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Roggen

Bild 13.883: Roggen
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Roggen(Secale L.), Gattung aus der Familie der Gramineen, Gräser mit vierseitiger, dichter, nickender / 859
Roggen _2Die Abstammung des kultivierten Roggens (Secale cereale) ist nicht sicher bekannt. Vielfach / 248
Roggen _3(Secale cereale), Pflanze aus der Gruppe der Hordeaceen, Familie der Gräser (engl. rye, frz. / 671
ROGGEN(Kt. Solothurn, Amtei Balsthal). 998 m. Breiter Jurarücken links über der Dünnern, n. Oensingen / 71

Seite 13.883

Roggen

2 Seiten, 1'849 Wörter, 12'860 Zeichen

Botanik — Nutzpflanzen — Landwirtschaftliche Kulturpflanzen

Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888

Roggen

Kiel (Stadt)

Bild 9.716: Kiel (Stadt)
* 5 Kiel.

(Secale L.), Gattung aus der Familie der Gramineen, [* 2] Gräser [* 3] mit vierseitiger, dichter, nickender Ähre, zweiblütigen Ährchen [* 4] und pfriemenförmigen, rauh gekielten Hüllspelzen, welche nur halb so lang sind wie die Deckspelzen, von denen die äußere auf der Spitze eine mäßig lange Granne trägt. S. cereale L., mit 1,25-2 m hohem Halm und lanzettlichen, begrannten, am Kiel [* 5] steifborstigen Deckspelzen, wird in mehreren Varietäten als Brotfrucht kultiviert.

Der Roggen gedeiht am besten in kräftigem, sandigem Lehmboden, gibt aber auch in Sandboden, Kalkmergel und nicht zu strengem, thonreichem Boden, auch in etwas moorigem Sandland gute Ernten. In zu bindigem Boden kultiviert man ihn wohl mit Weizen zusammen als Gemengkorn und erhält aus letzterm ein schönes Brot. [* 6] Man unterscheidet gemeinen oder Landroggen und Staudenroggen; letzterer wahrscheinlich nur eine durch Begünstigung der Bestockung erlangte Varietät. Der Roggen akkommodiert sich leichter als andre Kulturgewächse den äußern Einflüssen, wie Boden, Klima, [* 7] Dungkraft, behält die erlangten Eigenschaften auf dem neuen Standort einige Jahre bei und wird dann dem Landroggen der Gegend gleich. Es gibt keine konstanten Roggenvarietäten, obgleich die meisten im Handel als solche angepriesen werden.

Viel trägt hierzu die Fremdbestäubung bei. Sommerroggen ist eine Kulturform des Winterroggens, und beide Formen lassen sich ineinander überführen. Zum gemeinen Roggen gehören unter andern: der Propsteiroggen aus der Propstei in Holstein, sehr ergiebig, für ausgesprochenen Roggenboden mit vorherrschendem Sandgehalt und nicht rauhes Klima;

der Kampiner Roggen aus der Kampine Belgiens, ebenfalls für Sandboden;

der römische Roggen soll sehr genügsam im Boden sein;

der spanische Doppelroggen für bindigern Boden;

der Kleberroggen (Spätkorn) vom Westerwald für Gebirgsgegenden mit rauherm Klima;

der Schilfroggen, über 2 m hoch, mit sehr großen, aber lockern Ähren und langen Spelzen.

Man baut den gemeinen Roggen als Winterkorn, soweit es das Klima zuläßt, als Sommerkorn auch auf sandigem, lockerm Boden, welcher frühzeitige Bestellung gestattet. Sommerkorn reift etwa 14 Tage später und gibt um ein Viertel weniger Korn und Stroh als Winterkorn; seine Körner sind kleiner, aber dünnschalig und mehlreich. Wo man mit Sicherheit Winterroggen baut, ist es stets ein Fehler, Sommerroggen zu säen. Der Roggen verlangt einen zur völligen Mürbheit vorbereiteten Boden, auf welchem die Einsaat aber erst geschehen darf, wenn sich das Erdreich völlig gesetzt hat.

Wetter (Wetterkarten u

Bild 16.570: Wetter (Wetterkarten und Wetterberichte)
* 8 Wetter.

Dieselbe muß so früh erfolgen, daß sich die Pflanze noch vor dem Einbruch des Winters gut bestocken kann. Stehende Nässe erträgt der Roggen viel weniger als Weizen, und besonders sind ihm nasse Frühjahre gefährlich oder solche, wo Stürme bei trocknem Wetter [* 8] die Wurzeln bloßlegen. Die Roggenblüte ist gegen Frost sehr empfindlich. Zu starker Blattwuchs ist zu vermeiden, weil er das Lagern begünstigt. Der Staudenroggen fordert bessern Boden und zeitige Bestellung.

