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Rhein | eLexikon | Geographie - Deutschland - Flüsse

  • ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
  • ️Wed Aug 15 1804

Rhein

Deutschland. Fluß- und

Bild 4.801a: Deutschland. Fluß- und Gebirgssystem
* 3 Deutschlands.

(Rhenus, franz. Rhin, nach der romanischen Sprache [* 2] seiner Quellbezirksbewohner Rin), einer der Hauptflüsse Europas, der ansehnlichste Deutschlands, [* 3] vielbesucht wegen seiner romantischen Ufer, entspringt im schweizerischen Kanton Graubünden [* 4] aus einer Anzahl von Gebirgsbächen, von denen man zwei als Hauptquelle, als Vorder- und Hinterrhein, zu unterscheiden pflegt. Der Vorderrhein hat seinen Ursprung am nordöstlichen Abhang der St. Gotthardgruppe, unweit des Oberalppasses im Tomasee, in 2344 m Höhe; er verstärkt sich bald durch einen links vom Crispalt und rechts vom Cornera kommenden wassereichen Gletscherbach, durchfließt das 12 km lange Tavetscher Thal und verfolgt in einer Länge von 70 km nordöstliche Richtung.

Auf dieser Strecke fließen ihm namentlich von rechts erhebliche Zuflüsse zu, so Disentis gegenüber der vom Lukmanier kommende Rhein von Medels, häufig Mittelrhein genannt, bei Somvix der Rhein von Somvix vom Camadra, bei Ilanz der Lungnetzer Rhein oder Glenner, ein Zusammenfluß aus Vriner und Valser Rhein, welche in der Adulagruppe entspringen, und der Safier Rhein vom Bärenhorn. Nach einem Laufe von etwa 45 km vereinigt sich der Vorderrhein bei Reichenau mit dem Tomleschger Rhein, der in einer Höhe von 2216 m aus dem Zapportgletscher am Rheinwaldhorn in der Adulagruppe entspringt und als der wasserreichste aller bisherigen Zuflüsse unter dem Namen Hinterrhein (s. d.) als zweiter Quellstrom des Rheins betrachtet wird.

Chur - Church

Bild 4.117: Chur - Church
* 5 Chur.

Der vereinigte, 45 m breite Fluß wendet sich bei Chur, [* 5] wo er die Plessur empfängt, nach N. und tritt in das Thal [* 6] ein, das sich mit nördlicher Hauptrichtung bis an den Bodensee erstreckt. Weitere Zuflüsse sind hier von der rechten Seite die Lanquart und Ill, von links die Tamina. Der Rhein ergießt sich darauf in den Bodensee (s. d.), sein Läuterungsbassin, und verläßt diesen wieder zwischen Konstanz [* 7] und Peterhausen, wo er, 6 km westwärts fließend, den Zeller oder Untersee bildet.

In den Boden- und Untersee ergießen sich rechts: die Bregenzer Aach, die Arge, die Schussen, die Seefelder Aach und die Stockach. Von seinem Austritt aus dem Untersee bis Schaffhausen [* 8] trägt der in westlicher Richtung meist zwischen ziemlich hohen Ufern hinfließend und bei einer Breite [* 9] von 60-130 m, schon größere Kähne. Unterhalb Schaffhausen zeigt der Strom bedeutende Wirbel; das Bett [* 10] wird schmäler, das Gefälle stärker. Das Wasser wogt über eine Menge von Kalkfelsen, und endlich stürzt die ganze 150 m breite Wassermasse über eine 21 m hohe Felswand hinunter in einen tiefen Kessel. Dies ist der Rheinfall, über dem zur Linken das Schloß Laufen (s. d. 2) thront.

Wortfügungslehre - Wör

Bild 16.751: Wortfügungslehre - Wörth
* 11 Wörth.

Unmittelbar unterhalb des Falles, der natürlich die Schiffahrt unterbricht, beim Schlößchen Wörth, [* 11] wird der Fluß wieder ruhig und fließt zwischen einsamen und abschüssigen Ufern in westlicher Richtung weiter. Ein zweiter Rheinfall (Kleiner Laufen genannt) unterhalb Zurzach, bei der Mündung der Aare und Wutach, wird durch einen quer den Strom durchschneidenden Felsendamm verursacht, in dessen Mitte eine etwa 6 m breite Lücke bei niedrigem Wasser den Schiffen eine gefahrlose Durchfahrt bietet, während bei hohem Wasserstand der Strom über die Felsen braust und dann alle Schifffahrt unmöglich macht.

