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  • ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz

Kompaß

[* 3] (franz. compas, ital. compasso), ein für den Gebrauch der Seefahrer, Feldmesser etc. bestimmtes Instrument, enthält eine auf einem Stift frei schwingende Magnetnadel, die sich stets der magnetischen Nordsüdrichtung parallel stellt, und dient zu Winkelmessungen, d. h. zur Bestimmung der Richtungslinie von Gegenständen mit Bezug auf die Nordsüdrichtung der Magnetnadel. Dieses Bestimmen der Richtungslinie nennt der Seemann peilen, und der Winkel, [* 5] welchen die Kiellinie eines Schiffs mit der durch die Achse der Magnetnadel (Kompaßmeridian) gelegten Vertikalebene bildet, heißt der Kurs des Schiffs.

Norddeutscher Lloyd -

Bild 62.415: Norddeutscher Lloyd - Nordenberg [unkorrigiert]
* 6 Norden.

Der Schiffskompaß enthält oberhalb der Magnetnadel und in fester Verbindung mit ihr eine aus Marienglas oder Papier gefertigte kreisrunde Scheibe (Windrose), deren Peripherie, vom Nordpol der Nadel beginnend, in 32 Teile (Kompaßstriche) geteilt ist, welche den Himmelsrichtungen entsprechende Namen besitzen. Norden, [* 6] Süden, Osten, Westen, die vier Kardinalpunkte der Windrose, teilen dieselbe in 4 Quadranten à 8 Striche. Diese Einteilung genügt für die Steuerkompasse, während Instrumente zu genauern Peilungen (Peilazimut) außerdem noch eine Gradeinteilung und Meßinstrumente (Diopter) [* 7] erhalten.

Auf dem Schiff [* 8] steht der Steuerkompaß unmittelbar vor dem Steuerrad, der Peilkompaß erhöht auf einem Stativ, so daß er den ganzen Horizont [* 9] beherrscht. Die Windrose mit der Magnetnadel dreht sich auf einer Stahlspitze (Pinne), die zentral in einem cylinderförmigen Gehäuse aus Messingblech befestigt ist, und letzteres ist wieder in dem Kompaßhäuschen mit großer Sorgfalt dergestalt angebracht, daß 2 oder 4 in der Innenwand des Gehäuses in der Höhe der Windrose befindliche Striche (Steuerstriche) genau parallel mit der Vertikalebene des Schiffskiels stehen, resp. mit derselben zusammenfallen.

Das Gehäuse hängt in Cardanischen Ringen und erhält sich daher auch bei nicht zu starkem Schwanken des Schiffs stets in horizontaler Lage. Bei schwerem Sturm wendet man indes auch schwerere, stabilere Windrosen (Sturmrosen) und bei sehr heftigem Schwanken sowie bei Booten Fluidkompasse an, deren Rose in Glycerin schwimmt. Die Güte eines Kompasses hängt hauptsächlich von der Fehlerlosigkeit und Stärke [* 10] der Magnetnadel ab;

stimmt bei dieser die magnetische Achse nicht mit der geometrischen überein (Kollimationsfehler), so muß man vor dem Gebrauch des Kompasses eine Korrektur anwenden;

die Empfindlichkeit der Nadel darf weder zu groß noch zu klein sein;

beim Azimutkompaß soll die aus ihrer Ruhelage gebrachte Nadel 12, beim Steuerkompaß 6-8 Doppelschwingungen machen.



Kompaßberg - Kompaßpfl

Bild 9.995: Kompaßberg - Kompaßpflanzen
* 12 Seite 9.995.

Die Chinesen sollen den Kompaß schon 121 n. Chr. benutzt haben. Die frühste Kunde von der Nordweisung treffen wir bei Alex. Neckam, dem Milchbruder von Richard Löwenherz, und etwas später bei Guiot von Provins, und es ist nicht sicher, ob die Nadel aus China [* 11]

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unmittelbar oder durch die Hände der Araber nach Europa [* 13] gelangt ist. Flavio Gioja hat wahrscheinlich das Verdienst, einen nadelförmigen Magnet zuerst in eine Büchse eingeschlossen zu haben (1302-20). Erst zu Anfang dieses Jahrhunderts wurde man auf einen Fehler in den Angaben des Kompasses aufmerksam (Flinders, Reife nach Australien, [* 14] 1801), welcher dadurch entsteht, daß das im Schiffe [* 15] verbaute Eisen, [* 16] durch die Einwirkung des Erdmagnetismus magnetisiert, seine Anziehungskraft auf die Kompaßnadel ausübt und sie von ihrer dem magnetischen Meridian parallelen Richtung ablenkt.

Anker - Anklagejury

Bild 1.597: Anker - Anklagejury
* 17 Anker.

