und enthält von Kunstwerken das berühmte Sakramentshäuschen von Ad. Krafft, eine zierliche, 19 m hohe Pyramide mit der Darstellung der Leidensgeschichte Christi, den Englischen Gruß von Veit Stoß, ein figurenreiches Holzschnitzwerk, eine neue Kanzel mit reichen Skulpturen, mehrere Altäre mit wertvollen Bildern, schöne Glasmalereien etc. Die zweite berühmte Kirche ist die St. Sebalduskirche, eins der schönsten gotischen Bauwerke in Deutschland, [* 8] dessen ältere Teile aus der ersten Hälfte des 13. Jahrh. herrühren, während Chor und die beiden Türme dem 14. Jahrh. angehören; vollendet wurde sie 1377. Sie ist 94 m lang und 32 m breit; 20 Säulen [* 9] von 26 m Höhe tragen das Gewölbe. [* 10]

Bildhauerkunst VI

Bild 2.935f: Bildhauerkunst VI
* 12 Bildhauerkunst VI.

Das Innere birgt wertvolle Kunstwerke, darunter das berühmte, fast 5 m hohe Grabmal des heil. Sebaldus von P. Vischer (1508-1519 gefertigt) mit den Statuetten der zwölf Apostel und mehrerer Kirchenväter nebst zahlreichen andern Figuren (s. Tafel »Bildhauerkunst [* 11] VI«, [* 12] auf welcher eine Anzahl der vorzüglichsten Werke der Nürnberger Bildnerei dargestellt ist), einen schönen Hauptaltar, alte Glasgemälde etc.; außen an der nordöstlichen Seite der Kirche befindet sich auch das Schreyersche Grabmal in Stein von 1492, ein Hauptwerk Ad. Kraffts.

Die Kirche wird gegenwärtig unter der Leitung Hauberrissers restauriert. Die Marien- oder Frauenkirche, 1355-61 im gotischen Stil erbaut und neuerdings von Essenwein restauriert, hat ein großartiges Portal mit reichen Skulpturen, treffliche Glasmalereien, Ölgemälde von Wolgemut u. a. und ist 1816 für den katholischen Gottesdienst eingerichtet worden. Die Ägidienkirche, 1711-18 an Stelle der alten, 1696 abgebrannten Kirche in italienischem Stil erbaut, mit der altromanischen Euchariuskapelle und einem trefflichen Altarblatt von van Dyck. In der 1850 restaurierten Kirche zum Heiligen Geist (Spitalkirche), 1333-41 erbaut, wurden seit 1424 die Reichskleinodien aufbewahrt, die sich jetzt in Wien [* 13] befinden. Die St. Jakobskirche, 1283 erbaut, ward 1824-25 unter Heideloffs Leitung renoviert. Die St. Johanniskirche ist von einem berühmten Kirchhof (s. unten) umgeben. Die großartig angelegte Deutschherrenkirche mit Kuppel ist in neuerer Zeit zum katholischen



Nürnberg (Gebäude, Ein

Bild 12.283: Nürnberg (Gebäude, Einwohner, Industrie und Handel etc.)
* 15 Seite 12.283.

[* 1] ^[Abb.: Wappen [* 14] von Nürnberg.]

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Gottesdienst eingerichtet und als St. Elisabethkirche 1885 eingeweiht worden. Die Synagoge wurde 1869 bis 1874 von Baurat Wolf erbaut.

Unter den weltlichen Gebäuden nimmt das alte Kaiserschloß, die Burg genannt, den ersten Rang ein. Dieselbe wurde wahrscheinlich schon unter Kaiser Konrad II. erbaut und erhielt unter Friedrich Barbarossa ihre jetzige Gestalt. Bemerkenswerte Teile dieses Baues sind der sogen. Heidenturm, 2 Kapellen übereinander (Margareten- und Ottmars- oder Kaiserkapelle) und die 1854-56 geschmackvoll eingerichteten Gemächer der königlichen Familie mit trefflichen Holzschnitzereien von Veit Stoß, Gemälden von L. Cranach, Burgkmaier, H. Schäuffelin u. a. Der große Lindenbaum im innern Burghof soll 800 Jahre alt sein.

Hof (meteorologisch) -

Bild 59.246: Hof (meteorologisch) - Hofburgwache
* 17 Hof (meteorologisch) - Hofburgwache.

Das Schloß der Burggrafen, welches sich nahe der Kaiserburg befand, besteht nicht mehr. Es wurde 1420 niedergebrannt und an seiner Stelle von der Stadt ein Kornhaus, die sogen. Kaiserstallung, erbaut, welches zwischen dem fünfeckigen Turm, [* 16] dem ältesten Gebäude der Stadt, und dem »Luginsland« liegt und militärischen Zwecken diente. Das Rathaus, 1616-1622 in italienischem Stil erbaut, hat eine 89 m lange Fassade von 2 Stockwerken, 3 große Portale, im Hof [* 17] einen schönen bronzenen Brunnen [* 18] von Pankraz Labenwolf und mehrere Säle, worunter der sogen. große, durch zwei Stockwerke gehende, mit Wandgemälden nach A. Dürers Entwürfen geschmückte Saal.

Der nordöstliche Teil des Rathauses wurde in neuester Zeit nach den Plänen des Direktors Essenwein umgebaut, wobei besonders der schöne gotische Hof und der gegen den Fünferplatz gelegene Turm bemerkenswert sind. Außerdem sind zu erwähnen: das Theater [* 19] (1827-33 erbaut), das große Heilige-Geisthospital (wovon ein Teil auf zwei Bogen über der Pegnitz erbaut), das 1845 erbaute große städtische Krankenhaus [* 20] vor dem Frauenthor, das Gebäude der Museumsgesellschaft, das königliche Bahnhofsgebäude.

