Pelzwaren | eLexikon
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Pelzwaren
Rehabeam - Rehfues
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Rehabeam - Rehfues.(Rauchwaren), mit langen, dichten und weichen Haaren oder Daunen bedeckte Tierhäute, welche, leicht gegerbt, zur Kleidung, zu Teppichen etc. benutzt werden. Alle Pelzwaren stammen mit sehr wenigen Ausnahmen von Säugetieren, und unter diesen geben wieder die Raub- und Nagetiere [* 2] die schönsten und kostbarsten sowie auch die meisten Pelze. Die wichtigsten Pelzwaren sind.: Edelmarder, Steinmarder, sibirischer Zobel, amerikanische Zobel, Nörz, Iltis [* 3] (Perwitzki), Kolinski, Hermelin, Skunks, Vielfraß, Dachs, Fischotter, [* 4] Seeotter, Bär, Waschbär, Fuchs, [* 5] Wolf, Katze [* 6] (Zibetkatze), Genette, Luchs, Löwe, Tiger, Pantherkatze, Eichhörnchen, Feh, Hamster, Siebenschläfer, Murmeltier, Chinchilla, Bisam, Biber, Koipu (Sumpfbiber), Hase, [* 7] Kaninchen, [* 8] Opossum, Büffel, Schaf, [* 9] Angora, Reh, [* 10] Gemse, Seehund, Affe, [* 11] auch Federpelzwerk (s. Federn, S. 95). Da die Häute beim Trocknen hart und brüchig werden, so werden sie einer leichten Gerbung unterworfen.
Man durchfeuchtet die Haut [* 12] mit Salzwasser, schabt sie aus dem gebogenen Fleischeisen, bestreicht sie mit Fett, streut etwas Mehl [* 13] darauf und bearbeitet sie, halb abgetrocknet, mit einem zweiten, weniger scharfen Messer. [* 14] Hierauf dreht man die Pelze mit warmem Sand und Sägespänen mehrere Stunden lang in einer Tonne herum, klopft sie mit Stöcken und schabt sie schließlich mit einem scharfen Messer. Lammfelle werden mit Wasser ganz durchtränkt, gewaschen, abgeschabt, mit Gerstenschrot bestreut, 8-12 Tage in Salzwasser gelegt, dann getrocknet, mit Messern bearbeitet und gereinigt.
Pelzwaren
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Seite 12.821.Kaninchen beizt man mit Alaun. [* 15] Eichhörnchen bestreicht man roh mit Butter, walkt sie, bearbeitet sie mit dem Fleischeisen und reinigt sie mit Sand und Gips. [* 16] Chinchillas werden mit feinem Pudermehl durch Umschütteln in einem Ledersack gereinigt. Häufig werden die Pelzwaren gefärbt, wobei man sie in die Farbebrühe taucht oder, häufiger, die Farbebrühe mit einer Bürste auf die Haare [* 17] streicht (Blenden). Schaffelle, die als Decken benutzt werden sollen, spannt man auf ein Brett, welches in horizontale Lage durch Schnüre leicht gehoben und gesenkt werden kann, und taucht sie so tief in die heiße Farbebrühe, daß die Haare, aber nicht die Häute benetzt werden. Das Fell wird dann ausgewaschen und getrocknet. Weiße Felle kann man mit kohlensaurem Ammoniak oder schwefliger Säure bleichen. Zur Konservierung hebt man die an schattigen, trocknen und luftigen Orten auf, klopft und kämmt sie wiederholt, damit sich keine ¶
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Insekten [* 19] darin festsetzen. Terpentinöl vertreibt die Schwaben, aber nicht den Pelzkäfer; sehr wirksam gegen allerlei Ungeziefer ist Naphthalin. Die Kürschnerei steht in China [* 20] auf sehr hoher Stufe, und mit ihren Waren können sich nur die Zobel- und Fuchsfutter aus der kaiserlichen Kabinettskürschnerei in Petersburg, [* 21] die deutschen und französischen Galonagearbeiton aus dem zweiten Dezennium unsers Jahrhunderts, die gefärbten Pelze von J. Apold in London [* 22] und die in Weißenfels, [* 23] Naumburg [* 24] und Leipzig [* 25] zubereiteten Eichhörnchen messen.
Vereinigte Staaten von
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Vereinigten.Der Rauchwarenhandel nimmt besonders in den nördlichen Gegenden ganz eigentümliche Formen an. In den Hudsonbailändern hat die Hudsonbaikompanie durch Monopol und Alleinhandel den Geschäftsbetrieb in ursprünglicher Art beibehalten (s. Hudsonbaikompanie). Die von den Indianern eingetauschten Felle sind Biber, Bisam, Bären, Zobel, Silber- und Kreuzfüchse, rote Füchse, Weißfüchse, Luchse, Nörze, Ottern, Wölfe, Vielfraße und Büffel. In Kanada und den Vereinigten Staaten [* 26] jagen neben den Indianern auch Europäer und Amerikaner; der Handel ist frei, und Geld gilt als Tauschmittel. Es existieren mehrere Kompanien, und New Yorker Handelshäuser haben an den nördlichen Seen permanente Agenturen.
