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  • ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
Titel
Elemente zu Knochen:

1) aus einer weichen, biegsamen organischen Substanz

[Technische Verwendung.]

Knochen

[* 2] (Beine, Ossa), harte, starre, schwere, gelblichweiße Körper, welche, untereinander zu dem Skelett [* 4] (s. d.) verbunden, das Gerüst des Körpers der höhern Tiere darstellen. Sie werden ihrer Hauptmasse nach aus einem eigentümlichen Gewebe, [* 5] dem Knochengewebe, gebildet, sind im gesunden Zustand unempfindlich und widerstehen der Fäulnis sehr lange, enthalten auch von allen Geweben des Körpers das wenigste Wasser und die meisten festen Bestandteile. Für den Chemiker bestehen sie 1) aus einer weichen, biegsamen organischen Substanz, dem sogen. Knochenknorpel, welcher die Grundlage des Knochens abgibt und die Gestalt desselben bedingt (man erhält ihn durch Behandlung des Knochens mit verdünnter Salzsäure; er macht etwa 30-37 Proz. des Knochengewichts aus und gibt beim Kochen den sogen. Knochenleim), und 2) aus der innig damit gemischten Knochenerde, welche den Knochen ihre Härte, Schwere und Starrheit verleiht (sie besteht hauptsächlich aus phosphorsaurem Kalk [84 Proz.], kohlensaurem Kalk, phosphorsaurer Magnesia, etwas Chlorcalcium und Fluorcalcium).

Der Anatom unterscheidet am lebenden Knochen die Weichteile (Knochenhaut, Mark, Blutgefäße), welche durch Faulenlassen entfernt werden, und die eigentliche harte Knochenmasse; an letzterer wiederum die kompakte oder Rindensubstanz, welche sich an der Oberfläche (namentlich am Mittelstück langer Röhrenknochen) vorfindet, und die schwammige, spongiöse Substanz, welche aus feinen, netzförmig verbundenen Knochenbälkchen besteht und im Innern des Knochens liegt.



Knochen

Bild 9.876: Knochen
* 2 Seite 9.876.

Jene ist überall mit seinen Röhren [* 6] von 0,03-0,12 mm mittlerer Weite durchsetzt, welche die Kapillarblutgefäße enthalten und als Gefäßkanälchen oder Haversische Kanälchen bezeichnet werden (H [* 3] Fig. 1-3); die spongiöse Substanz hingegen enthält nur da Gefäßkanälchen, wo sie aus dickern Blättern und Balken besteht. Das Knochengewebe zwischen den Haversischen Kanälen besitzt einen deutlich geschichteten Bau (Knochenlamellen, L [* 3] Fig. 1). Auf dünnen Schliffen bemerkt man ferner in der Substanz des Knochens

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zahlreiche mikroskopisch kleine Lücken in ganz regelmäßiger Anordnung und von bestimmter Gestalt: es sind die sogen. Knochenhöhlen (K [* 2] Fig. 1-3), welche im lebenden Knochen die Knochenzellen enthalten. Von ihnen kommen etwa 900 auf ein Quadratmillimeter; sie stehen durch feine hohle Fortsätze miteinander und mit den Haversischen Kanälen in Verbindung und stellen so ein die gesamte Knochensubstanz durchziehendes Röhrennetz her, vermittelst dessen der aus den Blutgefäßen stammende Nahrungssaft auch ins dichteste Knochengewebe eindringt.

Die Knochenzellen, welche die Knochenhöhlen vollständig ausfüllen, vereinigen sich gleichfalls unter sich durch zahlreiche feinste Ausläufer zu einem Netz, welches die Ernährung des Knochengewebes vermittelt. In ihnen lagern sich darum auch keine Kalksalze ab. Die Knochen- oder Beinhaut (periosteum) ist eine feste, weißliche, glänzende Faserhaut von wechselnder Dicke, welche den Knochen überall, mit Ausnahme der überknorpelten Gelenkflächen, überzieht und fest mit ihm zusammenhängt.

Muskeln des Menschen

Bild 11.936a: Muskeln des Menschen
* 8 Muskeln.