Von den ältern Privatgebäuden sind zu bemerken: das Nassauer Haus (Schüsselfeldersches Stiftungshaus) von 1350 mit dem Brunnenstandbild König Adolfs von Nassau;

das Grundherrsche Haus, worin 1356 die Goldene Bulle zum Teil abgefaßt wurde;

das Tuchersche Haus, das Haus Albrecht Dürers und gegenüber das sogen. Pilatushaus;

das Haus des Dichters Hans Sachs und das des Volksdichters Grübel;

das Pfarreigebäude von St. Sebald, mit gotischem Erker (einst Wohnung Melchior Pfintzings, des Verfassers des »Theuerdank«);

das Pellersche Haus, 1605 in venezianischem Stil erbaut, und das Petersensche (ehemals Topplersche) Haus, das Kraftsche Haus, das höchst bemerkenswerte Ruprechtsche Haus, das Herdegensche Haus u. a.;

unter den neuern: das Bankgebäude, der Lorenzer Pfarrhof, der Justizpalast, das Bergauschlößchen u. a. m. Unter den öffentlichen Denkmälern sind hervorzuheben: der sogen. »schöne Brunnen« am Markt, eine äußerst zierlich gearbeitete, figurenreiche, 19,5 m hohe, aus drei Abteilungen bestehende Steinspitzsäule (1385-96 unter dem Stadtbaumeister Friedr. Pfintzing vom Meister Heinrich dem »Balier« erbaut und zuletzt 1822-24 restauriert);

der zierliche, unter dem Namen des »Gänsemännchens« bekannte eherne Brunnen hinter der Frauenkirche (von Pankr. Labenwolf);

das Standbild A. Dürers auf dem gleichnamigen Platz (von Rauch entworfen und von Burgschmiet gegossen);

das des Meistersängers Hans Sachs auf dem Spitalplatz (von Kraußer modelliert und von Lenz gegossen);

das Steindenkmal Melanchthons auf dem Platz vor dem Gymnasium;

das 1876 errichtete Kriegerdenkmal (Viktoria) in der Adlerstraße (nach Wanderers Entwurf) und der 1881 nach Wanderers Entwurf errichtete Grübelsbrunnen mit der Statuette des Volksdichters Grübel.

Staatsverfassung - Sta

Bild 15.207: Staatsverfassung - Stabel
* 21 Stab.

Die »sieben Stationen« sind sieben vom Pilatushaus bis zum Johanniskirchhof aufgestellte steinerne Säulen mit Reliefs aus der Leidensgeschichte Jesu von A. Krafft. Der St. Johanniskirchhof, 1 km vor der Stadt, enthält die Grabmäler A. Dürers, Veit Stoß', Sandrarts, Wilibald Pirkheimers, Lazarus Spenglers, des Volksdichters Grübel etc., der Kirchhof zu St. Rochus das Grabmal Peter Vischers. Die Einwohnerzahl, 1818 erst 26,854, betrug 1885: 115,980 Seelen mit Einschluß der Garnison (darunter 24,213 Katholiken und 3738 Juden). Die Garnison besteht aus dem Stab [* 21] der 3. Division, der 6. Infanterie- und 3. Kavalleriebrigade, dem 14. Infanterieregiment, 1. Chevaulegers-Regiment und 1 Batterie Artillerie.

Der Kunstfleiß und die Gewerb- und Fabrikthätigkeit Nürnbergs sind weltberühmt und liefern die unter dem Namen »Nürnberger Waren« bekannten Spielzeuge, Kurzwaren, Messing- und Stahlwaren, Uhren, [* 22] Bleistifte (diese, außer mehreren Fabriken in Nürnberg selbst, namentlich die seit 1761 bestehende Fabersche Fabrik in dem nahen Ort Stein), Blattgold, chemische Produkte, Farben (namentlich die große Ultramarinfabrik von Zeltner), Pinsel, Bürsten, Nachtlichte, Siegellack, Honig- und Lebkuchen, Tabak [* 23] und Zigarren, Spielkarten, Zündhütchen, Haken u. Ösen, Filzschuhe, Maschinen, Eisenbahnwagen, Erzguß, elektrische Fabrikate und Fernsprecher; [* 24] ferner hat Nürnberg mehrere Schriftgießereien, zahlreiche Buchdruckereien, Buch- und Kunsthandlungen, Bierbrauereien, Mühlen [* 25] etc. Insgesamt zählte man 1886: 175 Fabriken.

Getreide (Zusammensetz

Bild 7.264: Getreide (Zusammensetzung, Nahrungswert etc.)
* 28 Getreide.

Der Handel erstreckt sich vornehmlich auf die Produkte der Industrie, daneben auf Kolonialwaren (Einfuhr aus den Niederlanden), Hopfen [* 26] (Ausfuhr nach Amerika), [* 27] Getreide [* 28] und Mehl, [* 29] Petroleum, Briefmarken. Die Ausfuhr nach den Vereinigten Staaten [* 30] betrug 1886: 5½ Mill. Dollar. Mit der Eisenbahn kamen 1886: 450,074 Ton. Güter an, während 128,994 T. abgingen;

auf dem Donau-Mainkanal angekommen 47,383 T., abgegangen 5540 T. Endlich ist der Geld- und Wechselverkehr Nürnbergs äußerst lebhaft, und zu dessen Förderung tragen eine Reichsbankstelle, die 1786 gegründete Königliche [* 31] Hauptbank, eine Hopfenbörse, Handelskammer, mehrere auf Aktien gegründete Industrieanstalten, der Hafen des an der Stadt vorüberführenden Donau-Mainkanals, die direkte Eisenbahnverbindung nach allen Richtungen (von Nürnberg gehen allein 8 Eisenbahnlinien aus) und mehrere gut besuchte Messen etc. bedeutend bei.