Von höchster Bedeutung für die Schiffahrt wurde dieser Fehler bei der Einführung des Eisenschiffbaues und der Panzer, und man wendet ihm jetzt die größte Aufmerksamkeit zu. Die Wirkung, welche das magnetische Eisen eines Schiffs auf die Magnetnadel ausübt, ändert sich mit dem Winkel, in welchem dasselbe zu ihr steht, und folglich mit dem Kurs, welchen das Schiff nach dem Kompaß verfolgt. Überdies ändert sich die Polarität weichen Eisens mit der Stellung desselben zum magnetischen Meridian und ist im allgemeinen am größten, wenn das Eisen in seiner größten Längenausdehnung dem magnetischen Meridian parallel steht. Um nun die Deviation, d. h. den Winkel, welchen die Kompaßnadel unter dem Einfluß des Eisens im Schiff mit der magnetischen Nordsüdlinie bildet, zu bestimmen, schwingt man das Schiff, sobald die vollständige Ausrüstung am Bord ist, vor seinem Anker, [* 17] resp. an einer besondern Deviationsboje durch alle 32 Kompaßstriche und vergleicht die Angabe des Schiffskompasses, die man beim Peilen irgend eines entfernten Objekts erhält, mit denen eines andern Kompasses, welchen man in derselben Peilungslinie außerhalb der die Deviation hervorrufenden Ursachen aufgestellt hat.

Auf See bestimmt man die Deviation durch astronomische Beobachtungen. Die erhaltenen Resultate legt man in einer Deviationstabelle nieder, so daß man die Korrektur für jeden Strich sofort ablesen kann; sind die Fehler aber sehr groß (eiserne Schiffe, Panzer), so bringt man zur Korrektur permanente Magnete (Airysche Magnete) oder weiches Eisen an. Die Deviation eines Kompasses ändert sich aber bei jeder Ortsveränderung des Schiffs in der Breite, [* 18] weil damit die Intensität des Erdmangnetismus ^[richtig: Erdmagnetismus] und folglich auch der durch ihn induzierte Magnetismus [* 19] des weichen Eisens zu- oder abnimmt, und man muß daher die Deviationsbestimmungen stets von neuem wiederholen, sobald man viel in der Breite verändert hat. Je nach den Ursachen, aus welchen die Deviation entsteht, unterscheidet man quadrantale (so genannt, weil sie in jedem Quadranten des Kompasses einmal am größten ist und einmal verschwindet), hervorgerufen durch den Induktionsmagnetismus des horizontal liegenden Eisens, und semizirkuläre Deviation, so genannt, weil sie nur an zwei gegenüberliegenden Punkten der Windrose nicht vorhanden ist, nämlich an denjenigen, in welchen die Nadel direkt auf den Pol des dieselbe verursachenden Magnets hinweist; sie verdankt zum Teil dem Induktionsmagnetismus vertikaler Eisenmassen ihre Entstehung, bei eisernen Schiffen aber wird sie hauptsächlich durch den permanenten Magnetismus erzeugt, welchen diese Schiffe annehmen, weil sie, beim Bau in unveränderter Richtung zum magnetischen Meridian liegend, heftigen Erschütterungen durch Hämmern etc. ausgesetzt sind.

Beide Faktoren kombinieren sich nun zu einem einzigen Magnet, dessen Pole irgendwo im Schiff liegen und von dort auf den Kompaß wirken. Die Verbindungslinie dieser Pole, die magnetische Achse des Schiffs, ist in ihrer Lage unabhängig von der Lage des Schiffs beim Bau und der Inklination des Bauortes analog. Der permanente Magnetismus der Eisenschiffe ist in seinem Zusammenwirken mit dem veränderlichen induzierten Magnetismus eine fast unberechenbare Fehlerquelle, und besonders kompliziert werden die Verhältnisse beim Arbeiten des Schiffs, wo ein Teil des nicht mehr horizontalen Eisens semizirkuläre, ein Teil des nicht mehr vertikalen Eisens quadrantale Deviation hervorruft und beim Überholen des Schiffs dies alles sich vielleicht umkehrt.

Dienstbarkeit - Dienst

Bild 4.954: Dienstbarkeit - Dienstvergehen
* 20 Dienste.

Aber auch der permanente Magnetismus ist nicht unwandelbar, ein bedeutender (aber unberechenbarer) Teil (der subpermanente Magnetismus) geht verloren, wenn das neue Schiff zum erstenmal dem Spiel der Wogen ausgesetzt ist, und erst, wenn das Schiff ein Jahr Dienste [* 20] gethan und ziemlich viel schlechtes Wetter [* 21] gehabt hat, ist der jedem Schiff eigentümliche magnetische Charakter stabil geworden. Auf Holz- und besonders auf Segelschiffen beträgt die Deviation ca. 3°, auf eisernen Schiffen oft 4-6°. Der permanente Magnetismus wird bei ihnen am größten, wenn das Schiff beim Bau mit dem Steven Nord oder Süd gelegen hat, am kleinsten, wenn es zur Hälfte in einer entgegengesetzten Richtung vollendet werden kann.

Hierauf wird beim Panzern des vom Stapel gelaufenen Schiffs Rücksicht genommen. Bei der Aufstellung des Kompasses an Bord ist zu beachten, daß kein Eisen in unmittelbarer (2 m) Nähe sich befindet, größere Eisenmassen aber mindestens 4-5 m entfernt sind. In großem Umfang werden an der deutschen Seewarte zu Hamburg [* 22] Kompaßbeobachtungen und -Regulierungen betrieben. Speziell ist eine Sektion mit Regulierung und Aufstellung der Kompasse auf den Schiffen der Handelsmarine beauftragt. Neumayer hat einen sehr sinnreichen Apparat zur Belehrung auch wissenschaftlich weniger vorgebildeter Seeleute über die Deviation des Kompasses auf eisernen Schiffen konstruiert: Vgl. Bussole.