Pettenkofer | eLexikon
- ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
- ️Thu Dec 03 1818
Pettenkofer,
Pettigrew - Petze
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Seite 63.37.Max von, Begründer der experimentellen Hygieine, geb. 3. Dez. 1818 auf der Einöde Lichtenheim bei Neuburg [* 2] an der Donau, studierte in München [* 3] Medizin und Naturwissenschaften, arbeitete dann in chem. Laboratorien zu München, Würzburg [* 4] und Gießen, [* 5] trat hierauf als chem. Assistent in die königl. Münze in München und wurde 1847 außerord., 1853 ord. Professor der mediz. Chemie daselbst. Pettenkofer begann seine wissenschaftliche Laufbahn mit physiol.-chem. Arbeiten: Gallenprobe, die seinen Namen führt, über einen neuen Körper (Kreatin und Kreatinin) im Harn u. s. w. Infolge seiner Thätigkeit an der Münze nahmen seine Arbeiten auch eine technische Richtung, z. B. über Affinierung des Goldes, Verbreitung des Platins (Platin in Kronenthalern). Dieser Richtung entstammen nach seinem Übertritt an die Universität auch noch andere Arbeiten, z. B. Unterschied zwischen Portlandcement und deutschen hydraulischen Kalken, Erfindung eines Leuchtgases aus Holz [* 6] und Regenerationsverfahren der Ölgemälde (s. Ölmalerei, Bd. 12, S. 579 a), das in den bayr., später auch in andern Staatssammlungen offiziell eingeführt und in der Schrift «Über Ölfarbe und Konservierung der ¶
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Gemäldegalerien» (2. Aufl., Braunschw. 1872) beschrieben wurde. Nach Antritt seiner Professur entwickelte er bald die hygieinische Richtung, die er zunächst in Vorträgen über Diätetik und in einer Arbeit (1850) über Ofen- und Luftheizung vertrat.
In den weitesten Kreisen wurde P.s Name bekannt durch seine Arbeiten über den Luftwechsel in Wohngebäuden (Ventilation), sowie durch die gemeinschaftlich mit Karl Voit ausgeführten Untersuchungen über den Stoffwechsel mit Hilfe des von Pettenkofer erfundenen Respirationsapparates (s. d.). Von größter Tragweite sind auch die 1854 begonnenen Untersuchungen P.s über die Verbreitungsart der Cholera geworden (Einfluß von Boden, Grundwasser, [* 8] Grundluft, Bodenverunreinigung und Reinhaltung des Bodens), die von Buhl, Seidel, Port u. a. weiter verfolgt und auch auf den Abdominaltyphus ausgedehnt wurden.
Auf Antrieb P.s wurden 1865 an den bayr. Landesuniversitäten eigene Lehrstühle für Hygieine errichtet und in München das Fach ihm übertragen. Pettenkofer war Vorsitzender der 1873 vom Reichskanzleramt eingesetzten Cholerakommission und steht jetzt an der Spitze der Epidemiologen, welche die Kontagiosität der Cholera und damit die Wirksamkeit aller Sperr- und Isoliermaßregeln bestreiten, die Entwicklung von Choleraepidemien nicht einfach vom Cholerakranken, sondern von der Choleralokalität ausgehen lassen und den Schutz gegen Choleraepidemien lediglich in den sanitären Verbesserungen der Lokalität erblicken; ebenso beim Abdominaltyphus. 1883 wurde Pettenkofer in den erblichen Adelstand erhoben, 1889 zum Präsidenten der königlich bayr. Akademie der Wissenschaften ernannt; 1. Aug. 1894 trat er in den Ruhestand.
Die meisten hygieinischen Arbeiten P.s sind in der «Zeitschrift für Biologie» erschienen, die er seit 1864 mit von Buhl und von Voit herausgab. 1883 gründete er das «Archiv für Hygieine» (gemeinschaftlich mit Hofmann und Forster). Ein umfassendes «Handbuch der Hygieine» (3. Aufl., Lpz. 1882 fg.) erscheint unter P.s und von Ziemssens Leitung; die einzelnen Kapitel desselben sind durchweg von P.s Schülern bearbeitet. Von andern Schriften P.s sind noch zu erwähnen: «Untersuchungen und Beobachtungen über die Verbreitungsart der Cholera» (Münch. 1855),
«Über den Luftwechsel in Wohngebäuden» (ebd. 1858),
«Die atmosphärische Luft in Wohngebäuden» (Braunschw. 1858),
Respirationsgeräusche
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Respirationsapparat.«Über einen neuen Respirationsapparat» [* 9] (Münch. 1861),
«Choleraregulativ» (mit Griesinger und Wunderlich, ebd. 1866; 2. Aufl. 1867),
«Zur Ätiologie des Typhus» (mit Wolfsteiner, ebd. 1872),
«Beziehungen der Luft zu Kleidung, Wohnung und Boden» (4. Aufl., Braunschw. 1877),
«Verbreitungsart der Cholera in Indien» (ebd. 1871),
«Was man gegen die Cholera thun kann» (Münch. 1873),
«Über Nahrungsmittel [* 10] und über den Wert des Fleischextrakts» (2. Aufl., Braunschw. 1876),
«Über den Wert der Gesundheit für eine Stadt» (3. Aufl., ebd. 1877),
«Populäre Vorträge» (3. Aufl., ebd. 1877),
«Vorträge über Kanalisation und Abfuhr» (Münch. 1880),
«Der Boden und sein Zusammenhang mit der Gesundheit der Menschen» (Berl. 1882),
«Zum gegenwärtigen Stand der Cholerafrage» (Münch. 1887),
«Die Cholera von 1892 in Hamburg» [* 11] (im «Archiv für Hygieine», 1893).