An höhern Bildungsanstalten hat Nürnberg: ein Gymnasium (im ehemaligen Ägidienkloster, 1526 von Phil. Melanchthon eingerichtet, ein zweites wird gegenwärtig gebaut), eine Industrie- und Kreisrealschule, ein Realgymnasium, eine berühmte Kunstgewerbeschule, eine Handelsschule, eine Kreis-Landwirtschaftsschule, eine Baugewerkschule, ein Taubstummen- und ein Blindeninstitut. Nürnberg ist reich an Kunstsammlungen, unter denen das 1852 vom Freih. v. Aufseß gegründete Germanische Museum (s. d.) in dem 1382 erbauten Kartäuserkloster obenan steht. Das 1871 gegründete Bayrische Gewerbemuseum enthält reiche Mustersammlungen für das Kunstgewerbe. Nächstdem verdienen Erwähnung: die Stadtbibliothek im ehemaligen Dominikanerkloster mit 70,000 Bänden, vielen Inkunabeln, seltenen Handschriften etc.;

die mit der Kunstschule verbundene Sammlung von Skulpturen und Gipsabgüssen;



Nürnberg (Geschichte)

Bild 12.284: Nürnberg (Geschichte)
* 32 Seite 12.284.

die städtische

Adler

Bild 1.120a: Adler
* 34 Adler.
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Gemäldegalerie, die sich besonders durch treffliche Bilder aus der altdeutschen Schule auszeichnet; die Bildersammlung der Moritzkapelle wurde 1882 dem Germanischen Museum überwiesen, und die Kapelle dient nun zu religiösen Versammlungen. Unter den zahlreichen Privatsammlungen sind die bedeutendsten: die Pickertsche Antiquitätensammlung und die Merkelsche Familiensammlung (jetzt im Germanischen Museum aufbewahrt). Der Albrecht Dürer-Verein veranstaltet permanente Gemäldeausstellungen. An Wohlthätigkeits- und sonstigen gemeinnützigen Anstalten bestehen: ein allgemeines Krankenhaus, eine Heil- (Maximilians-) Anstalt für Augenkranke, ein Waisenhaus, 2 Pfründnerhäuser, eine Zentralbibelgesellschaft und zahlreiche Vereine. Zu erwähnen sind noch: der 1644 gestiftete, noch jetzt bestehende pegnesische Blumenorden (s. Pegnitzorden), ein Industrie- und Kulturverein, die Naturhistorische Gesellschaft sowie der Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg ist Sitz eines Oberlandes- und Landgerichts (letzteres für die acht Amtsgerichte zu Altdorf, Gräfenberg, Hersbruck, Hilpoltstein, Lauf, Nürnberg, Roth und Schwabach), [* 33] eines Bezirks- und eines Hauptzollamtes, eines Oberpostamtes etc. Um die Wälle ziehen sich schattenreiche Alleen. Besuchte Vergnügungsorte sind: der auf dem alten »Judenbühl«, seit 1855 »Maxfeld« genannt, gelegene Stadtpark, die Rosenau, eine liebliche Anlage bei der Wißschen Villa, der Schellmanns- und Köchertzwinger und in der Umgegend der Dutzendteich, der Schmaußenbuck und die Alte Feste, letztere bekannt durch die Schlacht von 1632. Das Wappen der Stadt (s. Abbild., S. 282) ist ein halber schwarzer Adler [* 34] in goldenem Felde, das in der andern Hälfte sechsmalrot- u. silbergestreift ist. Auch führt die Stadt einen goldenen gekrönten Jungfernadler (Harpyie) [* 35] in Blau und einen schwarzen Adler in rotem Feld.

[Geschichte.]  

Urkundlich kommt Nürnberg zuerst 1050 vor, wird aber schon 1062 als Stadt bezeichnet. Heinrich III. hat ihr Marktfreiheit, Zoll- und Münzrecht verliehen. 1105 soll die Stadt von Heinrich V. erobert und zerstört sein, scheint jedoch bald wieder aufgebaut worden zu sein, denn 1127 wurde sie von Kaiser Lothar eingenommen und Heinrich dem Stolzen übergeben; Konrad III. nahm sie wieder für das Reich in Besitz. Friedrich II. verlieh ihr 1219 die Reichsfreiheit. Die Burggrafschaft Nürnberg, die zuerst 1105 erwähnt wird, ging 1191 an die Grafen von Zollern über.

Sächsische Herzogtümer

Bild 14.142a: Sächsische Herzogtümer, Fürstentümer Schwarzburg und Reuss
* 36 Schwarzburg.

Von ihr unabhängig entwickelte sich die Verfassung der Stadt, an deren Spitze schon 1236 Konsuln standen. Daneben gab es einen Rat und schon seit König Philipps Zeit einen Reichsschultheißen für die Gerichtsbarkeit. Als seit dem 15. Jahrh. der größte Teil des Reichsguts in den Besitz der Stadt überging, wurden auch der Butigler (für die Finanzen) und der Reichsforstmeister städtische Beamte. 1349 hing ein Teil der Bürger Günther von Schwarzburg [* 36] an und erregte einen Aufstand; aber Karl.

IV. erschien mit einem Heer und setzte den Rat wieder ein. Von nun an war Nürnbergs Wohlstand in stetem Wachsen, und es ward einer der ersten Handelsplätze in Europa, [* 37] indem es die von Italien [* 38] ihm zugeführten Waren nach dem Norden [* 39] vertrieb. Doch betrug seine Bevölkerung [* 40] im 15. Jahrh. nur 20,000 und stieg zu Anfang des 17. Jahrh. nur auf 40,000 Seelen. Erst durch den veränderten Weg des ostindischen Handels verlor es mehr und mehr von seinem Wohlstand. Von 1073 bis zum Ende des 16. Jahrh. sind viele Reichstage in Nürnberg gehalten worden; zu den wichtigsten gehört der 25. Nov. 1355 eröffnete, auf dem die Goldene Bulle entstand.

