peter-hug.ch

Rapp | eLexikon | Geschichte - Frankreich - Krieger

  • ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
  • ️Sat Aug 07 1847

Bewährtes Wissen in aktueller Form

Main

Raphia - Rapp

Bild 13.578: Raphia - Rapp
Seite 13.578.
Überblick der Artikel
2 ArtikelTextanfang / Anzahl Wörter
Rapp1) Georg, Stifter der religiösen Gemeinschaft der Harmoniten (Harmonisten) in Nordamerika, / 525
Rapp _2Wilhelm, deutsch-amerikan. Journalist und Politiker, geb. 14. Juli 1828 zu Lindau in Bayern / 243

Seite 13.578

Rapp

768 Wörter, 5'304 Zeichen

Geschichte — Frankreich — Krieger

Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888

Titel
Elemente zu Rapp:

1) Georg, Stifter der religiösen Gemeinschaft der Harmoniten

2) Jean, Graf von, franz. General

Rapp,

1) Georg, Stifter der religiösen Gemeinschaft der Harmoniten (Harmonisten) in Nordamerika, [* 3] geb. 1770 im Württembergischen, wanderte 1803 mit Gleichgesinnten zur Herstellung einer nach dem Vorbild der apostolischen Kirche organisierten kirchlichen und bürgerlichen Gemeindeverfassung nach Amerika [* 4] aus, wo er 1804 bei Pittsburg eine Kolonie gründete, unter deren Bewohnern völlige Gleichheit, Gütergemeinschaft und Ehelosigkeit herrschten. 1823 verkaufte er die 1814 erbaute Stadt Harmony in Indiana an Robert Owen und gründete am rechten Ufer des Ohio die Kolonie Economy, die jetzt Hauptsitz der Harmoniten und Residenz des als Prophet und Diktator anerkannten Rapp wurde.

Jede Familie erhielt ein Haus mit Garten; [* 5] jeder Erwachsene aber mußte im Sommer 12, im Winter 14 Stunden auf dem Feld oder in den Manufakturen arbeiten. So ward die Gesellschaft bald ausschließlich ein Verein für industrielle Zwecke und Betreibung des Ackerbaues. Schweren Schaden erlitt sie durch den Betrüger Bernhard Müller, welcher sich unter dem Namen Proli oder Graf Leon 1831 an Rapp anschloß, ihn dann aber mit 300 Anhängern verließ. Rapp, dessen Kolonie von Jahr zu Jahr zusammenschmolz, starb 7. Aug. 1847. Sein Nachfolger als Oberhaupt der Harmoniten ward der Kaufmann Becker.

Vgl.   Wagner, Geschichte der Harmoniegesellschaft (Vaihingen 1833);

v. Bonnhorst, Der Abenteurer Proli (Frankf. 1834);

Nordhoff, Communistic societies of the United States (Lond. 1875);



Rappell - Rappoltsweil

Bild 13.579: Rappell - Rappoltsweiler
* 6 Seite 13.579.

Palmer, Die Gemeinschaften und Sekten Württembergs (Tübing. 1877).

mehr

2) Jean, Graf von, franz. General, geb. 27. April 1772 zu Kolmar, [* 7] trat 1788 in ein französisches Kavallerieregiment, machte die Feldzüge am Rhein und als Adjutant Desaix' die Feldzüge in Italien [* 8] und nach Ägypten [* 9] mit und ward 1801 Adjutant des Ersten Konsuls. 1805 erwarb er sich bei Austerlitz [* 10] den Rang eines Divisionsgenerals und befehligte 1806-1807 eine Dragonerdivision. Nachdem er kurze Zeit Kommandant zu Thorn [* 11] gewesen, erhielt er nach Danzigs Fall das Kommando dieser Festung. [* 12]

In der Schlacht bei Aspern [* 13] unternahm er in Vereinigung mit Lobau einen Bajonettangriff, der zur Sicherstellung des französischen Rückzugs viel beitrug. Er ward hierauf zum Grafen ernannt. Im Juni 1810 ward er wegen eines freimütigen Tadels über Napoleons Ehescheidung wieder nach Danzig [* 14] beordert. Auf dem Rückzug aus Rußland 1812 sandte ihn Napoleon nach Danzig voraus, um den Rest der Armee neu zu organisieren, und Rapp verteidigte diese Festung, bis ihn Mangel an Proviant und Munition im Januar 1814 zur Kapitulation nötigte.

