peter-hug.ch

Salzsäure | eLexikon | Chemie - Metalloide

  • ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz

Salzsäure

(Chlorwasserstoffsäure, wäßriger Chlorwasserstoff, Hydrochlorsäure, frz. acide chlorhydrique; engl. hydrochloric acid.). Unter diesem Namen kommt eine Auflösung von Chlorwasserstoffgas in den Handel, welche in großen Mengen als Nebenprodukt bei der Sodabereitung aus Kochsalz nach dem Verfahren von Leblanc gewonnen wird. Die großen Mengen unreiner Säure, welche bei dieser ausgedehnten Fabrikation abfallen und sehr wohlfeil zu haben sind, decken nicht nur allen Bedarf zu technischen Zwecken, sondern können sogar kaum aufgebraucht werden.

Nur für die Fälle, wo die Säure rein sein muß, wie zum medizinischen und chemischen Gebrauch und für gewisse Verwendungen in der Färberei, stellt man sie besonders in kleinerm Maßstabe her, indem man sie von recht reinen Materialien (Kochsalz und Schwefelsäure) aus Glasretorten abdestilliert. Die Darstellung reiner Säure aus der Fabriksäure ist zu umständlich, auch nicht lohnend. Das Chlorwasserstoffgas an sich besteht aus einer Verbindung von gleichen Raum teilen der beiden Gase Chlor und Wasserstoff.



Sämereien - Samt

Bild 21.484: Sämereien - Samt
* 2 Seite 21.484.

Dem Gewicht nach besteht allerdings eine Gleichheit nicht, denn, das Chlor wiegt 35,5, während die gleiche Raummenge Wasserstoff nur 1 wiegt. Das Chlorwasserstoffgas wird von Wasser so begierig verschluckt, daß dasselbe bei 20° C. 475 mal sein eigenes Volum an Gas aufnehmen kann. Das spezif. Gewicht des so beladnen Wassers steigt dabei bis auf 1,16 oder 22° Bé. Die Rohre, welche die halb mit Wasser gefüllten Sammelgefäße verbinden, dürfen in das Wasser gar nicht eintauchen und brauchen es auch nicht, da die obern Wasserschichten, wenn sie sich mit dem Gas beschwert haben, immer untersinken und andern Platz machen, bis vollständige Sättigung eingetreten ist. Die käufliche S. ist eine äußerst saure und stechend riechende, weißliche Nebel ausstoßende Flüssigkeit, die im reinsten Zustande wasserhell aussieht, während die käufliche rohe Säure mehr oder weniger gelb ist infolge der darin enthaltenen fremden Stoffe. Diese sind gewöhnlich Eisen, Chlor, Schwefelsäure; nicht

mehr

selten ist auch ein Arsengehalt vorhanden, wenn die gebrauchte Schwefelsäure aus Schwefelkiesen dargestellt wurde. Die S. wird in eben solchen großen gläsernen oder steinernen Ballons mit Korb versandt wie die andern Mineralsäuren und ist so wohlfeil, daß sie gewöhnlich nicht mehr wert ist als die Verpackung. In den Fabriken ist sie unter Umständen wohl zu 1 Mk. der Zentner zu erhalten; im Handel kostet sie etwa 3 Mk. Es gibt für etwa den doppelten Preis auch rohe weiße, also doch einigermaßen gereinigte. Gradangaben werden nicht viel gebraucht, da das spezif. Gewicht wegen der fremden Bestandteile nichts Genaues besagen kann. Die gewöhnliche Ware wiegt etwa 20-22° Bé., was einem spezif. Gewicht von 1,15-1,16 entspricht und einen Gehalt von 30-32% trocknen salzsauren Gases voraussetzen läßt.

Stärkere, also mehr Gas enthaltende Säuren stoßen viel Dämpfe aus und heißen daher auch rauchende. Diese Nebel rühren daher, daß das aus der Säure entweichend Gas aus der Luft gleich wieder Wasserdünste an sich reißt und damit wäßrige Säure bildet. Chemischreine S., (acidum muriaticum purissimum) darf, nach dem Verdünnen mit Wasser, weder mit Blutlaugensalz, noch mit Schwefelcyankalium eine Färbung geben und auch durch Schwefelwasserstoff darf kein Niederschlag entstehen; Indiglösung darf nicht gebleicht werden und Chlorbaryum darf in der verdünnten Säure keinen Niederschlag von schwefelsaurem Baryt geben. -

Die Verwendungen, bei welchen rohe S. auch wieder in Massen aufgeht, sind die Fabrikation von Chlor und Chlorkalk und von Salmiak. Außerdem dient sie zur Extraktion der Knochen für die Leimbereitung, in den Zuckerfabriken zur Wiederbelebung der Knochenkohle, zur Bereitung von Chlorzinn, Chloreisen, zur Extraktion von Kupfer aus armen Erzen und noch zu einer Menge andrer technischer Zwecke. Wenn unter den sauren Lösungsmitteln die Wahl freisteht, so wird immer diese Säure als die wohlfeilste gebraucht werden. Man verwendet sie auch wohl zur Entwickelung von Kohlensäure für die Darstellung kohlensaurer Getränke, was aber nicht zu billigen ist.

Die größte Menge der Säure produziert England notgedrungen in seinen großartigen Sodafabriken. Man rechnet dort das jährliche Quantum zu 13000 Tons; also 260.000 Ztr. Die dortigen Fabriken kondensieren nicht in Vorlagen, sondern lassen die sauern Dämpfe mit den Feuergasen der Flammenöfen in mächtigen Türmen aufsteigen, welche mit Koks gefüllt sind, zwischen denen beständig Wasser herabrieselt. Die Säure wird in dieser Weise bis auf eine geringe Kleinigkeit eingefangen. Die S. verdient eigentlich den Namen einer Säure nicht, da sie keine Salze zu bilden vermag; was man früher mit dem Namen salzsaure Salze belegte, sind Chloride. Die Einfuhr von S. in das Deutsche Reich belief sich 1881 auf 1.353.700 kg, die Ausfuhr dagegen auf 7.537.500 kg. -

Zollfrei.