Die Reichskleinodien wurden 1424 nach Nürnberg gebracht und blieben bis 1806 daselbst. 1427 kaufte der Rat von dem Burggrafen Friedrich VI. die Burg samt allem Zubehör um 120,000 Gulden. Doch ward dieser Kauf Veranlassung zu vielen Zwistigkeiten mit den Markgrafen von Brandenburg-Ansbach. Schon 1449 brach eine Fehde mit dem Markgrafen Albrecht Achilles aus, in welcher eine Menge Dörfer und Weiler der beiden Parteien zerstört wurde, bis es endlich 1450 zum Vergleich kam. Als 1552 der Streit von neuem ausbrach, gelang es Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach nicht, die Stadt zu erobern.

Lehrbegriff - Lehrerin

Bild 61.37: Lehrbegriff - Lehrerinnen [unkorrigiert]
* 41 Lehre.

Während des bayrisch-pfälzischen Erbfolgekriegs glückte die Erwerbung mehrerer Ämter in der Oberpfalz, wie Lauf, Hersbruck, Altdorf, Betzenstein, Velden. Dadurch wurde das der Stadt gehörige ehemalige Reichsgebiet zwischen Regnitz, Schwarzach und Schwabach erheblich vergrößert. Die Reformation wurde 1524 eingeführt und Nürnberg bald eine Vorkämpferin der neuen Lehre. [* 41] Am 23. Juli 1532 wurde der Nürnberger Friede (erster Religionsfriede) zwischen den Protestanten und Katholiken und 10. Juni 1538 der Nürnberger Bund zwischen Kaiser Karl V. und den katholischen Ständen gegen die Protestanten hier geschlossen.

Während des Schmalkaldischen Kriegs hielt sich Nürnberg neutral. Am 10. Mai 1609 trat es der protestantischen Union bei. Im Dreißigjährigen Krieg stellte sich die Stadt 1631 unter den Schutz Gustav Adolfs und wurde von diesem gegen Tilly und besonders gegen Wallenstein kräftig verteidigt. Nach der für die Schweden [* 42] unglücklichen Schlacht bei Nördlingen, [* 43] und nachdem der Kurfürst von Sachsen [* 44] sich mit dem Kaiser verglichen hatte, war auch Nürnberg genötigt, dem Vergleich beizutreten.

Infolge des französischen Revolutionskriegs geriet die Stadt in eine so mißliche Lage, daß sie dem König von Preußen [* 45] 1796 zu freiwilliger Unterwerfung sich erbot, was aber nicht angenommen wurde. Beim Reichsdeputationshauptschluß von 1803 behielt Nürnberg die Reichsfreiheit, geriet aber mit dem König von Preußen als Burggrafen der Stadt in Zwistigkeiten, infolge deren Preußen einen Teil des Nürnberger Stadtgebiets förmlich in Besitz nahm. 1806 kam die Stadt mit einem Gebiet von 1266 qkm (23 QM.) und 80,000 Einw., aber auch mit einer Schuldenlast von fast 9 Mill. Gulden an die Krone Bayern. Am Schluß des Kriegs von 1866 (1. Aug.) wurde Nürnberg von einem preußischen Reservekorps unter dem Großherzog von Mecklenburg-Schwerin besetzt. Nürnberg ist Geburts- oder Aufenthaltsort nicht weniger berühmter Männer, als Martin Behaims, A. Dürers, Eoban Hesses, Melchior Pfintzings, Joachim Sandrarts, Wilibald Pirkheimers, Hans Sachs', Ad. Krafts, Peter Vischers, J. ^[Johann Konrad] Grübels u. a. Mehrere der wichtigsten Erfindungen wurden in Nürnberg gemacht, wie die der Taschenuhren, der Windbüchse, der Klarinette, des Messings, des Globus, des Feuerschlosses, des Pedals u. a.

Vgl.   »Nürnbergische Chroniken« (hrsg. von Hegel, Leipz. 1862-74, Bd. 1-5);

v. Stillfried-Rattonitz, Die Burggrafen von Nürnberg im 12. Jahrhundert (Görl. 1843);

Riedel, Ursprung und Natur der Burggrafschaft Nürnberg (Berl. 1854);

Soden, Kriegs- und Sittengeschichte der Reichsstadt Nürnberg (Erlang. 1860);

Roth, Geschichte des Nürnberger Handels (Leipz. 1800);

J. ^[Johannes] Voigt, Blicke in das kunst- und gewerbliche Leben der Stadt Nürnberg im 16. Jahrhundert (Berl. 1862);

Priem, Nürnberger Sagen und Geschichten (Nürnb. 1874);

Derselbe, Geschichte der Stadt Nürnberg (das. 1874);

Kleinschmidt, Augsburg, [* 46] Nürnberg und ihre Handelsfürsten im 15. und 16. Jahrhundert (Kassel [* 47] 1881);

Stockbauer, Nürnbergisches Handwerksrecht des

Fortsetzung Nürnberg: → Seite 12.285 || 16. Jahrhunderts (Nürnb. 1879); Roth, Die Einführung der Reformation in N. (Würzb. 1884);

Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910



Nürnberg

Bild 62.481: Nürnberg
* 48 Seite 62.481.
Titel
Elemente zu Nürnberg:

[12.282] Nürnberg (hierzu der Stadtplan)

Nürnberg.

