PIORA | eLexikon | Tessin - Leventina
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Piora
Piora (Val)
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Seite 43.758.(Val) (Kt. Tessin, Bez. Leventina). 2370-1012 m. Seitenthal der Leventina, dessen Bach, der Riale Foss, bei Piotta etwa 6 km unterhalb Airolo von links oder N. in den Tessin mündet. Das Val Piora ist gewiss eines der lieblichsten Hochthäler der Schweiz, eine herrliche, mit mehreren Seen geschmückte Mulde auf der S.-Seite der östl. Gotthardgruppe. Kein anderes Thal des Kantons Tessin erfreut sich eines solchen Rufes und so zahlreichen Besuches wie das Val Piora, das jetzt zu den bekanntesten und höchstgelegenen Kurlandschaften Europas gehört. Gewöhnlich erreicht man es von Airolo aus auf einem Alpweg über Brugnasca und Altanca in etwa 2½ Stunden. Bis Altanca führt dieser Weg östl. über schöne Rasenhänge und durch einen kleinen Lärchenwald hoch über dem Tessinthal dahin, dann biegt er scharf nach N. um, wird steiler und leitet an den prächtigen Kaskaden des Fossbaches vorbei zu dem wunderbar schön gelegenen Hotel Piora am untern Ende des Lago Ritom (1829 m). Hier sieht man sich, aus einer engen Schlucht heraustretend, plötzlich in eine weite, sonnbeglänzte Thalmulde und an die Ufer eines 2 km langen und ½ km breiten Sees versetzt, der zu den schönsten ¶
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
Gebirgsseen der Schweiz gehört. Von da zieht sich das Thal mit schwacher Biegung erst nach ONO., dann nach O. und in einer Länge von etwas über 6 km nach der Alp Piano dei Porci (2128 m). Die Berge, die es einschliessen, sind von mässiger Höhe, aber von schönen Formen, auf den untern Terrassen und Abhängen in blumengeschmückte Alpweiden gekleidet, weiter oben in felsige Gipfel auslaufend. Im S. erhebt sich die Kette des Pizzo Lucomagno (2778 m) und des Pizzo Pettano (2766 m), die sich nach W. rasch erniedrigt und mit sanften Gehängen zum Ritomsee abdacht, auf der andern Seite dagegen mit schroffen Felsabbrüchen an die Schlucht des Fossbachs herantritt.
Der N.-Wand entragen der Pizzo del Uomo (2750 m), der Corandoni (2662 m), der Taneda (2670 m) und die Punta Nera (2721 m) mit dem Felsgrat des Poncione Negri (2678 m). Von da senkt sich nach SW. zwischen Val Piora und Val Canaria ein breiter, meist bis zu oberst beraster Bergrücken mit den vom Hotel Piora her viel besuchten Aussichtspunkten Cima di Camoghè (2359 m), Pian Alto (2264 m) und Fongio (2212 m). Zwischen den letztern zwei Gipfeln führt ein Pfad (2121 m) direkter nach Airolo als der Weg über Altanca.
Das Hintergehänge des Thales ist weniger geschlossen als die N.- und S.-Wand. Es erheben sich da zwei fast isolierte Berge, der breite Scai (2512 m) und der spitze Pizzo Columbe (2549 m), zwischen und zu den Seiten derselben sich drei Passlücken befinden: der Nördliche und der Südliche Passo Columbe (2375 und 2381 m) und vor allem der Passo del Uomo (2212 m), die alle drei nach der Lukmanierstrasse hinüberführen, der letztere insbesondere nach dem Hospiz Santa Maria und Disentis (7 Stunden).
Den schönsten Schmuck des Val Piora bilden seine Seen, deren es vier grössere und mehrere kleinere zählt. Sie treten hier geradezu gesellig auf, indem sich im Val Piora und den nächstbenachbarten Gegenden ihrer etwa 20 finden. Der grösste und schönste davon ist der so oft bewunderte und geschilderte Lago Ritom (1829 m). Ausserdem sind zu nennen der Lago Tom (2023 m), der Lago Cadagno (1921 m) und ein auf der Siegfriedkarte noch unbenannter See östl. vom letztern in 2305 m. Alle vier zeichnen sich durch einen ungewöhnlichen Glanz ihrer Wasserflächen und bei der Lichtfülle des Thales durch prächtige Farbeneffekte und wunderbare Spiegelung der umstehenden Gebirge aus. Darum trifft man an ihren Ufern im Sommer neben Spaziergängern fast immer auch Photographen, Zeichner und Maler.
Geologisch zeigt das Val Piora grosse Mannigfaltigkeit, da es drei verschiedenen Regionen angehört. Die südl. Bergkette fällt ins Gebiet des Tessinermassivs, die nördl. in dasjenige des Gotthardmassivs und die Thalmitte in die diese Massive trennende Schieferzone. In der ungefähren Richtung des Thales gehen daher Streifen von Gneis und Glimmerschiefer des südl. Bergzuges, dann in der Mittelzone Gesteine der Rötigruppe (Zellendolomite, Rauhwacken, Gips) und graue und schwarze Liasschiefer, die durch den Gebirgsdruck oft in krystalline Schiefer (wie Kalkglimmerschiefer, Disthen- und Staurolithschiefer, Granatglimmerschiefer) umgewandelt sind und zahlreiche deformierte Versteinerungen enthalten (z. B. Belemnites Oosteri, Pentacrinus tuberculatus etc.) und endlich wieder Gneise in zahlreichen Abänderungen, Hornblendeschiefer, Talkschiefer etc. des Gotthardgebietes in der nördl. Kette.
