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Scharlach | eLexikon | Medicin - Specielle Pathologie - Infektionskrankheiten

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Scharlach

(Scharlachfieber, Scarlatina), fieberhafte ansteckende Krankheit, deren Name von dem auffallenden roten Hautausschlag hergenommen ist (vgl. Tafel »Hautkrankheiten«, [* 2] Fig. 7). Das Krankheitsgift ist noch völlig unbekannt. Die Inkubationszeit des Scharlachfiebers, d. h. die Zeit, welche zwischen der Ansteckung und dem Ausbruch der Krankheit vergeht, scheint etwa acht Tage zu betragen. Personen, welche das Scharlachfieber einmal überstanden haben, werden nur äußerst selten zum zweitenmal von derselben Krankheit ergriffen.

Bei herrschenden Scharlachepidemien bleiben die Säuglinge häufig verschont; Kinder, welche das zweite Lebensjahr überschritten haben, sind für die Ansteckung am meisten empfänglich. Indes werden auch erwachsene Menschen häufig genug vom Scharlachfieber befallen, wenn sie dasselbe nicht als Kinder überstanden haben. Vorzugsweise, jedoch nicht ausschließlich kommen die Scharlachepidemien im Herbst und Frühjahr in sehr wechselnder Bösartigkeit vor.

Haut (anatomisch)

Bild 8.231: Haut (anatomisch)
* 3 Haut.

Die Organe, welche beim Scharlachfieber am augenfälligsten erkranken, sind die äußere Haut, [* 3] die Rachenschleimhaut und die Nieren. Der Scharlachausschlag auf der Haut beginnt mit dem Auftreten zahlreicher kleiner, dicht bei einander stehender geröteter Punkte, welche alsbald zusammenfließen und eine gleichmäßig gerötete Fläche bilden. Die Haut ist dabei gleichmäßig angeschwollen, oft glänzend und geglättet. Bei den regulären Scharlachfällen ist auch konstant eine Entzündung der Rachenschleimhaut zugegen, und in bösartigen Epidemien nimmt die Halsaffektion nicht selten die Form der diphtheritischen Entzündung an. Damit verbinden sich dann zuweilen Entzündungen der Nase, [* 4] der Ohrspeicheldrüsen, der Lymphdrüsen und des Bindegewebes am Hals, welche meist in Vereiterung oder selbst in Brand übergehen.

Ganz konstant ist mit dem Scharlachfieber eine Erkrankung der Nieren verbunden, welche sich durch den Abgang von Eiweiß mit dem Harn und durch Abstoßung der Nierenepithelien zu erkennen gibt. In seltenen Fällen treten andre Erkrankungen, besonders Entzündungen der Gelenke, der serösen Häute, des innern Ohrs, hinzu. Die reinsten Scharlachfälle, bei welchen neben dem entzündlichen Fieber nur der Hautausschlag, die Rachenentzündung und die Blutüberfüllung der Nieren bestehen, pflegt man als einfaches, normales oder gutartiges Scharlachfieber zu bezeichnen; aber auch dieses stellt immer eine schwere Erkrankung dar. Im Inkubationsstadium ist bei den meisten Individuen das Wohlbefinden völlig ungetrübt.



Scharlachbeere - Schar

Bild 14.406: Scharlachbeere - Scharnhorst
* 6 Seite 14.406.

Einzelne Kranke klagen jetzt schon über Mattigkeit, Abgeschlagenheit und über ein unbestimmtes Krankheitsgefühl. Das Stadium der Vorläufer (meist 1-2 Tage) beginnt mit wiederholtem Frösteln, seltener mit einem einmaligen Schüttelfrost. Der Kranke bekommt nun das Gefühl brennender Hitze, Brechneigung oder wirkliches Erbrechen, heftigen Kopfschmerz, das Gefühl großer Erschlaffung, eine allgemeine Schmerzhaftigkeit der Glieder. [* 5] Der Durst ist gesteigert, der Schlaf gestört. Der Puls macht oft jetzt schon 120-130 Schläge in der Minute, und die Körpertemperatur hat eine Höhe von 39° C. und darüber. Gleichzeitig klagen die Kranken über ein Gefühl von Trockenheit und Brennen im Hals und über Schmerzen, welche durch Schlingbewegungen vermehrt werden. Die Schleimhaut der Mandeln und des weichen Gaumens zeigt sich dunkel gerötet und geschwollen. Manche Kranke sind sehr aufgeregt oder delirieren,

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andre liegen teilnahmlos und apathisch da. Kinder werden nicht selten von vorübergehenden Zuckungen befallen. Andre Kranke ertragen das Vorläuferstadium viel leichter und scheinen während desselben kaum ernsthaft krank zu sein. Das Stadium des Scharlachausschlags kündigt sich fast immer durch eine Steigerung des Fiebers an. Auch die Kopfschmerzen, das Schwächegefühl, die Aufregung oder Apathie der Kranken steigern sich, und gerade in dieser Zeit werden bei Kindern am häufigsten konvulsivische Anfälle beobachtet.

