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Paraffin | eLexikon | Technologie, Gewerbe und Industrie - Chemische Industrie

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Paraffin



Paraffin

Bild 21.404: Paraffin
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(nebst Photogen und Solaröl). Unter dem Namen P. kommt ein Gemisch verschiedner, aber unter sich sehr ähnlicher Kohlenwasserstoffe in den Handel, die aus dem Braunkohlenteer fabrikmäßig gewonnen werden, aber auch in geringer Menge im Holzteer und dem Rohpetroleum enthalten sind. Das P. ist ein sehr beliebtes Material zur Kerzenfabrikation, denn es brennt mit schöner heller Flamme und bei passendem Docht ohne alle Rußbildung. Dieser Stoff war längere Zeit nur den Chemikern bekannt. Reichenbach fand ihn, nebst Kreosot und andern interessanten Stoffen, im Buchenholzteer, und gab ihm seinen Namen nach den beiden Worten parum affinis, wenig verwandt, weil er sich gegen Säuren und andre stark wirkende Mittel auffallend indifferent verhält. Er hat auch sogleich auf die technische Verwendbarkeit desselben hingewiesen; nur kannte

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man anfänglich keinen ökonomisch möglichen Rohstoff dafür. Das P., als ein Destillationsprodukt, fand sich in der Folge auch in andern Holzteeren, aber erst in dem Teer gewisser Braunkohlen fand man die Quelle, die eine technische Benutzung thunlich machte. Es hat jedoch mit der zu P. tauglichen Braunkohle die eigene Bewandtnis, daß sie sich bisher nur in einer einzelnen Gegend Deutschlands hat finden lassen, nämlich im preußischen Herzogtum Sachsen zwischen Weißenfels und Zeitz. -

Man hat vergeblich in nah und fern mit Braunkohlen, Torf, Kohlenschiefer experimentiert und nirgends Erfolg gehabt, d. h. teils zu wenig, teils gar kein P. daraus erhalten. Nur in der genannten Gegend floriert die interessante Industrie, welche aus Erdkohle zugleich drei Leuchtstoffe, P., Photogen und Solaröl zieht. Diese Kohle ist aber auch von der gewöhnlichen ganz verschieden und hat gar nichts Kohlenartiges im Aussehen, erscheint vielmehr wie eine leichte hellbraune, bröcklige Erde und führt den besonderen Namen Pyropissit; erst wenn man sieht, daß der Stoff an einer Flamme sich sofort entzündet und kerzenartig abbrennt, weiß man, woran man mit ihm ist.

Das P. findet sich aber auch bereits fertig in der Natur vor in dicken Erdölen und erdharzigen Stoffen. Bis jetzt hat man aber erst zwei Gelegenheiten zur praktischen Ausbeutung solcher Vorkommnisse, nämlich den in Galizien am Fuße der Karpathen vorkommenden Ozokerit oder das Erdwachs (s. d.) und in Ungarn einen bituminösen Schiefer. Von diesen dreierlei Rohstoffen erfordern der erste und dritte genau dieselbe Bearbeitung durch Schwelen, Destillieren etc., um die Öle und deren abgeleitete Produkte zu gewinnen.

Das Erdwachs dagegen ist ein Stoff, der, in der Wärme geschmolzen, genau ein solches Öl gibt, wie es jenen erst durch Hitze abgetrieben werden muß, daher hier das Schwelen wegfällt und gleich mit dem Destillieren des geschmolzenen Wachses begonnen werden kann. Das P. aus dem Erdwachs, Ceresin genannt, ist im äußern etwas von dem aus der Braunkohle verschieden, nicht so transparent, dem Stearin im Aussehen näher kommend. Der bituminöse Schiefer kommt in großer Ausdehnung in Ungarn und im Banat vor, wird aber zur Zeit nur erst in letzterer Gegend abgebaut. Es werden dort in der Nähe der Stadt Oravicza von einer Wiener Kapitalistengesellschaft bedeutende Gruben und Fabriken unterhalten.

Wie schon das Erdwachs mehr Öl und weniger P. liefert als die Braunkohle, so geht beim Kohlenschiefer das Verhältnis noch mehr auseinander, denn es werden aus diesem nur 5-6% P., dagegen 49% Petroleum und noch einige Prozente Schmieröl erhalten, ein Umstand, der nicht zum Schaden gereicht, da die Öle immer mehr Geldwert haben als jenes. Das Schieferparaffin ist schöner als das aus Erdwachs, hat einen etwas dunklern Ton und ist härter als jedes andre. Es gibt welches, das den hohen Schmelzpunkt von 63° C. hat. Es ist schon bemerkt worden, daß das P., chemisch genommen, nicht immer ein und derselbe Kohlenwassertoff ^[richtig: Kohlenwasserstoff] ist; es gibt vielmehr eine Gruppe solcher Verbindungen, die zwar analog, doch nicht gleich zusammengesetzt sind. Sie unterscheiden sich hauptsächlich durch ihre verschiednen Schmelzpunkte, und es ist begreiflich eine Ware um so wertvoller, je höher dieser liegt. Man hat P.e gefunden, die schon bei einigen 30° schmelzen; der aus Buchenteer schmilzt bei 43°.