[* 1]

1) Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Mittelfranken, hat 384,60 qkm, 1890: 49694, 1895: 55034 (27327 männl., 27707 weibl.) E. in 190 Ortschaften, darunter 1 Stadt. - 2) Unmittelbare Stadt (1133,369 ha) und Hauptort des Bezirksamtes Nürnberg, an der Pegnitz, ^[Abb: Wappen] in einer sandigen, aber wohlangebauten Ebene, ist Sitz des Bezirksamtes, eines Oberlandesgerichts (Landgerichte Ansbach, [* 49] Amberg, [* 50] Fürth, [* 51] Nürnberg, Regensburg, [* 52] Weiden), eines Landgerichts mit Kammer für Handelssachen und acht Amtsgerichten (Altdorf, Gräfenberg, Hersbruck, Hilpoltstein, Lauf, Nürnberg, Roth a. Sand, Schwabach), eines Amtsgerichts, Oberbahn-, Oberpost-, Hauptzollamtes, der königl. Hauptbank, einer Reichsbankstelle, Handels- und Gewerbekammer sowie der 3. Division, der 6. Infanterie- und 3. Kavalleriebrigade und hatte 1840: 46824, 1861: 62797, 1880: 99519,1890:142590,1895:162380 (79886 männl., 82494 weibl.) E., d. i. eine Zunahme seit 1890 um 19790 Personen oder 13,9 Proz. Dem Religionsbekenntnis nach waren 117.714 Evangelische, 38994 Katholiken. 4794 Israeliten und 923 Andersgläubige. In Garnison liegen das 2.-4. Bataillon des 14. Infanterieregiments Hartmann, das 1. Chevaulegersregiment Kaiser Alexander von Rußland, die 3. Abteilung des 2. Feldartillerieregiments und das Meldereiterdetachement des 2. bayr. Armeekorps (dem 1. Chevaulegersregiment zugeteilt).

Rechnet man zu der Einwohnerzahl von (1895) 162.380 noch diejenige der umliegenden Ortschaften, die durch wirtschaftliche Interessen mit Nürnberg verbunden sind, nämlich Erlenstegen (1031 E.), Mögeldorf (2414), Lichtenhof-Gibitzenhof(4906), Glaishammer (5381), Großreuth hinter der Veste (1363), Kleinreuth hinter der Veste (1053), Schoppershof (2271), Schnigling (2264), Schweinau (2640), Sündersbühl (3871), Thon (403) und Wezendorf (3029 E.), so ergiebt sich für Groß-Nürnberg eine Gesamteinwohnerzahl von rund 200000. Die Zahl der Geborenen betrug (1895) 5680, darunter 268 Totgeborene, der Eheschließungen 1369, der Gestorbenen 3845. (Hierzu ein Plan mit Verzeichnis der Straßen, Gebäude u. s. w.)

Anlage, Brunnen, Denkmäler. Die Stadt wird von der Pegnitz in zwei durch mehrere steinerne Brücken, hölzerne Stege und eine Kettenbrücke verbundene Hälften geteilt, die nach den Hauptkirchen Sebalder- und Lorenzerseite heißen. Die Befestigung mit Mauern und Türmen ist noch größtenteils erhalten, namentlich in der Nähe der alten Kaiserburg, welche von hohem Felsen herab die Stadt beherrscht. An Kunstbrunnen hat die Stadt den Tugendbrunnen an der Lorenzerkirche, 1589 von Benedikt Wurzelbauer gegossen;

Deutschland. Fluß- und

Bild 4.801a: Deutschland. Fluß- und Gebirgssystem
* 53 Deutschlands.

den Kunstbrunnen vor dem Spittler Thor, 1890 errichtet zur Erinnerung an die 1835 eröffnete erste Eisenbahn Deutschlands [* 53] von Nürnberg nach Fürth;

den Schönen Brunnen (s. Tafel: Brunnen I, [* 48] Fig. 4), 1385-96 von Meister Heinrich dem Palier erbaut;

das Gänsemännchen hinter der Frauenkirche (s. Tafel: Brunnen II, [* 48] Fig. 1), 1530 von Labenwolf, einem Schüler Peter Vischers, gegossen;

den Grübelsbrunnen mit der Statuette des Volksdichters Grübel (1881);

den Wasserspeier auf dem Maxplatz, eine steinerne Fontäne (1687), den Springbrunnen auf der Hallerwiese und die Kunstbrunnen auf dem Aufseßplatz (1895) und auf dem Marienplatz (1896) von Zadow.

Von Denkmälern sind zu nennen die Standbilder Philipp Melanchthons, 1826 von Burgschmiet aus Sandstein gefertigt, und Albrecht Dürers, 1840 nach Rauchs Modell von Burgschmiet gegossen, das Hans-Sachs-Denkmal, 1874 von Lenz gegossen, das Kriegerdenkmal (1876) und das Denkmal des Seefahrers Martin Behaim, 1890 errichtet.

Kraft [unkorrigiert]

Bild 60.671: Kraft [unkorrigiert]
* 55 Kraft.

Kirchen. Die St. Sebalduskirche, deren westl. Teil bis in die erste Hälfte des 13. Jahrh. zurückreicht, wurde in der Hauptsache 1256 (im Übergangsstil) vollendet, der östl. Chor 1361-77 im ausgebildeten got. Stil erbaut. Bemerkenswert ist das Bronzegrabmal des heil. Sebaldus mit 72 [* 48] Figuren, von Peter Vischer und seinen Söhnen gefertigt (s. Tafel: Deutsche Kunst [* 54] IV, [* 48] Fig. 1), das Grabdenkmal der Familie Schreyer (1492) von Adam Kraft [* 55] in einer Pfeilernische an der Außenseite und viele andere Kunstwerke; die St. Lorenzkirche hat eine schöne Westfaçade aus dem Ende des 13. Jahrh. und ein herrliches Westportal (12 m hoch) mit Thüren (1824) von Heideloff und einer kunstvollen Fensterrose von 9,34 m Durchmesser, 2 Türme (77 m) und birgt das herrlichste Kunstwerk Adam Krafts, das sog. Sakramentshäuschen (1496-1500), ein got. Türmchen (18,7 m) in feiner Sandsteinarbeit, ferner den Englischen Gruß (1517 und 1518) von Veit Stoß, Glasgemälde von Hirschvogel u. a. (das Kaiser-Wilhelms-Fenster ist 1881 nach Professor Wanderers Entwurf gemalt von Hans Klaus), Wandgemälde, Altäre und Gußwerke;