Mit ihrer äußern Oberfläche verweben sich die Sehnen der Muskeln [* 8] und die Bänder. Sie ist reich an Blutgefäßen und Nerven, [* 9] welche beide auch in den Knochen eindringen. Wird die Knochenhaut auf irgend eine Weise vom Knochen abgetrennt, so werden letzterm seine Ernährungsquellen abgeschnitten, und er muß, soweit er entblößt ist, absterben (s. Knochenbrand). [* 10] Anderseits besitzt sie die Fähigkeit, Knochensubstanz zu erzeugen, und thut dies sogar, wenn sie aus dem Zusammenhang mit ihrem eignen Knochen gelöst und an andre Körperstellen, selbst in andre Individuen, verpflanzt wird. Knochenmark heißt die weiche Masse, welche die Lücken der schwammigen Knochensubstanz ausfüllt. Es besteht aus gallertartigem Bindegewebe mit vielen Fettzellen, ist außerordentlich reich an Blutgefäßen und enthält auch Lymphgefäße. Soweit es nicht in Fettgewebe umgewandelt ist, scheint es gleich der Milz den Ort für die Entstehung der roten Blutkörperchen [* 11] aus weißen zu bilden.

Entstehung und Wachstum des Knochens sind noch nicht völlig aufgeklärt. Die allermeisten Knochen des Körpers gehen aus einer knorpeligen Anlage hervor; eine geringe Anzahl aber, nämlich gewisse Schädelknochen, bilden sich aus einer weichen bindegewebigen Anlage heraus. Die Verknöcherung der knorpeligen oder bindegewebigen Anlage der Knochen findet von ganz bestimmten Stellen (den sogen. Ossifikationspunkten) aus in radial fortschreitender Richtung statt. Die Ablagerung der mineralischen Substanz geschieht aber keineswegs direkt in den Zellen des Bindegewebes oder des Knorpels, so daß diese einfach zu den schon oben erwähnten Knochenzellen würden, vielmehr werden jene Gewebe allmählich aufgelöst und durch echtes Knochengewebe ersetzt. Letzteres wird von besondern Zellen (Osteoblasten), welche vielleicht den im Knochenmark enthaltenen weißen Blutkörperchen entstammen und langsam verkalken, gebildet.

Ihrer Gestalt nach teilt man die in lange, platte und dicke (kurze) Knochen. Die langen, cylindrisch gestalteten Knochen oder Röhrenknochen kommen nur an den Extremitäten vor, wo lange Hebelarme notwendig sind, um große und schnelle Bewegungen auszuführen. Ihr Mittelstück (diaphysis) besteht fast ganz aus Rindensubstanz und führt in seinem Innern den mit schwammiger Substanz und Knochenmark gefüllten Markkanal; die Enden (apophysis, epiphysis) bestehen fast ganz aus schwammiger Substanz mit einem dünnen Überzug von Rindensubstanz.

Sie sind ansehnlich dicker als das Mittelstück und tragen die mit einer dünnen Knorpellage überzogene Gelenkfläche. Solange der Knochen wächst, sind sie mit dem Mittelstück durch eine dünne Knorpelscheibe verbunden, die aber nach vollendetem Wachstum auch verknöchert, so daß alsdann der Röhrenknochen wirklich nur Ein Stück bildet. Platte (breite) Knochen werden zur Bildung von Höhlen verwendet, z. B. die Knochen des Schädelgewölbes. Die dünne Lage von spongiöser Substanz, welche zwischen die beiden Rindenplatten eingeschaltet ist, führt hier den Namen Diploe. Die dicken (kurzen) Knochen, wie sie an der Hand [* 12] und am Fuß vorkommen, bestehen aus schwammiger Substanz mit einem dünnen Überzug von Rindensubstanz. - Die Verbindung der Knochen untereinander findet bald in beweglicher Weise, durch Gelenke (s. d.), bald in unbeweglicher Weise statt. Im letztern Fall (der sogen. Synar-

[* 2] ^[Abb.: Fig. 1. Querschliff durch einen Röhrenknochen.

Fig. 2. Längsschliff durch einen Röhrenknochen.



Knochenasche - Knochen

Bild 9.877: Knochenasche - Knochenbrand
* 13 Seite 9.877.