Basel (Stadt)

Bild 2.419: Basel (Stadt)
* 13 Basel.

Weiterhin, bei Laufenburg, drängen Felsenmassen das Gewässer von neuem zusammen und verursachen einen heftigen Sturz der Wogen (Großer Laufen), so daß die Schiffahrt hier zum drittenmal unterbrochen wird. Oberhalb Rheinfelden, im sogen. Gewild, wird das Bett nochmals felsig und verursacht Stromschnellen, von denen eine der stärksten der sogen. Höllenhaken ist, welcher für Schiffe [* 12] nur mit der größten Vorsicht zu passieren ist. Die auf dieser Strecke bis Basel [* 13] in den Rhein fallenden Zuflüsse sind rechts: die Wutach, Alb, Wehra und Wiese (Wiesen);

links: die Thur, Glatt, Aare und Birs.

Der ganze Oberlauf des Rheins, teils ganz in der Schweiz, [* 14] teils zwischen dieser auf der linken und Tirol, [* 15] Bayern, [* 16] Württemberg [* 17] und Baden [* 18] auf der rechten Seite, ist 456 km lang.

Von Basel, wo er nördliche Richtung annimmt, bis oberhalb Bonn [* 19] fließt der Rhein ungefähr die ersten zwei Dritteile dieser Strecke (bis Mainz), [* 20] und zwar erst zwischen Elsaß-Lothringen [* 21] und Baden, dann zwischen Rheinbayern und Baden und zuletzt durch Hessen [* 22] bis an die preußische Grenze, in weitem Thal zwischen niedrigen Ufern vielfach sich windend; im letzten Dritteil aber zwischen Hessen und Preußen, [* 23] darauf zwischen den preußischen Provinzen Hessen-Nassau [* 24] und Rheinland und dann ganz in letztere eingetreten, strömt er in einem durch schroffe Berge mehr oder weniger eingeengten Thal dahin.

Bindehaut - Bingen

Bild 53.11: Bindehaut - Bingen
* 25 Bingen.

Von Basel bis Mainz und Bingen [* 25] durchströmt er die Oberrheinische Tiefebene, in der er bis Germersheim durch Teilung seines Bettes zahlreiche Werder, oberhalb Straßburg [* 26] Kiesbänke, unterhalb grüne Inseln, bildet. Durch die Rheinkorrektion nach dem Plan des badischen Ingenieurs Tulla ist aber von 1818 bis 1872 auf dieser Strecke für den Strom ein ziemlich gerader Thalweg geschaffen worden, wodurch eine Abkürzung des Flußlaufs um 72 km stattgefunden hat und zahlreiche tote Rheinarme gebildet sind.

Unterhalb Germersheim macht der Strom große Krümmungen. Von Biebrich-Mosbach (6 km nordwestlich unter Mainz) bis Bingen ist seine Richtung westsüdwestlich. Der Strom ist hier sehr breit und hat mehrere zum Teil umfangreiche Inseln. Bei Bingen wendet er sich, einen stumpfen Winkel [* 27] bildend und in das Rheinische Schiefergebirge eintretend, nach NNW. und dann unterhalb Koblenz [* 28] nach NW. Das Stromthal ist von Bingen an sehr eng, und die steilen Berge treten oft so nahe an das Ufer, daß an manchen Stellen kaum für die Landstraße Raum ist.



Rhein (Mittel- und Unt

Bild 13.777: Rhein (Mittel- und Unterlauf, Fischfang, Schiffahrt etc.)
* 29 Seite 13.777.