Wilmanstrand - Wilna (

Bild 66.754: Wilmanstrand - Wilna (Generalgouvernement und Stadt) [unkorrigiert]
* 15 Wilna.

Die Verbündeten erkannten jedoch dieselbe nicht an, und Rapp ward als Kriegsgefangener nach Wilna [* 15] gebracht. Im Juli 1814 nach Paris [* 16] zurückgekehrt, ward er von Ludwig XVIII. bei Napoleons Landung mit dem Kommando des 1. Armeekorps betraut. Der Abfall der Armee vereitelte jedoch allen Widerstand, und Rapp nahm hierauf von Napoleon das Kommando der Rheinarmee an, schloß aber bei Straßburg [* 17] mit den Verbündeten einen Waffenstillstand ab. Der von Ludwig XVIII. ihm erteilte Befehl, die Armee zu entwaffnen, führte zu einer gefährlichen Meuterei, die Rapp aber durch energisches Einschreiten unterdrückte. Darauf zog er sich auf das Gut Wildenstein im Kanton Aargau [* 18] zurück. 1818 von Ludwig XVIII. zum Pair und Obersthofmeister des Königs ernannt, starb er 8. Nov. 1821 auf seinem Gut Rheinweiler in Baden. [* 19] 1853 wurde ihm in Kolmar eine Statue errichtet. Außer einer Beschreibung der Belagerung von Danzig hinterließ er »Mémoires« (Par. 1823; deutsch, Gotha [* 20] 1824). Sein Leben beschrieb Spach in den »Biographies alsaciennes« (Nancy [* 21] 1871).

Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888

Rapp,

Lind. - Lindau

Bild 10.799: Lind. - Lindau
* 22 Lindau.

Wilhelm, deutsch-amerikan. Journalist und Politiker, geb. 14. Juli 1828 zu Lindau [* 22] in Bayern [* 23] als Sohn eines Pfarrers, studierte in Tübingen [* 24] Theologie, nahm an der freiheitlichen Bewegung von 1848/49 in Schrift und That lebhaften Anteil, wurde nach dem Scheitern der badischen Revolution auf der Flucht nach der Schweiz [* 25] an der Grenze ergriffen, saß ein Jahr auf dem Asberg, ging nach seiner Freilassung in die Schweiz, wo er zu Ilanz im Kanton Graubünden als Lehrer wirkte, siedelte 1851 nach Amerika über und widmete sich dort dem Zeitungsfach.

Spottiswoode - Sprache

Bild 15.177: Spottiswoode - Sprache (physiologisch)
* 27 Sprache.

Von 1853 bis 1856 redigierte er die »Turnzeitung« in Philadelphia [* 26] und Cincinnati und übernahm 1857 die Leitung des Baltimorer »Wecker«, die er in so entschieden republikanischem Sinne führte, daß der Pöbel der rebellenfreundlichen Stadt das Geschäftslokal der Zeitung stürmte, wobei Rapp mit knapper Not den Händen der wütenden Rotte entrann. Nach fünfjähriger redaktioneller Thätigkeit an der »Illinois-Staatszeitung« kehrte er 1866 an den »Wecker« zurück, wirkte 1870 durch Reden in zahlreichen Versammlungen mit großem Erfolg für den Fonds, der für die deutschen Verwundeten in Amerika zusammengebracht wurde, und trat 1872 von neuem in die Redaktion der »Illinois-Staatszeitung« ein, in welcher er noch heute hervorragend thätig ist, stets eifrig für Aufrechterhaltung der deutschen Sprache [* 27] und Sitte eintretend. Hauptsächlich seiner kräftigen Leitung verdanken die Deutschen in Illinois und Wisconsin ihren 1890 errungenen Sieg für ihre Sprache und Schule. Seine größern Reden und seine Reisebriefe aus Deutschland [* 28] sind unter dem Titel: »Erinnerungen eines Deutsch-Amerikaners an das deutsche Vaterland« (Chicago 1890) erschienen.