Das österreichisch-ungarische Paraffinerzeugnis, welches den angegebenen Umständen nach nicht groß ist, hat seinen Absatzmarkt im Inlande und einiges geht nach den Donaufürstentümern und den angrenzenden türkischen Provinzen. Neuerdings hat man auch in Süd-Utah und Arizona bedeutende Lager von Erdwachs gefunden, die über 6 m mächtig sein sollen. - Der in der Provinz Sachsen im Jahre 1878 zur Verarbeitung auf P., Photogen und Solaröl gelangte Braunkohlenteer belief sich auf 43.859.566 kg. -

Das sog. Schwelen der Kohle zum Behuf der Teergewinnung ist eine Destillation aus eisernen Retorten bei möglichst geringer Hitze, da eine zu hohe Temperatur einen Teil des entstehenden Teeres in Gas verwandeln würde, welches hier verloren wäre. Das ganze Verfahren gleicht übrigens der Destillation von Leuchtgas, nur hat das Teerprodukt weder mit Steinkohlen- noch mit Holzteer Ähnlichkeit; es ist vielmehr im warmen Zustande ein klares, dünnes, hellbraunes Öl, ähnlich rohem Petroleum. Es entsteht in den Retorten als Dampf, der mit Saugwerken (Exhaustoren) herausgezogen und in den Kondensator getrieben wird, ein gewöhnlich im Freien stehendes System von Metallröhren, in welchem die Dämpfe flüssige Form annehmen. Diese Flüssigkeit wird gewöhnlich sogleich in große gußeiserne Blasen gebracht und einer weitern Destillation unterworfen. Diese ist eine stufenweise, indem man mit gelinder Hitze anfängt und diese allmählich steigert. Es gehen bei den verschiednen Hitzegraden verschiedne Produkte über, zuerst die flüchtigsten, dann immer schwerer flüchtige. Diese Destillate werden jedes gesondert aufgefangen.

Die ersten und leichtesten Öle geben gereinigt das Photogen; in einer mittlern Periode gehen dickere und schwerere Öle über und bilden den Rohstoff für Solaröl; bei der weitern Steigerung der Hitze von 200° aufwärts erfolgt das schwerste Destillat, welches reichlich P. aufgelöst enthält und im ganzen als eine Lösung von P. in Solaröl betrachtet werden kann und den Namen Paraffinöl führt. Dieser Stoff wird in großen, in kühlen Räumen stehenden, Bassins mehrere Wochen sich selbst überlassen und es kristallisiert währenddem der größere Teil des P. in glänzenden gelbweißen Blättern heraus.



Paraffin - Paraguay-Th

Bild 21.405: Paraffin - Paraguay-Thee
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Durch Ausschleudern auf der Zentrifugalmaschine wird diese Masse vom anhängenden Öl befreit und dann mit konzentrierter Schwefelsäure behandelt, welche das P. selbst nicht angreift, aber die noch darin befindlichen fremden Bestandteile zerstört. Nach dem Entsäuren der Masse durch Waschen mit Wasser und Natronlauge unterliegt dieselbe wiederholten starken Pressungen, um sie von leichtschmelzbaren Kohlenwasserstoffen zu befreien, welche sie zu weich machen würden. Durch das Pressen wird also der Schmelzpunkt

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des P. erhöht. Zur Erzielung einer größern Weiße wird auch wohl Knochenkohle auf die geschmolzene Masse in Anwendung gebracht; überhaupt herrschen bei den Reinigungsarbeiten verschiedne Verfahrungsweisen. Die Masse wird, wenn sie nicht sofort auf Kerzen verarbeitet wird, für den Handel in Blöcke gegossen. Neben der gereinigten Ware ist auch Rohparaffin ein käuflicher Artikel. Dasselbe hat eine gelblichbräunliche Farbe und weiche Konsistenz, heißt daher auch Paraffinbutter.

