peter-hug.ch

SANKT PETERSINSEL | eLexikon | Bern - Nidau - Twann

  • ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
  • ️Sun Jun 26 1904
vergrössern: Ligerz und Sankt Petersinsel von Norden.
Ligerz und Sankt Petersinsel von Norden.

Sankt

Petersinsel, französisch Ile de Saint Pierre (Kt. Bern, Amtsbez. Nidau, Gem. Twann). 432-473 m. Insel im Bielersee und zugleich grösste und schönste Insel der Schweiz. 2,6 km wnw. der Mündung des Aarekanales beim Hagneckwerk, 10 km wsw. Biel; 3,7 km ö. Neuenstadt und 4,2 km onö. Erlach; 1,3 km s. der Station Ligerz der Linie Biel-Neuenburg. Wohnhaus mit Oekonomiegebäuden, 10 reform. Ew. Kirchgemeinde Twann. Regelmässige Dampfbootverbindung mit Neuenstadt und Erlach.

Telegraph. Die St. Petersinsel besteht wie die «Kleine Insel» aus nahezu horizontal geschichteter Molasse. Als vor der Juragewässerkorrektion und der Ablenkung der Aare in den Bielersee (1870-1875) der Spiegel dieses letztern noch höher lag als heute, war die St. Petersinsel rings von tiefem Wasser umgeben und wurde von der «Kleinen Insel» (oder Ilôt des Lapins) durch einen 800 m breiten Kanal getrennt. Sie hatte damals einen Umfang von 2,5 km und einen Flächeninhalt von 37,5 ha und war 1774 zum Schutz gegen den Wellenschlag mit einer 3 m hohen Steinmauer umgeben worden.

Diese Verhältnisse sind dann durch die Tieferlegung des Seespiegels um 2,2 m andere geworden, indem nun die früher vom Wasser überflutete Landzunge, welche die St. Petersinsel mit dem Molassezug des Jolimont (Fortsetzung des den Neuenburgersee in zwei Becken trennenden unterseeischen Rückens) verbindet, trocken gelegt wurde. Es bildeten von nun an die St. Petersinsel und die Kleine Insel nur mehr die höchsten Punkte einer mit Schilf bewachsenen schlammigen Halbinsel, Heidenweg genannt, bis man diese als unangenehmes Hindernis für den Schiffsverkehr von einem Seeufer zum andern empfand und daher etwas nö. Erlach mit einem 320 m langen und 12-14 m breiten schiffbaren Kanal durchbrach, der also die St. Petersinsel (oder Motte, wie sie auch genannt wird) wieder zu einer wirklichen Insel machte.

Diese hat nun einschliesslich ihres trocken gelegten Strandes eine Fläche von 89,7 ha; sie zieht sich von SW. nach NO. und liegt mit ihrem höchsten Punkt 41 m über dem Spiegel des Bielersees. Von N. her gesehen, zeigt sie sich als eine langgestreckte und mit einem dichten Wald bewachsene Anhöhe. Die nach S. und SO. gekehrte sanftere Abdachung der Insel ist mit Reben, Feldern, Baumgarten und Gärten bestanden, während im N. und NW. ein prachtvoller Eichen- und Buchenwald steht.

Der trocken gelegte Strand bedeckt sich rasch mit dichtem Weidengebüsch. Längs dem Aussenrand der heute gänzlich unnütz gewordenen Steinmauer führt ein Fussweg rings um die ganze Insel. Am S.-Ufer befindet sich die bescheidene Schifflände, und 200 m nw. von ihr stehen die weitläufigen Bauten der einstigen Propstei, die heute dem Verwalter und Personal des landwirtschaftlichen Betriebes auf der dem Berner Bürgerspital gehörenden Insel als Wohnung dienen.

Sommerfrische und Gastwirtschaft. Im Verwalterhaus zeigt man den zahlreichen fremden Besuchern das von J. J. Rousseau 1765 während nahezu drei Monaten bewohnte Zimmer. Am 26. Juni 1904 hat die Sektion Neuenstadt der Société jurassienne d'Émulation in einer kleinen Anlage am Ufer der Insel eine Büste des unsterblichen Verfassers des Contrat social feierlich eingeweiht. Den Wald durchzieht eine von mächtigen Bäumen eingefasste prachtvolle Allee, in deren Mitte ein reizender achteckiger Pavillon eine weite Aussicht auf See, Jura und Alpen gewährt.

Die St. Petersinsel bildet einen wirklich zauberhaften sommerlichen Aufenthaltsort, dessen Ruhe blos im Herbst während der Zeit der Weinlese von den zahlreichen Besuchern unterbrochen wird, die in grossen und kleinen Schiffen und Barken von allen Uferorten des Bielersees und selbst von Neuenburg hierher pilgern, um unter den schattigen Bäumen oder im Pavillon fröhlich zu tanzen und einen vergnügten Feiertag zu halten. Die St. Petersinsel im Bielersee wurde zusammen mit andern Gütern vom Grafen Wilhelm III. von Burgund und Mâcon 1107 der Abtei Cluny geschenkt.

Graf Wilhelm III. und sein Sohn Wilhelm IV. wurden zusammen mit Peter und Philipp von Glâne am 9. Februar 1126 in Payerne ermordet und dann auf der Petersinsel beigesetzt, die nun den Namen der Grafeninsel (Ile des Comtes) erhielt. Schon um 1220 hatte die Abtei Cluny einen Propst und sechs Mönche auf die Insel gesandt und hier eine Propstei gründen lassen. Diese stand unter den Grafen von Neuenburg-Nidau und denen von Neuenburg-Aarberg als ihren Kastvögten, trat 1359 mit Biel in ein Burgrecht und besass Güter auf dem Tessenberg und in der Grafschaft Nidau. Am 14. Dezember 1481 wurde die Propstei von Papst Innozenz VIII. dem St. Vinzenzstift in Bern geschenkt, dem sie von 1507 an unbestritten verblieb, nachdem sich 1488 das Kloster St. Johannsen bei Erlach ihrer eine zeitlang bemächtigt hatte.

Zur Zeit der Reformation hob man 1530 die Propstei auf und gab ihre Güter, d. h. also auch die St. Petersinsel selbst, dem Bürgerspital zu Bern, das seither den Namen Inselspital führt. Die Propstei war den Heiligen Peter und Paul geweiht gewesen und führte als Wappen einen schwarzen Dreizack im goldenen Feld. 1688 internierte die Berner Regierung auf der Insel mehr als hundert flüchtige Waldenser aus dem Piemont. Nördl. der Insel hat man einen grossen Pfahlbau aus der Bronzezeit und s. von ihr einen solchen aus der Steinzeit entdeckt.