Die Großhändler senden die Waren nach London, Leipzig und New York, und in London werden dieselben dann ebenfalls verauktioniert. In neuerer Zeit vermeidet man mehr und mehr den Londoner Zwischenhandel und wendet sich direkt nach Leipzig. Zum eignen Gebrauch importiert Amerika [* 27] sehr viele russische und deutsche, französische und polnische Kaninchenfelle. Die russische Regierung erhält als Tribut von den sibirischen Gouvernements Tobolsk, Tomsk, Jenisseisk, Irkutsk, Jakutsk, Ochotsk und Kamtschatka jährlich Zobel, Kolinskis und Eichhörnchen, die zum Teil verauktioniert werden.
Russische Eroberungen
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Russische.Die Russisch-Amerikanische Kompanie, welche auf Kodiak, Sitka und Alaska ihren ausschließlichen Handel treibt, tauscht von Indianern und Eskimo Seeottern, Flußottern, Biber, Luchse, Zobel, Bären, schwarze, rote, weiße und Kreuzfüchse und besonders viel Pelzseehunde ein und bringt von diesen den größten Teil nach Petersburg, Seeottern und Biber aber hauptsächlich nach China. In Petersburg verkauft man die Pelzwaren privatim oder in Auktionen. Kiachta ist der Vermittelungspunkt für den russischen Handel nach China.
Russische [* 28] Kaufleute bringen dorthin Eichhörnchen, Ottern, Biber, Seeottern, Pelzseehunde, Füchse, Luchse, Fuchs- und Luchspfoten, Katzen- und Lammfelle und tauschen dagegen Thee ein. Russische Regierungsbeamte bestimmen die Preise und veranlassen wohl auch die Chinesen, solche russische Produkte mit zu kaufen, deren Ankauf sie lieber verweigert hätten. Seit 1860 hat dieser Handel aber dauernd an Bedeutung verloren. Von größerer Bedeutung ist der Februarmarkt zu Irbit in Sibirien, auf welchen die Siberiaken und andre Tataren Eichhörnchen, Hermeline, Kolinskis, weiße Füchse und Zobel bringen.
Moskau (Industrie, Han
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Moskau.Russische und deutsche Kaufleute bringen dagegen Otter- und Biberfelle, welche sie nach China und der Tatarei verkaufen. Als Mittelpunkt des russischen Pelzwarenhandels ist aber Nishnij Nowgorod zu betrachten, wo alljährlich die russischen Pelzvorräte zusammenströmen. Der eine Teil geht von da nach Europa [* 29] und wird zu 75 Proz. nach Leipzig gebracht, während der andre nach Persien, [* 30] der asiatischen Türkei [* 31] und Chiwa ausgeführt wird. In Petersburg ist beständiger Rauchwarenmarkt sowohl wegen des dortigen Sitzes der Russisch-Amerikanischen Kompanie als auch wegen der direkten Einfuhr amerikanische Pelzwaren. Der Umsatz für Rußland selbst findet meist in Moskau [* 32] statt, wo der Rauchwarenhandel überhaupt am meisten allgemein und eingebürgert ist.
Skandinavien liefert Füchse, Marder, [* 33] Iltisse, Dachse, Ottern, Katzen, [* 34] Luchse, Vielfraße, Silber- und Kreuzfüchse; auch Jütland und Seeland liefern von den meisten Gattungen gute Qualitäten. Die königlich Dänisch-Grönländische Kompanie hält in Westgrönland zwei Inspektorate und verkauft die Produkte in Kopenhagen [* 35] in zwei Auktionen im November und Mai; sie liefert etwa die Hälfte der von Grönland nach Kopenhagen importierten Waren. In Deutschland [* 36] treiben Hamburg [* 37] und Lübeck [* 38] Speditionshandel mit russischen und amerikanischen Waren und Handel mit grönländischen Seehundsfellen; Bremen [* 39] bezieht Pelzwaren von den Eskimo über Honolulu. [* 40]
Der Handel in den großen Städten richtet sich nach den Nationaltrachten und ist in Wien, [* 41] Berlin [* 42] und Breslau [* 43] sehr bedeutend. Der Hauptweltmarkt für Pelzwaren aber ist Leipzig, dessen jährliche Zufuhr an Pelzwaren auf 30 Mill. Mk. geschätzt wird. Auf der Leipziger Ostermesse und zum Teil auch auf der Michaelismesse erscheinen zunächst die Pelzwaren, die der vorhergehende Winter aus Deutschland und den benachbarten Ländern geliefert hat: Füchse, Marder, Iltisse, Ottern, Dachse, Hasen, Kaninchen, Katzen und Lämmer, dann die Waren aus Rußland, die sogen. nordischen Waren aus Skandinavien und Grönland, die Produkte der Hudsonbailänder und fast alle Waren Kanadas und Nordamerikas.
