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Osténde | eLexikon | Geographie - Belgien - Provinzen

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Ostasien - Osteologie

Bild 12.476: Ostasien - Osteologie
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OsténdeHauptstadt eines Arrondissements in der belg. Provinz Westflandern, an der Nordsee, durch Kanäle / 506
OstendeStadt in der belg. Provinz Westflandern, berühmtes Seebad, durch Kanäle mit Brügge, Gent, / 139

Seite 12.476

Osténde

645 Wörter, 4'695 Zeichen

Geographie — Belgien — Provinzen

Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888

Osténde,

Keruan - Kerzen

Bild 9.696: Keruan - Kerzen
* 4 Kerzenfabrikation.

Hauptstadt eines Arrondissements in der belg. Provinz Westflandern, an der Nordsee, durch Kanäle mit Gent, [* 2] Nieuport und Dünkirchen [* 3] sowie als Endpunkt der großen Eisenbahnlinie Köln-Lüttich-Mecheln-Osténde mit sämtlichen größern Städten Belgiens, Hollands, des nordöstlichen Frankreich und der deutschen Rheinlande verbunden. Osténde ist der zweite Seehafen Belgiens, hat schöne, regelmäßige Straßen, 2 Kirchen, ein schönes Stadthaus (1711 erbaut), ein Handelsgericht, eine Börse, Schiffahrtsschule, ein Schauspielhaus, eine Schiffswerfte, Leinwand-, Segeltuch-, Spitzen-, Tabaks- und Kerzenfabrikation, [* 4] Taudrehereien, Bierbrauereien, Salzsiedereien, bedeutende Seefischerei (195 Fahrzeuge), Schiffahrt (1884 liefen 558 Schiffe [* 5] von 189,382 Ton. ein), lebhaften Handel mit Großbritannien, [* 6] Deutschland, [* 7] Norwegen [* 8] (Einfuhr von Holz, [* 9] Steinkohlen, Wolle, Rohseide etc., 1884 zusammen im Wert von 13¼ Mill. Mk.; Ausfuhr besonders von Butter, Fleisch und Flachs), eine Industrieschule, bischöfliches Seminar und (1887) 22,602 Einw. Osténde ist Sitz eines deutschen Konsuls.

Die ehemaligen beträchtlichen Festungswerke sind in den letzten Jahren geschleift worden. Von höchster Bedeutung für die Stadt sind die vortrefflich eingerichteten Seebäder, die jährlich von 15-20,000 Menschen (meist Deutschen) besucht werden. Die Küste entlang zieht sich, die Stadt vom Meer trennend, ein gewaltiger Steindamm (digue), ca. 1 km lang, 3-4 m breit, der Korso von Osténde, mit großartigen Hotels und Restaurants. Nordöstlich schließt sich an den Damm die sogen. Estakade, zwei weit ins Meer hineinragende Doppelreihen eingerammter Pfähle mit darüberliegenden Bohlen, die zum Schutz des Hafens dienen und ebenfalls als Spaziergang benutzt werden.

London

Bild 10.896a: London
* 10 London.

Der Hafen besteht aus dem Vorhafen, dem Handelshafen, mit Kaianlagen zum Verladen, und dem Binnenhafen. Die meisten Hafenanlagen wurden unter Joseph II. erbaut; Napoleon I. ließ das großartige Bassin de retenue mit mächtigen Schleusenthoren anlegen, dessen bei der Flut zurückgehaltene Wassermassen hinausstürzend das Fahrwasser vertiefen. Jenseit der Hafeneinfahrt, die 150 m lang ist, steht der Leuchtturm, 52,5 m hoch. Regelmäßige Dampfschiffahrt verbindet Osténde mit London [* 10] sowie mit den wichtigsten Seehafen der Nordsee und des Landes. 13 km westlich davon liegt das Dorf Westende. - Osténde war lange ein unbedeutende Fischerdorf, das 1072 von Robert von Friesland zum Flecken erhoben, 1445 von Philipp dem Guten von Burgund mit Mauern umgeben ward.

Belgien und Luxemburg

Bild 2.644a: Belgien und Luxemburg
* 11 Belgien.

Berühmt wurde Osténde durch die Belagerung vom 7. Juli 1601 bis 20. Sept. 1604, die mit der Übergabe des Platzes an die Spanier unter Spinola endete. Im spanischen Erbfolgekrieg wurde Osténde 1706 von den Alliierten belagert und zur Kapitulation genötigt. Im österreichischen Erbfolgekrieg ward es 1745 von den Franzosen erobert, kam aber im Aachener Frieden wieder an die Österreicher. Nachdem Joseph H. Osténde 1781 zu einem Freihafen erklärt hatte, erhob es sich in kurzer Zeit auf Unkosten der Holländer zu einem der blühendsten Handelsplätze Europas. Im französischen Revolutionskrieg fiel Osténde durch die Schlacht von Fleurus (1793) mit dem übrigen Belgien [* 11] in die Hände der Franzosen; 1814 kam es an die Niederlande [* 12] und 1830 an das Königreich Belgien. Während der beiden folgenden Jahre, in denen Antwerpen [* 13] von den Holländern besetzt blieb, nahm der Handel von Osténde einen erstaunlichen Aufschwung, sank jedoch nach dem Frieden so sehr, daß gegenwärtig sein Schiffsverkehr nur ein Zehntel desjenigen von Antwerpen beträgt. Neuerdings macht ihm Vlissingen als Überfahrtsort nach England gefährliche Konkurrenz.

Vgl.   Verhaeghe, Das Seebad Osténde (Ostende [* 14] 1872).

Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910

Ostende,

Fischerei (künstliche

Bild 6.306: Fischerei (künstliche Fischzucht: Gewinnung und Befruchtung der Eier)
* 15 Fischerei.

[* 14] Stadt in der belg. Provinz Westflandern, berühmtes Seebad, durch Kanäle mit Brügge, Gent, Nieuport und Dünkirchen verbunden, Station der Linien Brüssel-Ostende und Ostende-Ypern und durch Dampftrambahn mit Blankenberghe und Beurne verbunden, Sitz eines deutschen Konsuls, hat 24 668 E., Seeschule, Leinen- und Segeltuch- sowie Tabakfabrikation, treibt Schiffbau, Fischerei [* 15] (200 Boote und 15 Dampfschaluppen), Austernzucht in sog. Austernparks, lebhaften Handel und ist wichtig als Endpunkt der Dampfschiffahrtslinie nach Dover. [* 16]

Das vortrefflich eingerichtete Seebad trägt internationalen Charakter; die vornehmsten Hotels liegen am Damm (digue), ebenso der glänzend eingerichtete Kursaal. Die Pfarrkirche St. Peter und Paul ist 14. Aug. 1896 abgebrannt, wobei die Orgel und das Grabmal der ersten Königin von Belgien, Luise, vernichtet wurde. Ostende ist geschichtlich bekannt durch die Belagerung 1601-4, die mit der Übergabe der holländ. Besatzung an den span. General Spinola endigte. 1865 wurden die Festungswerke geschleift.