Hierher gehören: der Johannisroggen, welcher, bereits im Juli gesäet, im Herbst einen Futterschnitt und im folgenden Jahr eine Ernte [* 9] gibt, der abessinische und Jerusalemer Roggen. Den kleinkörnigen Winterstaudenroggen baut man im Gebirge auf Sandboden und frischem Waldboden. Sommerstaudenkorn eignet sich für rauheres Klima und nicht zu dürftigen Boden ganz vorzüglich und gibt eine reiche Ernte, wenn auch das Mehl [* 10] etwas geringer ist als das des Winterkorns. Über Aussaat, Ertrag, Keimfähigkeit etc. belehrt die nachstehende Tabelle:

Rog­gen Aussaat auf 1 Hektar Ertrag von 1 Hektar Vegeta­tions­periode 1 Hektoliter Rog­gen wiegt
breitwürfig Hektoliter gedrillt Hektoliter Kör­ner Hektoliter Stroh 100 Kilogr. Wo­chen Kilo­gramm
Winterrog­gen 1.8-4 1.5-2.2 5-19-42 29-40-60 40-46 66-73-80
Staudenrog­gen 1.2-3 1-1.6 - - - -
Sommerrog­gen 2.1-2.9 1.7-2.6 10-17-20 15-22-30 - 59-64-68

Europa. Fluß- und Gebi

Bild 5.919a: Europa. Fluß- und Gebirgssysteme
* 11 Europa.

Roggen enthält im Mittel 11,43 Proz. eiweißartige Körper, 1,71 Fett, 67,82 Stärkemehl und Dextrin, 2,01 Holzfaser, 1,77 Asche und 15,26 Proz. Wasser. Die Eiweißstoffe bestehen aus Mucedin und Glutenkasein (s. Kleber), während Pflanzenleim und Glutenfibrin zu fehlen scheinen. Die Asche des Roggens ist reich an Kali, Magnesia und Phosphorsäure. Feinde des Roggens sind besonders Mutterkorn und Rost und von den Tieren dieselben, welche auch dem Weizen verderblich werden. ist die hauptsächlichste Getreidefrucht, das Korn, im nördlichen Europa, [* 11] in Deutschland, [* 12] Polen, Rußland, Skandinavien, Dänemark, [* 13] Holland und Belgien; [* 14] er wird in Europa und Asien [* 15] vom 50. bis 60. und 65.°, in Nordamerika [* 16] vom 40.-55.° nördl. Br. kultiviert und in Mitteldeutschland bis 900 m Höhe.



Roggenbach - Rohan

Bild 13.884: Roggenbach - Rohan
* 37 Seite 13.884.

Man benutzt ihn auch zur Mästung des Geflügels, in der Bierbrauerei [* 17] und Spiritusfabrikation, [* 18] zu Grütze und als Kaffeesurrogat; auch das Stroh findet vielfache Verwendung. Der Handel mit ist sehr bedeutend. In Deutschland geben die Mark, Schlesien, [* 19] Pommern, [* 20] Mecklenburg, [* 21] Posen [* 22] Korn ab, ebenso Böhmen, [* 23] Mähren, Ungarn, [* 24] während Sachsen, [* 25] ein Teil Bayerns und Thüringens Abnehmer sind. Für das überseeische Geschäft sind Königsberg [* 26] und Stettin [* 27] Hauptplätze, dann Danzig, [* 28] Elbing, [* 29] Memel, [* 30] in Rußland Riga, [* 31] Petersburg, [* 32] Reval. [* 33] Man verschifft hauptsächlich russisches und polnisches Korn, dann solches aus Preußen [* 34] und Pommern, das beste aus Weißrußland. Die Sendungen gehen nach Holland, Dänemark, Schweden, [* 35] Frankreich, Hamburg. [* 36] England baut fast gar keinen Roggen, führt aber etwas ein; auch Nordamerika liefert Roggen nach Europa. Das Vaterland des Roggens ist nicht genau bekannt; das keltische Wort Secal oder Segal, das germanische

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Rog, Rya, das slawische Regi deuten auf den Ursprung in den Ländern zwischen Alpen [* 38] und Schwarzem Meer. Weder Inder noch Ägypter kannten den Roggen; die Griechen erhielten ihn aus Thrakien etc.; die Römer [* 39] bauten ihn mit Weizen als Grünfutter an. Schließlich hat er sich wenig über die germanischen und slawischen Volksgebiete hinaus verbreitet und nimmt einen weniger breiten Gürtel [* 40] ein als der Weizen.

Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888

Roggen.

Die Abstammung des kultivierten Roggens (Secale cereale) ist nicht sicher bekannt. Vielfach leitet man ihn von dem sizilischen Secale montanum Guss. mit seinen Varietäten S. anatolicum Bois. und S. dalmaticum Viss. ab. Bei S. montanum zerfällt die Spindel der Ähre nach der Reife, während sie bei S. cereale erhalten bleibt, auch ist letzterer ein-, höchstens anderthalbjährig, während S. montanum perenniert. Alle übrigen Unterschiede sind unwesentlich, weil schwankend.

Was nun die Lebensdauer des kultivierten Roggens betrifft, so ist bekannt, daß einige Roggenpflanzen nach der Ernte ab und zu aus der Stengelbasis einige Sprossen entwickeln, was auf eine schwache Neigung zum Perennieren hinweist. 1886 teilte Kaldurow mit, daß in einigen Departements des südlichen Rußland der Roggen als mehrjährige Pflanze kultiviert wird. Er hatte sich an ausgegrabenen Pflanzen überzeugt, daß die Stöcke Stengelreste der Triebe von 2-3 Jahren besitzen.

Batalin untersuchte darauf derartigen perennierenden Roggen, welcher im Gebiete der Donischen Kosaken seit uralten Zeiten als Winterroggen kultiviert wird, und fand die Angaben Kaldurows bestätigt. In gewöhnlichen regenarmen Jahren bilden die jungen Schößlinge nur Blätter, keine Halme, überwintern in diesem Zustand und treiben erst im nächsten Jahre die Ähren. Durch diese Beobachtung wird die Abstammung des kultivierten Roggens von S. montanum unterstützt. Es bleibt als Unterschied nur noch das Verhalten der Ährenspindel bestehen. Nun hat aber Darwin gezeigt, daß die Kulturpflanzen ihre ursprünglichen Merkmale immer in der Richtung verändert haben, welche den Bedürfnissen des Menschen entspricht, und somit erscheint die Beständigkeit der Ährenspindel lediglich als ein durch die Kultur erworbenes Merkmal.

Im Merck`s Warenlexikon, 1884

Roggen

(Secale cereale), Pflanze aus der Gruppe der Hordeaceen, Familie der Gräser (engl. rye, frz. seigle, holl. rogge und koren, ital. ségula), Kleb-, Land-, gem. Roggen-, Staudenkorn, Sommer- und Winterroggen, die Brotfrucht der Ostseeländer bis China, Mittelrußland und Österreich, im Westen weniger angebaut und auch in Amerika in geringerm Grade als andres Getreide (vgl. dieses); eigentlicher Verbreitungsbezirk von 60° und selbst 65° nördl. Br. bis zu dem Alpengebiet in Europa, und zwar allgemeiner erst seit der Völkerwanderung, in Amerika nur bis zu 58°. Der R. ist das Hauptgetreide der Ebenen und der sandigen Bodenarten, gehört zu den sichersten Getreidepflanzen, verträgt Kälte, aber nicht Nässe und ist für den Landwirt von der größten Bedeutung, weil er ihm das meiste und brauchbarste Stroh zu verschiednen Zwecken liefert.

Die Sommerfrucht gedeiht auch da, wo andres Getreide nicht fortkommt, wird aber später reif und giebt um ¼ geringere Erträge. Wo irgend möglich baut man nur Winterfrucht, welche zugleich gute Vorfrucht für Sommersaaten ist. R. kann mehrfach hinter einander auf gleicher Stelle gebaut werden, doch ist der mehrmalige Bau jetzt nicht mehr beliebt; er kann frische Düngung vertragen, wird aber jetzt meist ohne solche gebaut, in zweiter Tracht, besonders nach Futterpflanzen, Hackfrucht etc. -