Die Fabriken des Weißenfelser Braunkohlenreviers arbeiten bei all den Massen von Kerzen, die von dort ausgehen, doch ihr P. bei weitem nicht auf, sondern geben etwa die Hälfte als Rohparaffin fort, das anderwärts zur Fabrikation mit Stearin gemischter Kerzen, zur Darstellung von Schmieren u. dgl. dient. Einzelne Fabriken fabrizieren gar keine Kerzen, sondern verkaufen nur das Rohprodukt. In den ersten Zeiten kauften dort die Engländer große Mengen von Rohparaffin; es hat dies aber aufgehört und mag eine verfehlte Spekulation gewesen sein. -

Das P. im gereinigten Zustande ist eine feste, weiße, durchscheinende Masse ohne Geruch, sodaß also ein etwa noch merklicher Geruch nur von noch anhängenden fremden Stoffen herkommen kann. Es hat ein Eigengewicht von 0,87, schwimmt daher auf Wasser, schmilzt je nach seiner Beschaffenheit in den Grenzen von 45-65° C. und läßt sich bei einer Temperatur von 200-300° unverändert überdestillieren. Die hauptsächlichen Lösungsmittel des P. sind Äther und flüchtige Öle wie Benzin u. dgl. Werden solche Lösungen abgedunstet, so hinterbleibt es in Form kleiner zarter kristallinischer Blättchen.

P. wird weder von ätzenden Alkalien noch von konzentrierter Schwefel- und Salpetersäure angegriffen; Chlorgas, wenn es in die geschmolzene Masse eingeleitet wird, verwandelt es in eine zähe, harzartige Masse (Chlorparaffin). Über seine Hauptverwendung zu Kerzen s. d. Art. Nebenbei benutzt man es auch als Schutzmittel gegen die Wirkung von Säuren zum Auskleiden und Dichten von Fässern und andern hölzernen Gefäßen, zum Überziehen von Korken u. dgl., zu luftabhaltenden Einhüllungen, endlich zur Darstellung durchsichtigen Pauspapiers. -

Photogen und Solaröl sind ebenso wenig einfache Kohlenwasserstoffe wie das P., sondern Gemenge von solchen von verschiednen Siedepunkten. Nachdem sie, wie vorstehend angegeben, bei einer und derselben Destillation in verschiednen Perioden im rohem Zustande gewonnen sind, müssen sie verschiednen eindringlichen Reinigungsarbeiten unterzogen werden, wie Schütteln mit Schwefelsäure, dann mit konzentrierter Ätznatronlauge, Waschen mit Wasser und Rektifizieren durch abermalige Destillation.

Das Photogen bildet im reinsten Zustande eine farblose oder wenig gelbliche, leicht bewegliche Flüssigkeit von 0,78-0,80 spezif. Gewicht, geringeres 0,87-0,82; es ist in besondern Lampen zu brennen, in denen es auf eine ziemliche Höhe im Dochte emporsteigen muß; es ist leicht entzündbar, daher sehr feuergefährlich. Das Solaröl ist in gewöhnlicher Ware gelblicher, dickflüssig wie Rüböl, kann in den gewöhnlichen Argand'schen Lampen gebrannt werden und soll in guter Beschaffenheit 0,83-0,86 spezif. Gewicht zeigen.

Was nun die Marktverhältnisse der beiden Stoffe betrifft, so ist das Photogen jetzt thatsächlich aus dem häuslichen Gebrauch und dem Kleinhandel so gut wie verschwunden, ist auch wegen seines Geruchs, seiner großen Flüchtigkeit und Feuergefährlichkeit kein angenehmer Gebrauchsartikel. Das amerikanische Petroleum hat meistens seine Stelle eingenommen; das Solaröl dagegen hält sich neben dem Petroleum in Kurs, und ist etwas wohlfeiler als dieses. Wahrscheinlich finden jetzt die leichten Destillate ihre Verwendung mit denen des Petroleums, dem sie ja so ähnlich sind, als Fleckwasser, zu Lösungsmitteln u. dgl. Das Solaröl ist jetzt das Hauptfabrikat; man hat es bis zur völligen Farblosigkeit und fast ohne Geruch reinigen gelernt. Es steht in seiner Leuchtkraft dem gereinigten Petroleum ziemlich gleich und ist auch so noch etwas wohlfeiler, daher gut absetzbar. -

Das dicke, zum Brennen untaugliche Öl, was bei der Ausscheidung des P. übrig bleibt, kommt unter dem Namen Schmieröl in den Handel und dient wie sein Name besagt. Die Retortenrückstände von der Destillation der Öle bilden eine Art Asphalt (Braunkohlenteerpech) können auch mit andern öligen Fabrikabgängen zur Gasbereitung benutzt werden. -

Zoll: Ceresin, Rohparaffin (Paraffinbutter) raffiniertes P. gem. Tarif im Anh. Nr. 26 c 2. Photogen, Solaröl und Schieferöl zu Leuchtzwecken Nr. 29. Zum Brennen untaugliches Paraffinöl und andres bei der Auscheidung ^[richtig: Ausscheidung] des P. übrig bleibendes butterartiges Fett (Öl) Nr. 29 Anm. 1. Paraffinlichte Nr. 23. Braunkohlenteerpech zollfrei.