Auch botanisch ist das Val Piora reicher als der grösste Teil des übrigen Tessin. Ein kleines Pflanzenverzeichnis nach E. A. Türler's Führer St. Gotthard, Airolo und Val Piora möge dies illustrieren: Anemone alpina var. sulphurea; Ranunculus glacialis, R. aconitifolius und R. pyrenaeus; Aquilegia alpina, Aconitum napellus, Actaea spicata, Arabis alpestris und A. beilidifolia, Cardamine resedifolia, Biscutella laevigata var. glabra, Viola biflora, Polygala microcarpa var. elliptica, Silene acaulis, Arenaria biflora, Cerastium arvense var. strictum, Trifolium alpinum, Phaca australis, Sedum acre; Saxifraga aizoon, S. aspera, S. exarata und S. caesia; Gaya simplex, Achillea moschata und A. nana, Chrysanthemum montanum, Aronicum Clusii, Cineraria longifolia, Carduus defloratus var. rhaeticus, Leontodon hastilis und L. pyrenaicus, Taraxacum officinale var. lividum, Crepis alpestris, Senecio spathulaefolius var. tenui folios, Saussurea lapathifolia, Centaurea nervosa;
Hieracium Auricula, H. aurantiacum, H. staticefolium, H. albidum, H. glanduliferum und H. furcatum;
Phyteuma hemisphaericum;
Gentiana excisa, G. verna, G. utriculosa und G. campestris var. nana;
Eritrichium nanum, Veronica spicata und V. fruticans, Pedicularis rostrata und P. tuberosa, Rhinantus minor var. vittulatus, Pinguicula vulgaris und P. alpina, Androsace alpina;
Primula farinosa, P. viscosa und P. integrifolia;
Soldanella alpina, Armeria alpina, Rumex alpinus, Oxyria digyna, Polygonum alpinum, Daphne mezereum und D. striata, Orchis latifolia, Nigritella angustifolia, Tofieldia borealis;
Juncus Jacquini, J. trifidus und J. trifidus var. foliosus;
Carex foetida und C. lagopina, Phleum phaloroides. Im Gegensatz zu den üppigen Bergwiesen und Alpweiden ist der Wald sehr spärlich vertreten.
Nur am S.-Ufer des Ritomsees finden sich einige kleine Parzellen, in welchen die Lärche herrscht und die Alpenrose ausgedehnte Gebüsche bildet. Dann und wann trifft man auch einige Arven, so z. B. in der Nähe des Lago Tom und am Aufstieg vom Hotel Piora zum Aussichtspunkt Fongio, an Laubhölzern etwa den Vogelbeerbaum (Sorbus aucuparia).
Infolge der sonnigen und allseitig geschützten Lage und der Abwesenheit der Gletscher ist das Klima des Val Piora ein relativ mildes, angenehmes und belebendes, die Luft ungemein rein und durchsichtig, Staub und Nebel kaum bekannt. Das Thal eignet sich darum trefflich als Kurstation und erfreut sich als solche einer stetig steigenden Frequenz, namentlich von Rekonvaleszenten aller Art, von Nervenleidenden, von an Schwächezuständen Leidenden, Blutarmen, Erholungsbedürftigen etc. Aber auch Gesunde stellen sich gerne ein. Am meisten werden die dem Kurhaus benachbarten Höhen, vor allem die Cima di Camoghè besucht, von der aus man das ganze Val Piora und das Val Bedretto, dann die Gebirge der Gotthardgruppe, ja selbst das Rheinwaldhorn, den Basodino, das Finsteraarhorn, das Schreckhorn, den Galenstock erblickt.
Piota (Poncione di) -

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Seite 43.759.Als Rigi des Val Piora gilt aber der in 2-2½ Stunden zu erreichende Taneda, der auch durch seine scharf gezeichneten, stolzen Formen imponiert. Die Aussicht reicht bis zum Rheinwaldhorn und seinen Trabanten, zum Campo Tencia, Basodino und dem Gewirr der Tessinergebirge, ja weit darüber bis hinaus zum Dom und Monte Rosa, wie andererseits zu den Berneralpen, zum Damma-, Gotthard- und Medelsergebiet etc., ist aber nicht minder schön durch den Blick auf die umliegenden Thäler und Seen. Noch grossartiger soll die Aussicht vom Pizzo Lucomagno und vom Pizzo Pettano sein, die aber grössere Anforderungen an die Kletterfertigkeit der Touristen stellen und darum auch viel seltener bestiegen werden. Namentlich erscheint die mächtige Felsgestalt des Pettano mit ihren fast senkrechten Wänden als ¶
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kaum ersteigbar und ihre Bezwingung immer als ein kühnes Unternehmen.