Man kennt viele Varietäten, gewöhnlichen oder kurzen, Johannis-, Probstei-, Campiner-, Kleb-, Riesenstauden-, Kolossal-, russischen Schnee-, Winter-Roggen etc., unterscheidet aber hauptsächlich nur den gewöhnlichen oder gemeinen R. und den Staudenroggen; die Varietäten gehen leicht wieder in die des gemeinen R. über und sind entstanden durch besondere Auswahl der schwersten Körner und gute Pflanzung. Die Staudenroggenarten können vorher zu Grünfutter benutzt werden, da sie einen Schnitt davon vertragen. R., wird auch vielfach im Gemenge mit Weizen gebaut (Mengfrucht) oder als Grünfutter. Seine Saatzeit und Ernte ist mit die früheste; als Winterfrucht reift er meist in 40-46, als Sommerfrucht in 16-20 Wochen. Er ist anspruchsloser als Weizen und gibt pro ha 8-40 hl zu 68-78 kg Körner und 20-78 m. Ztr. Stroh als Winterfrucht, 12-20 hl und 10-29 m. Ztr. als Sommerfrucht. -

Der R. ist auch für die Viehfütterung von Bedeutung, da er für alles Vieh gefüttert werden kann und Kleie und Schwarzmehl sehr wertvoll dazu sind. -

Die Hauptländer für R. sind die osteuropäischen und norddeutschen Tiefebenen; Deutschland führt seit einigen Jahren mehr ein als aus - 1880 betrug die Einfuhr 690 Mill. kg (von Rußland, Österreich, Frankreich und Belgien) und die Ausfuhr 27 Mill. kg, die Mehreinfuhr also 663 Mill. kg oder 663.000 t; von 1878-1881 war die Ernte beim Preis von 121,04-203,28 Mk. zusammen 837,556-1006,749 Mill. Mk., 1878 der Anbau 5.934.927 ha (3732,4 ha zu Grünfutter, 210.207 ha als Sommerfrucht), der Ertrag 134.612.945 Ztr. Winter- und 3.780.394 Ztr. Sommerkorn und 320.587.415 Ztr. und 8.787.714 Ztr. Stroh. Der Durchschnittspreis in Preußen war für 100 kg von 1873-1881 am niedrigsten mit 14,3 Mk. im Jahre 1878 und am höchsten mit 20,2 Mk. im Jahre 1881. Als Normalernte wird für Deutschland 116 Mill. Ztr. angegeben. -



Rohr

Bild 21.463: Rohr
* 41 Seite 21.463.

Die Haupthandelsplätze für R. sind die Ostseehäfen, neuerdings aber bedeutend in Abnahme; die Mark, Schlesien, Pommern, Mecklenburg, Posen, Böhmen und Mähren können Korn abgeben, Sachsen, ein Teil Bayerns, Thüringen etc. sind Abnehmer. In neurer Zeit ist auch Ungarn mit dem Vororte Pest für die Versorgung deutscher Gegenden sehr belangreich geworden; so hat z. B. jetzt das sächsische Erzgebirge daselbst seine Kornkammer, während es früher noch in den Berliner Handelsbezirk fiel. Die Berliner Kornbörse ist das bedeutendste Emporium für den kontinentalen Handel. Für das überseeische Geschäft sind Königsberg und Stettin die Hauptplätze, dann folgen Danzig, Elbing, Memel, in Rußland Riga, Petersburg und

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Reval. Es wird hauptsächlich russisches und polnisches Korn verschifft, dann solches von Preußen und Pommern; das beste wird aus Weißrußland zugeführt. Die Sendungen gehen nach Holland, Dänemark, Schweden, Frankreich, Hamburg. England baut fast gar keinen R., führt aber immer etwas ein aus Rußland, Preußen und den Vereinigten Staaten. Nordamerika baut R. für seinen Bedarf, macht aber keinen starken Handelsartikel daraus. Was von solchem überseeischen R. nach Hamburg gelangt, wird als gute Ware gern gekauft. Weiteres über R. s. unter Getreide. - Zoll s. Tarif im Anh. Nr. 9 a.

Im Geographisches Lexikon der SCHWEIZ, 1902

Roggen

(Kt. Solothurn, Amtei Balsthal).

998 m. Breiter Jurarücken links über der Dünnern, n. Oensingen und w. Buchsiten.

Zum grossen Teil bewaldet;

am W.- und O.-Hang einige Sennberge.

Der höchste Punkt, Bogenfluh geheissen, zeigt ein langes Felsband.

Sehr schöne Aussicht auf die Kantone Bern, Solothurn und Luzern und die Alpen.



Roggenburg - Roggern

Bild 44.226: Roggenburg - Roggern
* 42 Seite 44.226.

Einige seltene Pflanzen werden dadurch

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vor dem Ausrotten geschützt, dass die Gemeinden Oensingen und Balsthal das Pflücken derselben verboten haben.