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Rosenkreuzer | eLexikon | Kulturgeschichte - Geheime Gesellschaften u. dgl

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Rosenkreuzer,

die Mitglieder einer geheimen Gesellschaft des 17. Jahrh., deren Zweck angeblich die allgemeine Verbesserung der Kirche und die Gründung einer dauernden Wohlfahrt der Staaten und der Einzelnen war. Die Idee ging von Johann Valentin Andreä (gest. 1654 in Stuttgart) [* 2] aus und war dargestellt in drei Flugschriften: »Fama Fraternitatis« (Kassel [* 3] 1614),

16.384e

Bild 16.384e: Wappen I (Entwickelung der Wappenkunst, Doppelseitige Farbkarte)
* 4 Wappen.

»Konfession der Societät der Rosenkreuzer« (das. 1613) und »Chymische Hochzeit Christian Rosenkreutz« (1616), die indessen zum Teil satirisch gemeint sein mögen und vielleicht gar auf eine Verspottung der theosophisch-alchimistischen Geheimthuerei jener Zeit hinausliefen. Der Verfasser nannte sich in diesen anonymen Flugschriften einen Ritter vom Rosenkreuz, weil er als Anspielung auf seinen Namen ein Andreaskreuz mit vier Rosen (den Symbolen der Geheimhaltung) in seinem Petschaft führte, woraus das Wappen [* 4] der spätern Rosenkreuzer (Andreaskreuz und Rose mit der Umschrift: »Crux Christi Corona [* 5] Christianorum«) hervorgegangen ist.

In der letztgenannten Schrift hatte er mit Anspielung auf jenen selbstgewählten Namen erzählt, ein deutscher Edelmann, Christian Rosenkreuz, habe 1378 das Morgenland besucht und von den indischen Weisen die Geheimnisse des philosophischen Steins und Lebenselixirs erlernt, worüber 1604 schriftliche Aufzeichnungen in seinem Grab aufgefunden worden seien. An dieses Märchen knüpften die spätern an. Die von Andreä 1620 gestiftete Fraternitas christiana wollte infolge der Wirren des Dreißigjährigen Kriegs nicht gedeihen; dagegen bemächtigten sich bald Schwärmer, mystische Philosophen und Alchimisten seiner Idee, und es entstand 1622 im Haag [* 6] eine Rosenkreuzergesellschaft, welche ihre Verzweigungen in Amsterdam, [* 7] Nürnberg, [* 8] Hamburg, [* 9] Danzig [* 10] u. a. O. hatte und sich bis nach Italien, [* 11] besonders nach Mantua [* 12] und Venedig, [* 13] ausbreitete.

Orden

Bild 12.426a: Orden
* 14 Orden.

Die Mitglieder dieser Gesellschaft nannten sich wahre Rosenkreuzer und ihren Stifter Christian Rose. Die neuen Rosenkreuzer, welche 1756-68 zuerst in Süddeutschland als Inhaber eines höhern Grades der Freimaurerei auftauchten, bemühten sich, ihren Orden [* 14] als eine aus den frühern Rosenkreuzern hervorgegangen Verbrüderung darzustellen. Dabei nährten sie den Wahn, daß die eigentlichen Mysterien des Freimaurerordens in einen Nimbus von Theosophie, Magie und Alchimie gehüllt wären, zu dessen Enthüllung nur die tief Eingeweihten gelangen könnten. G. Schrepfer in Leipzig [* 15] benutzte ebenso wie Cagliostro den in seiner zu Schwärmerei und Mystizismus neigenden Zeit verbreiteten Glauben an einen mit außerordentlichen geheimen Kenntnissen ausgerüsteten Rosenkreuzerbund, indem er sich als Agent desselben ausgab, zu einträglichen Schwindeleien, und eine Menge deutscher Edelleute, wie der Herzog von Kurland, [* 16] der Graf Brühl, der sächsische Minister v. Wurmb, der spätere preußische Minister Wöllner u. v. a., gingen auf diesen Köder in sein Netz. Im schottischen Titusorden ist der Ritter oder Prinz vom Rosenkreuz (le souverain prince Rose-croix) der achtzehnte Grad, eine Erinnerungsfeier des Todes und der Auferstehung Jesu in katholisch-religiöser Weise.

Vgl.   Buhle, Über den Ursprung und die vornehmsten Schicksale der Rosenkreuzer und Freimaurer (Göttingen [* 17] 1804);

Nicolai, Bemerkungen über den Ursprung und die Schicksale der Rosenkreuzer und Freimaurer (Berl. 1806);

Guhrauer, Über Sinn und Zweck der Fama Fraternitatis (in Niedners »Zeitschrift für historische Theologie« 1852);

E. Sierke, Schwärmer und Schwindler des 18. Jahrhunderts (Leipz. 1874);

Waite, The real history of the Rosicrucians (Lond. 1887).