Fig. 3. Haversisches Kanälchen]

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throse) ist sie entweder eine unmittelbare (Knochennaht, s. d.) oder eine mittelbare, indem eine Lage Knorpel [* 14] oder auch Bänder zwischen die zu verbindenden Knochenflächen eingeschaltet ist (sogen. Symphyse, Synchondrose, Syndesmose). - Beiden wirbellosen Tieren gibt es keine echten Knochen, obwohl eine Erhärtung ihrer Gewebe durch abgelagerte Kalksalze in mehr oder minder großer Ausdehnung [* 15] sehr gewöhnlich (z. B. bei Echinodermen, Muscheln, [* 16] Schnecken [* 17] etc.) und selbst Knorpel bei einigen unter ihnen verbreitet sind. Über die zum Teil hohlen Knochen der Vögel [* 18] s. d.

Die Krankheiten der Knochen bestehen entweder in einer gewaltsamen Trennung ihres Zusammenhangs (Knochenbrüche, Knochenwunden) oder in einer Veränderung des Gewebes. Im ersten Kindesalter, in welchem die Knochen blutreicher, saftiger und weicher sind, finden sich besonders häufig skrofulose und rhachitische Knochenkrankheiten, während in spätern Lebensaltern Syphilis und Tuberkulose zu langwierigen und entstellenden Knochenerkrankungen Veranlassung geben.

Alle Knochenerkrankungen verlaufen wegen des langsamer vor sich gehenden Ernährungsprozesses der Knochen langsamer als Krankheiten andrer Gewebe; sie sind besonders gefährlich, wenn sie in der Nähe der Gelenke ihren Sitz haben, und können durch langwierige Säfteverluste, Eiter- und Jauchevergiftung, durch speckige und amyloide Entartung innerer Organe schweres Siechtum oder den Tod herbeiführen. Über die einzelnen Knochenkrankheiten s. die betreffenden Artikel: Knochenbrand (mit der Phosphornekrose), Knochenfraß (Knochenentzündung), Knochenhautentzündung, Knochenmarkentzündung, Knochenerweichung, Rhachitis (englische Krankheit), Knochenauswuchs (Knochengeschwulst), Knochenbrüche.

Süd-Amerika. Fluß- und

Bild 1.457b: Süd-Amerika. Fluß- und Gebirgssysteme
* 19 Südamerika.

[Technische Verwendung.]  

Die Knochen finden ausgedehnte Anwendung in der Technik. Man verarbeitet Rinder-, Pferde-, Hirschknochen und bezieht die erstern zum Teil aus Südamerika. [* 19] Durch Auskochen oder Dämpfen unter schwachem Druck werden die Knochen entfettet, dann an beiden Enden abgesägt, um die Röhren zu gewinnen, worauf man diese bleicht und als Bein an Drechsler, Schnitzer, Knopfmacher abgibt. Man verfertigt aus ihnen Klaviaturen, Stockknöpfe, Schachfiguren, Knöpfe, Messer- und Gabelhefte, Falzbeine, Kämme etc. besonders in Nürnberg, [* 20] Fürth [* 21] und Geißlingen (Württemberg). [* 22]

Vergilbte Beinarbeiten werden wie Elfenbein gebleicht, auch färbt man die in derselben Weise (s. Elfenbein). Höchst wichtig ist die Benutzung der Knochen zu Leim (s. d.) und Düngerpräparaten (s. Knochenmehl); bei Luftabschluß geglüht, geben sie die Knochenkohle, bei Luftzutritt geglüht, Knochenasche. Bei der Bereitung der Knochenkohle entsteht auch empyreumatisches Öl und eine ammoniakalische Flüssigkeit. Durch Auskochen, Dämpfen oder Extrahieren gewinnt man aus den Knochen das Knochenfett.

Vgl.   Andes, Die Verarbeitung des Horns, der Knochen etc. (Wien [* 23] 1885).

Festigkeit [unkorrigie

Bild 56.705: Festigkeit [unkorrigiert]
* 24 Festigkeit.

Prähistorische Knochengeräte sind meistens kleiner als die Hirschhorngeräte (s. Hirschhorn) und kamen da zur Verwendung, wo die Festigkeit [* 24] des Hirschhorns nicht ausreichte, z. B. bei längern Meißeln, Messern, Harpunen, dünnen Pfriemen und Nadeln. [* 25] Größere Stücke sind die sogen. Schlittknochen, Beinknochen von Pferd [* 26] und Rind, [* 27] welche, unter die Füße gebunden, als Schlittschuhe dienten. Auch bei der Weberei [* 28] fanden die Beinknochen zum Glätten des Gewebes Anwendung.