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Pferdezucht | eLexikon | Land- und Forstwirtschaft - Thierzucht - Pferd

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Pferdezucht

Pädagogische Litteratu

Bild 18.702: Pädagogische Litteratur 1880-90 (Biographien etc.)
* 2 Pferdezucht.

[* 2] (Gestüte). In Preußen [* 3] bezieht sich die Pferdezucht hauptsächlich auf die Erzielung eines tüchtigen Militärpferdes. Dieselbe wird vorzugsweise in der Provinz Ostpreußen [* 4] betrieben und hat sich auf der Grundlage des Gestüts Trakehnen aufgebaut. Dieses Staatsgestüt, am gleichnamigen Bahnhof und 14 km östlich von Gumbinnen [* 5] gelegen, im J. 1725 begründet, ist das größte Preußens [* 6] und enthält auf einem 4150 Hektar mit 12 Vorwerken umfassenden Areal 350 Mutterstuten des Reit- und Wagenschlags, die zu Anfang von orientalischen, später von englischen Halb- und Vollbluthengsten herangezüchtet sind, so daß das Gestüt als ein edles Halbblutgestüt zu bezeichnen ist.

Aus Trakehnen wurde das veredelte Blut durch die später angelegten Landgestüte über die ganze Provinz Ostpreußen geleitet und fand hier teils in größern Gestüten, teils in der bäuerlichen Hauszucht einen geeigneten Nährboden, so daß zur Zeit von den jährlich für die Armee gebrauchten 7000 Pferden über 5000 allein in Ostpreußen erkauft, außerdem viele Luxus- und Zuchtpferde ausgeführt werden können. Das Brandzeichen des Gestüts Trakehnen, das auf der rechten Hinterbacke aufgedrückt wird, ist eine Elchschaufel von nebenstehender Form [* 1] (Fig. 1). Die von den Beschälern der ostpreußischen Landgestüte gefallenen Füllen erhalten als Brandzeichen eine runde Krone [* 1] (Fig. 2), während die in dem neu angelegten Stutbuch verzeichneten Stuten durch eine doppelte Elchschaufel auf der linken Hinterbacke gekennzeichnet werden.

Torgel - Tornados

Bild 15.763: Torgel - Tornados
* 7 Torgau.

Von den ausgedehnten Privatgestüten Ostpreußens, die mehr oder weniger mit Trakehner Blut arbeiten, sind vorzugsweise zu nennen: v. Simpson (Georgenburg), v. Neumann (Szirgupönen und Weedern), Brandes (Althof-Insterburg), Brämer (Doristhal), Käswurm (Puspern), v. Saucken (Julienfelde), Janson (Krusinnen), Graf Dohna (Schlobitten) etc. Das nächstgrößte Staatszuchtgestüt ist Graditz, mit seinen zwei Vorwerken in der Elbaue bei Torgau [* 7] gelegen; es besitzt etatmäßig 150 Mutterstuten der Halbblutzucht und 40 der Vollblutzucht, die auf einem Areal von 1354 Hektar gehalten werden.

Bei den hohen Preisen, die für Vollblutstuten ausgegeben werden können, und bei der unbeschränkten Benutzung aller möglichen Vollbluthengste muß dieses Gestüt naturgemäß vorzügliches Material besitzen, obschon einzelne für dasselbe erworbene Zuchthengste nicht gerade glücklich ausgewählt worden sind. Das Brandzeichen für die Produkte des Hauptgestüts Graditz sind zwei gekreuzte Pfeile, von einer Schlange [* 8] um- wunden [* 1] (Fig. 3). Das dritte staatliche Zuchtgestüt (Hauptgestüt) ist Beberbeck mit dem Vorwerk Sababurg, in der Provinz Hessen, [* 9] an der Eisenbahnstation Hofgeismar belegen und ein Areal von 828 Hektar umfassend.

Posen

Bild 13.268a: Posen
* 11 Posen.

Früher kurfürstliches Leibgestüt, wurde dasselbe 1876 dazu bestimmt, das aufgelöste Friedrich Wilhelm-Gestüt bei Neustadt [* 10] a. d. Dosse aufzunehmen, dessen Brandzeichen, einen von einer Schlange umwundenen Pfeil, es gleichzeitig adoptierte [* 1] (Fig. 4). Das Gestüt beherbergt 100 edle Halbblutmutterstuten und benutzt vorzugsweise englische Vollbluthengste, zunächst noch nicht mit durchschlagendem Erfolg. Landgestüte (Beschälerdepots) besitzt Preußen 16, von denen 3 auf die Provinz Ostpreußen, 2 auf Posen, [* 11] 2 auf Schlesien [* 12] und je 1 auf Westpreußen, Brandenburg, [* 13] Pommern, [* 14] Sachsen, [* 15] Schleswig-Holstein, [* 16] Hannover, [* 17] Westfalen, [* 18] Hessen-Nassau [* 19] und die Rheinprovinz [* 20] entfallen, und die einen Gesamtbestand von 2300-2400 Hengsten enthalten.