die Frauen- oder Marienkirche, 1355-61 erbaut, seit 1816 der kath. Gemeinde überlassen;

die Egidienkirche, 1711-18 an Stelle der alten romanischen, 1696 abgebrannten Klosterkirche erbaut, mit einem Altarbild von van Dyck;

Orden

Bild 12.426a: Orden
* 56 Orden.

die wahrscheinlich schon im 12. Jahrh. gegründete, 1209 von Kaiser Otto IV. dem Deutschen Orden [* 56] geschenkte und 1824 und 1892 renovierte Jakobskirche, die Heiliggeist- oder Spitalkirche (1333 -39), in der 1424-1796 die Reichskleinodien aufbewahrt wurden;

in den Vorstädten liegen die Bartholomäuskirche, die St. Johanniskirche mit dem Kirchhof, die St. Peters-, St. Leonhards-, St. Rochuskirche, das Kirchlein Zum Heiligen Kreuz [* 57] bei St. Johannis, der Hallerschen Familie gehörig, sowie die neue Christuskirche in Steinbühl (1894).

Die Synagoge wurde 1870-74 von Wolf erbaut.

Von berühmten Männern liegen auf dem St. Johannisfriedhof: Albr. Dürer, Wilibald Pirkheimer, Lazarus Spengler, Wenzel Jamnitzer, Veit Stoß, Anselm und Ludwig Feuerbach u. a.; auf dem Rochusfriedhof: Peter Vischer; der neue Centralfriedhof mit einem schönen Portal ist 1880 eröffnet worden. Von Adam Kraft stammen die sieben Stationen in Steinrelief auf dem Wege zum Johannisfriedhof und die Kreuzigung daselbst.



Nürnberg

Bild 62.482: Nürnberg
* 59 Seite 62.482.

Weltliche Bauten. Die Burg, urkundlich 1050 nachweisbar, wurde von Friedrich Barbarossa erweitert, später mehrfach verändert und häufig von den deutschen Kaisern bewohnt; der älteste Teil der Kaiserburg ist der sog. Heidenturm mit zwei roman. Kapellen (12. Jahrh.) übereinander; im Innern der Burg, die 1854-56 vom Architekten Voit in got. Stil erneuert und als königl. Wohnung in Stand gesetzt wurde, befinden sich schöne Kachelöfen. [* 58] Der fünfeckige Turm (Altnürnberg genannt) vor der Burg, wohl das älteste Bauwerk der Stadt, enthält eine Altertümersammlung. Das Rathaus am Fuße

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des Burgberges, mit 89 in langer Front, wurde im ital. Stil 1616-22 von dem Architekten Jakob Wolff neu erbaut, der nordöstl. Teil 1884-89 unter Leitung von Essenwein und unter Beihilfe von Heinrich Wallraff errichtet. Den großen Saal schmücken große Wandgemälde nach Dürers Entwürfen: Das ungerechte Gericht, Der Pfeiferstuhl, Triumphzug Kaiser Maximilians, und mehrere kleine von Gabriel Weyer, Paul Juvenell, Jobst Harrich und Jörg Gärtner, die Decke [* 60] des Korridors ein Gesellenstechen (Turnier) von Hans und Heinrich Kühn, den Hof ein zierlicher Brunnen (1557) von Labenwolf und got. Balustraden aus dem Beginn des 16. Jahrh. von Hans Beham.

Sonst sind erwähnenswert die sog. Baumeisterwohnung im Peunthof (1615), das Zeughaus (1688), die Maut, ursprünglich ein Kornhaus (1499) u. a., ferner der Justizpalast (1877) von Solger, das 1893-95 im Garten [* 61] des ehemaligen Katharinenklosters errichtete stattliche Bayrische Gewerbemuseum und zahlreiche Privatgebäude, wie das Albrecht-Dürer-Haus, renoviert von der Dürer-Hausstiftung, das Schlüsselfeldersche, auch Nassauer Haus genannt (1390), das Tuchersche und das Rupprechtsche, das Pellersche (jetzt Eyßersche), das Topplersche (später Sandrartsche) und eine Reihe neuerer Privathäuser, die den Altnürnberger Bauten auf das glücklichste nachgebildet sind.

Verwaltung, Finanzen. Die Stadt wird verwaltet von einem Ersten Bürgermeister (Dr. von Schuh, 15000), Zweiten Bürgermeister (Friedr. Täubler, 10000 M.), 27 Magistratsmitgliedern und 51 Gemeindebevollmächtigten. Für Feuerlöschwesen besteht eine freiwillige Feuerwehr von 421 Mann; ferner hat die Stadt ein Gaswerk, Elektricitätswerk (1896), eine Wasserleitung [* 62] (1886) und einen Vieh- und Schlachthof (1892).

Unterrichts- und Bildungswesen. Nürnberg hat ein Altes Gymnasium, 1526 von Melanchthon eingerichtet, Neues Gymnasium (1889), Realgymnasium, zwei höhere Töchterschulen, Industrie-, Kunstgewerbe-, Musik-, Handels- und Baugewerkschule, Taubstummenanstalt, Blindenerziehungsanstalt und ein Waisenhaus. Im alten Dominikaner- oder Predigerkloster befindet sich die bedeutende und bemerkenswerte Stadtbibliothek (etwa 80000 Bände), und das städtische Archiv.