Etwa 2500 Rauchwarenhändler aller Nationen besuchen diese Messen und sind meist Käufer und Verkäufer zugleich. Die russischen und sibirischen Waren, die in England und Amerika gebraucht werden, gehen zum größten Teil durch die Hände der Leipziger Kaufleute, und die amerikanischen Waren werden auch zum Teil direkt nach Leipzig gesandt. Die jährliche Gesamtproduktion der wichtigsten Pelzwaren beträgt nach einer ältern, aber sehr zuverlässigen Statistik von:
Asien und Alaska | Mitteleuropa | Nord- und Südamerika | Rußland, Schweden, Island u. Grönland | |
---|---|---|---|---|
Zobel | 109![]() |
- | 130![]() |
6000 |
Nörze | - | - | 200![]() |
55![]() |
Edelmarder | - | 120![]() |
- | 60![]() |
Steinmarder | - | 250![]() |
- | 150![]() |
Iltisse | - | 380![]() |
- | 220![]() |
Hermeline | 350![]() |
- | - | 50![]() |
Eichhörnchen | 6![]() ![]() |
- | - | 1![]() ![]() |
Bisam | 150![]() |
- | 2![]() ![]() |
- |
Hamster | - | 200![]() |
- | - |
Chinchillas | - | - | 100![]() |
- |
Silberfüchse | 500 | - | 1500 | - |
Rote Füchse | 45![]() |
140![]() |
60![]() |
85![]() |
Waschbären | - | - | 600![]() |
- |
Büffel | - | - | 60![]() |
- |
Biber | 30![]() |
- | 130![]() |
- |
Seeottern | 1200 | - | 300 | - |
Ottern | 4000 | 12![]() |
20![]() |
9000 |
Pelzseehunde | 25![]() |
- | 30![]() |
- |
Seehunde | 130![]() |
20![]() |
520![]() |
330![]() |
Koipus | - | - | 3![]() ![]() |
- |
Hasen | 2![]() ![]() |
1![]() ![]() |
- | 1![]() ![]() |
Kaninchen | - | 442![]() |
580![]() |
- |
Katzen | 250![]() |
500![]() |
45![]() |
205![]() |
Lammfelle | 700![]() |
2![]() ![]() |
- | 330![]() |
Pelzwerk - Pembroke

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Seite 12.822.Diese Zahlen schwanken aber in den verschiedenen Jahrgängen außerordentlich, und die Zahl der allein in Sibirien erlegten Eichhörnchen schwankt zwischen 5 und 10 Mill. Ebenso schwanken die Preise, welche ¶
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durch die Mode, durch Krieg und Geldkrisen oft um das Doppelte und Dreifache fallen. Im allgemeinen hat das Quantum der Jagdausbeute auch an feinern Pelzwaren noch alljährlich zugenommen; aber viel stärker hat sich die Nachfrage gesteigert, und so sind die Preise der Pelzwaren von 1720 bis 1820 durchschnittlich auf das Doppelte, seitdem aber wiederum auf das Dreifache gestiegen. Nordamerika [* 45] (ohne Alaska) nimmt nachdem Wert seiner Pelzprodukte mit etwa 16 Mill. Mk. die erste Stelle ein, nach Anzahl der Felle erscheint es jedoch mit etwa 5,2 Mill. in dritter Reihe.
Süd-Amerika. Fluß- und

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Südamerika.Sibirien und Alaska liefern nämlich etwa 10 Mill. Felle im Wert von 14 Mill. Mk. und Mitteleuropa (Deutschland, Türkei, Ungarn, [* 46] Galizien, Frankreich, England, Italien, [* 47] Holland, Dänemark [* 48] und die Schweiz) [* 49] 9,4 Mill. Felle im Wert von etwa 114 Mill. Mk. Das europäische Rußland, Schweden, [* 50] Norwegen, Island [* 51] und Grönland liefern etwa 3,8 Mill. Felle im Wert von 7 Mill. Mk. und Südamerika, [* 52] Südasien, Afrika, [* 53] Australien [* 54] und die Südseeinseln 3,7 Mill. Felle im Wert von 3,5 Mill. Mk.
Vgl. Lomer, Der Rauchwarenhandel, Geschichte, Betriebsweise und Warenkunde (Leipz. 1864);
Greger, Die Kürschnerkunst (4. Aufl., Weim. 1883);
Hanicke und Klette, Handbuch für Kürschner (Dresd. 1881);
Goldschmied, Die gewerblichen Fortschritte der Kürschnerei (Leipz. 1874);
Milz, Rauchwarenfärberei (das. 1874).