Für die Schifffahrt gefährlich galt früher das Binger Loch bei Bingen (s. d.). Auch die Felsengruppe zwischen Bacharach und Kaub, das sogen. Wilde Gefährt, und der Felsendamm bei St. Goar, die Bank genannt, galten früher für gefährliche Punkte. Zwischen Boppard und Braubach, wo das Stromthal sich etwas erweitert, macht der Fluß eine bedeutende Biegung. Von einer Reihe Basaltfelsen, die bei Unkel teils über, teils unter dem Wasser liegen, ward die größere Gruppe, der Unkelstein, unter der französischen Herrschaft hinweggeräumt; die kleinere wird von leeren Schiffen überfahren. Bei Königswinter, am Fuß des Siebengebirges und am Austritt des Stroms aus dem Schiefergebirge, erweitert sich das

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Rheinthal wieder. Der ganze Mittellauf des Rheins hat eine Länge von 450 km. Unter den Nebenflüssen auf dieser Strecke sind die wichtigsten, in Baden: die Elz, Kinzig, Rench, Murg, Alb, Pfinz und der Neckar;

in Elsaß-Lothringen: die Ill, Moder (Motter) und Sauer;

in Rheinbayern: die Lauter und der Queich;

zwischen Hessen und Preußen: rechts der Main und links die Nahe;

in Preußen rechts: Lahn und Wied, links: Mosel, Nette und Ahr.

Dordrecht - Dordrechte

Bild 55.444: Dordrecht - Dordrechter Synode [unkorrigiert]
* 31 Dordrecht.

Von Bonn aus geht das Stromgebiet nach und nach in eine weit ausgedehnte Niederung des Flachlandes über, die bis zu den Mündungen reicht. Einige Stunden unter Emmerich [* 30] betritt der Strom, westliche Richtung annehmend, niederländisches Gebiet. 1,5 km oberhalb der Sternschanze teilt er sich in zwei Arme, von welchen der linke Waal heißt. Diese nimmt zwei Dritteile seines Gewässers auf, vereinigt sich nachher zweimal mit der Maas, führt alsdann bis Dordrecht [* 31] den Namen Merwede und mündet unter dem Namen Maas unweit Brielle in die Nordsee.

Der rechte, kleinere Arm, auf kurzer Strecke Kanal [* 32] von Pannerden genannt, teilt sich 4 km oberhalb Arnheim wiederum in zwei Arme. Von diesen fließt der rechte unter dem Namen Neue Yssel in dem Bette des Kanals, welchen Drusus behufs der Vereinigung des Rheins mit der Alten Yssel graben ließ, weiter bis Doesburg, wo er sich mit der letztern vereinigt, um sich in den Zuidersee zu ergießen. Der linke Arm fließt unter dem Namen Rhein der Waal ziemlich parallel bis Wyk bei Duurstede.

Leichlingen - Leidener

Bild 10.652: Leichlingen - Leidener Flasche
* 35 Leiden.

Hier teilt er sich wiederum; links führt der Lek den größern Teil des Wassers zur Maas, mit deren einem Arm er sich oberhalb Rotterdam [* 33] vereinigt; rechts geht der Krumme Rhein nach Utrecht, [* 34] woselbst nochmals eine Teilung stattfindet: die Vecht, rechts, welche in den Zuidersee bei Muiden mündet, der Alte Rhein, links, der über Leiden [* 35] zur Nordsee (bei Katwyk) fließt. Der letztere, mehr einem Graben als einem Fluß ähnlich, verlor sich noch zu Anfang des 19. Jahrh. in dem Sande der Dünen, durch welche seit 1805 vermittelst eines Kanals mit großen Schleusenthoren ein künstlicher Ausweg zur See geschaffen worden ist (vgl. Niederlande, [* 36] S. 140 f.). Im Unterlauf fließt der vielfach sich windende Rhein zwischen niedrigen Rändern, die oft so wenig über dem Wasserspiegel erhaben sind, daß das umliegende Land durch Deiche gegen Überschwemmung gesichert werden muß. In seinem Unterlauf nimmt er auf und zwar in Preußen: die Sieg, Wipper (Wupper), Ruhr, Emscher und Lippe [* 37] (rechts), die Erft (links);

in den Niederlanden: die Maas, welche in den Waal genannten Rheinarm fließt.

Mannheim

Bild 11.196: Mannheim
* 38 Mannheim.