Unter den Sammlungen für Kunst und Wissenschaft nimmt den ersten Platz ein das Germanische Museum (s. d., Direktor Gustav von Bezold), für Industrie und Gewerbe das seit 1871 bestehende, seit 1896 in einem neuen Gebäude befindliche Bayrische Gewerbemuseum mit reichen Sammlungen von Musterarbeiten aller Zeiten und Kulturvölker und kunstgewerblichen Gegenständen. Der Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg pflegt die Ortsgeschichte; für Dichtung und Litteratur besteht der alte 1644 gegründete Pegnesische Blumenorden, für die künstlerischen Interessen wirkt der Albrecht-Dürer-Verein mit permanenter Ausstellung von Gemälden und andern Kunstgegenständen. Nürnberg hat ein Stadttheater, ein Sommertheater, Ateliers für kirchliche Kunst und artistische Anstalten für Holzschnitzereien und Herstellung von Altarwerken, Kanzeln u. s. w., Erzgießerei von Professor Lenz.

In N. erscheinen 10 politische Zeitungen; die wichtigsten sind: «Fränkischer Kurier» (freisinnig),

«Fränkische Morgenzeitung» (nationalliberal) und «Fränkische Tagespost» (socialdemokratisch);

Bierbrauerei

Bild 2.912a: Bierbrauerei
* 63 Bierbrauerei.

außerdem eine Reihe gewerblicher und wissenschaftlicher Blätter und Zeitschriften, z. B. für Bierbrauerei [* 63] und Hopfenbau, die vom Bayrischen Gewerbemuseum herausgegebene «Bayrische Gewerbezeitung» u. a.

Industrie, Handel. Wichtigste Industriezweige sind die Fabrikation von Kurzwaren und Spielsachen (Nürnberger Waren), die seit langem einen Weltruf genießen, ebenso wie die Nürnberger Lebkuchen, ferner von Metall-, Holz-, Horn- und leonischen Waren, mechan. und optischen Waren, Messingarbeiten, Reißzeugen, Ultramarin, Margarine, Maschinen, Nachtlichtern, Öfen, [* 64] Pinseln und Bürsten, Schuhwaren, Tabak, Fahrrädern, Bronze- und Brokatwaren, sowie Abziehbildern (Metachromotypie); bedeutend sind die Erzgießerei, Lithographie, Kunstanstalten, Gold- und Metallschlägerei, die Brauerei und die Bleistiftfabrikation (s. Faber A.W.).

Hebriden, Neue - Hebun

Bild 8.262: Hebriden, Neue - Hebung
* 65 Hebung.

Größere Fabriken sind ferner die Nürnberger Maschinenbau-Aktien-Gesellschaft, vormals Cramer-Klett, die Zeltnersche Ultramarinfabrik, die Elektricitäts-Aktiengesellschaft, vormals Schuckert & Co. (s. Schuckert), die Aktienbrauerei vormals Henninger, die Kurzsche (J. G. Reif), die Freiherr von Tuchersche Brauerei, die Gebrüder Lederersche (Aktien-) Brauerei und das Brauhaus Nürnberg (Aktienbrauerei). Nürnberg ist Sitz der 1. Sektion der Steinbruchs - und der Süddeutschen Edel- und Unedelmetall-, der 2. Sektion der Süddeutschen Eisen- und Stahl-, der 5. der Brauerei- und Mälzerei, der 15. der Müllerei-, der 27. der Fuhrwerks-Berufsgenossenschaft, der 7. Sektion der Berufsgenossenschaft der Gas- und Wasserwerke, der 8. Sektion der Papierverarbeitungs- und der Berufsgenossenschaft der chem. Industrie und der 10. Sektion der Berufsgenossenschaft der Feinmechanik, ferner des Vereins für Hebung [* 65] der Fluß- und Kanalschiffahrt in Bayern.

Der Handel war schon in frühester Zeit sehr bedeutend; er steigerte sich zum Welthandel. Nürnberg übernahm die Vermittelung zwischen den bedeutendsten südeurop. Staaten und dem nördl. Deutschland; seine Kaufleute zogen in die Niederlande, [* 66] nach Polen, Österreich, [* 67] Ungarn, [* 68] Italien, Frankreich und in die Schweiz. [* 69] Erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrh. beginnt die Abnahme des Handels, doch hatten noch bis ins 17. Jahrh. ital. Handelshäuser Zweigniederlassungen in Nürnberg. Jetzt umfaßt der Handel hauptsächlich Kolonialwaren und Getreide, Mehl, Petroleum, Droguen, Eisen- und Metallwaren, Feld- und Gartenerzeugnisse, Holz, [* 70] Wein, sowie Hopfen, für den Nürnberg Weltmarkt ist.

Der jährliche Bahnversand von Hopfen beträgt etwa 10000-12500 t in jeder Saison. Der Wert der Jahresumsätze in den etwa 300 Hopfenhandlungshäusern beläuft sich auf 40-80 Mill. M. Der Handel wird unterstützt durch die 1786 gegründete königl. Hauptbank, eine Reichsbankstelle, die Vereinsbank, Filiale der Bayrischen Notenbank, Handelskammer, Hopfenbörse und den Ludwigs-Donau-Main-Kanal (s. d.). Die Nürnberger Lebensversicherungsbank (Aktiengesellschaft) besteht seit 1885.