Österreich [* 21] besitzt derzeit nur ein einziges Staatsgestüt, Radautz, in der Bukowina gelegen, das aber alle möglichen, sehr verschiedenen Schläge züchtet: englisches Blut, Normänner (Noniusstamm), Orientalen, Norfolks, Lippizzaner und endlich auch die kleinen Huzzulen, äußerst sichere Gebirgspferde. Der Gestütsbrand ist eine Krone über einem R [* 1] (Fig. 5), während für die verschiedenen Rassen noch besondere Rassenbrände [* 1] (Fig. 6-8) in Gebrauch sind. Zu den Rassenbränden kommen dann noch die Vaterbrände, die aus dem Anfangsbuchstaben des Vaternamens bestehen. Das zur Zeit eingegangene Gestüt Piber in Steiermark [* 22] soll wieder eingerichtet werden. Staatshengstedepots unterhält Österreich zu Drokowyze, Klosterbruck, Prag, [* 23] Stadl und Graz. [* 24]

Ungarn [* 25] besitzt vier Staatsgestüte: Mezehögyes, Bábolna, Kisbér und Fogaras. Das größte davon

[* 1] ^[Abb.: Fig. 1-4 Preußische Gestütsbrandzeichen: Trakehnen, Ostpreußen, Graditz, Beberbeck.]

[* 1] ^[Abb.: Fig. 5-8 Österreichische Gestütsbrandzeichen etc.: Radautz, Rassenbrände von Radautz.]

[* 1] ^[Abb.: Fig. 9-12 Ungarische Gestütsbrandzeichen: Mezehögyes, Babolna, Kisber, Fogaras.]



Pfizer - Pflanzengeogr

Bild 18.719: Pfizer - Pflanzengeographie
* 26 Seite 18.719.

[* 1] ^[Abb.: Fig. 13-17 Ungarische Rassenbrände: Conversano, Favory, Maestoso, Napolitano, Pluto.]

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ist Mezehögyes, zwischen Arad und Szegedin [* 27] gelegen, das auf einer Fläche von 16,000 Hektar ungefähr 400 Stuten Unterkunft gewährt. Drei Zuchtrichtungen sind im Gestüt vertreten, und zwar 1) Normänner Rasse (groß und klein, Noniusgestüt), 2) die Gidranrasse, orientalischen Ursprungs, und 3) die Furiosorasse, englisches Halbblut. Die früher noch gezüchteten Rassen sind transloziert oder im Verschwinden. Der Gestütsbrand ist eine Krone über einem M [* 26] (Fig. 9), die Rassenbrände sind dieselben wie in Radautz.

Bábolna im Komorner Komitat, an der Raabbahn belegen und 4038 Hektar Fläche umfassend, ist ein rein arabisches Zuchtgestüt, in dem 130-150 Stuten, davon 20 Vollblut, gehalten werden. Brandzeichen des Gestüts ist eine Krone über einem B [* 26] (Fig. 10). Kisbér, nur 2 Meilen von Bábolna entfernt, gleichfalls im Komorner Komitat liegend und 6415 Hektar Areal besitzend, züchtet mit ca. 30 Voll- und 120 Halbblutstuten nur englisches Blut. Die Pepinièrehengste, zum Teil berühmte Namen, decken auch Privatstuten.

Hermann von Sachsenhei

Bild 8.426: Hermann von Sachsenheim - Hermannstadt
* 28 Hermannstadt.

Der Gestütsbrand ist eine Krone über einem mit K verbundenen B, wie [* 26] Figur 11 zeigt. Fogaras in Siebenbürgen, zwischen Hermannstadt [* 28] und Kronstadt [* 29] gelegen, mit einem Gebiet von 3600 Hektar, hat ein brauchbares Kampagnegebirgspferd zu liefern und sucht diesem Zwecke auf Grundlage der Lippizzaner Rasse gerecht zu werden. Die in Höhe von ungefähr 100 Stück gehaltenen Mutterstuten gliedern sich in fünf Familien. Der Gestütsbrand ist eine Krone über einem F [* 26] (Fig. 12); auch existieren besondere Rassenbrände für Conversano, Favory, Maestoso, Napolitano und Pluto [* 26] (Fig. 13 bis 17). Staatshengstedepots unterhält Ungarn zu Stuhlweißenburg, [* 30] Debreczin, [* 31] Nagy-Körös und Sepsi St. György, die jedes wieder Filialen haben. Das größte davon ist Stuhlweißenburg, das ungefähr 500 Hengste beherbergt.

Wien

Bild 16.600a: Wien
* 35 Wien.

Hofgestüte besitzt das österreichische Kaiserhaus zwei, Lippizza und Kladrub. Lippizza, in Krain [* 32] auf dem Karst in der Nähe von Triest [* 33] gelegen, züchtet meistenteils Schimmel [* 34] teils spanischer, teils arabischer Abkunft, die für die Hofzüge und besonders auch für die Reitschule in Wien [* 35] das Material für Schulpferde in hohen Gängen liefern. Kladrub, im Chrudimer Kreise [* 36] in Böhmen [* 37] gelegen, liefert neben englischen Voll- und Halbblutpferden noch die alten Kladruber Pferde [* 38] spanisch-neapolitanischen Ursprungs, Schimmel und Rappen, welche für die Galazüge bei feierlichen Auffahrten in Wien durch ihr stolzes und ernstes Auftreten einen besondern Glanzpunkt bilden.

Vgl.   Braeuer, Sammlung von Gestütsbrandzeichen der Staats- und Privatgestüte Europas und des Orients (Dresd. 1877);

Stöckel, Die königlich preußische Gestütverwaltung und die preußische Landespferdezucht (Berl. 1890).