Mehr oder minder schiffbar unter den Nebenflüssen des Rheins sind: die Aare, Ill, der Neckar, Main mit Regnitz, die Lahn, Mosel mit der Saar, die Erst, Ruhr, Lippe und Maas. Das Gefälle des Rheins wird, je mehr er sich der Mündung nähert, ein immer geringeres. Es liegen über dem Meer: der Ursprung des Vorderrheins 2344, der Ursprung des Hinterrheins 2216, der Rhein bei Reichenau 586, der Bodensee 398, der Rhein bei Basel 226, bei Mannheim [* 38] 92, bei Mainz 82, bei Bingen 77, bei Köln [* 39] 36, bei Emmerich 11 und bei Arnheim 9,5 m. Die Breite des Stroms beträgt bei Reichenau 51, an der Mündung in den Bodensee 65, bei Basel 206, bei Mannheim 330, bei Mainz 626, bei Koblenz 435, bei Köln 522, bei Wesel [* 40] 616 und bei Emmerich 992 m; die Tiefe im normalen Zustand in der Oberrheinischen Tiefebene 1,5-6, zwischen Mainz und Köln 4-5, bei Düsseldorf [* 41] sogar 16 m. Feste Rheinbrücken, durch die Eisenbahnen hervorgerufen, sind innerhalb des Deutschen Reichs zu Hüningen, Neuenburg, [* 42] Neubreisach, Maxau, Germersheim, Mannheim, Mainz, Koblenz, Köln, Düsseldorf, Hochfeld u. Wesel.

Grenzen der Hörbarkeit

Bild 58.307: Grenzen der Hörbarkeit - Grenzfälschung [unkorrigiert]
* 43 Grenzen.

Außerdem bestehen noch mehrere Schiffbrücken und zahlreiche Fähranstalten. Das Stromgebiet des Rheins umfaßt 196,303 qkm (3565 QM.), seine Länge beträgt 1225 km, davon sind schiffbar 886 km, wovon 721 km innerhalb der deutschen Grenzen. [* 43] Als Produkte des Rheins stehen obenan die Fische. [* 44] Man fängt Salmen in demselben, die aus der See im Frühling stromaufwärts gehen. Ihr Hauptfang findet in der Gegend von Bacharach und St. Goar statt. Außerdem liefert der Rhein die sogen. Rheinstöre, Neunaugen, Hechte, Karpfen, oft zu 10 kg, in großer Anzahl. In neuester Zeit und ganz besonders seit dem Anschluß von Elsaß-Lothringen an das Deutsche Reich [* 45] hat die Fischbrutanstalt zu Hüningen im Oberelsaß ganz außerordentlich für die Wiederbelebung des Rheins und seiner Nebenflüsse mit Fischen gesorgt. Der Sand führt etwas Gold [* 46] mit sich, doch in so geringer Menge, daß der Ertrag die Arbeit nicht lohnt.

In merkantiler Beziehung ist der Rhein der wichtigste Strom Europas, obwohl er von andern, namentlich von der Donau und Wolga, an Länge weit übertroffen wird. Er durchströmt die bevölkertsten, industriellsten und reichsten Länder des Kontinents, mündet in eins der befahrensten Meere und steht durch schiffbare Nebenflüsse mit dem Innern Deutschlands, Frankreichs, Belgiens und der Niederlande sowie durch den Ludwigskanal mit der Donau, durch den Rhein-Rhônekanal und durch den Rhein-Marnekanal, welche beide nach Straßburg führen, mit Süd- und Zentralfrankreich in Verbindung.

Rasse - Rastenburg

Bild 13.586: Rasse - Rastenburg
* 47 Rastatt.

Die Rheinschiffahrt war seit der Römerzeit durch die Erhebung von Zöllen behindert. Die erste Anregung zu freier Schiffahrt auf dem Rhein gab das französische Direktorium durch seine Abgeordneten auf dem Kongreß zu Rastatt; [* 47] aber erst der Reichsdeputationshauptschluß von 1803 beseitigte die bisherigen Rheinzölle und Transitabgaben von der Rheinschiffahrt. Hierauf wurde 15. Aug. 1804 zwischen dem Deutschen Reich und Frankreich eine Oktroikonvention geschlossen, die aber keineswegs alle Mißstände beseitigte. Am 31. Okt. 1810 wurde von Napoleon die Rheinschiffahrt auch in Holland Beigegeben.

