Pessimismus | eLexikon | Theologie - Kirchenhistoriker - Allgemeines
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Pessimismus | (neulat.), das Gegenteil des Optimismus (s. d.) und daher im allgemeinen die Neigung, Dinge / 328 |
Pessimismus _2 | s. Optimismus. / 3 |
Pessimismus
331 Wörter, 2'374 Zeichen
Theologie — Kirchenhistoriker — Allgemeines
Pessimismus
(neulat.), das Gegenteil des Optimismus (s. d.) und daher im allgemeinen die Neigung, Dinge und Verhältnisse als schlecht vorauszusetzen. Der praktische Pessimismus besteht in der Maxime, verdorbene Zustände auf die Spitze zu treiben, um dann durch das Übermaß des Übels einen Rückschlag herbeizuführen. Der theoretische Pessimismus tritt in den verschiedensten Gestalten auf. Der soziale Pessimismus, besonders in der Bevölkerungslehre, ist der Anschauungsweise von Malthus verwandt, welche in der Annahme einer naturgesetzlichen Disharmonie zwischen der Volksvermehrung und der Vermehrung der Nahrungsmittel [* 3] besteht.
Darwins Vorstellungen vom Kampf um das Dasein haben ebenfalls einen pessimistischen Zug, und man könnte daher auch von einem zoologischen Pessimismus reden. Der moderne Pessimismus der Lebensansicht, d. h. ein gewisser Zweifel am Werte des Lebens, hat in der Dichtung, namentlich bei Byron, einen genialen Ausdruck gefunden und seinen hauptsächlichsten Anlaß in der zum Teil thatsächlichen, zum Teil eingebildeten Korruption des öffentlichen und des Privatlebens. Auch der metaphysische Pessimismus eines Schopenhauer (s. d.) findet wenigstens zum Teil in den angedeuteten Umständen eine Erklärung. Er besteht in der Vorstellung, daß diese Welt mit all ihren Sonnen und Milchstraßen ein einziger großer Fehlgriff einer dunkeln, unerklärlichen, aber jedenfalls mit der Gottesvorstellung unvereinbaren Macht sei.
Der Grund des Daseins der Dinge könne nicht als eine gütige, auf das Wohl aller Wesen bedachte Gewalt vorgestellt werden, denn unsre Vorstellungen von dem Charakter des Grundes der Welt und des Lebens könnten sich nur nach der Beschaffenheit ebendieser Welt und ebendieses Lebens gestalten. Dieser philosophische Pessimismus hat in neuester Zeit, besonders durch die Schriften Eduard v. Hartmanns (s. d. 12), großen Anklang gefunden, und es ist gegenwärtig der Gegensatz zwischen ihm und den alten optimistischen Neigungen als der hauptsächlichste Differenzpunkt aller philosophischen Spekulation anzusehen.
Vgl. Joh. Huber, Der Pessimismus (Münch. 1876);
Pfleiderer, Der moderne Pessimismus (Berl. 1875);
A. Taubert (Agnes v. Hartmann), Der Pessimismus und seine Gegner (das. 1873);
Weygoldt, Kritik des philosophischen Pessimismus der neuesten Zeit (Leid. 1875);
v. Golther, Der moderne Pessimismus (Leipz. 1878);
O. Plümacher, Der Pessimismus in Vergangenheit und Gegenwart (Heidelb. 1884). ¶