Verkehrswesen. Auf dem Ludwigs-Donau-Main-Kanal kamen im Hafen von Nürnberg in der Richtung nach der Donau an 762 t;

es gingen ab 2867 t, durch 628 t Güter;

die entsprechenden Ziffern für den Güterverkehr in der Richtung nach dem Main waren 34009, 431 und 22 046 t;



Nürnberger Eier - Nußb

Bild 62.483: Nürnberger Eier - Nußbaum (Pflanzengattung)
* 72 Seite 62.483.

außerdem kamen 145 t Flöße an und gingen 3347 t nach dem Main durch. Nürnberg hat einen Centralbahnhof für die Linien Probstzella-Nürnberg-München, Würzburg-Nürnberg-Passau, Furth i. Wald-Nürnberg-Crailsheim, Eger-Nürnberg (151,4 km) der Bayr. Staatsbahnen [* 71] mit dem Ostbahnhof in der Vorstadt St. Jobst und einen Bahnhof (Ludwigsbahnhof)

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481 für die Linie Nürnberg-Fürth (6 km) der Ludwigsbahn. Der gesamte Eisenbahngüterverkehr betrug (1895) 196.588 t. – Straßenbahnen mit elektrischem Betrieb (Nürnberg-Fürther Straßenbahngesellschaft) führen vom Centralbahnhof in die Stadt und von dort nach mehrern Vororten und nach Fürth. – Nürnberg hat 2 Postämter, ein Bahnpostamt, 8 Stadtpostexpeditionen, 11 Telegraphenstationen und Fernsprecheinrichtung. Geschichte. Urkundlich kommt Nürnberg erst 1050 vor.

Der Ausgangspunkt seiner Entwicklung war die Burg. Unter den Hohenstaufen wurde die Stadt von den Kaisern besonders begünstigt, Friedrich II. verlieh ihr einen wichtigen Freiheitsbrief (1219). Burggrafen von Nürnberg waren seit Heinrichs VI. Zeit die Grafen von Zollern (s. Hohenzollern); [* 73] sie hatten ihre eigene Burg in Nürnberg, welche 1420 in einer Fehde des Burggrafen Friedrich VI. mit dem Herzog von Bayern-Ingolstadt abgebrannt wurde, worauf der Burggraf, welchen Kaiser Sigismund schon 1415 die Mark Brandenburg verliehen hatte, 1427 die Ruine nebst seinen Waldgerechtsamen, der Vorstadt Wöhrd und einigen Orten bei Nürnberg, mit Ausschluß der Lehen, des Landgerichts, Wildbanns und Geleitrechts, an die Stadt verkaufte. Nürnberg war oft der Sitz der Reichstage.

Blutbewegung (chemisch

Bild 3.61: Blutbewegung (chemische Einflüsse auf die Herzarbeit; die B. in den Gefäßen)
* 74 Blüte.

In das 15. und 16. Jahrh. fällt die Zeit seiner höchsten polit. Bedeutung und seiner Blüte [* 74] in Kunst und Wissenschaft durch das fast gleichzeitige Wirken von Albr. Dürer, Adam Kraft, Peter Vischer, Veit Stoß, Hans Sachs, Wilibald Pirkheimer, Lazarus Spengler, Wenzel Jamnitzer u.a.m. 1525 wurde die Reformation in Nürnberg eingeführt und 23. Juli 1532 der erste Religionsfriede daselbst abgeschlossen. Im Dreißigjährigen Kriege litt die Stadt sehr; von dieser Zeit an begann ihr Verfall, und als sie auch noch durch die Drangsale der Franzosenkriege heimgesucht wurde, geriet sie in gänzlichen finanziellen Ruin. Durch die Rheinbundsakte (1806) wurde sie dem Königreich Bayern einverleibt und hob sich seitdem wieder mächtig empor. Sie ist jetzt die bedeutendste Industriestadt Bayerns. 1882 fand hier eine große bayr. Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunstausstellung (s. Tafel: Ausstellungsgebäude [* 75] II, [* 72] Fig. 5), 1885 eine internationale Metallausstellung und 1896 die zweite, sehr bedeutende bayr. Landes-Industrie-, Gewerbe-und Kunstausstellung statt.

Vgl.   Lochner, N.s Vorzeit und Gegenwart (Nürnb. 1845);

Riedel, Ursprung und Natur der Burggrafschaft Nürnberg (Berl. 1854);

Chroniken der deutschen Städte, Bd. 1–3, 10 u. 11: Nürnberg (Lpz. 1862–74);

Priem, Nürnberger Sagen und Geschichten (Nürnb. 1870);

Reicke, Geschichte der Reichsstadt Nürnberg (ebd. 1896);

Stockbauer, Nürnbergisches Handwerksrecht des 16. Jahrh. (ebd. 1879);

Kleinschmidt, Augsburg, Nürnberg und ihre Handelsfürsten im 15. und 16. Jahrh. (Cass. 1881);

Vocke, Das burggräfl.

Schloß zu Nürnberg (Nürnb. 1882);

Schultheiß, Nürnberg (2. Aufl., ebd. 1882);

Rée, Wanderungen durch das alte Nürnberg (3. Aufl., ebd. 1896);

Mummenhoff, Altnürnberg (Bamb. 1890);

ders., Das Rathaus in Nürnberg (Nürnb. 1892);

ders., Die Burg zu Nürnberg (ebd. 1896);

ders., Führer durch Nürnberg (ebd. 1896);

ders., Führer durch das Rathaus (ebd. 1896);

H. Thode, Die Malerschule von Nürnberg im 14. und 15. Jahrh. (Frankf. a.M. 1891);

Schüßler, Illustrierter Führer durch Nürnberg (2. Aufl., Nürnb. 1893);

Ludewig, Die Politik N.s im Zeitalter der Reformation (Gött. 1893);

Rösel, Altnürnberg (Nürnb. 1895);

Schwanhäußer, Die Nürnberger Bleistiftindustrie (ebd. 1895);

Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg (ebd.).