Nach Napoleons Sturz wurde im Pariser Frieden (1814) von den verbündeten Mächten, demnach mit Ausschluß von Frankreich und den Niederlanden, zwar bestimmt, daß die Rheinschiffahrt von dem Punkt an, wo der Rhein schiffbar wird, bis in die See für alle Völker frei sein sollte; allein die niederländische Regierung legte der Ausführung dieser Bestimmung dadurch ein Hindernis in den Weg, daß sie durch einen Beschluß vom 23. Dez. 1813 die von Napoleon früher zugestandene Freiheit der Rheinschiffahrt aufhob. 1815 wurde auf dem Wiener Kongreß eine in 32 Artikeln abgefaßte und der Kongreßakte als integrierender Teil angehängte Rheinschiffahrtskonvention abgeschlossen, welche die Schiffahrt auf dem Rheinstrom in seinem ganzen Lauf bis in die See freigab und einem gleichförmigen Zoll unterwarf.



Rhein - Rheina-Wolbeck

Bild 13.778: Rhein - Rheina-Wolbeck
* 48 Seite 13.778.

Darauf begann die aus Vertretern sämtlicher Rheinuferstaaten bestehende Rheinschiffahrtszentralkommission 15. Aug. 1816 zu Mainz ihre Verhandlungen, die sich durch diplomatische Intrigen sehr in die Länge zogen. Erst im Herbst 1830 kam man über das Rheinschiffahrtsreglement überein, welches bis zum 17. Juni 1831 von allen Rheinuferstaaten ratifiziert ward. Die wichtigsten Bestimmungen desselben waren folgende: Aufhebung der Umschlagsrechte in Köln

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und Mainz und Errichtung von Freihäfen längs des Rheinufers von seiten der beteiligten Regierungen;

freie Schiffahrt auf dem Rhein bis in die See für alle Schiffe der Uferstaaten des Rheins sowie des Mains, Neckar und andrer in den Rhein sich ergießender Flüsse; [* 49]

gleichmäßig Verteilung des Rheinzolls;

Belgien und Luxemburg

Bild 2.644a: Belgien und Luxemburg
* 53 Belgien.

Einsetzung einer Zentralkommission, die sich alle Jahre (1. Juli) zu Mainz versammelt, etc. Als die niederländische Regierung durch den Vertrag vom 1. Sept. 1844, welcher Köln mit Antwerpen [* 50] und dem Meer durch Eisenbahnen verband; sich mit dem Verlust des ganzen Transits bedroht sah, gestand dieselbe endlich Erleichterungen zu, worauf ein definitiver Tarif zu stande kam. Man entrichtete seitdem auf dem Rhein von da an, wo er schiffbar wird, bis nach Krimpen am Lek und Gorkum an der Waal zweierlei Abgaben: eine Rekognitionsgebühr für jedes Schiff [* 51] von 50 Ztr. und mehr Ladungsfähigkeit und den Rheinzoll von der Ladung nach ihrem Zentnergewicht. Die von Preußen schon lange angestrebte gänzliche Aufhebung der sämtlichen Abgaben auf dem Rhein konnte erst infolge der nach den kriegerischen Ereignissen von 1866 mit Baden, Bayern und Hessen abgeschlossenen Friedensverträge ausgeführt werden. Dieselben setzten nämlich fest, daß vom 1. Jan. 1867 ab die Erhebung der Schiffahrtsabgaben auf dem Rhein eingestellt werden sollte, sofern die übrigen deutschen Uferstaaten des Rheins gleichzeitig die gleichen Maßregeln treffen würden. Preußen verzichtete sofort auf die Erhebung aller Schiffahrtsabgaben auf dem Rhein; Baden, Bayern und Hessen folgten. Endlich ward auch 17. Okt. 1868 von den Bevollmächtigten der Rheinuferstaaten eine Akte unterzeichnet, die mit 1. Juli 1869 in Kraft [* 52] treten sollte. Die wesentlichen Bestimmungen derselben sind: die Schiffahrt auf dem Rhein und seinen Ausflüssen von Basel bis ins offene Meer soll unter Beachtung der in diesem Vertrag festgesetzten Bestimmungen und der zur Aufrechthaltung der allgemeinen Sicherheit erforderlichen polizeilichen Vorschriften den Fahrzeugen aller Nationen zum Transport von Waren und Personen gestattet sein. Lek und Waal werden als zum Rhein gehörig betrachtet. Die zur Rheinschiffahrt gehörigen Schiffe und die vom Rhein herkommenden Holzflöße können auf jedem Weg durch das niederländische Gebiet vom in das offene Meer oder nach Belgien [* 53] und umgekehrt fahren.

