Puglia | eLexikon
- ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
Puglia
(ital., spr. púlja), s. Apulien.
Apulĭen
(Apulia, ital. Puglia, spr. pulja), ital. Landschaft, welche den südöstlichsten Teil der Halbinsel (vom Fluß Fortore bis zum Capo di Leuca) umfaßt und jetzt in die drei Provinzen Foggia, Bari und Lecce zerfällt, 22,115 qkm (401,6 QM., nach Strelbitskys Berechnung nur 20,510 qkm = 372 QM.) groß mit (1882) 1,609,353 Einw. (S. die einzelnen Provinzen.)
Geschichte. Die ältesten Einwohner des Landes (s. Geschichtskarte [* 3] »Italien«), [* 4]
Romanzement - Römer

* 5
Römer.das bei den Griechen Iapygia hieß, waren illyrischen Stammes und bildeten zwei Königreiche, das der Daunier im Nordwesten und das der Peucetier (Pödikuler) im Südosten, welche sich um 400 v. Chr. in einzelne Stadtrepubliken auflösten. Im Samniterkrieg standen die Stämme Apuliens zuerst auf seiten der Römer, [* 5] dann der Samniter und wurden 317 der römischen Herrschaft unterworfen. Damals, noch mehr im zweiten Punischen Krieg, wo die Apulier Hannibals Partei ergriffen, und im Bundesgenossenkrieg (90-88) wurde das blühende Land furchtbar verwüstet.
Die Römer nannten Apulien nur das Land bis Tarent und Brundusium, die alten Landschaften Daunia und Peucetia; der ganze östliche Strich (Terra d'Otranto), das alte Messapia, hieß bei ihnen Kalabrien. Nach dem Untergang des weströmischen Reichs kam Apulien unter ostgotische, dann unter oströmische Herrschaft. Seit 568 gehörte der nördliche Teil des Landes zu dem langobardischen Herzogtum Benevent, der südliche blieb unter oströmischer Herrschaft. Bei mannigfachem Wechsel der Grenzen [* 6] behaupteten sich im allgemeinen die Griechen im Süden Apuliens.
Geschichtskarten von D

* 7
Deutschland.Eine neue Periode für Apuliens Geschichte begann mit den Eroberungen der Normannen in Unteritalien. Ein reicher Apulier, Melo, der schon 981 einen Aufstand gegen die griechische Herrschaft erregt hatte, zog einige zu der Kapelle des Erzengels Michael am Berge Gargano pilgernde normännische Ritter in seinen Dienst. Seit Melos Niederlage bei Cannä (1019) und Flucht nach Deutschland [* 7] führten von Gottfried Drengot herbeigeführte Normannenscharen den Krieg auf eigne Faust fort und nahmen Dienste [* 8] bei den einander bekämpfenden Fürsten Unteritaliens.
Bald traten die immer massenhafter herbeiströmenden Normannen als selbständige Eroberer auf und machten sich unter der Führung Wilhelms des Eisenarms, des Sohnes Tancreds von Hauteville, 1040-43 zu Herren des Landes. Wilhelm nannte sich Graf von Apulien. Nach seinem Tod setzten seine Brüder, Drogo und seit dessen Ermordung (1051) Humfred, die Kämpfe gegen die Griechen fort. Als Papst Leo IX. die Normannen vertreiben wollte, besiegten sie ihn 1053 bei Civitella, nahmen aber dann Apulien aus der Hand [* 9] des Papstes zu Lehen.
Thrombus - Thugut

* 10
Thron.Nikolaus II. belehnte 1059 den Grafen Robert Guiscard mit den Herzogtümern Apulien und Kalabrien, und dieser machte im Kampf gegen Sarazenen und Griechen solche Fortschritte, daß sein Herzogtum bald ganz Unteritalien umfaßte. Er hob die Privilegien und die bisherige Autonomie des apulischen Adels auf, unterdrückte mehrere Verschwörungen der Großen und behauptete den Thron [* 10] gegen seines Bruders Humfred Söhne, die ihre Erbrechte auf Apulien geltend zu machen suchten. Er eroberte 1071 Bari, machte durch die Einnahme von Amalfi (1076) und von Salerno (1077) der griechischen Herrschaft in Italien ein Ende und ward vom Papst mit dem Herzogtum Benevent belehnt.
Ihm folgte 1085 sein Sohn Roger, der 1089 die Oberlehnsherrlichkeit des Papstes anerkannte. Mehrere Städte in Apulien und Kalabrien entzogen sich aber seiner Herrschaft. Ihm folgte 1100 sein Sohn Wilhelm II., der Bundesgenosse des Papstes in dessen Kampf gegen Heinrich V. Als er 1127 ohne Nachkommen starb, besetzte Roger II. von Sizilien [* 11] Apulien und Kalabrien, zwang die widerspenstigen Barone und Städte zur Unterwerfung und nötigte auch den Papst Honorius II., der selbst Wilhelms Lande erobern wollte, ihn als Herzog von Apulien und Kalabrien anzuerkennen und zu belehnen (1128). So wurden Apulien und Kalabrien mit Sizilien vereinigt, das durch Roger zum Königreich erhoben wurde (1130). Die weitere Geschichte Apuliens verschmilzt mit der von Sizilien und nach Vereinigung Siziliens u. Neapels mit der Geschichte dieses Landes.
Vgl. Gregorovius, Apulische Landschaften (2. Aufl., Leipz. 1880).