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Petrusevangelium | eLexikon

  • ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz

Petrusevangelium,

ein apokryphisches, unter dem Namen des Petrus verfaßtes Evangelium, im 2. Jahrh. in kirchlichem Gebrauch, bald aber aus demselben verdrängt. Der Bischof Serapion von Antiochia (um 200) hielt es zunächst für unverfänglich, fand indes bei näherer Einsicht darin «doketische» Irrlehren (s. Doketismus) und verbot es in ^[] seiner Diöcese. Origenes las es noch, Eusebius verwarf es. Ein so hohes Ansehen wie die Petrusapokalypse erlangte es nicht.

Bisher bis auf wenige Fragmente verloren, ist es nach der neuerdings erfolgten Entdeckung eines bedeutenden Bruchstückes (s. Petrusapokalypse) Gegenstand eingehendster Untersuchungen geworden. Jenes Bruchstück umfaßt in der Handschrift von Giseh die Seiten 2–10, setzt mit der Gerichtsscene vor Pilatus ein und bricht in der Erzählung von einer Erscheinung des auferstandenen Jesus am See Genezareth ab. Es enthält demnach die Geschichte der Verurteilung, Kreuzigung und Auferstehung Jesu; mit letzterer verbindet es die Himmelfahrt unmittelbar.

Bezüglich seiner Wertschätzung gehen die Urteile noch sehr auseinander; und zwar bestimmen dieselben sich danach, ob man das Petrusevangelium schon bei Justinus dem Märtyrer benutzt findet oder nicht. Im erstern Fall erachtet man es für ebenso alt und zuverlässig wie die vier kanonischen Evangelien und bemüht sich die auffallenden Eigentümlichkeiten des neuentdeckten Bruchstückes in unverfänglichem Sinne zu erklären; in letzterm Falle macht man dieselben geltend für einen spätern, die vier Evangelien schon voraussetzenden Ursprung und gnostisch-häretischen Charakter des Buches.

Kraft [unkorrigiert]

Bild 60.671: Kraft [unkorrigiert]
* 2 Kraft.

Dafür sprechen namentlich gewisse Züge der Kreuzigungsgeschichte, die anzudeuten scheinen, daß Jesus weder Schmerz erlitten noch eigentlich den Tod erfahren habe («Und der Herr schrie laut und sprach: ‚meine Kraft, [* 2] meine Kraft, du hast mich verlassen’, und als er das gesagt, wurde er aufgehoben»),

sowie die anscheinend höchst phantastische, gnostische Vorstellungen verratende Schilderung der Auferstehung und Himmelfahrt. –

Vgl.   A. Harnack, Bruchstücke des Evangeliums und der Apokalypse des Petrus (in den «Sitzungsberichten der Berliner [* 3] Akademie», 1892);

ders., Bruchstücke des Evangeliums und der Apokalypse des Petrus (1. u. 2. Aufl., Lpz. 1893);

von Gebhardt, Das Evangelium und die Apokalypse des Petrus.

Die neuentdeckten Bruchstücke nach einer Photographie der Handschrift zu Gizeh in Lichtdruck herausgegeben (ebd. 1893).

Eine vollständige Übersicht und Beurteilung der umfangreichen Litteratur gab Lüdemann im «Theol. Jahresbericht» (Braunschw. 1894).