Rheinhäfen sind im Deutschen Reich: zu Kehl, Maxau, Leopoldshafen, Germersheim, Speier, [* 54] Mannheim (der bedeutendste), Ludwigshafen, [* 55] Worms, [* 56] Rosengarten, Gernsheim, Gustavsburg, Mainz, Biebrich, [* 57] Schierstein, Bingen, Oberlahnstein, Koblenz, Köln, Neuß, [* 58] Düsseldorf, Hochfeld, Duisburg, [* 59] Ruhrort, [* 60] Wesel;

in den Niederlanden: zu Arnheim, Utrecht, Amsterdam, [* 61] Nimwegen, [* 62] Tiel, Bommel, Dordrecht und Rotterdam.

Die Mehrzahl derselben sind zugleich Winterhäfen. Einen bedeutenden Aufschwung hat der Verkehr auf dem Rhein vor allem durch die Dampfschiffahrt genommen. Das erste Dampfschiff [* 63] kam 1817 auf den Rhein. Darauf richtete die Niederländische [* 64] Dampfschiffahrtsgesellschaft regelmäßige Fahrten zwischen Rotterdam und Köln ein. Seit 1827 ward der auch oberhalb Köln von der Kölnischen und seit 1837 von der Düsseldorfer Gesellschaft befahren, worauf die Niederländische Gesellschaft ebenfalls ihre Fahrten bis Mannheim ausdehnte.

Die Kölnische und Düsseldorfer Gesellschaft fahren seit 1853 für gemeinschaftliche Rechnung. Außerdem bestehen für die Schleppschiffahrt mehrere Gesellschaften. Gegenwärtig befahren über 100 Dampfschiffe den Rhein, von den kleinen Lokalbooten zu 15-20 Pferdekräften bis zu den gewaltigen Schleppern von 400 und mehr Pferdekräften. Das Hauptzollamt zu Emmerich passierten (1886) zu Berg: 18,303 Schiffe mit 1,792,830 Ton. Ladung; zu Thal: 17,759 Schiffe mit 2,526,613 T. Ladung. In den bedeutendsten Häfen stellte sich der Schiffsverkehr (1886) wie folgt:

Hafen Angekom­men Darunter Person.-­Schiffe La­dung (Ton.) Abgegan­gen Darunter Person.-­Schiffe La­dung (Ton.)
Ruhrort 15.502 4 309.413 15.594 4 2.157.326
Düsseldorf 2751 1476 155.184 2751 1476 46.121
Köln 4859 2389 232.808 3190 2330 131.340
Kob­lenz 3092 2272 37.817 2346 1915 7349
Bin­gen 4573 3640 8996 4573 3640 8942
Mainz 8633 2777 167.691 8634 2777 33.301
Gustavs­burg 1637 - 342.566 1636 - 84.365
Mannheim 6336 830 1.148.724 6691 830 246.341

Die Steinkohlenabfuhr auf dem Rhein ergab 1886: 3,585,725 T., nämlich zu Ruhrort 2,004,302, Duisburg 947,477, Hochfeld 623,166 und Düsseldorf 10,780 T.

Vgl.   die »Jahresberichte« der Zentralkommission für die Rheinschiffahrt zu Mannheim; Kohl, Der Rhein (Leipz. 1851, 2 Bde.);

Simrock, Das malerische und romantische Rheinland (4. Aufl., Bonn 1865);

Derselbe, Rheinsagen (9. Aufl., das. 1883);

Horn (Örtel), Der Rhein, Geschichte und Sagen seiner Burgen [* 65] etc. (3. Aufl., Wiesb. 1880);

Mehlis, Der in der Kelten- und Römerzeit (Berl. 1876), im Mittelalter (das. 1878), in der Neuzeit (das. 1879);

»Rheinfahrt. Von den Quellen des Rheins bis zum Meer« (Prachtwerk, Stuttg. 1876);

die »Reisehandbücher für die Rheinlande« von Meyer, Bädeker u. a.