Blutbewegung (chemisch

Bild 3.61: Blutbewegung (chemische Einflüsse auf die Herzarbeit; die B. in den Gefäßen)
* 7 Blüte.

Die dunkelste Röte findet sich am Hals, an den Streckseiten der Arme und Beine, an den Gelenken, Händen und Füßen. Mit dem Ausbruch des Exanthems steigern sich die Halsbeschwerden, die Rötung des Gaumens wird stärker, die Zunge zeigt nicht bloß an den Rändern, sondern auch auf dem Rücken, von dem sich der anfangs vorhandene Belag gewöhnlich abgestoßen hat, eine dunkle Himbeerröte (»Himbeerzunge«). Das Stadium der Blüte [* 7] des Ausschlags, welches 4-5 Tage anzudauern pflegt, ist dadurch charakterisiert, daß etwa am zweiten Tag desselben das Fieber, der Ausschlag und die Halsbeschwerden ihren Höhepunkt erreichen.

Der Harn enthält jetzt reichliche Mengen abgestoßener Nierenepithelzellen und häufig etwas Eiweiß. Auch das Allgemeinbefinden der Kranken ist zu dieser Zeit am schwersten beeinträchtigt. Dann aber pflegen sämtliche Krankheitserscheinungen langsam abzunehmen, die Pulsfrequenz und Temperaturerhöhung herabzugehen; das Exanthem erblaßt, die Schlingbeschwerden werden geringer, und das Allgemeinbefinden bessert sich. Gewöhnlich am fünften Tag nach dem Ausbruch des Exanthems beginnt das Stadium der Abschuppung.

Die Haut, welche bisher gerötet war, wird blaß, rauh und spröde, und die Epidermis [* 8] löst sich in vielen kleinen Fetzen oder in größern Lappen ab; es verlieren sich auch die letzten Spuren des Fiebers und der Halsbeschwerden. Die Krankheit endigt bei normalem und gutartigem Verlauf in der 3.-4. Woche mit vollständiger Genesung. Zu den gutartigen Fällen von S. rechnet man auch noch zwei rudimentäre Formen der Krankheit, nämlich das S. ohne Halsbeschwerden (scarlatina sine angina) und solche Fälle von Angina, welche zur Zeit einer Scharlachepidemie auftreten, bei welchen aber kein Scharlachausschlag auf der äußern Haut vorhanden ist (scarlatina sine exanthemate).

Ist der Verlauf ein ungünstiger, so kann in jedem Stadium der Tod eintreten, entweder unter Steigerung der fieberhaften Allgemeinkrankheit oder der Rachendiphtheritis oder der Nierenentzündung. Im letztern Fall entsteht Wassersucht. Die Behandlung erfordert, wie bei allen Seuchen, mehr Vorsichtsmaßregeln als Mixturen. Strenge Absonderung des Kindes ist dringend geboten, daneben achte man auf jede Verdauungsstörung und frage bei etwanigen Mandelschwellungen ungesäumt um ärztlichen Rat.

Bett

Bild 2.837: Bett
* 9 Bett.

Bei normalen Scharlachfällen sorgt man für eine gleichmäßige, eher kühle (15-20° C.) als zu warme Temperatur des Krankenzimmers, welches sorgfältig und öfters gelüftet werden muß. Als Getränk passen kühles Wasser oder eine säuerliche Limonade, als Nahrung einfache, dabei leicht nährende Suppen, Milch u. dgl. Der Kranke muß bis zur beendigten Abschuppung im Bett [* 9] bleiben und auch dann noch ängstlich vor Erkältungen geschützt werden, daher mindestens noch 14 Tage das Zimmer hüten.

Sonst ist in gutartigen Fällen keine besondere medikamentöse Behandlung erforderlich. Erreicht in bösartigen Fällen die Körpertemperatur eine gefahrdrohende Höhe, so leisten abkühlende Vollbäder und Einwickelungen des ganzen Körpers in nasse, kalte Leintücher vorzügliche Dienste. [* 10] Diese Einwickelungen müssen drei- bis sechsmal hintereinander in Pausen von 10-15 Minuten wiederholt werden, worauf der Kranke in das Bett geschafft wird, bis sich neue Entwickelungen nötig zeigen.